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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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Landwirthschaftliche Berichte
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No. 1 - No. 10 (15. Januar - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42549#0743

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zerichte.





— 5.


18k2.





Ueber die Madia sativa.
Auszug aus einer in Frankreich daruͤbex erſchienenen Brochüre mit bei—
gefügten Bemerkungen.)

Der beſte Boden fuͤr die Madia iſt Sand oder ſandiger
Lehm. Sie geraͤth aber auch auf trocknem Kalkboden, weni—
ger auf feuchtem und ſchwerem Thonboden. Da die Pflanze
zus einem diel waͤrmeren Clima zu uns gekommen iſt, ſo
duͤrfen wir nicht vergeſſen, daß ſie bei uns auch einen waͤr—
meren trockenen Boden erheiſcht.

Um mit Sicherheit auf eine gute Erndte zaͤhlen zu, kon—
nen, iſt es noͤthig, den zur Madia beſtimmten Acker tuͤchtig
zu beaͤrbeiten und wohl zu duͤngen *) Nach dem zweiten
pfluͤgen ſaͤet man, und walzet die Saat ein.


Erfahrungen.

Man hat im Februar, Maͤrz, April und Mai geſaͤet.
Die Saaten vom Februar und Maͤrz ſind nicht gelungen,
dagegen jene vom April und Mai, und nach genaueren Ver—
ſuchen geriethen die zwiſchen dem 10. April und 20. Mai
gemachten am beſten, und gaben die bedeutendſte Erndte.

Die ſpaͤtere Saat (bis Ende Juni,) geraͤth nur, wenn
die Witterung das Wachſen der Pflanze hinxeichend beguͤn—
ſtigt, damit ſie mit der Samenreife nicht in die Herbſtfeuͤchte
falle, wodurch die Erndte erſchwert wird und zu viel zu Grunde
geht.

Verſuche, die Pflanzen vor Winter zu ſaͤen, ſcheiterten,
weil ſolche bei einer Temperatur von 6 Kaͤltegraden ſchon er—
froren. Sie trieben freilich wieder aus aber die Erndte blieb
nur gering.

Nach einigen aus Metz eingegangenen Nachrichten ertrug
daſelbſt die Maͤdia die erſten Fruͤhlingsfroͤſte ganz gut, litt
aber ſpaͤterhin mehr durch die, wenn auch leichteren, Mai—
froͤſte, indem dabei die ſchon weiter herangewachſenen ſchoͤn—
ſten Triebe zu Grunde gingen, was ja bei anderen etwas
Das Sicherſte wird
daher immer die oben angegebene April- und Maiſaat blei—
ben, weil alsdann die Pflänze noch unentwickelt genug iſt,
um etwaige Witterungsunbilden leichter zu uͤberſtehen.

Die Art der Ausſaat betreffend, dreht ſich ſolche um die
Frage, ob man breitwuͤrfig oder reihenweiſe ſaͤen ſolle. Manche
ziehen die Reihenſaat vor, weil die Pflanzen alsdann beſſer
zu bearbeiten, namentlich auch leichter in die gehoͤrige Ent—
fernung zu ſtellen ſind. Wahrſcheinlich braucht maͤn auch
hierbei weniger Samen. Da man aber zur Saat wie zur



*) Die Forderung eines ſtark gedüngten Bodens widerſpricht der
in unſerer Gegend verbreitefen Anſicht, daß nämlich die Madia
mit mageren Feldern zufrieden wäre. Vielleicht gehen aber
hierig unſere Laͤndwirthe zu weit, und bringen ſie auf zu ſchlech—
ten Boden, woraus entſteht, daß ſo Maͤnche mit dem Ertrag
der Pflanze unzufrieden ſind, während er von Anderen wieder
ſher gelobt wird.




Erndte mehr Zeit noͤthig hat, als bei der breitwuͤrfigen Saat,
ſo wird die letztere immer vorzuziehen. ſeyn. *)

Der Same darf nur wenig mit Erde bedeckt werden,
weil er zum Keimen die atmosphaͤriſche Feuchtigkeit nothwen—
dig hat. Bei einem leichten Regen keimt er ſehr ſchnell, waͤh—
rend trocknem Wetter kann er aber faſt einen Monat liegen,
ehe er aufgeht.

Waͤren die Voͤgel und Inſeeten nicht zu fuͤrchten, ſo
waͤre es, namentlich bei ſchwerem Boden, rathſam, den Sa—
men gar nicht zu bedecken, da man bemerkt hat, daß ver—
einzelt und unbedeckt hingeworfene Saatkoͤrner gerade am
ſchnellſten keimten und am uͤppigſten emporwuchſen. *5

Sowie die Pflanzen aufgegangen ſind, muͤffen ſie auf
eine Entfernung von 5 —6 Zollen gelichtet werden, weil
ſonſt der Samenertrag geringer wird.

Man hat verſucht, die Madia zu verpflanzen. Die Pflaͤnz-
chen wuchſen wohl an, blieben aber kuͤmmerlich und gaben
eine geringe Erndte, daher dieſe Methode nichts taugt.

Iſt die Pflanze erſtarkt und in die Hoͤhe gewachſen, ſo
hackt man ſie, was einmal hinreichen wird, da ſie ſchnell
ihrer Reife zueilt. Will man ſie bei dem Hacken noch etwas
anhaͤufeln, ſo wird man hiervon einen ſehr guͤnſtigen Erfolg
verſpuͤren.

Drei Monate nach der Einſaat tritt die Erndte ein.
Wenn dies manchmal etwas laͤnger dauert, ſo ſind widrige
Zufaͤlle, wie z. B. Fruͤhlingsfroͤſte oder Feuchtigkeit daran
ſchuld.

Der Same reift nicht gleichmaͤßig, ſondern gewoͤhnlich
ſind die zwei oder drei Dolden, welche zuerſt bluͤhen, auch
am fruͤheſten reif. Iſt dies der Fall, ſo kann zur Erndte
geſchritten werden, denn woͤllte maͤn laͤnger warten, bis aller
Samen reif waͤre, ſo iſt man in Gefohr, gerode den beſten
durch Wind oder Plaͤtzregen zu verlieren. . Hat man aber nur
wenig Madia geſaͤet, ſolkann man die einzelnen reifen Koͤpfe
ausſchneiden, was jedoch bei groͤßerer Maſſe viel zu viel Um—
ſtaͤnde und Koſten verurſachen wuͤrde.

Man darf ſich mit der Erndte nicht uͤbereilen, und muß
alles unnuͤtze Stoßen und Ruͤtteln an der Pflanze vermeiden,
um nicht zu viele Kerne zu verlieren. Ein laͤngerer Regen
ſchadet uͤbrigens dem reifen Samen wenia, man darf ſich
daͤher auch nicht irre machen laſſen, und aus Furcht vor
einer Witterungsaͤnderung ſeine Madia zu fruͤhe einheimſen.
Je nach Umſtaͤnden kann man ſogar die Koͤpfe der vierten
Man erkennt uͤbrigens die Samen⸗
reife an der grauen Farbe. Die mehr ſchwaͤrzlichen Kerne

»)Der Verfaͤſſer ſcheint die Reihenfaat mit Maſchinen nicht zu
kennen, ſonſt würde er wahrſcheinlich anders davon reden.
Uns ſcheint guf fettem Boden die Reihenſaat ſehr geeignet,
weil ſich die Pflanze dabei beſſer beſtockt. Auf magerem Boden
möchte aber eine etwas dichtere breitwürfige Einſaat zweck—
mäßiger ſeyn.

»5) Wahrſcheinlich iſt das Einwalzen des obenauf geſäeten, nicht
eingeeggten Samens die beſte Art der Unterbringung deſſelben


 
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