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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 151 - No. 160 (4. Juni - 13. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42549#0651

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Heidelberger Tageblätter

für Verkündigung, Politik und Unterhaltung.



No. 159. Sonntag, den 12. Juni 1842.

Zu den erhebendſten und zugleich rührendſten Erſcheinungen,, dig uns unter ſo uneydlich vielen veſrielen dex hoch—
herzigſten Selbſtverleugnung zugegaͤngen ſind, gehören vor allen die Vereine, die nach ächt dentſcher Sitte, die Frauen
und Jungfrauen zum Trocknen der bittexn Thränen des Kummers, deren in unſerex Stadt jetzt leidex nur zu viele fließen,
geſtiftet haben, und können wir kaum Worte finden, um auch Ihnen im Namen unſerer unglücklichen Mitbürger aus vollem
Herzen den waͤrmſten Dank auszuſprechen, auf den Ihre edle Aufopferung ſo gerechten Anſpruch hat.

Tief ergriffen haben wir Ihr eben ſo liebevolles, als anſehnliches Geſchenk von

2040 M. Beo. ; *
entgegengenommen, und werden es unſere angelegentlichſte Sorge ſeyn aaſſen, durch eine zweckmäßige Verwendung die Ab—
ſichlen der menſchenfreundlichen Geberinnen zu ehren, deren freudige Bereitwilligkeit, zu helfen, überall mit der tiefſten
Rührung vernommen worden.


Hamburg, den 7. Juni 1842.


Dammert.




Kammerverhandlungen.

Karlsruhe, 10. Juni. 10. offenil. Sitzung der 2. Kammer.
Vorſitz des Alterspräſidenten Wetzel. Staatsrath Frhr. v.
Rüdt verliest ein allerhöchſtes Reſkript, wonach Seine König—
liche Hoheit der Großherzog allergnädigſt geruht haben, aus der
Zahl der 3 Kandidaten zur Präſidentenwürde den Abg. Vize—
kanzler Bekk zum Präſidenten zu ernennen. Hierauf ergriff
der Alterspräſident das Wort, um ſein Amt dem neuen Prä—
ſidenten zu übergeben. Auf den Antrag des Abg. Bader votirt
die Kammer dem Alterspräſidenten den Dank für deſſen Amts—
führunz, worauf der Abg. Bekt ſein neues Amt mit folgender
Rede antrat: Meine Herren! Indem ich Ihnen für das durch
Ihre Präſidentenwa)l gegen mich an den Tag gelegte Ver—
trauen meinen aufrichtigſten Dank ausdrücke, habe ich diesmal
mehr, als je ein früherer Präſident Veranlaſſung, Sie um
gütige Nachſicht und Unterſtützung in der Verwaltung meines
ohnehin ſchweren Amtes zu bitten. Meine, Herren! Sehen Sie
um ſich, ſehen Sie hinaus in das Land, und Sie werden nicht
verkennen, daß die Wahlbewegungen, wie ſie von zwei entgegen—
geſetzten Seiten angefacht und unterhalten wurden, da und dort
Leidenſchaften erregten, die nicht zum Guten führen, Leiden—
ſchaften, die der edleren Geſittung des Volkes nicht förderlich
ſind. Die gereizte Stimmung, dis außerhalb dieſes Saales
bei den Wahlen herrſchte, wirkt nun naturgemäß fort auch auf
die Stellung der Parteien in dieſem Saalè; aber eben bei die—
ſer Lage der Sache ſind wir durch unſere Pflicht für das Wohl
des Landes, durch unſere Pflichten für die öffentliche Sicher—
heit jetzt doppelt aufgeſordert: jene Regungen zu bekämpfen,
ſie niederzuhalten. Die Verſammlung der Ränner, die das Volt
als ſeine Vertreter mit ſeinem Verkrauen beehrt, iſt berufen,
durch den Anſtand, durch die Würde ihrer eigenen Verhand—
lungen voranzuleuchten als Vorbild: wie das Volk ſelbſt unſere
offentliche Verhältniſſe anzuſchauen, zu deurtheilen habe. Man
kann die Wohrheit ſagen, ohne irgend die Geſetze der

Schicklichkeit und des Anſtandes, ohne die gegenſeitige aͤußere
Achtung zu verletzen, die zu jeder gemeinſamen Berathung un—
erlaͤßlich iſt; man kann die Wahrheit ſagen, ohne jenen arg—
wehniſchen Geiſt zu nähren, der überall nur Böfes witterr,
und der immer und überall nur von den ſchlimmſten Voraus—
ſetzungen ausgeht. Die Wahrheit, meine Herren, wirkt nur
um ſo unwiderſtehlicher, ſie wirkt nur um ſo nachhaltiger, mit,
je mehr Ernſt, Ruhe und Mäßigung ſie vorgetragen wird.
Meine Herren, ich hoffe, daß dieſer Geiſt der Mäßihung Sie
beherrſchen, daß ein aufrichtiger Ernſt überall leidenſchaftslos
nur das wahre Beſte des Landes zu fördern Sie erfüllen werde.
Dieſe Hoffnung, dieſe Zuverſicht, m. H., ermuthigt mich, ſie
erleichtert mir die Uebernahme des ſehr ehrenvollen, aber zu—
gleich ſehr ſchweren Amtes, zu dem ich durch Ihre vertrouens—
volle Wahl, ſo wie durch die Huld Seiner königlichen Hoheit,
Höchſtwelche die auf mich gefallene Wahl beſtätigten, berufen
bin. Mit dieſer Hoffnung, mit dieſer Zuverſicht beginne ich
daher die Verwaltung meines Amtes. — Ven Seiten des Se—
kretariats wird eine Eingabe, Beſchwerde und Proteſtation gegen
die Weinheimer Wahl betreffend, übergeben. Der Abg.
Poſſelt übergibt eine Vetitien der Schneiderzunft in Heidé—
verg, den Kleiderhandel des Seifenſieders Ehrinann betreffend.
Der Praͤſident beeidigt den Abg. Welte, und, nachdem die
Wahl des Abg Hoffmann ohne Diskuſſion genehmigt war,
auch dieſen. Die Wahl der 2 Vizepräſidenten ergab ols
Neſultat, daß die Abg. Bader mit 50 und Sander mit 29
Stimmen als ſolche proklamirt wurden. Nächſt ihnen erhielt
am meiſten Stimmen der Abg. Trefurt (a2). Tie Zahl det
Votonten war 52. Beide Gewöhlten danken fuͤr das ihnen ge—
ſchenkte Vertrauen, und verſprechen, alles aufzubieten, umes
zu verdienen. Zu Sekretäxen wurden hierauf genählt die
Abg. Biſſing 27, Blenkenhern 32 und Bleitorn 27
Stimmen. (Nächſt ihnen erhielten die meiſten Stimmen ».
Stlockhorn 23, Schanzlin 21, Junghanns 18.) Die
 
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