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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 121 - No. 130 (4. Mai - 13. Mai)
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No. 127. .



Manuheim, 7. Mai. Die Widerlegung über den ſtatt—
gehabt haben ſollenden Auszug des Burggeiſtes von Rodenſtein,
wird nach einer uns von Fürth im Odenwalde zugekommenen
Correſpondenz widerſprochen. Wir theilen den weſentlichen In—
halt nachſtehend mit: „Ohne meinerſeits die Wahrheit des
Erzaͤhlten durchweg verbürgen zu können, und ohne der Volks—
anſicht in dieſer Beziehung mich anſchließen zu wollen, berichte
ich Ihnen hiermit, was nach durchaus glaubhaften Ausſagen
von Reichelsheim her, welches etwa eine halbe Stunde von der
Burg Rodenſtein entfernt liegt, hieſigen Orts bereits ſeit dem
9. April über dieſen wunderbaren Vorgang bekannt geworden
iſt. Darnach wurde am 8. April gegen Abend die Umgegend
des Kodenſtein plötzlich durch ein ungewoͤhnliches Getöſe,
welches den ältern Leuten ſogleich den Auszug des Ritters vom
Rodenſtein ins Gedächtniß zurückrief, vermiſcht mit Hufſchlag,
Hundegebell, Peitſchengeknall u. ſ. w., aus ihrer Ruhe auf—
geſchreckt. Ganz wie früher nahm daſſelbe, und alſo auch der
Zug des vermeintlichen Geiſterheeres, ſeine Richtung an dem
Reichelsheimer Schloſſe vorbei nach Pfaffenbaarfurth hin. Nie
aber, behaupten Leute, welche frühere Auszüge erlebt haben,
war das Ganze ſo furchtbar, als dieß Mal. Kinder, welche
am Fuße des Reichelsheimer Schloßberges ſpielten, eilten in
ſchrecklicher Angſt nach Hauſe; Jeder ſuchte unter Obdach und
zu Menſchen zu kommen, und ſelbſt furchtloſere Ackersleute
mußten ihre Feldarbeit aufgeben, weil ihre Thiere ſcheu wur⸗
den, lauter Einzelheiten, welche ganz beſtimmt angegeben wer—
den. Sonach läßt ſich wohl nicht zweifeln, daß hier wirklich
ein Ereigniß ſtatt fand, welches das Volk nach ſeinem Hange
zum Wunderbaren aus dem Geiſterreiche ableitet, waͤhrend der
Gebildete es auf natürliche, freilich bis jetzt noch nicht aufge—
fundene Urſachen zu beziehen ſich gedrungen fühlt. Jedenfalls
moͤge es unſerm deutſchen Vaterlande das Unheil nicht pro—
phezeihen, als deſſen Vorbote nach dem Volksglauben der Aus⸗
zug des Ritters von dem Rodenſtein angeſehen wird, damit
alle großartig begonnenen Werke des Friedens ungeſtört zu
ihrer Vollendung fortſchreiten können.“ —

Stuttgart, 5. Mai. Se. Mai. der König wurde vor
einigen Tagen von dem gegenwärtig herrſcheden Schnupfenfieber
befallen, in deſſen Verläuf geſtern bei S. Maj. eine Aderläſſe
vorgenommen wurde. Hoͤchſtdieſelben haben heute eine gute


fieberfrei.

Darmſtadt, 6. Mai. Wie brüderlich die katholiſche und
evangeliſche Gemeinde der hieſigen Stadt zuſaminen leben,
bewies neuerdings die katholiſche Geiſtlichkeit und deren Kirchen⸗

vorſtand, dadurch, daß ſie ihre Kirche zum Mitgebrauch der
rvangeliſchen Gemeinde auf ſo lange, ais die Reparatut der
Stadtkirche dauere, anbot. Solche Zeichen der chriſtlichen
Bruderliebe, bei ſonſt ſtrenger Beobachtung ihres Ritus, ver—
dienen oͤffentliche Anerkennung. (F. J)


1842.

Darmſtadt, 7. Mai. Der durch ſeine ausgezeichneten
Leiſtungen rühmlichſt bekannte Kupferdrucker, H. Felſing
aus Darmſtadt, erhielt die ehrenvolle Anerkennung ſeiner
Geſchicklichkeit, nach Italien berufen zu werden, um in Parma
Probedrücke der von dem berühmten Kupferſtecher Foschi ge—
ſtochenen Platten zu ziehen. — Der gleichfalls berühmte Kupfer—
ſtecher Anderloni, Profeſſor an der Academie in Mailand,
benutzte die Gegenwart des deutſchen Druckers in Italien, um
ihm das Verſprechen abzunehmen, nach ſeinem in Parma
beendigten Geſchäfte nach Mailand zurückzukehren, um auch
von ſeinen in Arbeit begriffenen großen Platten Probedrücke
zu machen, (Heſſ. 3.)

Frankfurt, 8. Mai. Heut, als unſer Hauptblatt bereits
unter der Preſſe war, iſt uns aus Homburg folgender betrü—
bender Bericht zugekommen: „Hamburg, 5. Mai, Abends,
vor Abgang der Poſt. Seit dieſe Nacht um 1 Uhr bis zu
dieſem Augenblicke wüthet hier ein fürchterlicher Brand, der
bereits mehrere Straßen, den Rödingsmarkt, die beiden Twieten,
den Hopfenmarkt und den größeren Theil der Deichſtraße, in
welcher das Feuer ausgebrochen war, in Aſche legte. Der
St. Nicolai-Thurm iſi vor einer Viertelſtunde mit einem
fürchterlichen Gekrache zuſammengeſtürzt. Bis jetzt mögen,
außer der Kirche, cirea 90 bis 100 Häuſer ein Raub der
Flammen geworden ſeyn, und noch hat man keine Hoffnung,
des Feuers bald Meiſter zu werden. Auch die ehemalige
Boͤrſenhalle, in welcher unſere Abendzeitung gedruckt wird, hat
bereits die Flammen ergriffen. Die Noth, der Jammer und
die Verwirrung iſt wahrhaft gräßlich, und die Spritzenleute,
welche nun ſchoͤn 17 Stunden anhaltend arbeiten, ſind erſchoͤpftz
Soo Mann Stadtſoldaten ſind ihnen zur Hülfe beigegeben;
auch iſt die ganze Bürgergarde unter den Waffen. F. J.)

Haarburg, 6. Mai. Wegen des nech fortdauernden
groben Brandes iſt keine Briefpoſt von Hamburg dahier
eingetroffen.

Geſtern Abend hörte man, daß bereits elf Menſchen bei
dem Loſchen das Leben eingebüßt hatten. Das Feuer des Ni—
kolaithurmes hatte die Neue-Burg bis zum Ralhhauſe ange—
zündet. Um Mitternacht wüthete das Feuer mit ununterbro—
chener Heftigkeit fort, ohne daß Ausſicht war, demſelben Ein—
halt zu thun.

München, 3. Mai. Eine frühere Mittheilung, daß
Prinz Karl, als Erbe der verſtorbenen Königin Karoline, für
die zu dem Schloſſe Tegernſee gehörende Molken- und Bad—
anſtalt Kreuth im Interéſſe Hunderter, die dort Huͤlfe für eine
leidende Bruſt ſuchen, noch mehr thun laſſen werde, als ſelbſt
früher geſchehen iſt, beſtaͤtigt ſich vellkemmen. Auch für die
Einrichiung eines regelmäßigen Gottesdienſtes für die prete—
ſtantiſchen Badgaͤſte in anſtändigem Lokal wird geſeegt, eder
es iſt bereits geſchehen.

Wien, 2. Mal. Nicht ohne einige Zweifel liest mau hiet,
 
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