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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 121 - No. 130 (4. Mai - 13. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42549#0517

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Xo. 128.

*„Heidelberg, 9. Nat. Dem Hin. Verfaſſer des Aufſatzes
vom 7. Mai „Landuͤngsplatz der Dampfſchiffe betreffend“ vollen
wir gerne glauben, daß nicht eigenes Intereſſe ihn beſtimmt
habe. Aber die Aückſichtleſigkeit mit der er gegen ein Uyter—
nehmen verfuhr, dem wir jedenfalls Abwehr gegen Kränkung
ſchulden, mußte uns wehe thun, zumal der Verwaltunggrath
in Geildronn unterfiellen fönnte, Die Nichtvereinigung p’em‚er
Intereſſen mit den Heidelbergern veranlaßten hierorts die Bit—
terkeit; während wir unausgeſetzt, ob betheiligt oder nicht, dem
muthig begonnenen Unternehmen jede Prosperität wünſchen.
Deßwegen ſtellten wir uns nicht lediglich auf den Stand—
punkt des Hrn. Verfaſſers, der fragt: „was iſt das Zweckmaͤ—
ßigſte?“ ſondern wir erwogen auch „was iſt im gegebenen
Verhältniſſe billig und recht?“

Wir unterſtellten, eine Geſellſchaft, die auf Weifelhaften
Erfolg hin, ihre Capitalien verwendet, eine Geſellſchaft, die
uns nar dringt and nützt, indem ‚ſie etwas Neues jedenfalls
geſchaffen hat! kann keine Vorwürfe verdienen, wenn ſie ihre
Intereſſen wahrt und rechnet, daß während ihr eine Fahrt
ins Herz der Stadt jedesmal ſchon eine Summe an Geld und
Zeit koſtet, es die Reiſenden nur mit 6 kr. und 12 kr. trifft.

Man kann ihr nicht vexargen, wenn ſie das Syſtem der
Staatsanſtalten befolgt — ſo lange ſie nicht Concurrenz zu
Anderem zwingt — die, wie Poſt und Eiſenbahn, die Reiſen—
den bei ihrer Ankunft auch nicht hinführen, wo es ihnen
bequem iſt, ſondern auf'm Bahn- und Poſthofe ſtille halten,
und da jedem überlaſſen, wohin er ſich verfugen will, obs
weit iſt oder nahe. —

Iſt der Weg vom Bahnhof in die Stadt weiter als vom
Hausacker in Tieſelbe? Warum hat der Staat den Bahnhof
nicht in's Herz der Stadt, an's Klingenthor gelegt? Weil
er fparen wollte; Daffelbe Recht nehmen wir für die
Dampfſchiffe in Anſpruch, weil wir mindeſtens eken ſo billig
und gerecht gegen ein Privatunternehmen ſeyn wollen, wie
gegen den Staat. R 9

Das Intereſſe für's reiſende Publikum ſoll uns nid E 10
weit treiven ungerecht gegen die Gründer neuer Communi⸗
Utionsmittel zu ſehn, weil ſie nicht Jedem gleich Anfangs alle
Vortheile einktäumen koͤnnen. Warum ſoll das Dampfſchiff
gerade den Reiſenden die 6 kr. Omnibusfuhrlohn ſparen? ſparen
es ihm denn die Staatsanſtalten? ſpart's ihin die Eiſenbahn?

Auch glauben wir, vom Hausacker an gehöre es ſo gut
zur Stadt, wie die Plöck zu ihr gehört. Alle, die da wohnen,
zahlen gleich uns, eben wie die vor'm Mannheimer Thore.

Und von der Idee einer billigen Ausgleichung der Verhält—
niſſe hat uns der Hr. Verfaſſer dis zur Stunde noch nicht ab—
gebracht.

Auch wir ſind nicht dabei intereſſirt, wo zufällig gerade das
Dampfboot lande — wenn es einmai im Somniek nicht in
der Mitte der Stadt landen kann; aber wenn es im Intereſſe

2


1842.

der ſtädtiſchen Behörden liegt, dieſe Frage zu entſcheiden,
eben damit nicht Lokalintereſſen die Oberhand bekommen, und
den Schiffen Erleichterungen zu gewähren durch mögliche
Hinwegraäumung der oͤrtlichen Hinderniſſe, ſo haben die Beil—
bronner Unternehmer allerdings in ihrem Vortheil gehandelt,
wenn ſie die Schiffe auf einem Platz landen ließen, der aͤm eheſten
die Majorität der Bürger veranlaſſen werde, fich zu Gunſten
der Erleichterungen zu verwenden, die den Schiffen ohne zu
große Koſten in Zukunft eine nähere Beifahrt möglich machen.

Bis zur Stunde aber, wo weder von unſerm Staat, der
bittweiſe dringend, mindeſtens um techniſche Unterſuchung des
Neckars und um die Koſtenüberſchläge der Correction Sditens
unſerer Stadtbehörden angegangen worden iſt, noch von der
Stadt ſelbſt oder ihren Buͤrgern etwas geſchehen iſt, was die
Heilbronner, Geſellſchaſt in ihren Fahrten im Allgemeinen
und hier ſelbſt erleichtert, müſſen wir wünſchen, daß von
Seiten des Publikums dem ſchoͤnen Unternehmen die Anerken—
nung und indirekte Unterſtützung nicht verſagt werde, ſelbſt
wenn vorerſt auch noch Wünſche für die Reiſenden unbefrie—
digt bleiben.

Bei dieſer Bitte um mildere Beurtheilung iſt mindeſtens
nichts verſäumt!

Kaxrlsruhe, 7. Mai. Se. H. der Markgraf Wilhelm von
Baden haben geſtern den Erbprinzen und die Erbprinzeſſin von
Sachſen-Koburg-Gotha D. und H. nebſt den beiderſeitigen höchſten
Familiengliedern, zu einem feierlichen Diner bei ſich vereinigt,
zu welchem auch das diplomatiſche Korps, mehrere aus gezeichnete
Fremden, ſo wie die oberſten Hof-, Zioil- und Militärchargen
Egezogen wurden. Abends ſind die höchſten Herrſchaften im
Theater erſchienen. — Auswaͤrtige Blaͤtter enthalten die Mit—
theilung, daß die Prinzeſſin Waſa, geborene Prinzeffin von
Baden, in Nizza verſtorben, auch die Nachricht hiervon bereits


Sachſen-Koburg-Gotha mit der Prinzeſſin Alexandrine, dem
Großherzog zugekommen und ſogleich in der ganzen Stadt
verbreitet worden ſey, daß dieſelbe jedoch bis jetzt den Mit—
gliedern der Großh. Familie vorenthalten werde, damit das
Freudenfeſt im Schloͤſſe keine Störung erleide. Die Angabe
iſt durchaus grundlos und erdichtet. — —⏑
Heilbronn. Am 29. April hat das Dampfboot der
Neckardampfſchiffahrtsgeſellſchaft, welches zuerſt dieſen Fluß be—
fahren hat, mit ſeinem Namen: Wilhelm, die ſchoͤnſte Weihe
dadurch erhalten, daß der erhadene Beſchüter und Beförderer
des Unternehmens, der König, der Biite des Verwaltungs⸗
rathes entſprechend, daſſelbe beſiiegen und in Begleitung Seiner
Erlaucht des Herrn Grafen Wilhelm von Württemberg und
Sr. Exe. des Kriegsminiſters Frhrn 8. Hügel, ſo wie ver—
ſchiedener hoher Mititär- und Civilperfonen , vine Syazierfahrt
vis unterhalb Neckargartach und wieder zurück auf demſelben
zu machen geruht hat. Trotz dem, daß der Waſſerſtand bereits
 
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