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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 21 - No. 30 (22. Januar - 31. Januar)
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No. 24.


1842.





Kamumerverhandlungen.

Karlsruhe, 21. Jan. 38. Sitzung der zweiten Kammer.
(Fortſetzung.) Martin erſtattete hierauf Bericht über das
Buͤdget des Miniſteriums der auswärtigen Angelegenheten —
Pofſelt erſtattete Bericht über eine Eingabe des Pfarrers
Rinck von Grenzach über Leitung der Auswanderungen, um
dieſelbe unter den Schutz der deutſchen Regierungen zu ſtellen.
Der Bericht beklagt das traurige Loos der Auswandrer, welche,
unbekannt mit allen Verhaͤltniſſen, ſich einer gefahtvollen Un—
gewißheit hingeben, daher es dringend nothwendig werde, die
Auswaͤnderer unter beſonderen Schutz der Negierungen zu
ſtellen, und es genüge nicht, daß man blos Konſulate auf—
ſtelle, es ſey auch unzureichend, daß eine einzelne Regierung
ſich der Sache annehmẽ, vielmehr ſollte der deutſche Zollverein
gemeinſame Maßregeln ergreifen und namentlich für Erwerbung
don Grundſtücken aͤuf allgemeine Koſten Sorge tragen. Ebenſo
müßte man um ein Land ſich umſehen, wohin die Auswan—
derungen ihre Richtung nehmen ſollten, auf daß der Deutſche
in Auͤslande nicht der Sktaverei und der Willkühr verfalle,
und um zugleich ein Land auszuwählen, daß dem deutſchen
Klima u. ſ. w. möglichſt entſpreche. Dazu eigne ſich vorzugs⸗
weiſe Nordamerika. Zuerſt ſprach Welcker für Unterſtützung
des Kommiſſionsantrags, indem er dem Petenten ſowohl, als
dem Berichterſtatter daͤnkt, jenem für die Anregung dieſex hoch—
wichtigen Sache, dieſem für die ausführliche und gründliche
Beleuchtung derſelben in ſeinem Berichte. Auch Trefurt,
Chriſt und Sander ſehen das Auswanderungsweſen für
eine der wichtigſten Sachen in der neueren Zeit an, welches
aber bisher leider ohne Plan und Zweck vor ſich ging. Es
ſollte daher ven den ſämmtlichen deutſchen Regierungen
darauf geſehen werden, daß die Ausgewanderten mit dem
Mutterlande in Verbindung blieben, daß deutſche Sprache und
deutſche Nationalität bei den Ausgewanderten erhalten würde.
Es eigne ſich nun beſonders Nordamerika für deutſche Aus—
wanderungen, wo bereits deutſches Weſen Grund und Boden
geſchlagen, und deutſche Sprache ſich bis jetzt unverſehrt er—
halten habe. Staatsrath v. Rüdt bemerkt, daß ein eigent—
licher Grund zur Auswanderung nicht vorliege, indem Arbeit
und Gelegenheit jeder Art in Fülle vorhanden ſey, um ſich
ein gutes Auskommen erwerben zu koͤnnen Uebrigens koͤnne
Baden in dem Auswanderungsweſen nicht viel thun, es müßte
vielmehr ein großer Staat die Sache auffaſſen. Sander ſiellt
noch den Antrag, die Ueberweiſung des Berichts an das Staats—
miniſterium mit dem Beiſatze geſchehen zu laſſen, daß die Aus—
wanderungen ſo geleitet werden möchten, daß die deutſche
Nationalität in den von den Ausgewanderten eingenommenen
Kolonien erhalten werde. Dieſer Antrag wird angenommen.
— Am Schluſſe der Sitzung traͤgt v. Itzſtein noch vor, daß
mehrere Nitglieder ſich entſchloſſen hätten, ein Landtagsblatt
herauszugeben. Um aber die Redner möglichſt genau zu ver—

ſtehen und das Blatt moͤglichſt getreu herausgeben zu koͤnnen,
ſtellt er den Antrag, dem Redakteur, Herrn Natthy, er⸗
lauben zu wollen, daß derſelbe Sitz in dieſer Kammer und
nicht blos auf der Gallerie nehme. Staatsrath o Audtbe—
merkt, daß die Regierung nicht zugeben könne, daß der Ye—
dakteur in dieſem Saale feinen Sitz nehme; er werde ſich aber
noch näher daruͤber in der nächſten Sitzung erklaͤren.

Frankfurt a. M, 21. Jan. Der hier ſeit etwa 14 Ta—
gen anweſende . Öftreichifche ODbriftlientenant Eberle, vom
Genieweſen, der mit Lritung der Feſtungsbauarbeiten von Ra—
ſtadt beauftragt iſt, hat der Militärkommiſſion des deutſchen
** das bisherige Ergebniß dieſer Ardeiten vorgelegt! Es
zll daſſelbe vornämlich in Planzeichnungen beſtehen, die Oberſt—
lieutenant Eberle an Ort und Stelle aufnahm und welche ſder—
malen der Prüfung der hehen Kommiſſion unterliegen, in de—
ren Bureaux er ſeibſt einen guten Theil der Tageszeit beſchaͤf—
tigt iſt. — Es ſind hier falſche preußiſche Kaſſenanweifungen
in den Umleuf gekommen, die von den ächten ſchwer zu un—
terſcheiden ſind. Da in neuerer Zelt die preußiſchen Kaſſen
dieſe Scheine umzutauſchen oder gegen Baares zu verwechſeln
ſich weigern ſollen, ſo nehmen auch unſere Geldwechsler An—
ſtand, ſich damit zu befaſſen.

Wien, 15. Jan. Bie wir vorläufig hören, iſt die ven
der Allg. Ztg. gegebene Nachricht aus Wien, daß der Bau
eines proteſtantiſchen Bethauſes in Linz bewilligt ſey, voreilig.
Das diesfallſige Anſuchen mehrerer proteſt. Bürger dieſer Stadt
ſoll im Gegentheil abgeſchlagen worden ſeyn und zwar aus rein
geſetzlichen Gründen.

Da ſich erſt neuerlich ein Anlaß zur öffentlichen Contro—
verſe zwiſchen den allopathiſchen und homoopethiſchen Aerzten
in Berlin erhoben hat, ſo dürſte das nachfolgende eigenhändige
Schreiben des Königs von Preußen, d. d. Charlottenburg, 3.
Jan. 1842, in dieſer Angelegenheit an den hieſigen Stabsfeld—
arzt Dr. Marenzeller, als den älteſten und renemmirteſten
hieſigen Homöopathen, über dieſe Angelegenheit ein nicht un—
intereſſantes Licht verbreiten: „Ich bin Ihnen für das Ver—
trauen, mit welchem Sie in Ihrem Schreiben vom 14. Okt.
v. J. die homöopathiſche Heilmethode Meinem Schutz empfeh⸗
len haben, dankbar verbunden, und lege nicht geringen Werth
auf die Empfehlung dieſer wichtigen Angelegenheit durch einen“
Mann, der wie Sie die Homoopathie bereits ein volles Men—
ſchenalter hindurch mit Erfolg ausgeübt hat. Gern werde Ich,
wie Ich begonnen habe, auch fortfabren, dieſer Heilart jedem
Vorſchub zu leiſten, der zu ihrer freien Entwickelung foͤrderlich.
ſeyn kann. Die Errichtung eines homöopathiſchen Hoſpitals—
habe Ich bereits unter Bewilligung der erforderlichen Mitteh
aus der Staatskaſſe genehmigt, und beabſichtige auch, den ho—
moöopathiſchen Aerzten unter gewiſſen Medalitäten das Selbſt—
dispenſiren zu geſtatten, über welchen Gegenſtand indeſſen ıs






 
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