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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 141 - No. 150 (25. Mai - 3. Juni)
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No. 144.

Karlsruhe, 25. Mai. Seine Königlidhe Hoheit d&
Großherzog geruhten heute den vor einigen Tagen dahier ein—
getroffenen Königlich Preußiſchen Oberſten v. Nadowitz in
feierlicher Audienz im Großherzoglichen Schloſſe zu empfangen
und deſſen Beglaubigungsſchreiben als außerordentlicher Ge—
fandter und bevollmächügter Miniſter Seiner Majeſtät des
Koͤntgs von Preußen entgegen zu nehmen. Nach der Audienz
wurde dem neuernannten Herrn Geſandten die Ehre zu Theil,
zur Großhetzoglichen Tafel gezogen zu werden. (K. 3.)

Karlsruhe, 26. Mai. In dem ?. Städte-Wahlbdezirk
Konſtanz) iſt vorgeſtern, an die Stelle des Hrn. Biſſing,
welcher die Wahl eines andern Wahlbezirks angenommen hatte,
Hr. Mathh, der frühere Redakteur der „Nationalzeitung“,
zum Abgeordneten erwählt worden.

Darmſtadt, 23. Mai. Das heutige R.-B. enthalt ein
vom 10 Mai datirtes, Geſetz, die Unfaͤhigkeit zum Militär—
dienſt als Folge anerkannter Strafen betreffend. Nach den
Beſtimmungen dieſes Geſetzes zieht die rechtskräftige Verurthei—
lung zur Zuchthausſtrafe als geſetzliche Folge die Unfähigkeit,
in den Militärdienſt aufgenommen zu werden, nach ſich. Die—
ſelbe Folge hat die Korrektionshausſtrafe, wenn ſie auf zwei
Jahre und länger, oder auf ein Jahr oder länger wegen Dieb—
ſtahls, Unterſchlagung, Fälſchung oder Betrugs, oder wegen
Meineids rechtskraͤftig erkannt worden iſt. Der Unfähige muß,
zur Erfüllung ſeiner Kriegsdienſipflicht, wenn ihn das Loos
trifft, die zur Stellung eines andern Mannes erforderliche
Vertretungsſumme zur Einſtandskaſſe bezahlen, in ſo fern und in
ſo weit er dazu vermögend iſi oder vermegend wird. (G. H. 3)

Wien, 17. Mai. Genauen Erhebungen zufolge ſind in
Stadt Steyer 274 Haͤuſer, ohne die Nebengebäude, abgebrannt.
Der amtlich erhohene Schaden iſt in runder Summe auf
600,000 fl. angefchlagen, aber natürlicher Weiſe bei weitem
betraͤchtlicher. Die Verſicherungsanſtalten ſind ungefaͤhr mit
200,000 fl. Brandſchadenvergütung bei dieſem Unglücke be—
theiligt. (Karlsr. 3.)

Köln, 24. Mai. Hr. v. Geißel, welcher unlangſt von
einem Unwohlſehn plötzlich befallen worden, iſt wieder herge—
ſtellt und faͤhrt fort, ſich einem umfaſſenden Wirkungskreiſe
mit Eifer und Wohlwollen zu widmen. Bis jetzt iſt die Ver—
valtung der Erzdiözeſe in dem herkömmlichen Gange fortge—
führt worden, und von den Veränderungen, welche etwa de—
ſchloſſen ſeyn moͤgen, iſt noch keine ins Leben getreten. In—
deſſen ſehen die Freunde des Erzbiſchofs ſolchen entgegen,
während man andererſeits auf die Weisheit und Gerechtigkeit
des Coadjutors großes Vertrauen ſetzt. Die Spannung, welche
zwiſchen den Parteien beſtanden, hat dedeutend nachgelaſſen
und würde, wenn nicht neue Nahrung zugeführt wird, vielleicht
ganz von ſelbſt aufhören. Nur einer oder der andere Pfarrer
von der erzbiſchöflichen Partei ſucht dies wenig loͤbliche Ge—
ſchäft zu betreiben. Einer derſelden ſoll den Vernthmen nach


1842.



ſich als Gaſtprediger anbieten und in der Stadt wie auf dem
Lande dem gemeinen Manne es nachdrücklich einprägen, Herr
von Geißel fey nichts als der Vikar des Herrn Erzbiſchofs, und
letzterer werde die Verwaltung wieder an ſich nehmen, wenn
dieſelbe nicht in ſeinem Sinne geführt würde. Hr. von Geißel
hat, um ſich über den Zuſtand der Lehre und Bildung unter
dem jungen Klerus zu unterrichten, an den Prüfungen deſſel—
den perfoͤnlich theilgenemmen. Derſelbe ſoll bei dieſer Gele—
genheit eine wiſſenſchaftliche und gelehrte Tüchtigkeit an den
Tag gelegt haben, wie ſie bei einem deutſchen Biſchofe in ſehr
ſelienen Fällen angetroffen werde. Die Strenge, mit welcher
dieſe Pruͤfungen vollzogen worden, ſoll bereiis ſehr wohlthätigen
Einfluß auf die Beſchäftigungen der Kandidaten und der Mit—
glieder des geiſtlichen Standes in der Erzdiözeſe ausgeüht haben.
Leipzig, 19. Wai. In die Allg. Zeitung iſt aus der
Rheiniſchen Zig. die Nachricht übergegangen, daß es feſt ſtehe,
Hofrath Dahimann habe den Fortbezug ſeines ihm durch
Subſcription geſicherten Goͤttinger Gehaltes abgelehnt. Dieß
iſt aber die bodenloſe Erdichtung eines müßigen und wenigſtens
ſehr leichtfertigen Kepfes, dalkein irgend beſonnener Menſch
von einer ſo zarten Angelegenheit ſo ins Blaue hinein ſchreiben
kann. Was die Geruͤchte von Dahlmanns Berufung nach
Berlin anlangt, ſo hat man allerdings den Miniſter genannt,
welcher ſie betreibe, und auch eine ſehr offenherzige und
keineswegs ablehnende angebliche Antwort des Königs ſich
erzählt; weiter aber hat zur Zeit nichts verlautet. Dagegen
iſt Dahlmann auch von der Univerſität Bonn kürzlich ohne
Erfolg in Vorſchlag gebracht worden. —
Aus Thüringen, im Mai. Wenn man ſich lange Zeit
in kleinlichen Verhaltniſſen befunden hat, deren Enge und
Befangenheit erſt zu überwinden war, ſo bedarf es einiger Zeit,
dis woͤn ſich in einem neuen Falle gleich auf den erſien Griff
an den großen Maßſtab gewöhnen lernt. So erklaͤrt ſich denn
auch, wie man da oder dort den Kölner Dombau und die
Nationalhilfe zum Wiederaufbau von Hamburg nicht augen⸗
blicklich nebeneinander zu denken vermechte. Kein Zweifel, daß
dem Wiederaufbau von Hamburg undedingt der Vorrang gebührtz
aber kein Zweifel auch, daß Deutſchland Manns genug iſt,
um über der einen Aufgabe nicht alsbald den Muth zu andern
Werken zu verlieren, welche man warttn laͤſſen kann, aber
teineswegs aufgeben darf. Eine thatkräftige Natien darf nie—
mals ſallen laſſen, was ſie mit Oſtentation begonnen hatte;
man kann an Mitteln ab⸗ und zugeben, aber man ſoll nicht
reſigniren. Ja, ich mochte im Gegentheil bthaupten, daß die
Erhebung zu dem Gedanken, den Kölner Dom zu vollenden,
und die Vereinigung zu den Mitteln dazu gewiſſermaßen als
ein einleitendes Vorſpiel zu der großartigen Beſteuerung de⸗
nachtet werden kann, weſche ſich Deutſchland jetzt ſür Hau⸗
burg auferlegt. Man hatte ſich an den Gedanken greßer
Mittel und verein igter Kräfte gewehnt; der Boden nar de—
 
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