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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

DOI Kapitel:
No. 151 - No. 160 (4. Juni - 13. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42549#0639

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XO. 156.



Kammerverhandlungen.

Karlsruhe, 6. Juͤni. 8. oͤffentl. Sitzung der 2. Kammer.
Alterspräſident und Regierungskommiſſäre wie in den früheren
Sitzungen. Staatsrath v. Rüdt legt die Wahlakten der Stadt
Konſtanz über die Wahl des Literaten Mathy von Wannheim
zum Abgeordneten vor und bemerkt dabei, daß Anſtände ob—
walten, ob Matho das bad. Staatsbürgerrecht noch beſitze, da
er in der Schweiz ein Ortsbürgerrecht habe. — Ein lehhafter
Streit erhebt ſich über die Frage, ob das Wahlprotokoll in
eine Abtheilung und in welche, oder an eine Kommiſſion gege—
ben werden ſolle. Der Praͤſident eniſcheidet ſich, es in die erſte
Abtheilung zu geben Demnächſt trägt Abg. Welcker einen ſehr
langen Bericht über beide Wahlen der Stadt Freiburg (der
Abg. Wagner und Bannwarth) vor, indem er viele Be—
anſtandungen der Wahlen der Wahlmänner und des Verfah⸗
rens der Wahlkommiſſion zur Sprache bringt und damit endet,
daß die Abtheilung antrage, beide Wahlen nicht zu beanſtan—
den. Abg. Baſſermann ſchlägt vor, unter dieſen Umſtän—
den nicht weiter zu diskutiren, aber Abg. Wagner von Frei—
burg, Vorſtand der angegriffenen Wahlkommiſſion, widerlegt
in größerem Voͤrtrage die erhobenen Anſchuldigungen. Nachdem
Welcker noch ausgeführt hatte, daß die Abtheilung zuerſt
ſeiner Meinung geweſen ſey, die Wahl zu beanſtanden und
erſt ſpäter eine andere Anſicht gewonnen habe, wurde die Nicht—
beanſtandung ausgeſprochen. — Nach der Tagesordnung ſollte
zur Wahl der Kandidaten zur Präſidentenſtelle geſchritten wer—
den; da viele Mitglieder aber darauf beſianden, daß die Prü—
fung der Konſtanzer Wahl vorhergehen müſſe, ſo wurde die
Präſidentenwahl auf morgen verſchoben. Der Präſident gibt
der Kammer Kenntniß davon, daß der Abg. Gaſtroph von
Sinsheim auf ſeine beanſtandete Wahl verzichtet habe, in der
Ueberzeugung, ſeine Wähler werden ihr früheres Wort
vehaupten und damit beweiſen, daß ihre Abſtimmung frei
von freindem Einfluß geweſen ſey. Vor dem Schluſſe der
Sitzung wurde der Abg. Mathy noch beeidigt. Der Bericht
über ſeine Wahl wird in der morgigen Sitzung erſtattet werden.

Karlsruhe, 7. Juni. In der heutigen Sitzung der Ab—
grerdnetenkammer wurde die Wahl der drei Kandidaten zur
Praſidentenwürde vorgenommen. Es waren 58 Stimmende;
die Stimmen vertheilien ſich, wie folgt: Hr. Bekk 52 SEt.,
Hr. v. Itzſtein 28 St., Hr. Bader 26, Hr. Welcker 26,
Hr. Trefurt 23. Die Stimmengleichheit mit Hr. Bader
wurde durch freiwilligen Verzicht des Hrn. Welcker erledigt, ſo
daß die HH. Bekk d. Itz ſtein, und Bader der Regierung
werden als Kandidaten präſentirt werden. (Obd. 3.)

Stuttgart, 35. Juni. Wie die badiſche Kegierung be—
kanntlich vor einiger Zeit durch ihren Geſandten in Berlin hegen
die oppoſitionellen Artikel der „Kölniſchen Zeitung“ reklamirte,
ſo iſt auch Würtemberg neuerdings dieſem Beiſpiele Zefolgt. Wir
wiſſen aus beſter Quelle, daß der Zenſor in Köln die“ſtrengſte

*


1842.

Weiſung erhalten hat, jedem mißliebigen Bericht „vom Neckar“
unweigerlich das Imprimatur zu verſagen. Was Würtemberg
eigentlich zu dieſer Maßregel vermochte, ſoll weniger die Oppo—
ſition, in welcher bei der katholiſchen Frage jene Artikel ſtanden,
als vielmehr die ſcharfe Controle geweſen ſeyn, unter welche der
Correſpondent die Kammerverhandlungen und das Beamtenweſen
genommen hat.

Vom Rhein. Durch die guten Erndteausſichten ſind die
Fruchtpreiſe in Frankfurt a. M., Darmſtadt und Mainz ge—
fallen. Von Würzburg ſind einige Schiffsladungen mit altem
Getraide nach Rotterdam und Amſterdam abgegangen In
Frankfurt a. M. koſtete am 30. Mai das Malter Waizen 9ft.
— Il 30, . DHafer ı2 35 —

München, 3. Juni. Se. M. unfer allergnädigfier Kinig,
in dem fernen Auslande von dem Brande Yomburgs untsırich-
tet, geruhten d. 4 Rem den 27. Mai, heute hier eingetreffen,
an Allerhoͤchſtihren Cabinetsſekretär, Vorſtand der Cabinetscaſſe,
Folgendes zu erlaſſen: „Fern bin Ich von unſerer deutſchen
Heimath, der Ich, tief ergriffen von Hamburgs gräßlichem
Unglück, Ihnen hiemit die Weiſung ertheile 13,000 fl. aus
Meiner Cabinetscaſſe für diejenige Kategorie von Hamburgs
Einwohnern zu ſchicken, welcher das Erträgniß der in Meinein
Königreich ſtattfindenden Sammlung beſtimmt iſt. Eingedenk
bin Ich dabei der freundlichen Gaſtfreiheit, die Mir im Jahr
1804 in Hamburg wurde, die Ich nie vergeſſe.“

— In den letzten Tagen ſind hier aus Aſchaffenburg 25
Kiſten mit phelloplaſtiſchen Arbeiten (Korkſchnitzwerken), darun—
ter das Heidelberger Schloß uͤbereus treu und zierlich gefertigt,
angekommen. Auch dieſe Sammlung wird mit andern verſchie—
denartigen im ehemaligen Locale der k. Gemäldegaherie (Hof—
gartenbazar) aufgeſtellt. (A. 3.)

Bamberg, 5. Juni. Die beiden Dampfboote für den
Main gingen amı 2. Iunt früh 6%s Uhr von Straßburg ad,
trafen Abends 6% Uhr in Moeinz ein und legten alſe dien66
Waſſerſtunden in 12’2 Stunden zurück. Die Bergfahrt den
Mainz bis Frankfurt wurde in 4 Stunden zurückgelegt. Ueberalt
zeigte ſich die lebendigſte Theilnahme beſenders auch in Frank—
furt, woſelbſt ſo eben neue bedeutende Actienzeichnungen erfolgten.
Gleiches geſchah on anderen Orten, welche die Bodte paſſirten.
Ueberall wird die Zweckmäßigkeit, die Eleganz und das richtige
Verhältniß des Baues zu dem Strome anerkannt. Dieſelben
ſind ganz ſo conſtruirt, wie die durch ihre Schnelligkeit bekannten
der Adlergeſellſchaft des Oberrheins. Am Sonntag den 5. d.
Nachmittags werden ſie zu Würzburg ankemmen. (F. Dt.)

Hamburg, 2. Juni. Der erſte Schritt, der geſchehen
muß, ehe zum neuen Baue die erſten Steine ſich wieder zu—
ſammenfügen können, die Berufung der Bürgerſchaft iſt, wie
nian vernimmt, von neuem auf 3 Wochen hinausgeſcheben. Aus


kriten noch im gegenwärtigen Augendlicke Hamburgs Wiedck—



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