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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 161 - No. 170 (14. Juni - 23. Juni)
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No. 161.








Kammerverhandlungen.

Karlsruhe, 10. Juni. 10. offentl. Sitzung der 2. Kammer.
(Fortſetzung.) Durch das Loos wurde Abg Bhankenhorn
erſter, Abg. Bleidorn zweiter und Abg. Biſſing dritter
Sekretär. Man ſchritt nun zur Bildung der definitiven Abthei—
tungen. In die erſte Abtheilung wurden geloest: Biſſing,
Bleidorn, Doͤrr, Junghanns, Lang, Mathh, Peſſelt, Schaaf,
Seltzam, v. Stockhorn, Wagner, Weller. In die zweite:
Bader, Baſſermann, Fauth, Fiſcher, Gottſchalk, Grether,
Helbing, Knapp, Vlatz, Richter, Schanzlin, Schmidt. In
die dritte: Blankenhorn, v. Itzſtein, Leiblein, Meyer, Metz⸗
ger, Regenauer, Reichenbach, Rindeſchwender, Trefurt, Waag,
Welte, Wetzel. In die vierte: Bannwarth, Betk, Goll,
Hoffmann, Hundt, Loffler, Martin, v. Neubronn, Sander,
Vogelmann, Welker, Züllig. In die fünfte: Binz, Vöhme,
Gerbel, Herrmann, Jörger, Lenz, Litſchgi, Mördes, Müller,
Volker, Zittel. Sofort werden folgende Regierungsvorlagen
dorgeleſen und begründet: durch Miniſterialrath Kühlenthal
das Steuerausſchreiben für die zweite Hälfte des Kalenderjah—⸗
res 18123 durch Min. Rath Ziegler: a) das ordentliche Bud»
get (mit dem Vorſchlage, bei der Berathung auf die Berichte
und Beſchlußfaſſungen der aufgelösten Kammer zurückzugehen),
b) das außerordentliche Budget; Min. Direkter Regenauer;
ein proviſoriſches Geſetz über die Rübenzuckerſteuer; Staatsrath
v. Rüdt: Nachweiſung über den Fortſchritt der Eiſendahnbau⸗
arbeit. Aus ſeinem Vortrage kommt die Entſchließung zur
Kenntniß, daß die Bahnſtrecke von Heidelberg bis Bruchſal in
den Fahrſtand erſt mit Apriletsas, zugleich alsdann mit
der Strecke bis Karlsruhe geſetzt werden ſoll, und die Bahn—
ſtrecke von Karlsruhe bis Appenweier im Frühjahre 1844.
Finanzminiſter v. Böckh legt vor: a) einen Geſetzentwurf, das
nachträgliche Budget für 18342 und isas vetreffend; b) Geſetz
über Errichtung einer Eiſenbahnſchuldentilgungskaſſe; e) über
ein Anlehen von 9,200,000 fl., nicht in Form eines Lotterie—
anlehens, ſondern auf Rentenſchtine au porteur &a 31 pCt,
ſpaͤter à * pCt. verzinslich; d) das Budget der Eiſendahn—
ſchuldentilgungskaſſe. — Gegen 2 Uhr verwandelte ſich die
offentliche Sitzung in eine geheime—

Karlsruhe, 11. Juni L: Öfentl, Sitzung der 2. Kammer.
Borſitz des Präſidenten Bekk. Der Präſident eroͤffnet der Kam—
mer die Wahlen der Vorſtaͤnde und Sekretäre der geſtern durch
das Loos gebildeten definitiven Abtheilungen. Erſte Abthei—
lung: Vorſtand, Schaaff, Sekretär Dörr. Zweite Abthei—
lung: Vorſtand, Bader, Sekretär, Kichter.! Dritte Ab—
ihrilung: Vorſtand, v. Itzſtein, Sekretär, Waag Vierte
Abtheilung: Borſtand, Hoffmann, Sekretär, Martin.
Fünfte Abtheitung: Vorſtand: Gerpel, Sekretär, Böhme.
Hierauf macht der Präſident bekannt, daß in den Abtheilun—
gen folgende Mitglieder zur Budgetkommiſſion gewählt worden
ſeyen: in der erſten Abtheilung: Ma Ind Weiler;

in der zweiten: Helbing und Baſſermann; in der drit—
ten: Blankenhornund Trefurtz in der vierten: Hoff⸗
mann und Martin, in der fünften: Lenz und Gerbet.
Der Abg. Welcker erbittet ſich hierauf das Wort, um einige
Worte zur Erinnerung an den ehemoligen Abgeordneten, den
verſtorb! Hofgerichtsrath Aſchbach zu ſprechen. Seine Werte
waren folgende: „Ich bitte in dieſer erſten Sitzung der nun
vollſtändig konſtituirten Velkskammer um Erlaubniß, einem
kurz vor dieſem Landtag dahingeſchiedenen Kollegen ein Wort
zur Erinnerung widmen zu dürfen. Es iſt der Mann, deſſen
ſchönen Wahlbezirk ich als ſein Nachfolger zu vertreten die Ehre
habe, von deſſen ehemaligem Sitze ich jetzt zu Ibnen rede,
es iſt Aſchbach, welchen ein allzufrüher plötzlicher Ted dem
Lande in der Blüthe ſeiner Jahre entriß. Alle, die Aſchbach
kannten, kennen auch die ſeltenen Eigenſchaften und Verdienſte
dieſes Mannes. Doch ſoll ich den wahren öffentlichen Karak—
ter des unvergeßlichen Mannes mit zwei Worten bezeichnen,
ſo nenne ich ihn den treueſten Rechts- und Bürgerſreund.
Im Getichts-, wie im Ständeſaale vertheidigte er mit uner—
müdlicher Beharrlichkeit, mit unerſchütterlichem Muthe, mit
dem reichſten Wiſſen, mit dem glücklichſten Talente die Ver—
faſſung, das Recht, die Freiheit, die Wahrheit. Doch vor
Allem wurde ſein ruhiger Vortrag durch die Wärme feines
Herzens belebt, wo es galt, einen Mitbürger gegen ungerechie
Gewalt und Verfolgung zu vertheidigen. Wohin ihn daher auch
ſeine wechſelnden Schickſale führten, erward er ſchnell die all—
gemeine Liebe und Hochachtung der Bürger. Noch kurz ver
ſeinem Ende begrüßte er mit Freude die tugendhofte Anſtren—
gung des größeren Theils des badiſchen Volkes, ſeine Verfaſ—
ſung zu vertheidigen und eine treue, unverfälſchte Volksvertre⸗
tung in Ddiefem Saale zu vereinigen, — ſah er hoffnungsvoll—
dem Zeitpunkt entgegen, in welchem auch ihm vergönnt ſegn
werde, ſein hochverdienſtliches Wirken als Volksvertreter zu er—
neuern. Friede deiner Aſche, Ehre deinem Andenken, du
warmer Bürgerfreund, du unerſchütterlicher Kämpfer für Frei—
heit, Wahrheit und Recht!“ Auf den Antrag des Abg. v. Itz⸗
ſtein erhebt ſich die Kammer von ihren Sitzen, um ihre Theil—
nahme am Tod des Verſterbenen auszudrücken. Die Tages—
ordnung führte nunmehr zur Wahl der weiteren: 7 Mitylieter
zu Ergaͤnzung der Budgetkommiſſion. Es wurden durch Stim—
menmehrheit gewählt die Abg.: v. Itz ſtein (82 Stimmen),
Schmidt (82), Dorr (so), Gottſchalk ceo), Reichen—
vach (29), Rindeſchwender (26), Hundt (25) Nächſt
dieſen erhielten die meiſten Stimmen die Abg. Vogelmann
Eh, Bohme, Loffler, Metzger cjeder 22), Platz (et),.
Schaaff (20,. v. Itzſtein fragt den Herrn Negierungskom>
miſſär, wie es ſich mit den Wahlakten des Abg. Kuenzer
und Zittel verholte, und erbält die Auskunft, doß jene üder—
geben werden würden, ſobald die definitive Erklärung des Ge—
waͤhlten eingegangen ſeyn werde, dieſe aber, nachdti dit Ur—
 
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