A
No. 2.
1842,
—
Ueberſicht und Aufzählung der zum Duͤngen der
Wieſen anwendbaren Materialien.
(nach Sprengel.)
Zur Wieſenduͤngung hat man mineraliſche und anima—
liſch-vegetabiliſche Duͤngungsmittel. Sehr oft nuͤtzen die
erſten weit mehr als Miſt, wenigſtens . zeigen ſie ſich nach
haͤltiger. Auch iſt der Umſtand zu beruͤckſichtigen; daß das
Vieh das durch mineraliſchen Duͤnger erzeugte Futtex viel
lieber frißt, indem das mit Miſt geduͤngte oft zu geil und
ſchwelgeriſch waͤchſt, von dem Duͤnger einen Geſchmack an—
nimmk, und deshalb ſehr oft verſchmaͤht wird.
Compoſt iſt als der vorzuͤglichſte Duͤnger fuͤr die Wieſen
anzuſehen, weil er die vegetadiliſch animaliſchen Stoffe in
keiner ſo reichen Fuͤlle enthaͤlt, daß die Wirkungen des reinen
Miſtes dadurch entſtehen koͤnnen, dabei aber eine Menge an—
derer Stoffe die den Graͤſern von Nutzen ſein koͤnnen, bei
fih führt.*) !
Auch iſt er durch ſeine erdigte Form am beſten auf
Wieſen zu gebrauchen, auf welchen jeder andere laͤngere Duͤnger
entweder ſpaͤter weggebracht werden muß, oder bei dem Maͤhen
hinderlich iſt.
Der Sand thut beſonders auf ſolchen Wieſen gute
Wirkung, deren Boden ſehr humusreich loſe und ſchwammigt
iſt, denn hier fehlt dem Graſe die ihm ſo noͤthige Kieſelerde
ſo wie hinlaͤngliche Feſtigkeit. Der Sand fuͤhrt aber auch
eine ſchnellere Zerſetzung der humoſen Theile herbei, nutzt da⸗
her nicht allein als Nahrungs- ſondern auch mechaniſch als
Aufloͤſungsmittel. Es iſt aber nicht gerade einerlei, wel—
chen Sand man anwendet, ſondern jener Sand iſt wieder
der beſte, der die meiſten Verbindungen von Kali, Kalk, Talk
und Natron mit der Kieſelerde enthaͤlt, denn in dieſen Formen
iſt die letzte am auflöslichſten. Es waͤre ſehr gut, wenn jeder
Landwirth ſeinen Sand chemiſch unterſuchen koͤnnte, um den
beſten auszuwaͤhlen. (Doch müßten hierzu leichtere und
weniger zeitraubende Proceduren als die bei den Erdunter—
ſuchungen nothwendige, angewandt werden koͤnnen.)e
Auch der Mergel iſt ein guter Wieſenduͤnger, inſoferne
er viele Kieſelerde in ſich verſchließt. Je leichter er an der
Luft zerfällt, um ſo ſchneller wirkt er. An vielen Orten
wird der Mergel zu Wieſenduͤnger erſt vorbereitet und ge—
roͤſtet, und zwar mit dem beſten Erfolg, weil durch die Hitze
die Kaliſilicate aufgeſchloſſen werden, und durch Vermittlung
des darin vorhandenen Eiſenoxiduls Amoniak ſich bildet.
Dabei entſteht humusſaure Kalk- und Talkerde, welche Salze
auf die Vegetation vortheilhaft wirken.
Der ſogenannte Wieſenmergel wirkt oft beſſer als der
*) Für Wieſen ſcheint ſich jener Dünger, der aus recht vielerlei
nicht mit ziemlicher Sichexheit beurtheilen kann, welche Stoffe der Wieſe
fehlen. Es iſt dann rathſam, mit mannigfaltigen Dingen zu fommen,
um das wirklich Nothwendige zu treffen Anderoͤ iſt dies bei Böden von
veſtimmtem Charakter, z. B. Torfboden, bei welchem man ſchon ſicherer
ſchließen kann, welche Beſtandtheile am nothwendigſten ſein dürften,
ſteinige, weil er außer den Mineraltheilen oͤfters noch Ueber—
reſte von Thieren, Muſcheln, ꝛc. enthaͤlt.
Der Kalk wirkt nur im gebrannten Zuſtand und wenn
Humuskohle und Pflanzenuͤberreſte vorhanden ſind, die er
zerſetzt und auflosbar macht. Findet er dieſe nicht, ſo iſt
ſeine Wirkung gering. Daher ruͤhren die haͤufigen Wider—
ſpruͤche uͤber die Wirkung der Kalkduͤngung ſowohl auf Wieſen
als auf Feldern.
Die Holzaſche gehoͤrt, (wenn ſie nicht zuvor ausgelaugt
wurde,) zu den beſten Wieſenduͤnguͤngsmittel, weil ſie außer
einem bedeutenden Kaligehalt, faſt alle mineraliſchen Nah—
rungsmittel enthaͤlt, welche die Pflanzen beduͤrfen. Die ge—
woͤhnliche Meinung, daß ſie nur die Saͤure des Bodens neu—
traliſire, beruht auf einer unrichtigen Vorausſetzung.
Wenn die Torfaſche Gyps, Kochſalz, phosphorſaure Kalk—
und Talkerde und ſchwefelſaures Kali beſitzt, ſo wirkt ſie auf
Bodenarten duͤngend, welche dieſe Stoffe mangeln.
Die Seifenſiederaſche gehoͤrt bekanntlich zu den beſten
Wieſenduͤngerarten. Sie wirkt durch ihren Gehalt an Kalk,
Gyps, phosphorſaurer Kalk- und Talkerde und Kali. Dabei
vertilgt ſie Moos und Binſen. Vorzuͤglich auf moorige Wieſen
iſt ſolche anzuwenden.
Der Gyys wirkt auf einzelnen Wieſen als ein vortreff—
liches Duͤngungsmittel, waͤhrend er auf andern durchaus keine
Wirkung hervorbringt. Der Grund hiervon iſt, daß er nur
da wirkt, wo der Boden daran Mangel litt, uͤbrigens aber
ſonſt die zum Graswuchs noͤthigen Beſtandtheile enthaͤlt.
Der Gyps moͤchte daher auf moorigten Wieſen in Verbindung
mit Sand, die beſte Wirkung thun. Da der im Gyps ent-
haltene Schwefel die Wirkung deſſelben zu bedingen ſcheint,
ſo moͤchten andere ſchwefelſaure Salze, ebenfalls mit Vortheil
anzuwenden ſein.
Das Kochſalz und die Salinenabfälle geben beſonders
dort ein, gutes Dungungsmittel ab, wo das Vieh das. Gras
nicht gruͤn frißt, 50 Pfund ſind fuͤr den Morgen hinreichend.
Der Dorn- und Pfannenſtein duͤngt vorzuͤglich durch ſeinen
Gehalt an Gyps, iſt alſo dort anzuwenden, wo dieſer gute
Dienſte leiſtet.
Das Knochenmehl duͤngt nur dann, wenn dem Boden
phosphorſaure Salze fehlen, er aber die andern Beſtandtheile
zum Wachsthum der Pflanzen enthaͤlt. Daher iſt auch deſſen
Wirkung ſo ungewiß und verſchiedenartig, und kann in einem
Boden auſſerordentlich ſein, waͤhrend maͤn es auf einem an—
dern gar nicht ſpuͤrt.
Den Miſt ſollte man nie in groͤßerer Menge auf die
Wieſen bringen, denn einestheils wird das Graͤs gewoͤhn—
lich zu uͤppig, anderntheils kann der durch die Grasnaͤrbe ge⸗
(chloſſene Boden nur die durch den Regen ausgewaſchenen
Theile aufnehmen. Die andern bleiben der Luft ausgeſetzt.
und verzehren ſich, ohne Nutzen zu bringen.
Harn, Miſtjauche, Goͤlle, kann wohl als ſehr gutes
Duͤngungsmittel dienen, da aber die Wieſen meiſtens enifernt
liegen, ſo iſt ihr Aufbringen koſtſpielig, weil zu viel unnaͤßes
Waſſer mit transportirt wird. Daher ſind ſie viel vortheil⸗
No. 2.
1842,
—
Ueberſicht und Aufzählung der zum Duͤngen der
Wieſen anwendbaren Materialien.
(nach Sprengel.)
Zur Wieſenduͤngung hat man mineraliſche und anima—
liſch-vegetabiliſche Duͤngungsmittel. Sehr oft nuͤtzen die
erſten weit mehr als Miſt, wenigſtens . zeigen ſie ſich nach
haͤltiger. Auch iſt der Umſtand zu beruͤckſichtigen; daß das
Vieh das durch mineraliſchen Duͤnger erzeugte Futtex viel
lieber frißt, indem das mit Miſt geduͤngte oft zu geil und
ſchwelgeriſch waͤchſt, von dem Duͤnger einen Geſchmack an—
nimmk, und deshalb ſehr oft verſchmaͤht wird.
Compoſt iſt als der vorzuͤglichſte Duͤnger fuͤr die Wieſen
anzuſehen, weil er die vegetadiliſch animaliſchen Stoffe in
keiner ſo reichen Fuͤlle enthaͤlt, daß die Wirkungen des reinen
Miſtes dadurch entſtehen koͤnnen, dabei aber eine Menge an—
derer Stoffe die den Graͤſern von Nutzen ſein koͤnnen, bei
fih führt.*) !
Auch iſt er durch ſeine erdigte Form am beſten auf
Wieſen zu gebrauchen, auf welchen jeder andere laͤngere Duͤnger
entweder ſpaͤter weggebracht werden muß, oder bei dem Maͤhen
hinderlich iſt.
Der Sand thut beſonders auf ſolchen Wieſen gute
Wirkung, deren Boden ſehr humusreich loſe und ſchwammigt
iſt, denn hier fehlt dem Graſe die ihm ſo noͤthige Kieſelerde
ſo wie hinlaͤngliche Feſtigkeit. Der Sand fuͤhrt aber auch
eine ſchnellere Zerſetzung der humoſen Theile herbei, nutzt da⸗
her nicht allein als Nahrungs- ſondern auch mechaniſch als
Aufloͤſungsmittel. Es iſt aber nicht gerade einerlei, wel—
chen Sand man anwendet, ſondern jener Sand iſt wieder
der beſte, der die meiſten Verbindungen von Kali, Kalk, Talk
und Natron mit der Kieſelerde enthaͤlt, denn in dieſen Formen
iſt die letzte am auflöslichſten. Es waͤre ſehr gut, wenn jeder
Landwirth ſeinen Sand chemiſch unterſuchen koͤnnte, um den
beſten auszuwaͤhlen. (Doch müßten hierzu leichtere und
weniger zeitraubende Proceduren als die bei den Erdunter—
ſuchungen nothwendige, angewandt werden koͤnnen.)e
Auch der Mergel iſt ein guter Wieſenduͤnger, inſoferne
er viele Kieſelerde in ſich verſchließt. Je leichter er an der
Luft zerfällt, um ſo ſchneller wirkt er. An vielen Orten
wird der Mergel zu Wieſenduͤnger erſt vorbereitet und ge—
roͤſtet, und zwar mit dem beſten Erfolg, weil durch die Hitze
die Kaliſilicate aufgeſchloſſen werden, und durch Vermittlung
des darin vorhandenen Eiſenoxiduls Amoniak ſich bildet.
Dabei entſteht humusſaure Kalk- und Talkerde, welche Salze
auf die Vegetation vortheilhaft wirken.
Der ſogenannte Wieſenmergel wirkt oft beſſer als der
*) Für Wieſen ſcheint ſich jener Dünger, der aus recht vielerlei
nicht mit ziemlicher Sichexheit beurtheilen kann, welche Stoffe der Wieſe
fehlen. Es iſt dann rathſam, mit mannigfaltigen Dingen zu fommen,
um das wirklich Nothwendige zu treffen Anderoͤ iſt dies bei Böden von
veſtimmtem Charakter, z. B. Torfboden, bei welchem man ſchon ſicherer
ſchließen kann, welche Beſtandtheile am nothwendigſten ſein dürften,
ſteinige, weil er außer den Mineraltheilen oͤfters noch Ueber—
reſte von Thieren, Muſcheln, ꝛc. enthaͤlt.
Der Kalk wirkt nur im gebrannten Zuſtand und wenn
Humuskohle und Pflanzenuͤberreſte vorhanden ſind, die er
zerſetzt und auflosbar macht. Findet er dieſe nicht, ſo iſt
ſeine Wirkung gering. Daher ruͤhren die haͤufigen Wider—
ſpruͤche uͤber die Wirkung der Kalkduͤngung ſowohl auf Wieſen
als auf Feldern.
Die Holzaſche gehoͤrt, (wenn ſie nicht zuvor ausgelaugt
wurde,) zu den beſten Wieſenduͤnguͤngsmittel, weil ſie außer
einem bedeutenden Kaligehalt, faſt alle mineraliſchen Nah—
rungsmittel enthaͤlt, welche die Pflanzen beduͤrfen. Die ge—
woͤhnliche Meinung, daß ſie nur die Saͤure des Bodens neu—
traliſire, beruht auf einer unrichtigen Vorausſetzung.
Wenn die Torfaſche Gyps, Kochſalz, phosphorſaure Kalk—
und Talkerde und ſchwefelſaures Kali beſitzt, ſo wirkt ſie auf
Bodenarten duͤngend, welche dieſe Stoffe mangeln.
Die Seifenſiederaſche gehoͤrt bekanntlich zu den beſten
Wieſenduͤngerarten. Sie wirkt durch ihren Gehalt an Kalk,
Gyps, phosphorſaurer Kalk- und Talkerde und Kali. Dabei
vertilgt ſie Moos und Binſen. Vorzuͤglich auf moorige Wieſen
iſt ſolche anzuwenden.
Der Gyys wirkt auf einzelnen Wieſen als ein vortreff—
liches Duͤngungsmittel, waͤhrend er auf andern durchaus keine
Wirkung hervorbringt. Der Grund hiervon iſt, daß er nur
da wirkt, wo der Boden daran Mangel litt, uͤbrigens aber
ſonſt die zum Graswuchs noͤthigen Beſtandtheile enthaͤlt.
Der Gyps moͤchte daher auf moorigten Wieſen in Verbindung
mit Sand, die beſte Wirkung thun. Da der im Gyps ent-
haltene Schwefel die Wirkung deſſelben zu bedingen ſcheint,
ſo moͤchten andere ſchwefelſaure Salze, ebenfalls mit Vortheil
anzuwenden ſein.
Das Kochſalz und die Salinenabfälle geben beſonders
dort ein, gutes Dungungsmittel ab, wo das Vieh das. Gras
nicht gruͤn frißt, 50 Pfund ſind fuͤr den Morgen hinreichend.
Der Dorn- und Pfannenſtein duͤngt vorzuͤglich durch ſeinen
Gehalt an Gyps, iſt alſo dort anzuwenden, wo dieſer gute
Dienſte leiſtet.
Das Knochenmehl duͤngt nur dann, wenn dem Boden
phosphorſaure Salze fehlen, er aber die andern Beſtandtheile
zum Wachsthum der Pflanzen enthaͤlt. Daher iſt auch deſſen
Wirkung ſo ungewiß und verſchiedenartig, und kann in einem
Boden auſſerordentlich ſein, waͤhrend maͤn es auf einem an—
dern gar nicht ſpuͤrt.
Den Miſt ſollte man nie in groͤßerer Menge auf die
Wieſen bringen, denn einestheils wird das Graͤs gewoͤhn—
lich zu uͤppig, anderntheils kann der durch die Grasnaͤrbe ge⸗
(chloſſene Boden nur die durch den Regen ausgewaſchenen
Theile aufnehmen. Die andern bleiben der Luft ausgeſetzt.
und verzehren ſich, ohne Nutzen zu bringen.
Harn, Miſtjauche, Goͤlle, kann wohl als ſehr gutes
Duͤngungsmittel dienen, da aber die Wieſen meiſtens enifernt
liegen, ſo iſt ihr Aufbringen koſtſpielig, weil zu viel unnaͤßes
Waſſer mit transportirt wird. Daher ſind ſie viel vortheil⸗