Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

DOI Kapitel:
No. 71 - No. 80 (13. März - 22. März)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42549#0289

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext




No. 71.


1842.





Darinſtadt, 5. März. Unſerer höheren Gewerbſchule
fehlte bisher noch ein, den mannigfaltigen Zpecken des Real⸗
unterrichts entſprechendes Gebäude. Der Gemeinderath der
Reſidenz bot jedoch zur Abhülfe dieſes Bedürfniſſes ſehr bereit—
willig die Hand, und jetzt ſchon iſt man mit dem Graben
der Fundamente des neuen dreiſtoͤckigen Vealſchulgebäudes,
welches eine Faßade von 180 heſſ. Fuß erhalten wird, ſehr
thätig beſchäftigi. Man rühmt den desfallſigen Entwurf des
Stadtbaumeiſters Harres, beſonders aber die große Sorgfalt,
mit welcher auf die kleinſten Bedürfniſſe der unterſchiedlichen
Zweige des Unterrichts die geeignete Rückſicht genommen wor—
den ſey. K. 2

Frankfurt a. M. 8. März. Unſer Mitbürgex Joh. Phil.
Vagner hofft jetzt auf chemiſchem Wege die Schpierigkeiten zu
beſeitigen, die er bei ſeinen Verſuchen, den Elektro-Magnetis⸗—
mus im Großen anzuwenden, zu überwinden hat. Da ihm zu
dem Behufe eine große Stadt mehr Hülfsmittel darbietet, als
ein abgelegner Landſitz, ſo dürfte er auch für dieſen Sommer
mn Frankfurt bleiben.

München, 8. März. Se. Maj. der König hat geruht
dem hieſigen Buchhändler Johann Palm „ſeines Vaters ein—
gedenk“ den Titel eines Hofbuchhändlers zu verleihen. (Be—
kanntlich erlitt der Nürnberger Buchhändler Joh. Phil. Palm
am 26. Aug. 1806 zu Braunau den Tod des Märthrers.)

Afchaffenburg, 8. März. In einigen öffentlichen Blättern
wurde gemeldet, daß der zum Erzbiſchof von Bamberg ernannte
hochwürdige Hr. Caſpar Bonifaz v. Urban Bedenken trage,
dieſe hohe Kirchenſtelle anzunehmen. Nun aber theilt der in
Bamberg erſcheinende woͤchentliche Anzeiger für die Geiſtlichkeit,
die beſtimmte freudige Nachricht mit, daß der hochwürdige Hr.
C. B. v. Urban die Wuͤrde eines Erzbiſchofs zu Bamberg anz
genommen habe. Man ſieht der baldigen Beſtätigung dieſer
yochſt erfreulichen Ernennung von Scite des apoſſoliſchen
Stuhles wit Sehnſucht entgegen; denn von dem neuernannten
Hrn. Erzbiſchofe, dem Freunde Schwäbls, wird nur Gutes
und Erfreuliches gerühmt und geſprochen.

Berlin, 6, März. Seit nigen Tagen hört man, daß
wahrſcheinlich der Miniſter Eichhorkn das Miniſterium des Kul—
jus gegen das der auswärtigen Angelegenheiten, in dem er ſo
lange Jahre mit dem glänzendſten Erfoͤlg gewirkt hat, vertau—
ſchen wird. — Kaum hat die Liszt Schwaͤrmerei duͤrch die Ab—
reiſe des gefeirten Künſtlers ihr Ende erreicht, fo iſt ſie auch
dem ſchonungsloſeſten, in zahlloſen Bildern und Gedichten em—
porſchießenden Witz anheimgefallen. Daß die Berliner auf
dieſe Weiſe der eigenen Thoͤrheit ſpotten, iſt techt ſchön; fie
hätten's nur etwas früher thun ſollen. (Koͤln. 3.)

Bexlin, 6. Marz. Die ſehr intereſſante Voͤrleſung don


erſter Verlagsartikel der neuen Buchhandlung: Berliner Leſe—
rabinet, im Druck erſchienen. Sie ſtelit in leuͤht faßlicher und

2 —

gefälliger Weiſe die Theorie der atmoſphaͤriſchen Erſcheinungen
und der daraus entſpringenden Witterungsverhältniſſe dar—
Dove ſchildert das Luftmeer, die Dampfkuͤgel, in dem wir
leben, und ſucht das Geſetz der Luftſtrömungen zu fixiren,
und verfolgt den Rordſtrom und den Südſtrom auf ihren
Wegen, deren Aufeinanderwirkung das Wetter bedingt. Es
fehlt dabei auch nicht an witzigen Seitenblicken, und der badiſche
Abgeordnete Knapp koͤnnte vielleicht für ſeine in der Sitzung
vom 18. Februar ſareaſtiſch ausgeſprochene Theorie der Winde
manchen Beitrag darin finden. „So wie die Weltgeſchichte,
ſagt Dove, ſich in den Begebenheiten auch des unbedeutendſten
Ortes abſpiegelt, ſo ſpricht ſich auch die Witterungsgeſchichte
in den meteorologiſchen Erſcheinungen jeder einzelnen Beobach—
tungsſtation ab. Die Journale derſelben ſind die Chroniken
der allgemeinen Witterungsgeſchichte; aber ſo wenig man die
Fäden der Weltgeſchichte zu faſſen vermag, wenn man nur
eine Urkunde zu Nathe zieht, eben ſo wenig wird man aus
den Beobachtungen eines Ortes zum Verſtaͤndniß der mannigfach
ineinandergreifenden Proceſſe des Luftkreiſes gelangen. Nut
aus dem Zuſammenfaſſen und Vergleichen jener einzelnen Be—


ziehung hervor, und des Fehlen eines einzigen Mittelgliedes
läßt oft Phönomene räthſelhaft erſcheinen, die, waͤren fie er⸗
gänzt, ſich von ſelbſt erläutern würden. Haben wir aus der
Geſammtheit unſerer Witterungserſcheinungen den Schluß gezogen,
daß ſie den ſtets ſich erneuernden Kampf zweier Luftſtroͤme dar⸗
ſtellen, ſind wir alſo mit Ariſtoteles einverſtanden, wenn er in
der Politik äußert, es gebe eigentlich nur zwei Staatsverfaſ—
ſungen, wie von den Winden geſagt werde, daß nur die nörd—
lichen und die ſüdlichen ſeien, die anderen aber nur Abſchwei—
fungen derſelben, ſo folgt, daß was an einem Orte in Der
Aufeinanderfolge der Erſcheinungen ſich ausſpricht, auf eine
eben ſo einleuchtende, ſogar auf directere Weiſe hervortreten
muß, wenn man die gleichzeitige Verbreitung der Phaͤnomen
zur Anſchauung bringt.“ Dode gehoͤrt nicht nuk zu den
wifſenſchaftlich ausgezeichnetſten, ſondern auch zu den freiſin—
nigſten Profeſſoren unſerer Univerſität.

Paris, 9. März. Die Differenzen über die Etiquette⸗
Frage, welche zur Zeit der Anweſenheit des Grafen von' Sal—
vandy in Madrid ſo großes Aufſehen gemacht, ſollen in Folge
unausgeſetzter Communicationen zwiſchen Spanien und Franfz
reich erledigt ſeyn; hauptſaͤchlich durch Vermittlung und Un—
terhandlung zwiſchen Lord Aberdeen und dem Grafen St.
Aulgire wäre ein Vergleich zu Stande gekommen, naͤch welchem
dex Rang eines Familienboiſchafters vaͤn dem Gefandten Frankz
reichs in Madrid nicht mehr repraäͤfentirt werden, ſondern
dieſer fortan einfach den Charaͤkter eines bevollmächtigten
Miniſters haben und ſeine Accreditive bei der ſpaniſchen Ne-
gierung, der Conſtitution von 1837 und der Interpretatiau
der Cortes gemäß, dem Regenten überreichen wülde—
 
Annotationen