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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 131 - No. 140 (14. Mai - 24. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42549#0559

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No. 137




*





Karlsruhe, 19. Mai. Die Beiträge für die durch Brand—
ungluͤck heimgeſuchten Hamburger belaufen ſich bis heute in
hieſiger Stadt auf 18, 356 fl.

Aus der baieriſchen Pfalz, 12. Mai. Mai. Die
Enifchließung der franz. Kammern, die Eiſenbahnen bis an
die Graͤnze Deutſchlands zu führen, beſchäftigt auch unſere
Kehierung ernſilich, und wie ich aus guter Quelle vernehme,
dürften fehr bald weſentliche Beſtimmungen erfolgen, um den
ſchon vor Jahren projektirten Schienenweg auch unſerm Kreiſe
einzuverleiben. Wie es heißt, ſoll die Bahn von der ſogenann⸗


führt werden. (Koln. 3.)

München, 13. Mai. Die Converſionen von einer Con—-
feffſion zur andern kehren häufiger wieder als ſonſt;ſie finden
meiß in den untern Ständen ſſtatt. Einiges Aufſehen erregt
der Uebertritt eines Dieners vom päpſtlichen Nuntius zur pro—


Zoͤglings des Blindeninſtituts, den der daſige katholiſche Geiſt⸗
liche mit Hintanſetzung aller geſetzlichen Vorſchriften (vor dem
21. Jahre kann Niemand ſelbſtſtandig verfügen), gegen die
ausdrückliche Einſprache des proteſtantiſchen Seelſorgers, in
den Schoos ſeiner Kirche aufgenommen. Wegen des im See


am Tage ſeiner Converſion zur katholiſchen Kirche dort ſein
Ende gefunden, iſt eine gerichtliche Unterſuchung eingeleitet.
Zwei Zage vor dem Uebertritt ſoll ſer bein ſeinem proteſtanti⸗
ſchen Geiſtlichen bittere Reue und das Verlangen, zurückzutre—
ten, ausgeſprochen haben.
Wien, 9. Mai. Die Angabe mehrerer Blätter, daß der
Papſt den Kurort Iſcht beſuchen werde, beſtätigt ſich weder
durch Anſtalten, die daſelbſt zu ſeinem Empfange wohl jetzt
ſchon getroffen ſeyn müßten, noch durch andere Berichte. Es
ſcheint, daß dieſe Sage nachgerade nur durch den vorjährigen
Aufenthalt des r. Alertz in Iſchl entſtanden iſt. (R. 3.)

Berlin, 13. Mai. Hr. Graf v. Arnim wird, wie man
vernimmt, am 1. Julius das Miniſterium des Innern über—
nehmen, das bis dahin von Hrn. v. Rochow geleitet werden
wird, der übrigens auch fernerhin Mitglied des Staatsmini—
ſteriums und des Staatsraths bleibt. Den Vorſitz im Staats⸗


wünſcht. Der Ankunft des Miniſters v Schön, Oberpräſi—
denten von Preußen, wird noch in dieſen Togen entgegen—
geſehen. 4—
Königsberg, 11. Mai Geſtern Vormittag leiſtete auf
dem hieſigen Schloſſe der hochwürdige Biſchef von Ermland,
Hr. Dr. Joſeph Göritz, den Eid der Unterthanentreue vor—


miniſters und Oberpräſidenten von Schön, vor miehren hierzu
ausdrücklich eingeladenen Zeugen. (Königeb. 3.)


— 2

Hamburg, 14. Mai. Die Zufuhr von Lebensmitteln,
Kleidungsſtücken, Geld u. ſe w. iſt wirklich außerordentlich zu
nennen. — Die ärmſte Klaſſe hat vollauf Beſchäftigung; Mau—
rer, Zimmerleute und Taglöhner werden viele Arbeit findenz
man zieht bereits am Jungfernſtieg und in andern Stadttheilen
die waͤnkenden Mauern mit Schlingen herad; heute ſoll, wie
es heißt, das Detachement der preußiſchen Gardepioniere zur
Sprengung der den Einſturz drohenden Gebäude, unter andern
auch der Petrikirche benutzt werden. — Der Schutt wird all⸗
mählig weggeräaumt. Es iſt treckenes ſonnenhelles Wetter. —
In der Nähe des erſten Schauplatzes der Feuersbrunſt brann—
ten Steinkohlen oder Hanfſaamen geſtern Abend noch mit
heller Flamme. D —

Hamburg, 14. Mai. Alles zieht ſich mehr und mehr
zurecht. Keine Seele liegt mehr unter freiem Himmel, nur
einige in St. Georg auf der Weide beim Hühnerpoſten unter
Zelten bei ihren Sachen. — Die St. Nikoloikirchen⸗Gemeinde
ſoll fürs erſte ſich ihres Filials, der Waiſenhauskirche, zum
Gottesdienſt bedienen, ſo wie die St. Petri Gemeinde der Aula
im neuen Schulgebäude. Der Neubau dieſer Kirchen wird
äußerſt ſchwer halten, da beide Kirchen nur ſehr geringes
Vermögen beſitzen, und es wärt daher ſehr zu wünſchen, doß
die auswärts uns aufs edelſte bewilligten Kirchen- und Haus⸗
Kollekten-Gelder allein dazu beſtimmt und demnächſt hergefendet
würden, da für die Menſchen anderweitig geſorgt iſt und wird
In Ham und Horn, worein ordentlicher Hülfsverein organiſirt
iſt, werden auf der Sievekingſchen Beſitzung täglich 2000
Portienen warmes Eſſen gekecht, wozu die Einwohner die
Eßwaaren liefern und der genannte Grund-Eigenthümer die
Milch aus ſeiner Meierei gibt. Salomon Heine läßt täglich
1000 Portionen in dem von ihm erbauten jüdiſchen Kranfen» -
hauſe in der Vorſtadt St. Pauli kochen, hat 100,000 Mark
Beo. an den Haupt⸗Verein geſchenkt und für eine Million
Wechſel diskontirt. In Altona werden gleichfalls täglich 3000
Portionen Eſſen gekocht. — Jetzt, da fuͤr Oddach norhdürftig
geſorgt ward, beginnt eine große Noth um Hausrath, Werk—
ſtätten und Handwerkszeug Man denkt ſchon an Verbreiterung
der abgebrannten Straßen und an eine mehr militäriſche Or—
ganiſirung unſerer Löſchmannſchaften. In St Georg war die
Gefahr weit größer, als man ſelbſt wuͤßte; denn die Feuer⸗
klumpen flogen zwiſchen den Säulen im Thurme der dortigen
Kirche hindurch, und bis in die Mitte der mit Flüchtlingen
und geretteter Habe vollgepfropften Vorſtadt. Die Anzahl der
Umgekommenen iſt groͤßer, als mamanfangs vermuthete. Unter
dem geſprengten Gaſthofe der Alten Stadt London hat man
allein 22 Leichen gefunden, von denen 17 bis 1s ſehr ver—
dachtigen Perſonen angehörten Jedoch muß das Gerücht in—
dieſer Hinſicht im Auslande ſehr uͤbertrieben haben. — Ueber—
haupt ſcheint bei den Armen, denen mit augenblicklicher
Speiſe und Trank geholfen iſt, die Noth nicht ſo übermaßig
zu ſeyn;z wichiiger als Nahrung wére Sleidung, Ordoch, ver
 
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