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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

DOI Kapitel:
No. 171 - No. 177 (24. Juni - 30. Juni)
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| geidelbers er



ageblätter.




No. 173.



1842.





* Seidelberg. Wie man ſich doch irxen kann! Einſender
glaubte visher nur in Abdera könnten bei Straßenpflaſterungen
und Neubauten noch ähnliche Uebelſtände wie hier in Heidel—
berg vorkommen. Ach nein! Auch in Etuttgart kommt Aehn⸗
liches vor. Im „Schwäbiſchen Merkur“ vom 19. d. M. liest
man in Beziehung auf leßtere Folgendes: „Ein großer Uebel—
ſtand findet in Stuttgart bei Bauten ſtatt. In dieſem Falle
verden die Bauſteine nicht bearbeitet auf den Bauplatz gefuͤhrt,
fondern geſammte Umwandlung derſelben vom rohen Zuſtande
bis zur vollendeten Form, in der ſie das Haus zieken ſollen,
geſchieht in den Straßen ſelbſt, während in andern Städten
die Steinhauermeiſter dieſe Umwandlung auf ihren Werkplätzen
oder in den Steinbrüchen vorzunehmen haben. Benn auch in
Stuttgart die Zimmermeiſter die Batken, die zum Bau eines
Hauſes gebraucht werden, nicht vor dem Bauplatze und auf
den benachbarten Straßen behauen dürfen, warum wird den
Steinhauern geſtattet, ihre Steine vor dem Bauplatze und in
den benachbarlen Straßen behauen zu laſſen?“ — Jedes Bau—
weſen, ſo wie die Pflaſterung einer Straße führt ohnehin für
die Bewohner der umliegenden Häuſer gar viele unvermeidliche
Unannehinlichkeiten herbei. Der Wunſch, den Einſender hiemit
auszuſprechen ſich erlaubt, daß der bisherige Gebrauch, die
Straͤhen der Stadt bei Pflaſterungen oder Bauweſen auf laͤngere
Zeit in Werkplätze und Steinbrüche zu verwandeln, künftig ab—
geſtellt werden möge, iſt daher gewiß kein unbilliger, und da
überdieß durch die Abſtellung Koſten erſpart werden, kein un—
zweckmäßiger.

Würtemberg. Aus Schramberg theilt der neueſte
„Schwäbiſche Merkur“ folgende Einſendung mit: Kund und
zu wiſſen der ganzen Welt, insbeſondere dem Alten vom Berge,
daß ich nicht unter ſeine 300,000 gezählt ſeyn will, hier über—
haupt Niemand iſt, der unter ſeine verſchutitzte Fahne geſchworen
hat, noch ſchwören will, und uns daher der Alte mit 2850
Katholiken aus ſeinem Regiſter ſtreichen wolle. Ueber das
traurige Machwerk des Alten vom Berge verlieren wir gar kein
Wort. Wir legen es mit tiefſter Verachtung ad neta. — Ein
Katholik, deſſen Name bei der Redaktion zu erfahren.“

Oberndorf. Der Schaden an Gebäulichkeiten,
welcher durch den Brand am 1. Juni d. J. entſtanden iſt, be—
traͤgt nach amtlicher Abſchätzung 87,938 fl. Vor einigen Ta-
gen wurden die Ruinen dieſer Braͤndſtätte durch geübte Hand
daguerreotypirt, und ſollen dem Vernehmen nach einige wohl
gelungene Exemplare dem Stuttgarter Frauenverein für deſſen
Lotterie zu Gunſten der Hamburger und Oberndorfer zugeſen—
det werden. (S. M.)

Aus Baiern. Die katholiſche Geiſtlichkeit in Strau—
bing ſteht an Toleranz dem türkiſchen Mufti weit nach. In
Konſtantinopel iſts jedem Chriſten erlaubt, ſeine Hausandacht
zu verrichten. Nicht ſo in Straubing. Da ließ ein kranker
Proteſtant einen Pfarrer ſeiner Confeſſion von Regensburg kom—
men und ngym das heilige Abendmahl und die dortigen Pro—
teſtanten mit ihm. Dagegen erhob ſich die katholiſche Geiſt—

lichkeit und führte Beſchwerde bei der Negierung, weil dieſe
heilige Handlung in einer ehemaligen Kapelle, die jetzt Eigen—
thum des erkrankten Proteſtanten iſt, vorgenommen worden
war. (Dorfz.)

München, 20. Juni. Dem Vernehmen nach iſt neuer—
lich hie und da die Meinung verbreitet worden, als liege die
Ausführung einer Eiſenbahn von Augsburg nach Lindau
auf baieriſchem Gebiete nicht in den Abſichten der baierilchen
Regierung, oder als ſtänden derſelben unüberſteigliche Hinder—
niffe entgegen. Es iſt indeſſen ſowohl das eine als das andere
völlig unbegründet. Schon vor längerer Zeit ſind nämlich nach
den Befehlen Sr M. des Königs jene Vorunterſuchungen und
Vorarbeiten unternommen worden, welche zu ſicherer Beant—
wortung der Frage nothwendig waren, ob auf baieriſchem Ge—
biete eine Eiſenbahn für Dampfbenützung von Augsburg nach
Lindau möglich ſe). Hierdurch iſt nunmehr die bejabende
Beantwortung der erwahnten Frageaußer Zweifet
geſtellt und wir koͤnnen zugleich aus der verlaͤſſigſten Quelle
die beſtimmte Verſicherung geben, daß Se. M. der Kenig be—
reits Allerhöchſtihr Vorhaben auszuſprechen geruht haben die
von der Nordgränze Baierns über Hof, Bamberg,
Nürnberg und Augsburg führende Etfenbahn bis
Lindau auf vaierifchem Gebiete fortzuſetzen. (A. 3)

Wien, 18. Juni. Es ſcheint entſchieden, daß Se. D. der
Fürſt von Metternich im Spätſommer d. J. auch ſeine Herr—
ſchaft Johannisberg am Rhein beſuchen und bei deſer Veranlaſ—
ſung mit Sr. M. dem Könige von Preußen zuſammentreffen
wird. Man glaubt, daß die Grundſteinlegung zum Kölner
Dombau hiezu die günſtigſte Gelegenheit bieten werde. A. 3.)

Berlin, 18. Juni. Vorgeſtern hat der König die ven der
Akademie der Wiſſenſchaften erfolgte Wahl des jüdi—
ſchen Gelehrten br. Rieß beſtätigt! Man war auf den Er—
folg der Wahl um ſo geſpannter, als der Miniſter Eichhorn
vor Kurzem noch der Akademie geſchrieben hatte, ob ſie auch
gewußt habe, daß Hr. Nieß jüdiſchen Glaubens ſey, was die
Akademie indeß bejahte und auf ihrer Wahl beſtand.

Königsberg. DOeffentliche Blätter bringen eine merkrür—
dige Eingabe des Königsberger Handelsſtandes, worin die Unter—
zeichner erklären, ſelbſt die vertheilhafteſten Bedingengen eines
neuen Handelsvertrags mit Rußland wären ihnen nur ſamerz—
lich, wenn demſelben eine Erneuerung der Cartelconventien zur
Grundlage dienen ſollte.

Düſſeldorf, 22. Juni. Dem Vernehmen nach haben die
Stände des Königreichs Hannover keineswegs diejenige Linie,
welche Hrn. Hanſemann beſtimmte, mit Hannover abzubrechen,
adoptirt, ſondern beſchloſſen: daß die Eiſenbahnen von Hanno—
ver nach Minden und von Hannover nach Bremen ge—
baut, und der Regierung anheimgeſtellt werden ſolle, die Richtung
beider Linien in der zweckmäßigſten Weiſe feſtzuſtellen. Dieſer
Beſchluß, weit entfernt, die Führung der Bohn von Deutz über
Lippſtadt nach Minden unmöglich zu machen, gibt vielmehr der
Regierung vellige Freizeit, die von Hen. Hanſemann vorge
 
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