No. 56.
t842.
Karlsruhe, 23. Febr. Seine herzogliche Durchlaucht der
Erbprinz von Sachſen-Koburg-Gotha ſind in verfloſſener Nacht,
nach einem mehrwöchentlichen Aufenthalt dahier, wieder nach
Gotha zurückgereist. K. 8
Karlsruhe, 24. Febr. Sicherm Vernehmen nach wird
die Vermählung Sr. D. des Erbprinzen von Sachſen-Koͤburg—
Gotha mit J. H. der Prinzeſſin Alexandrine am S. Mai
ſtatt finden. — Allgemein dedauert man, daß die Freude un—
ſers fürſtlichen Haufes, die im ganzen Lande ſo aufrichtig ge⸗
theilt wird, durch das Zerwürfniß der Regierung mit der zwei—
en Kammer einigermaßen getruͤbt iſt. Hoffen wir, daß auf
irgend eine Weiſe das frühere gegenſeitige Vertrauͤen wieder
hervor gerufen werde! — Hier, wie gewiß auch an andern
Orten, wird der letzte Beſchluß der zweiten Kammer, welcher
die zwar oft vermuthete aber gerade jetzt doch unerwaltete Auf—
löſung der Ständeverſammlung zur Foͤlge hatte, verſchieden
deurtheilt, je nachdem das konſtitutionelle Prinzip mehr oder
weniger in den Vordergrund geſtellt wird. Wie nian hoͤrt, ſoll
es der ausdrückliche Wunſch Sr. k. H. des Großherzogs ſeyn,
daß unperüglich neue Wahlen vorgenommen und die Stände
noch vor dem verfaſſungsmäßigen Termin zuſammen berufen
werden. Es iſt jetzt unwahrſcheinlich, daß die proteſtantiſche
Seneralfynode noch in dieſein Jahre zu Stande kommen wird.
Darniſtadt, 21. Febr. Vor einigen Monaten {} Die
Wahl des Hammerbeſizeks Frank in Reddighauſen als Abge—
ordneten des Wahlbezitks Vattenberg, wegen einiger Form⸗
fehler, von unſerer zweiten Kamuner fuͤr nichtig erklaͤrt worden.
In Folge davon fand vorgeſtern die Wahl eines neuen Abge⸗
Tdneten in Vattenberg ſtatt. Sie fiel wiederHolt auf Frank,
Unter 25 Wahlmännern ſtimmten 24 fuͤr ihn. Die Loſte
Stimme hatte ex ſelbſt zu geben. Er iſi alſo einſtimmig ge⸗
wählt worden. Frank gehöri der Oppoſition an.
Frankfurt à. M. 21. Febr. Die Schiffahrt auf dem
Vain wurde zwar ſchon um die Mitte voriger Woche auf der
Strecke zwiſchen Frankſurt und Mainz eroͤffnet, doch beſchränkte
Ich dieſelbe ſeither ausſchließlich auf den Transport landwirth—
aftlicher Erzeugniffe und Rohſtoffe. — Einladungen zur Be—
Heiligung bei der beabſichtigten Halle» Franffurter Eiſenbahn
ſind nunmehr auch hier eingegangen; indeß dürften ſolche bei
unſeren Kapitaliſten nur Fenig Anklang finden, ſo lange noch
nicht entſchieden iſt, ob dieſe Bahn direkte nach Frankfurt ge—
leite: werden wird. — Unſer S. P. Bagner arbeitet rüſtig an
der Verwirklichung der elektro⸗magnetiſchen Erfindung im Gro-
ßen kort und dürfte, nach ſeiner innerſten Ueberzeugung, wohl—
die Freude haben, in dieſem Jahre noch zum Ziele zu gelan⸗
gen. Es gereicht der Direktion der Taunus eiſenbahn zur Ehre,
daß ſie Hrn. Wagner ihre mechaniſchen Werkſtaͤtten und die
Bahn zur Verfügung geſtellt hat. —
Etuttgart, 19. Febr. Die Amtsverſammlung des Be—
Krkes Heilbronn hatte Jegen Cude des verfloſſenen Jahres ein
Memorial an die Staatsregierung in Betreff der Eiſenbahnan⸗
gelegenheit eingereicht, und hat daſſelbe jetzt, in Betracht des
gtoͤßen Intereſſes für das ganze Land duͤrch den Druck verz
für Eiſenbahnen möge den Satz aͤn der Spitze haben, daß zu—
nächſt an verſchiedenen Richtungen im Lande ſelbſt, welche ein—
3ig auf Belebung des innern Verkehrs hinwirken und hinzielen,
und namentlich von Stuttgart nach Heilbroͤnn gebaut werde.
Dieſe Bauten würden dann am ſicherſten darlegen, an welchen
Punkten der Anſchluß an das Yusland erfelgen ſoll. Bis
dahin wird manche Stadt, manche Gegend des Landes großen
Gewinn und Vortheil von dem neuen Verkehrsmittel ziehen,
die Leidenſchaften und Intereſſen, welche heute hie und da ſich
noch etwas zu laut hören laſſen, werden verſtummen, und die
Erfahrung wird alsdann den ffuͤr die Seſammtbevölkerung
Würtembergs gedeihlichſten Weg wählen. Dieſe Eingabe, wie—
wohl ſie etwas egoiſtiſcher Naͤtur iſt, zeigt wenigſtens reckt
deutlich, wie dringend überall im Laͤnde ſich das Bedürfniß
ausſpricht, in das zroße Rad der Zeitbewegung mit einzutreten,
und es iſt ein ſchöner Sieg der öffentlichen Meinung, welche
dieſen Gegenſtand zur allgemeinften Debatte der ganzen Be⸗
völkerung erhoben haͤt. (K. v. u. f. D.)
Stuttgart, i9. Febr. Die bereits erwaͤhnte, durch den
Oberſten v. Radowitz nach Stuttgart überbrachte Uebereinkunft
wegen der Feſtung Ulm follen dahin lauten, daß Bürtemberg
den Gouverneur und Baiern (wegen des geringern Umfangs
von Neu-Ulm) den Kommandanten der Bundesfeſtung ernenüt,
während der Geniedirektor alle 5 Jahre abwechſelnd don einent
Dder beiden Staaten, der Artilleriekommandant aber von Oeſtreich
nannt wird. In Friedenszeiten Hält Würtemberg allein die
Beſatzung in Ulm (mit Ausnahme der Artillerie) und Baiern
die in Neu⸗Ulm; im Krieg ſtellen beide Staaten zuſammen die
eine und Oeſtreich die andere Hälfte. (N. C.)
Kaſſel, 22. Febr. Dem zum Oberbürgermeiſter der Re—
ſidenz gewählten und zur höchften veſtätigung in Vorſchlag
gebrachten, bisherigen Vicebürgermeiſter, Pfarrer Jäger, iſt
die Auflage gemacht worden, die Faͤhigkeiten zur Bekleidung
einer ſolchen Stelle nachzumeifen. — Als eine für dieſe Jah⸗
reszeit merkwürdige Naturerſcheinung bemerke ich Ihnen, daß
wir am 19. hier und in der Umgegend einen ſolchen ſtarken,
undurchſichtbaren Nebel hatten, daß am Abend die brennenden
Laternen kaum wie leuͤchtende Punkte erſchienen und viele
Perſonen ſich in der Stadt irre gingen. Der Poſtenlauf wurde
Dadurch auch um mebhrere Stunden unterbrochen. — Die un—
erwartete Nachricht von der Erhauung einer Eiſenbahn don
Magdeburg über Braunſchweig, Hannoͤder nach Ninden, hat
von hier nach Lippſtadt ſehr zweifelhaft wird, da namentlich
Preußen ſeinen Hauptzweck, éine Verbindung wit den Rhein—
provinzen herzuſtellen, vollkommen erreichen kann, ohne naitar