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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 161 - No. 170 (14. Juni - 23. Juni)
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o. 170.



Heidelberg, den 11. Juni. Wir haben ſeit Kurzem
zwei junge Männer, die Herren Häuſermann und Uetz, in
unſerer Stadt, die ſich mit dem Verfertigen von Daguerreotgp—
Porträts beſchäftigen. Es iſt erſtaunlich, wie weit man es
ſchon in dieſer Manier gebracht hat. Nichts von Kälte, ſtar—
rem Blick u. dgl., was man früher den Daguerreotyp-Porträts
nachſagte: im Gegentheil, Zartheit, die ſchönſte Vertheilung
von Licht und Schatten, vor Allem aber eine bewunderungs—
würdige Lebendigkeit erkennt Jedermann in dieſen Bildern an.
Freilich wird mit Recht bemerkt, daß dieſe Porträts, ihrer Un—
ſcheinharkeit wegen, nicht Alles in Allem leiſten. Nie wird
das Daguerreotyp die Malerei erſetzen oder verdrängen. Dieß
zu hoffen oder zu fürchten wäre lächerlich. Den Farbenſchmelz
oder die Idealität Raphaeliſcher Kunſtwerke kann die Natur
durch ihre Treue nicht erſetzen. Die Kunſt ahmt zwar die
Natur nach, aber die Kunſt ſteht zugleich, als Tochter des
Genie's, über der Natur. Von einem Wetteifer des Daguerreo—
typs mit der Malerei kann alſo nicht die Rede ſeyn. Aber
wie der Malerei das Gebiet der Kunſt in der höheren Bedeu—
tung verbleibt, ſo gebührt dem Daguerreothp das Verdienſt der
treueſten Naturnachahmung, und zwar in ſolchem Grade, daß
dieſe Nachahmung ſchlechthin nichts zu wünſchen übrig läßt.
Ein Daguerreotyp⸗Porträt z. B. ſteht, aus Porträt, an
Werth weit über dem beſten Porträt des beſten Malers. Wäh—
rend ein gemaltes Porträt, auch das beſte, noch immer viel
zu wünſchen übrig läßt, und während ein ſchlechtes Porträt
des Malers ſchlimmer iſt als keines, ſo können wir bei einem
Daguerreotgp⸗Porträt an eine Unaͤhnlichkeit nicht einmal denken.
Bei einem gemalten Porträt, auch dem beſten, ſuchen wir
den Menſchen, bei einem Daguerreothp-Porträt aber haben wir
ihn ſelbſt, denn er ſieht uns aus dem Spiegel entgegen Man
glaube nicht, daß hier zu viel geſagt ſeg. Man betrachte ein
Daguerreotyp⸗Porträt durch ein Vergroͤßerungsglas und man
wird ſtaunen über die Kunſtfertigkeit der Nalut. Mit einem
Worte, was Naturnachahmung betrifft, hat die Malerei im
Daguerreotop unperſehens ein Ziel erreicht, das ihr immer als
unerreichdar vorſchwebte und das ſie durch ſich ſelbſt nie er—
reicht hätte.

Frankfurt a. M., 16. Juni. Der Bazar, welchen ein
Kreis angeſehener Frauen dahier zum Beſten Hamdurgs ver—
anſtaltete, wurde geſtern eröffnet und ſchon an dieſem erſten
Tage waren über 2600 fl. gelost. Was von vielen und ſchönen
Sachen nicht verkauft wird, ſoll durch eine Lotterie verwerthet
werden, ſo daß auch dieſer wohlthätige Zweck für die Hambur⸗
ger Brüder vollkommen erreicht wird (A. 3.)

München, 18. Juni. Se k. H. der Kronprinz befindet
ſich gegenwartig auf ſeiner Burg Hohenſchwangau, wird von
dort aber jedenfalls noch vor der Ankunft des Koͤnigs hierher
zurucktehren. — Es hätte nicht leicht ein derartiges Akienſtück
groͤßere Indignation hier hervorbringen konnen, und zwar ganz




allgemein, als das „offene Sendſchreiben des Alten vom Berge
an den Staatsminiſter von Schlayer,“ und man ſpricht ſie,
dieſe Indignation, ſelbſt an allen öffentlichen Orten um ſo
unverholener aus, je weniger man ſich auch nicht bedacht hat,
das zu tadeln, was man als den Grund zu der unter wür—
tembergiſchen Katholiken herrſchend gewordenen Mißſtimmung
anſehen zu müſſen glaubt. (K. 3.)

München, 15. Juni. Nach einem in der Metropelitan—
kirche verkündigten Erlaß des erzbiſchöflichen Ordinariats vom
27. Mai ſind auf Anrufen des Papſtes öffentliche Gebete fuͤr
die unglückliche Lage der Kirche in Spanien und ein vollkom—
mener Ablaß in Form eines Jubiläums für die Dauer von
14 Tagen ausgeſchrieben worden.

Bonn, 19. Juni. Das Gelaͤute aller Glocken verkündigte
geſtern Abends gegen halb 7 Uhr die Ankunft des Hrn. Eoad—
jutors von Köln, Hrn. Johannes von Geiſſel, Erzbiſchofs
von Jeonium, in unſerer Stadt. Nachdem Se. erzbiſchoͤflichen
Gnaden bei dem Hrn. Grafen von Fürſtenderg⸗Stammheim ab—
geſtiegen waren, empfingen ſie gleich die katholiſch-theologiſche
Facultät, die geſammte Pfarrgeiſtlichkeit der Stadt, die Ehefs
und Deputirten der koͤniglichen und ſtädiiſchen Collegien 230. 3e.
Gegen halb 10 Uhr brachten die Studirenden dem Hrn. Erz—
biſchof einen glänzenden Fackelzug, der ſich auf dem breiten
Münſterplatze ſchön entwickelte. Nachdem drei Studirende der
katholiſchen Facultät ſich in das mit wahrhaft fürſtlicher Pracht
peleuchtete und ausgeſchmückte Palais verfügt und Einer der—
ſelben Namens aller Commilitonen dem hoͤhen Präloten ihre
Huldigungen dargebracht hatte, erſcholl demfelben von der fackel—
tragenden Menge und in Verdindung mit dem zahlreich ver—
ſammelten Volke ein dreimaliges Lebehoch. Der Hr. Erzbiſchof
trat auf den Balcon und redete laut und allgemein vernehmlich
zur ſtudirenden Jugend eben ſo herzliche als beſcheidene Worte,
die auf alle Anweſenden den tiefſten Eindruck machten. Hoch—
derſelbe dankte im Namen der Kirche und des religioͤſen Prin—
eips überhaupt für die Ehre, die ihm, als Vertreter der erſtern,
liebreich dargebracht ſey, und wünſchte den Studirenden feinen
Segen. Heute wird die kirchliche Handlung von dem Hetine.
in der Münſterkirche mit einem feierlichen Hochamte
eroͤffnet.

Sachſen⸗Koburg⸗Gotha Nach einer Bekanntuiachung
des Vorſtandes der gothaer Feuerverſicherungsbank läßt ſich in
Folge der Angaben des aus Hamburg zurückgekehrten Bank—
bevollmächtigten, annehmen, daß die Verluſte, welche die Bank
daſelbſt zu decken hat, unter der früher angegebenen Summe
bleiben werden, da eine bedeutende Menge verſicherter Waaren
gerettet worden, daher die Bankperwaltung ermächtigt worden
iſt, auf die geforderte zweifache Prämie als Nachſchuf vorlauftg
und abſchläͤglich nur 1 Prämie zu erheden.

Haag / 16 Juni. Die Verhältniſſe zwiſchen Belgien und
Holland ſcheinen ſich freundſchaftlicher zu geſtalten und iſt 13
 
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