Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

DOI chapter:
No. 131 - No. 140 (14. Mai - 24. Mai)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42549#0571

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
heidelberger

Tageblätter


No. 140.


*





















Karlsruhe, 23. Mai. In Pforzheim wurde gewählt:
am 20. Mai: für den , Dbergerichtsadvofaten Rindeſchwender
gon Kaſtait, welcher die Wahl abgelehnt hatte, Domänen⸗
verwalter, Oekonomierath Dr. Herrmann in Karlsruhe zum
Abgeordneten für den 28. Aemterwahlbezirk (Oberamt Pforz⸗
heim); am 21. Mai: für den Hofgerichtsadvokaten, Amt—
imann Sander von Raſtadt, welcher die Wahl abgelehnt
hatte, Regierungsrath, Domänenverwalter Hofmann in
Karlsruhe, zum Abgeordneten für die Stadt Pſorzheim.

Stuttgart. In der 98. Sitzung genehmigte die würtem—
bergiſche Ständekammer für die Univerſität Tübingen den
Storsfaß mit jährlichen 110,000 fl. und ſomit die Mehrexigenz
von tS/oͤo0 fl. Ebenſo wurden die weiter angeſonnenen t2, 000 fl.
fuͤt Auefatiung des neuen Univerſitätsgebaudes, welche auf
die Mittel der Reſiverwaltung vorgemerkt ſind, 7500 fl. fur
Unterſtützung zu wiſſenſchaftlichen Reiſen der Studirenden und
booo fl. für Staatsſtipendien verwilligt. (S. M.)

Preußen. Nach einem Schreiben aus Bonn iſt die Nach—
richt gegruͤndet, daß Hr. v. Rehfues ſeine Entlaſſung ver—
langt und erhalten hat. Er ſcheidet in kurzem ganz aus dem
Staͤatsdienſte, wird aber vor der Hand in Bonn wohnen bleiben.

Berlin, 16. Mai. Die Nachricht, daß der Köhner
Dombau auf drei Jahre ausgeſetzt ſey, widerlegt ſich von ſelbſt,
da thätig an Herſiellung und Vollendung des Schiffs gearbeitet
wird. Wahrſcheinlich liegt hier eine Verwechslung mit dem
hieſigen Berliner, Dome zu Grunde, der allerdings erſt in 3
Jahren begonnen werden ſoll, weil die Koſten in Witten ſo
vieler andern bedeutenden zu groß erſcheinen. (O. 3.

Weimar, 18 Mai. Heute iſt das großherzogl. Patent
in Betteff einer Ihnen ſchon gemeldeten Landeskollekte für die
Abgebrannten in Hamburg erſchienen, und iſt daſſelbe in vieler
Beliehung von großer Wichtigkeit. Wir meinen damit nicht
ſowohl die Maßregel an ſich, als die Bedeutung, welche daraus
ſpricht. Ganz in dem Sinn, wie der auch von der Didaskalia
mitgetheilte Aufruf der Weimariſchen Zeitung, wird hier das
allgemeine Intereſſe Deutſchlonds, die Einheit unſeres Vater—
landes, hervorgehoben und die Theilnahme für eine Bundesſtadt
in Anſptuch genommen. Es iſt von „deutſchen Brüdern“ die
Rede, für welche zum Beiſtand aufgefordett wird. Dieſe
Sprache einer Staatsregierung iſt gewiß ein merkwürdiges
Zeichen der Zeit und trifft die innerſten Saiten der Natien,
welche unter ihren Fürſten und Regierungen zu immer groͤßerer
Einheit und zu kräftigem Zuſammenhalten hinſtrebt. Nur
wenn ſich Deuiſchland in ſolch aͤcht deutſchem Sinne zeige,
werde es möglich werden (wird z. B. in dem Patente geſagt),
zu bewirken, „doß die wichtige Handelsſtadt ohne lange Unter—
drechung, ja vielleicht mit neuer Stärke und in noch engerem
Zuſammenwirken ihren wohlthätigen Einfluß auf das gaͤnze
deutſche kommerzielle Leben äußere.“ —

Hannover, 17. 4 Das ſtaͤndiſche Anerbieten ven

100,000 Thlrn., das vielleicht einigen beſondern Werth gehabt
hätie, wenn es ſo ſchnell benutzt worden wäre, wie es möglich
war, verliert dadurch, daß, wie man hört, das Cabinet ſich
noch immer nicht darüber erklärt hat, ob es die zu ſeiner Dis⸗
poſition geſtellte Summe verwenden will, ungeachiet die Kam—
mern doppelte Sitzung an Einem Tage hielten, um den Ham—
burgern ſo ſchnell wie möglich eine Gabe für ihre Hülfsbe—

dürftigen zu bieten. (L. A. 3.)
Hamburg, 19. Mai. Der Profeſſor der Theologie an
der Berliner Univerſität, Conſiſtorialrath Neander, hat

1000 Rihlr. beigeſteuert, und bei deren Ueberſendung an den
Hamburger Senat dankend daran erinnert, daß er ein Ham—
burger ſey, daß er mehrere Unterſtützungen und Stipendien
von Seiten der Stadt genoſſen, und daß es ihm jetzt zur gro—
ßen Freude gereiche, dies vergelten zu können. (N. H. 3.)

Altona 18. Mai. Der hieſige „Merkur“ ſagt: Von
dem Anblick der Hamburger Brandſtätte, der vorzugsweiſe
AitHamburg, den Mittelxunkt und Kern, annden ſich die
uͤbrige Stadt angeſchloſſen, mit ſeinen alten äffentlichen Gt—
bäuden befaßt, macht man ſich keine Vorſtellung, wenn man
ſie nicht ſelbſt durchwandert hat. Denn der den Zeitungen
mitgegebene Plan bezeichnet nur den Umfang und die Gränzen
der Verheerung, nicht den genauern Charakter derſelben, noch
die Verrückung aller Geſichtspunkte für das beſchauende Auge.
Mancher mag die Stätte ſeines Hauſes nicht wiederfinden ken—
nen. An einzelnen Stellen ruft des Bild der Zerſtörung, viel—
leicht in Folge der Sprengungen, nicht den Eindruck einer
Feuersbrunſt, ſondern den eines Erdbebens herver. Zuweilen
glaubt man ſich in eine zertrümmerte und verſchüttete Stadt
des Alterthums verſetzt zu ſehen. — Ueber die nähtre Steti—
ſtik des Brandes gehen uns noch folgende (ſcheinbar übertriebene)
Angaben zu: 61 Straßen, 120 Gänge und Höfe, 1972 Häuſer
1116 Sale, 198 Buden, 568 Keller, 22,926 Perſenen obdach—
los (geweſen.) — Der Geldverkehr in Hamburgegeht ſo leicht
von ſtatten, daß man das Anerbieten der xreuß. Sechandlung,
hier eine Diskontokaſſe zu errichten, wohl ablehnen wird; da—
gegen iſt die Rede ven einer Vorſchuß-Anſtalt auf Waaren,
die wahrſcheinlich ins Leben treten wird, und vou der man
ſich, wie im Jahre 1790, einen wohlthätigen Einfluß verſpricht.
— Ueberall macht das Leben, leider auch häufig mit ſeinem
Leichtſinn, ſeine Anſprüche wieder geltend, und wer am Abend
des zweiten Pfingſttages ohne Kunde des erſchütternden Ereig—
niſſes von Hamburg nach Altoſa gewandert waͤre, wuͤrde
ſchwerlich geahnt haben, daß ein ſolches vor wenigen Tagen
ſich zugetragen. ; .

Paris, 11. Mai. Unter den vielen Epifeden, eine trau—
riger wie die andere, die mon in den Blästern über das Un—
glück auf der Verſailler Eiſenbahn liest, iſt eine tröſtlichere,
die bis jetzt nicht veröffentlicht wurde. Der alte Marquis ven
St. Prieſt, Vater des gleichnamigen Geſandten ven Frantreich
 
Annotationen