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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 21 - No. 30 (22. Januar - 31. Januar)
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No. 21.








Kammerverhandlungen.

Nachtrag. Da die Verhaͤndlung in der Sitzung unſerer
zweiten Kammer vour 17. Januar, ſo weit ſie die höhere
Bürgerſchulen berührte, haupiſächlich durch die von dem
Abg. Pofſelt für unſere hieſige Anſtalt ausgeſprochenen
Wuͤnſche angeregt ward, ſo geben wir ſie nachträglich, wie ſie
die Karlsr. Zeitung ausführlicher mittheilt: Bei Poſition 14.
Hohere Buͤrgerſchulen 10,000 fl. für jedes Budgetjabr,
drückt der Abg. Poſſelt den Wunſch aus, daß es der Re—
gierung gefallen möge, auch der hoͤhern Bürgerſchule der Stadt
Heidelberg einen Zuſchuß aus Staatsmitteln zu bewilligen. Es
werde dieſe Anſtalt um ſo mehr Anſprüche auf Berückſichtigung
haben, als ſie lediglich aus ſtädtiſchen Mitteln gegründet ſeh
und unterhalten werde, in Röckſicht auf ihre Einrichtuug und
ihre Leiſtungen aber allgemein als ein treffliches Inſtitut an—
erkannt ſey, das ſich der wohlthätigſten Wirkſamkeit erfreue.
Bei dieſer Sachlage ſey es gewiß eine auffallende Erſcheinung,
wenn die höchſt zahlreiche hoͤhere Bürgerſchule in Heidelberg in
rer Reihe der vom Staat unterſtützten Anſtalten gar nicht er—
ſcheine, während die in Weinheim mit einem Minimum von
Schülern (3 bis 4) mit 800 fl. dotirt ſey. Staatsrath Frhr.
vKüdt beſtätigt, daß die hoͤhere Bürgerſchule der Stadt
Heidelberg zur Zeit keinen ſtändigen Zuſchuß aus Staatsmitteln
erhalte, was aber daher komme! daß die Gründung derſelben
n die Zeit falle, wo der Staat überhaupt noch keine Beiträge
zu dieſem Zweck gegeben habe; ſpäterhin habe die Stadt Hei—
delberg ſich zu keinem ſolchen gemeldet. Indeß habe ſie in—
zwiſchen einen voruͤbergehenden Zuͤſchuß erhalten und werde bei
Erhöhung der Dotatién des Budgetſatzes jedenfalls zur Auf—
nahme unter die Städte mit ſtändigem Zuſchuß vorgemerkt
werden. Was die höhere Bürgerſchule in Weinheim betreffe,
ſo habe der Plan zu Errichtung derſelben aus dem Grunde
keinen entſprechenden Fortgang Zehabt, weil bereits dort eine
Privatanſtalt beſtehe, welche von den Einwohnern als höbere
Vürgerſchule benutzt werde. Indeß ſey man bereits in Ünter—
handlungen über die Errichtung einer Gewerbſchule daſelbſt.
Poſſelt dankt dem Hrn. Regierungskommiſſär für die gege—
eenen Zuſichexungen in Betreff der höheren Bürgerſchule in
Heidelberg. Kuenzer bemerkt, daß die Erfahrung ſeither ge—
lehrt habe, wie die Verbindung der höhern Bürgelſchulen mit
den gelehrten Schulen nicht viel Gutes wirke, ſondern der Wirt—
ſamkeit der einen und der andern hemmend entgegentrete; es
ſes daher zu wünſchen; daß die hoͤhern Bürgerſchulen immer
nur als ſelbſiſtaͤndige Anſtalten gegründet wülden. Zentner


der Dotation für die höheren Bürgerſchulen.

Seidelberg, 20. Jan. Die Motion des Abg. Sander,
die Aufhebung einer der beiden Landesuniverſitäten Heidelberg
Der Freiburg betreffend, war ſehr überraſchrnd. In Freiburg

mag man wohl vorher davon einige Nachricht gehabt haben,
weil unmittelbar vor dieſer Motion die Kammer das Verzeich—
niß der Stiftungen und Stipendien der Uniserſität Freiburg
erhalten hat, was man als eine thätige Vorſorge der Angehö—
rigen der Univerſitaͤt für ihre Erhaltung anerkennen muß. In
der genannten Motion iſt zwar unterſtellt, daß die Stadt, welche
ihre Univerſität verlieren würde, durch Verſetzung der erweiter—
ten polytechniſchen Schule entſchaͤdigt werden ſolle. Allein wie
wenig läßt ſich erwarten, daß Karlsruhe eine ſo wichtige Lehr—


gung in Ausſicht geſtellt iſt. Eher läßt ſich vorausſehen, daß
beide Univerſitäten, in eine zuſammengeſchmolzen, nach Karls—
ruhe verſetzt werden, als daß irgend eine vortheilhafte Anſtalt
von Karlsruhe in eine andere Stadt verſetzt werde, ganz ge—
mäß dem jetzigen Zeitgeiſt, der Alles in der Haupt- und Re—
ſidenzſtadt centraliſirt! Aus dieſem Grund ſind ſo manche tlei—
nere Uniserſitäten in Deutſchland aufgehoben worden, um mit
ihren Einkünften die größern noch reichlicher auszuſtatten. Welche
Ausſichten bleiben aber jungen talentvollen Männern, die ſich
für die höhern Lehranſtalten auszubilden Luſt und Kraft ha—
ben, die Mittel ihrer Exiſtenz bis zu ihrer dereinſtigen Anſtel—
lung ſich zu verſchaffen? In dieſer Rückſicht iſt wohl ganz
Deutſchland intereſſirt, daß die Zahl der Univerſitäten nicht
weiter verringert werde Will man aber eine Univerſität darum⸗
einziehen, um von deren Einkünften Profeſſüren der Cameral—
wiſſenſchaft und Landwirthſchaft zu dotiren, ſo ſtimmt das ganz
mit der herrſchenden Weiſe vieler Studirenden überein, welche
höhere wiſſenſchaftliche Studien als überflüſſig betrachten und
praktiſche Fertigkeiten als die Hauptſache anſehen, da doch nur—
beide vereint den tüchtigen Geſchäftsmann bilden. Wenn übri—
gens zwei Univerſitaͤten als für Baden zu koſtſpielig in der
Motion bezeichnet werden, ſo iſt nicht zu begreifen, warum
Baden mit t,300,000 Einwohnern, und als das fruchtbarſte
Land in Deutſchland, nicht zwei Univerſitäten haben ſollte,
wenn Heſſen⸗Darmſtadt und Kurheſſen, mit weniger Einwohnern
und weniger fruchtbarem Boden, jedes eine zgute Univerſität
unterhalten können. Man begreift ferner nicht, wie der Ko—
ſtenaufwand für einige nöthig erachtete Lehrſtühle zur Aufhe—
dung einer Univerſität in Baden ein hinlänglicher Beweggrund
ſeyn kann, wenn kurzweg der Bau der Eifenbahn durch ganz


koſtet, beſchloſſen wurde, und wenn die Staatskaſſe zur Ablö—
ſung des Zehnten !S des Ablöſungskapitals als Geſchenk zu—
legt. Wenn man indeſſen erwägt, wie ſchwer es hielt, deun
uralten Gamnaſium zu Heidelberg die Erhebung zum Lozeuun
zu verſchaffen, weil eine Profeſſorsbeſoldung dabei fundirt wer
den mußte, während andere Städte, die noch gar nicht exi——
ſtirten, als Heidelberg ſchon eine Univerſität hatte, mit Lazeeme
beglückt wurden, ſo darf man in Heidelberg die Metion des
Abg. Sander keineswegs unbeachtet laſſen. Es waͤre ſehn tarth—
 
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