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ageblätter
‚No. 126.
—
ASeidelberg, 6. Mai. Ohne die in tom Artikel vom
Toineffen den Vortheilen, welche dem einen oder dem andern
Theil der Stadt vorgerechnet werden , . einzügehen, kann ein
warmer Freund der' Neckardampfſchiffahrt nicht gutheißen,
Entfernung von derſelben landen. Hitrübex herrſcht überall
dern auch die Auswärtigen finden unpoſſend und betrachten mit
uns als einen großen Mißſtand, daß die Dampfboote nicht in
der Stadt landen, welche als das Ziel ihrer Fahrt offentlich
ſeyn? Der Paſſagier ſoll erſt, mit Aufwand von Zeit und
Geld, für eine Reiſeanſtalt ſorgen müſſen, bevor er zur eigent—
ic vorhabenden Keiſegelegenhett gelangt? Und was ſoll der
zum Vergnügen Veiſende enipfinden, wenn die ſchoͤnſte der
Zcenerien der reizenden Neckarufer, die grrandioſe nämlich ober—
und unterhalb der Brücke, ihm vorenthalten wird?, Würde
er nicht. [ieber einen Theil der ihm, neben der Beläſtigung,
aufgebürdeten Extrakoſten dem Preife ſeines Platzes auf dem
zuͤ folchen Fraͤgen geſellen ſich noch manche Benachtungen
cwolunter Achtung des Publikums) die es der Heilbronner
Verwaltung tar machen merden , Ddaß das, Beharren auf, Der mit
ſo dielem Kecht getadelten Maßregel die Frequenz ihrer Schiffe
nothwendig mindern müſſe.
Karläͤruhe, 5 Mai. Zur Feier der hohen Vermählung
wurde geſtern Abend die Oper Johanna d'Are im großh. Hof⸗
theater gegeben. Das feſtlich beleuchtete Haus bot einen glän⸗
zenden Luͤblick dar. Als die hächſten Herrſchaften in die
Mittelloge eintraten, erſcholl ein jubelndes dreimaliges Hoch,
iu welches das Orcheſter rauſchend einfiel. Von Allen, welche
der Kaum nur immer faſſen mochte, wurde dieſer Anlaß mit
Begierde ergriffen, um ſich des Anblickes der erhabenen Neu—
yermählten im verehrten Familienkreiſe zu erfreuen. — Den
heutigen Tag — das Feſt der Himmelfahrt — brachten die
höchſien Herrſchaften en famille zu. CR 3}
Karlsruhe, 3. Mai. Unſer Erbgroßherzog, ein kräftiger
junger Prinz von 18 Jahren, dürfte demnächſt ſeine Studien
in Heidelberg beginnen, um ſie ſpaͤter, gleich dem Kronprinzen
von Wuͤrtemberg, in Berlin fortzuſetzen. Der Erbgroßherzog,
deſſen Erziehung bis jetzt von ausgezeichneten Lehrern geleitet
wurde, berechtigt zu den ſchönſten Erwartungen.
Darmſtadt, 3. Mai. Der Geſetzentwurf über die Eiſen—
im Ausfouffe in Berathung. Im, Ahgemeinen ſcheint, ie
Stimmung gegen Steuekerhoͤhung für Eiſenbahnen zu ſeyn.
Die Regierung hatte dieſelbe für einen bedeutenden Theil der
— —
erforderlichen Summen in Vorſchlag gebracht. Man ſcheint
dielmehr ein umfaſſenderes Anlehen für zuträglicher zu halten.
Frankfurt a. M., 2. Mai. Mit dem geſtrigen Tag iſt
die neue Theaterverwaltung in Thätigkeit getreten. Gleich den
Abonnementspreiſen ſind auch die der einzelnen Logenplaͤtze
bedeutend erhöht worden. — Kaum hat der Kur fürſt von
Heſſen ſeinen Wohnſitz nach unſerer Stadt verlegt, ſo ſpricht
Rechnung der kurfürſtlichen Gemahlin zur Ausführung gebracht
werden foll. Es ſind nämlich kürzlich zwei auf der Zeil neben
dem Weidenhoſe, der feit acht Jahren ein Beſitzthum des
Fürſten v. Thurn und Taxis iſt, belegene Häuſer zum Preiſe
von 300,000 und reſp. 20,000 Fl., mwie man fagt, für
Rechnung dieſer Dame und vorbehaltlich der Ratificatlon auf
ſechs Monate, angekauft worden; wegen Erwerbung dieſes
Beſitzthums aber ſoll man in Unterhandlung ſtehen. Käme es
damit zum Abſchluß, ſo würde dadurch ein Bauplatz von mehr
als 40,000 Quadratfuß Flächenraum gewonnen werden,
worauf ſich ein Hotel errichten ließe, das an Umfang, gepaart
mir Eleganz, kaum ſeines Gleichen in Frankfurt haben vürfte.
Bamberg, Mai. Die beiden bei Cochet zu Paris
erbauten eiſernen Dampfboote für den Main ſind am 26.
April auf dem Kanal zu Straßburg angekommen, werden nun
vollkommen in Stand geſetzt, und in der zweiten Hälfte dieſes
Monats in Mainz eintreffen, wonach die Schiffahrt damit
zwiſchen Mainz und Würzburg ſogleich eröffnet wird; die hef—
tigen Stürme verzögerten die Ankunſt zu Straßburg. Das
Boot, welches für den Obermain zwiſchen Bamberg und Schwein—
furt beſtimmt, und in den Cockerill'ſchen Werkſtätten zu Seraing
erbaut wird, geht ſeiner Vollendung raſch entgegen und wird
ein in jeder Hinſicht ganz ausgezeichnetes Schiff.
Berlin, 2. Mai. Der Staatsminiſter v. Bodelſchwingh,
welcher am 28. April von Koblenz hier eingetroffen iſt, hat
heute die Leitung des Finanzminiſteriums übernommen, da
wegen der Sonntagsfeier geſtern am 1. Mai. die Geſchäfts—
zimmer geſchloſſen waren. — Der König hat für die Wieder—
herſtellung der Marienkirche in Soeſt in Weſtphalen, welche
im goͤthiſchen Stol erbaut iſt, 10,000 Thaler bewilligt, und
zwar in der Art, daß die Summe in 4 Jahren, in jedem
Jahre 10,000 Thaler, abbezahlt werden ſoll. Den Ausbau
des einen unvollendeten Thurms hat der König bis auf weitere
Verfügung ſich vorbehalten. Die Marienkirche gehört der
evangeliſchen Gemeinde in Soeſt an. — Gegenwärtig ſoll dem
Staatsrath ein Geſetz zur Berathung vorliegen, welches greßes
Aufſehen machen dürfte, wenn es ins Leben eingeführt werten
follte. — Bet Dem Ueberhandnehmen der Eheſcheidüngen ſoll
nämlich der Antrag geſtellt worden ſeyn, geſchiedenen Eheleuten
zu verbieten, ſich wieder zu verehelichen, bevor einer derſelten
geſtorben iſt. Es gibt wirklich hier Wänner, welche vier kebende
Frauen und von allen Kinder haben. Daß die Erziehung der
ageblätter
‚No. 126.
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ASeidelberg, 6. Mai. Ohne die in tom Artikel vom
Toineffen den Vortheilen, welche dem einen oder dem andern
Theil der Stadt vorgerechnet werden , . einzügehen, kann ein
warmer Freund der' Neckardampfſchiffahrt nicht gutheißen,
Entfernung von derſelben landen. Hitrübex herrſcht überall
dern auch die Auswärtigen finden unpoſſend und betrachten mit
uns als einen großen Mißſtand, daß die Dampfboote nicht in
der Stadt landen, welche als das Ziel ihrer Fahrt offentlich
ſeyn? Der Paſſagier ſoll erſt, mit Aufwand von Zeit und
Geld, für eine Reiſeanſtalt ſorgen müſſen, bevor er zur eigent—
ic vorhabenden Keiſegelegenhett gelangt? Und was ſoll der
zum Vergnügen Veiſende enipfinden, wenn die ſchoͤnſte der
Zcenerien der reizenden Neckarufer, die grrandioſe nämlich ober—
und unterhalb der Brücke, ihm vorenthalten wird?, Würde
er nicht. [ieber einen Theil der ihm, neben der Beläſtigung,
aufgebürdeten Extrakoſten dem Preife ſeines Platzes auf dem
zuͤ folchen Fraͤgen geſellen ſich noch manche Benachtungen
cwolunter Achtung des Publikums) die es der Heilbronner
Verwaltung tar machen merden , Ddaß das, Beharren auf, Der mit
ſo dielem Kecht getadelten Maßregel die Frequenz ihrer Schiffe
nothwendig mindern müſſe.
Karläͤruhe, 5 Mai. Zur Feier der hohen Vermählung
wurde geſtern Abend die Oper Johanna d'Are im großh. Hof⸗
theater gegeben. Das feſtlich beleuchtete Haus bot einen glän⸗
zenden Luͤblick dar. Als die hächſten Herrſchaften in die
Mittelloge eintraten, erſcholl ein jubelndes dreimaliges Hoch,
iu welches das Orcheſter rauſchend einfiel. Von Allen, welche
der Kaum nur immer faſſen mochte, wurde dieſer Anlaß mit
Begierde ergriffen, um ſich des Anblickes der erhabenen Neu—
yermählten im verehrten Familienkreiſe zu erfreuen. — Den
heutigen Tag — das Feſt der Himmelfahrt — brachten die
höchſien Herrſchaften en famille zu. CR 3}
Karlsruhe, 3. Mai. Unſer Erbgroßherzog, ein kräftiger
junger Prinz von 18 Jahren, dürfte demnächſt ſeine Studien
in Heidelberg beginnen, um ſie ſpaͤter, gleich dem Kronprinzen
von Wuͤrtemberg, in Berlin fortzuſetzen. Der Erbgroßherzog,
deſſen Erziehung bis jetzt von ausgezeichneten Lehrern geleitet
wurde, berechtigt zu den ſchönſten Erwartungen.
Darmſtadt, 3. Mai. Der Geſetzentwurf über die Eiſen—
im Ausfouffe in Berathung. Im, Ahgemeinen ſcheint, ie
Stimmung gegen Steuekerhoͤhung für Eiſenbahnen zu ſeyn.
Die Regierung hatte dieſelbe für einen bedeutenden Theil der
— —
erforderlichen Summen in Vorſchlag gebracht. Man ſcheint
dielmehr ein umfaſſenderes Anlehen für zuträglicher zu halten.
Frankfurt a. M., 2. Mai. Mit dem geſtrigen Tag iſt
die neue Theaterverwaltung in Thätigkeit getreten. Gleich den
Abonnementspreiſen ſind auch die der einzelnen Logenplaͤtze
bedeutend erhöht worden. — Kaum hat der Kur fürſt von
Heſſen ſeinen Wohnſitz nach unſerer Stadt verlegt, ſo ſpricht
Rechnung der kurfürſtlichen Gemahlin zur Ausführung gebracht
werden foll. Es ſind nämlich kürzlich zwei auf der Zeil neben
dem Weidenhoſe, der feit acht Jahren ein Beſitzthum des
Fürſten v. Thurn und Taxis iſt, belegene Häuſer zum Preiſe
von 300,000 und reſp. 20,000 Fl., mwie man fagt, für
Rechnung dieſer Dame und vorbehaltlich der Ratificatlon auf
ſechs Monate, angekauft worden; wegen Erwerbung dieſes
Beſitzthums aber ſoll man in Unterhandlung ſtehen. Käme es
damit zum Abſchluß, ſo würde dadurch ein Bauplatz von mehr
als 40,000 Quadratfuß Flächenraum gewonnen werden,
worauf ſich ein Hotel errichten ließe, das an Umfang, gepaart
mir Eleganz, kaum ſeines Gleichen in Frankfurt haben vürfte.
Bamberg, Mai. Die beiden bei Cochet zu Paris
erbauten eiſernen Dampfboote für den Main ſind am 26.
April auf dem Kanal zu Straßburg angekommen, werden nun
vollkommen in Stand geſetzt, und in der zweiten Hälfte dieſes
Monats in Mainz eintreffen, wonach die Schiffahrt damit
zwiſchen Mainz und Würzburg ſogleich eröffnet wird; die hef—
tigen Stürme verzögerten die Ankunſt zu Straßburg. Das
Boot, welches für den Obermain zwiſchen Bamberg und Schwein—
furt beſtimmt, und in den Cockerill'ſchen Werkſtätten zu Seraing
erbaut wird, geht ſeiner Vollendung raſch entgegen und wird
ein in jeder Hinſicht ganz ausgezeichnetes Schiff.
Berlin, 2. Mai. Der Staatsminiſter v. Bodelſchwingh,
welcher am 28. April von Koblenz hier eingetroffen iſt, hat
heute die Leitung des Finanzminiſteriums übernommen, da
wegen der Sonntagsfeier geſtern am 1. Mai. die Geſchäfts—
zimmer geſchloſſen waren. — Der König hat für die Wieder—
herſtellung der Marienkirche in Soeſt in Weſtphalen, welche
im goͤthiſchen Stol erbaut iſt, 10,000 Thaler bewilligt, und
zwar in der Art, daß die Summe in 4 Jahren, in jedem
Jahre 10,000 Thaler, abbezahlt werden ſoll. Den Ausbau
des einen unvollendeten Thurms hat der König bis auf weitere
Verfügung ſich vorbehalten. Die Marienkirche gehört der
evangeliſchen Gemeinde in Soeſt an. — Gegenwärtig ſoll dem
Staatsrath ein Geſetz zur Berathung vorliegen, welches greßes
Aufſehen machen dürfte, wenn es ins Leben eingeführt werten
follte. — Bet Dem Ueberhandnehmen der Eheſcheidüngen ſoll
nämlich der Antrag geſtellt worden ſeyn, geſchiedenen Eheleuten
zu verbieten, ſich wieder zu verehelichen, bevor einer derſelten
geſtorben iſt. Es gibt wirklich hier Wänner, welche vier kebende
Frauen und von allen Kinder haben. Daß die Erziehung der