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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

DOI Kapitel:
No. 71 - No. 80 (13. März - 22. März)
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No. 72.


1842.

















Stuttgart, 1, März. Die Sekte der Viedertaͤufer fängt
an, die Proſelgten mit Geld zu kaufen. Neulich erhielt die
Frau eines Polizeidieners 30 fk., um zum Einnitt in die Ge⸗
meinde bewogen zu werden. So wenig bisher die Regierung
thren Uebungen Hinderniſſe in den Weg legte, wird ſie doch,
Aich feichen Vorgaͤngen, unmöglich länger müßig der Art Ur—
weſen zufehen können. — Allgemeines Mißfallen dei allen Auf⸗
gettärten hat die Art und Weiſe erregt, wie neulich von der
Kanzel herab gegen ganz argloſe Tagesbegebenheiten geeifert
Lorden iſt. Man ſollte melnen, die Zeiten des Abraham a
Saucta Clara wären längſt vorbei. Und dieſer Nann hat es
aoch ernſt gemeint und beſaß die verſohnende, Liebe, des, Chri—
ſenthums. Unſere Pietiſten aber holten nur ſich für ſelig, die
Anderen alle für Yerkoren ! (N. C3.

Würzburg, 1t Drärz. So eben läuft die Nachricht ein,
daß die zwei erſten, für den Untermain beſtimmten Dampf⸗
ſchiffe am s. d. von Paris abgefendet wurden.
den nach 33 bis 20 Tagen, alſo Mitte April, in CStraßburg
eintreffen und die Neife nach dem Maine unverzüglich fort—
ſetzen. W. 3.)

Berlin, 35. Marz.
Verfaſſung, Verwaltung und Stellung zu Deutſchland, von


lebhafteſte Theilnehme in allen Ständen, da es in gemeſſener
Weiſe und groͤßtentheils geſtützt auf Zahlen Mängel unſerer
Verwaltung berührt.
gon Reichsſtänden nebſt Oeffentlichkeit, Preßfreiheit und ge—
nauer Darlegung des Staatsbudgets für das große Publikum.
Mit Freimüthigkeit ſucht Herr v. Bülow aus Nachweiſen,
welche die Staͤnde empfingen, zu zeigen, daß die Staatsein—
nahmen im Jahr 1841 nicht 53 Millionen, ſondern mehr als
öt Mill. vetragen haben müſſen, daß alſo die Bruttoeinnahme
mindeſtens 70 bis 24 Millionen Thaler betrage. Von ſolchen
Ausführungen iſt das Buch erfüllt, und wenn auch zuweilen
aus den befonderen Anſichten des Autors Irrthümer und wider⸗
legbare Täuſchungen vorkommen, ſo kann man nicht läugnen,
daß, tretz der grundariſtokratiſchen Tendenz des Herrn v.


Staatsverhältniſſe erſchienen iſt! (Wir erinnern daran, [ı


ſehr huldreich empfangen worden iſt.

Anm. d. Ned.)
Berlin, 7. März.

Es iſt nunmehr keinem Zweifel mehr


der am 13. Juli ſtattfindenden Feier der ſilbernen Hochzeit des
Kaiſers und der Kaiſerin beizuwohnen.
man vernimmt, eben ſo glänzend ſehn, wie diejenige, die Se.
M. zu Anfang dieſes Jahrs nach England unternahm.





— Die der Sache nach ſchon früher bekannte Kabinetsordre
wegen Aufhebung des unbedingten Verbots des Beſuchs der
Univerſitäten Zürich und Bern lautet nach der heute ausgege—
benen Geſetzſammlung alſo: „Ich will unter den veränderten
Umſtänden das durch die Ordre vom 18. Dez. 1834 beſtehende
unbedingte Verbot des Beſuchs der Univerſitäten Zürich und
Bern von Seiten Meiner Unterthanen wieder aufheben und
den Beſuch dieſe Univerſitaͤten nunmehr von der ſpeziellen Ge—
nehmigung des Miniſteriums der geiſtlichen ꝛc. Angelegenheiten,
welches demgemäß mit Ordre verſehen iſt, abhängig machen.
Charlottenburg, 3. Jan. 1842. (Gez.) Friedrich Wilhelm.
An das Staatsminiſterium.“

Berlin, 7. März. Unſer neuer, wegen ſeines Karakters,
wie wegen ſeiner durch europäiſchen Nuf anerkannten Gelehr—
ſamkeit verehrte Juſtizminiſter Dr. Friedrich Karl v. Cavigny
nahm am heutigen Morgen die Glückwünſche der ihm unter—
gebenen Präſidenten und Räthe entgegen. Seit dieſer Er—
nennung taucht von Neuem das Geruͤcht auf, daß nach der,
wie man jetzt gewiß weiß, erſt im Herbſte ſtattfindenden Ue—
bernahme des Finanzminiſteriums von Seiten des Oberpräſi—
denten, Frhrn. v. Bodelſchwingh-Velmede, der Direktor für
die Abtheilung der rheiniſchen Juſtizverwaltung, mwirklicher geh.
Oberjuſtizrath Ruppenthal, an die Spitze der Zentralverwaliung
einer Propinz geſtellt werden ſoll, deren großes Vertrauen und
Liebe er deſitzt, und deren Verhältniſſe und Bedürfniſſe ihm
ganz beſenders genau bekannt ſind. — m

Göttingen, s. März. Die hieſige Univerſität hat aber—
mals einen ihrer berühmteſten und zugleich ihrer älteſten Leh—
rer durch den Tod verloren. Es ſtarb nämlich vorgeſtern, faſt
S2 Jahre alt, der geheime Juſtizroth und Proſeſſor Dr. ph.


Weimar, 8. März. Dem Abgeordneten der Stadt Wei—
mar zum letzten Landtage, Buchbindermeiſter Henß, nurde—
heute zu ſeinem 62. Geburtstag eine goldene Tabatiere in
Form eines Taſchenbuchs überreicht, auf dexen Deckel ein Stern
gravirt, mit der Umſchrift: „Weimars Bürger ihrem Vertreter
A. Henß“, auf dem Rücken: „Landtagsprotokolle 184142“,
und auf dem Innern des Deckels die Worte: „Dem Verdienſte
ſeine Kronen.“ E

Schwerin, 7. Mörz. Heute Morgen 57 Uhr iſt unſer—
geliebter Großherzog, Paul Friedrich, an einer Unterleits-
Entzündung mit hinzugetretem kalten Brande geſterben. Tie—
Kunde vom Tode dieſes gerechten und wehlwollenden Herrſchers—
verbreitet allgemeine Trauer, die das ganze Land bald theilem
wird, in der Hauptſtadt. Paul Friedrich, geberen den 15.
Sept. 1800 hatte erſt ſein 41ſtes Lebensjahr und ſeln ztes—
Negierungsjahr vollendet. Sein Nachfelger, Friedrich Franz,
geboren den 28. Februar 1823, war auf die Tranerkunde von
der ſchweren Erkrantung ſeines Vaters von Bonn hierher gecitg
und am Sonnabend hier angekemmen. — Der Großherzog
 
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