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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 61 - No. 70 (3. März - 12. März )
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ageblätter




No. 66.










„Heidelberg, 6. März. Heute iſt das zweite fuͤr die
Neckardampfſchiffahrt beſtimmte Dampfboot hier angelangt. Es
iſt daſſelbe Schiff, Inexploſible No. 23, welches mit dem, erſten
von Hrn. Gaché aus Nantes erbaut und bis Mannheim ge⸗
braͤcht worden war. Seither hat es Probefahrten auf dem Main
und der Moſel gemacht. Die Metzer Geſellſchaft hat dieſes
hübſche Boot dem Neckarverein überlaſſen, damit derſelde un⸗
verzüglich dieſem Fluſſe die Wohlthaten der Dampfſchiffe ver—
ſchaffen könne. Auf der Obermoſel wird daſſelbe durch 2 der
neuern und ſo ausgezeichneten feſtgedeckten Schiffe des Hrn.
Gaché erſetzt werden. Morgen werden beide —
mit einander nach Heilbronn ſteuern und ohne Zwelfe wird
von jetzt an eine tägliche Fahrt zwiſchen hier und Heilbronn
ſtatt finden.

Heidelberg, 5 März. Auf der Eiſenbahn von hier nach
Mannheim wurden am 1. d. M. mit einer, in der Maſchinen—
brit von Keſſler und Martinſen in Karlsruhe gefertigten Lo—
komotive, die Probefahrten vorgenommen, deren Verlauf die
überraſchendſten Reſultate lieferle. Bei derſerſlen dieſer Fahr⸗
en wurde die 4, Stunden betragende Strecke mit 10 ange—

der Fahrt betrug 1000“ bad. oder 333 Metres in 10 Sekun—
den, wobei die Triebräder von 3,“ Durchmeſſer — 5,7% Ums
gänge per Sekunde machten, es wurden demnach in einer
Stunde Z 24,* Stunden oder nahe 73 engl. Meilen zurück—
gelegt. Die zweite Fahrt wurde mit angehängten 21 Perſo—
nenwagen, bei 55 Pfunden Dampfdruck unternommen, und


feld, bei ſtarkem, ſeitlichen Winddrucke, in etwas weniger als
18 Minuten vollbracht. Bei einer dritten Fahrt, wobei keine
Wagen angehängt waren, und die Maſchine mit einem Dampf—
Duge von 15 Pfunden arbeitete, wurde ebenfalls eine grßte
Geſchwindigkeit von 1000“ per Sekunde beobachtet, und es
würde, ohne den ſtattgehabten ſehr ſtarken Südweſtwind die
Fahrt von Heidelberg bis Mannheim in 14 Minuten zurückgelegt
worden ſeyn. Dieſe gewiß für jeden Vaterlandsfreund freudige
Erſcheinung inländiſcher Induſttie iſt eine nicht zu beſtreitende
Folge des dcutſchen Zolloereins, deſſen wohlthätige Wirkungen,
bei Exgebniſſen vorliegender Ait, nicht mehr bezweifelt wer—
den können. . (M. J.)
Wertheim, 4. März. Die Taubermündung dahier hatte
ſeit mehreren Tagen das Anſehen eines Hafens großer Han—
delsſtädte. Man war unabläſſig mit dem Einladeuͤ der aufge⸗
häuften Fruchtvorräthe beſchäftigt: es logen 38 verſchiedene
Schiffsfahrzeuge mit einer Ladung von 20,600 Malter hier vor
Anker, die des Augenblicks harrten, wo ein günſtiger Waſſer—
ſtand und der Nachlaß der ſtärmiſchen Witterung es erlaudten
in den Mainſtrom auszulaufen. Die Abfahrt iſt nun heute
erfolgt, und wird hoffentlich ihr Ziel in Mainz glücklich er—

reichen. Ein weiterer großer Transport wird demnächſt Statt
haben. (M. J.)

Berlin, 2. März. Morgen verläßt uns Liſzt. Ein Fürſt
fönnte nicht in glänzenderer Weiſe von uns ſcheiden! MNicht
ſeine Virtuoſität, ſondern die edle Anwendung derſelben, die


Lzot Thirn, die der Ertrag des letzten, zu wohlthätigen Zwecken
veranſtalteten Concerts des Künſtlers geweſen ſind. Es waren
500 Ihlr. davon einem Theile der Kleinkinderbewahranſtalten
zugewendet worden. Dies veranlaßte dieſen Morgen einen
Uhrenden Auftritt. Hundert dieſer Kleinen, alle unter fechs
Jahren, erſchienen unter Führung ihrer Beaufſichtiger im Hotel
de Ruſſie, wo Liſzt wohnt, und verſammelten ſich daſelbſt in
dem großen Saale. Liſzt, dem ihre Anweſenheit durch eine
Deputation der Vorſteher angezeigt war, kam herab. Die
Kleinen begrüßten ihn mit einem Lobgeſange: „Lobt froh den


2

ihrem Wohlthäter Blumen. Der freundliche Künſtler war aufs
innigſte bewegt und gerührt; er vermoͤchte nicht zu ſprechen,
eber nahın in feiner Freude Tie Kleinem ‚ empor und küßte fie
herzlichſt. Heute Abend findet fein großes Abſchiedscencert,
nunmehr das achtzehnte ſeit zwei Mongten, in dem er ſich
offentlich hören läßt, ſtatt. Und morgen in der Mittagsſtunde,
unmittelgar vor der Abfahrt, wird er noch zUmM Beftert Der
ärmern Studirenden in ſeinem Hotel ſpielen. Dafur bereitet
ihm aber die Univerſität auch ein Comitat, wie noch kelns
hier vorgekommen. Mit 30 vierſpännigen Wogen und 50
Reitern, Studirende in der akademiſchen Feſttracht, wird ihm
das Geleite bis eine Meile vor die Stadt, dem Dorfe Fried—
richsfelde, gegeben, wo der reiche Gutzbeſitzer daſelbſt, Hr. 8.
Treskow, ſämmtliche Studirende zu ſich eingeladen hat. So
ſcheidet er von uns, wahrhaft als ein Künſtlerfürſt! (E. A. A
Berlin, 3. März. Vorgeſtern Abend braͤchten mehrere
hundert Studirende ihrem Lehrer, dem Prof. Marheineke, beim
Schluſſe ſeiner Vorleſung eine ſolenne Abendmuſik, wodurch
ſie ihre Pietät für den Kaͤmpfer des evangeliſchen Glaubens an
den Tag legen wollten. Ueberraſchi von dieſer ihun gezollten
Verehrung, dankte der Profeſſor Marheineke mit Worten, welche
eine gewiſſe theologiſche Nichtung ausdrücken, die man feit dein
Tode des Hrn. d. Altenſtein immer mehr zu verdrängen ſtrebt.
S Ein enthuſiaſtiſches Vivat folgte dieſen bedeutuͤngsvollen
Vorten, Worten, worauf die begeiflerten Commilitonen noch
zum Profeſſor Varke, ebenfalls einem tapfern Kämpfer für
Wahrheit und Glauben, mit Muſitk zogen. — —
Hannover. Die höhere Gewerbſchule zu Hannover zählt
im Studienjahre 1841/42 überhaupt 166 Theilnehmer, nämlich
tö9 Schüler und 7 Zuhörer. Dem Wohnorte nach ſind davon
aus Hannover und der naͤchſten Umgegend 58, aus den Pro⸗


 
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