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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

DOI Kapitel:
No. 91 - No. 100 (4. April - 13. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42549#0373

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No. O2.


1842.




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Heidelberg, im März —



Karlsruhe, 31. März. Im Lande werden fortwährend
Tie abentheuerlichſten Gerüchte verbreitet, um im Sinne der
Orpoſition auf die Wahlen einzuwirken und gegen die Regie⸗
rung aufzureizen. Das Gerücht über die Domaͤnen iſt bereits
in Diefer Zeitung vom 20. dieſes Monats als eine reine Er—
findung daͤrgeſtelit worden. Unwaht iſi ferner, daß die Regie⸗
ung. den Standes- und Grundherrn eine höhere Entſchäͤdigung
für ihre Zehntrechte zu dewilligen beabſichtige; wenn der vor?
Ualige Keichsadet mit der gẽſetzlich zusgeworfenen Entſcha—
Digung nicht zufrieden if, fo ınag er feine Anfprüche auf dem
Wege Rechtens feſtſtellen laſſen; dieſer Gegenſtand liegt daher
in der Hand der Gerichte, nicht in der der Kammern. Endlich
wird von Ulebelwollenden ausgeſprengt, die Budgetkommiſſion
habe, mwährend man von einem neuen Anlehen zum Eiſen—
Lahnbau ſpreche, große, von der Regierung hinterhaltene,
Miztel zu auſſerordenti. Ausgaben entdeckt — Ddie Regierung
wolle das Kommunvermögen einziehen, ja ſie wolle die Leib⸗
eigenſchaft wieder einführen! Dieſe Mährchen ſind in der
That zu abgeſchmackt, um einer Widerlegung zu bedürfen.
Wer ſich ſolcher Mittel bedienen mag und davon einen ſeinen
Zwecken günſtigen Eindruck erwartet, muß wahrlich einen
fteinen Begriff son der Bildung und Mündigkeit des bad. Volks
paben! Wir dagegen ſind überzeugt, daß ſelbſt derjenige Theil
des Volkes, welcher mit der Lage der öffentlichen Angelegen—
heiten weniger bekannt iſt, ſich hierdurch nicht bethören laͤſſen
wird. Vichtiges liegt Ddermalen in den Händen der Wahl—
maͤnner. Zwaͤr handelt es ſich nicht, wie die Oppoſition glauben
mochen will, um eine Appellation an’s Volk zur Entſcheidung
Dder Urlaubsfrage, und ob die Negierung oder die zweite Kammer
vecht gehabt habe. Streitige Verfaſſungsfragen werden nicht
durch die Wahlmänner , fondern nur auf dem Wege des Ge—
Ebes entſchieden; vis daͤhin handelt jeder Theil innerhalb ſeines
. Birfungsfreifes nach Dderjenigen Anficht, welche er der Ver
ſaſſung für entſprechend hHält. Aber um große, tief in's Leben

eingreifende Intereſfen wuͤdes ſich auf dem bevorſtehenden Land—
tage handeln: ein Strafgefeßbuch liegt zur Schiußberathung
vor; ein Straßengefeß, wichtig für die Srleichterung des
Verkehrs in allen Landestheilen, wurde ſchon zweimal der
Kammer vorgelegt, ohne daß ſie bis jetzt zu deſſen ausführ—
licher Berathung Muße gefunden hätte; dringend iſt es, daß
der Bau der Eiſenbahn vom Neckar bis an die ſchweizer Gränze
auf's Thätigſte betrieden werde, damit dem Landenicht großer
Nachtheil erwachſe. In allen dieſen Punkten kann nuͤr' dann
etwas zu Stande kommen, wenn aus den Wahlen eine Kammer


G. Reichard.

— — —⏑

hervorgeht, welche es über ſich gewinnt, die politiſchen Fragen
wenigſtens eine Zeitlang ruhen zu laſſen, — eine Kaͤmmer,
die alle ihre Kräfte auf Förderung der wahren Landesintereſſen
richtet und der es ernſtlich daruin zu thun iſt, hierin zum
Einverſtändniß mit der Regierung zu gelangen. Geſchieht dies
nicht, ſo wird ſich vorausſichtlich' daͤs detrübende Schauſpiel
über die Auslegung von Ver—
faſſungsparagraphen wird von Neuem ohne Ende geſtritten,
das wahre Landeswohl aber dadurch um keinen Schritt befoͤrdert
werden, Wir glauben, daß die Regierung mit Vertrauch der
Kammer, welche das Volk ſendet, entgegen ſehen darf; von
ſeinem geſunden Sinne darf ſie mit Zuverſicht erwarten, daß
dieſes Vertrauen nicht getäuſcht werden wird. — —

Freiburg, 1 April. Bei der heute ſtattgehabten Wahl
der Wahlmänner für den 2. Wahldiſtrikt wurden durch Mehr—
heit, der Stimmen zu Wahlmännern gewählt: 1) Hr. Zunft⸗
meiſter J. B. Betzinger, 2 Hr. Stadtrath und Handelsmann
Chriſt. Sautier, 3) Ht. Gafigeber Franz Zimmermann zum
Kaiſer, 4) Hr. Handelsmann Anten Gaͤß, 5) Hr. Gemein—
derath Xaver Pohrr, 6) Hr. Handelsmann Karl Heinrich
Lapferex, ?*) Hr. Gemeindekath Karl Herb, 8) Hr Gemein—
derath Joh. Nep. Hölzlin. (F. 3.)

Konftanz, 31. März. Unter den 82 Wahlmännern der

hieſigen Stadt befinden ſich der Bürgermeiſter Huetlin,
Pfarrer Kuenzer, Handelsmann Delisle, Gemeinderath
4 — Arzt Vanotti, Hofgerichtsadvoͤkat Würth
u. ſ. w.
Stuttgart, 31. März. Die erledigte Stelle eines ordent—
lichen Profeſſors an der philoſophiſchen Fakultät in Tübingen
wurde geſtern mit erhoͤhtem Gehalte und unter beſonders gün⸗
ſtig geſtellten Verhältniſſen deni Profeſſor Fichte in Bonn uͤber—
tragen. Wie unſere Regierung durch dieft Berufung der Uni—
verſität Tüdingen eine weitere Zierde erworben, ſo haͤt ſie auch
vor einigen Tagen ihren Eifer für Förderung des Neal- unı
Gewerbſchulweſens auͤf's neue beurkundet, indem ſie den Pro⸗
feſſor Nagel aus Ulm mit einer wiſſenſchaftlichen Neiſe nach
Norddeutſchland zur Beſichtigung der dortigen betreffenden Lehr—
anſtalten deauftraͤgte.

— Ein in unſerer Stadt vertreitetes Geruͤcht dezeichnet
den Profeſſor 9. Hirſcher zu Freiburg, den wir einſt mit
gerechtem Stolze den unſern nannten als den Mann, auf
velchen bei Wiederbeſetzung des durch den Tod des hoch würdig⸗
ſten Herrn Erzbiſchofs, Ignaz von Demeter erledigten erz—
biſchoͤflichen Stuhles das Augenmerk inobefondere gerichtet ſeyn
 
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