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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 111 - No. 120 (24. April - 3. Mai)
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No. 115.














»Abgeordnetenwahl. Zu Deputirten des 3. Städte⸗
wahlbezirts (Stadt Freiburg) wurden gewählt:
61) der frühere Deputirte Bürgermeifter Wagn er ON da;
62) Regierungsrath Bannwarth' in Freiburg. Jeder
diefer beiden Abgeordneten erhielt 86 Stimmen, waͤh—
rend jedesmal 9 Stimmen auf den früheren Deputir⸗
ten Herb fielen.
Es fehlt fomit nur noch der Deputirte für den 14. Aemter⸗—
wahlbezirk e2. Landamt Freiburg mit Waldkirch und Elzach.
Maunheim, 26. April. Am verfloſſenen Samstag mpfing
der wieder zur zweiten Kammer gemaͤhlte Deputierte Herr F.
D Baſſermann dahier einen deichverzierten ſilbernen Pokal
In Adooͤkaͤten aus dem Seekreiſe. Auf der vordern Seite
liest man die Inſchrift: „Dem muthigen Volksvertretex, dem
wacfern Bertheidiger Dder Unantaflbarkeit der Gerichte, Griedtich
Daniel Baffermann in Mannheim.“ Auf der Nückſeite des
Pokals ſind die Namen der Geder eingegraben. (M. SJ
' Nürnberg, 19. April. Der dichtberſchlungen geweſene
Knäul der jüngfien Mordgeſchichte entwickelt fich mmer mehr
Und die Fäden leiten zu Verborgenheiten, deren Scleierlüftungen
RürnderF von einem Geſindel befreten duͤrſte, das leider verzweig—
jer und ausgebreiteter geweſen iſt, als Die Polizei ſich hat⸗
denken moͤgen! Taͤglich eht neuer Verdacht teue Verhaftungen
nach ſich. Ueber die Verhoͤre der inhaftirten Hauptverdächtigen
waltei kein Geheiumiß, fie hat bisher eingeſtanden, daß ſie
den Kopf in die Kloake des Rathhauſes getragen, daß ſie auch
die übrigen Theile des Cadavers verſchleppt habe, aber ſie
laͤugnet den Mord begangen zu haben und ſchiebt dieſe That
auf ihren vor zwei Monaten geſtorbenen Mann. Letzterer
iſt aber ſo plötzlich und unter ſo ſonderbaren Zuckungen
geſtorben, daß man ihr ohne Weiters eine Vergiftung vorwirft.
Der Leichnam des Mannes ſoll nun heute Abend wieder aus—
gegraben werden, obgleich die Verweſung bereits das Werk
ihrer Zerſtörung in ſo weit vollendet haben wird, daß über
dieſen letzt ausgeſprochenen Verdacht Nichts mehr zu conſtatiren
ſein dürfte. Da die Theile des Cadavers mit einer augen—
ſcheinlichen Fertigkeit abgelöst worden waren, ſo iſt es ſo aut
wie zweifellod, daͤß der eingezogene Barbiergeſelle (dex Liebhaber
mer Toͤchter der Hauptverdaͤchtigen) in dieſem Falle ſeine
Juf der Baderſchule zu Bamberg erworbene Anatomitütung be—
währt habe. (A. Abdz.)
Wien, 19. April. Heute, am Geburtsfeſte des Kaiſers,
wurde im großen Saale des polytechniſchen Inſtituts das von dem
Profeſſor Klüber gefertigte marmorne Standbild des Gründers
dieſes großartigen Inſtituts, des Kaiſers Franz L., mit ange—
meſſener Feierlichkeit enthuͤllt. Die Errichtung des polhtechni—
ſchen Inſſituts, welches Kaiſer Franz nach ſeinem erſten Auf—
enthalt in Paris beſchloſſen hatte, iſt eine der unſterblichſten
Schoͤpfungen, welche zur Entwickelung und Fortbildung der
bürgerlichen Induſtrie und aller Gewerbe ſo Vieles beitragt.

Berlin, 22. April. Die Angelegenheit wegen der Juden
liegt den Staatsminiſterium zur Berathung vor; nach Gerüch⸗
ten im Publikum wird das Geſetz das freiſinnigſte werden,
Und ſchon jetzt nicht daran zu zweifeln ſeyn, daß den juͤdiſchen
Gemeinden Corporationsrechte bewilligt werden ſollen. — Viele
Beſitzer der alten Schuld des Koͤnigreichs Weſiphalen haben
dringende Vorſtellungen wegen deren Realiſirung eingereicht; ſo
diel kann vorläufig'fchon als gewiß behauptet werden, daß
deren Tilgung hier beſchloſſen, und daß die Reſultate der deß⸗
halb hier befindlichen Abgeordneten von Hannover, Kurheſſen
und Braunſchweig in kurzem ans Licht treten werden. Es
ſcheint, daß ins Puklſkum einige Kennmiß gekommen ſeyn
muß, weil ſeit einigen Tagen unter der Hand bedeutende An—
kaͤufe an der Börſe? gemacht und noch mehr darnach gefragt
woͤrden iſt. ( Z —

— 23. April. Der König und die Koͤnigin befinden ſich
ſeit einigen Tagen in Potedam. Von da aus wohnten ſie vor⸗
gectern duf einem benachbarien Edelſitze dem Begtäͤbniß einer
Dame bei, der alle unſere Prinzen und Prinzeſſinnen mit
kindlicher Achtung von ihrer früheſten Jugend an ergeben
waͤren! Es war das Fräulein v. Biſchofswerder, Tochter des
unter der Regierung des Königs Friedrich Wilhelm Ieſt ge—
nannten Genkrallientenants und Generaladjutanten v Biſchofs—
werder! Sie war don ihrer Jugend auf am koͤn Hoͤfe und
ſchon Dame d'Atour, Hof- und Staatsdame der hochſeligen
Königin Friderike Louiſe, Großmutter des jetzt regierenden
Königs, und ſchon darum ein Gegenſtand der beſonderen Ach⸗
tung der ganzen königlichen Familie, weil ſie von der hochſe⸗
ligen Köntgin Louiſe Als Freuͤndin geſchaͤtzt und geliebt wurde.
— Der Prinz Friedrich der Niederlande, der vorgeſtern gegen
Mittag auf der aͤnhaltſchen Eiſenbahn hier eintraf, fand ſeinen


vollein Bewußtſeyn und erfreut über die Ankunft des herbeige—

rufenen Sohnes Leider aber verſchlimmerte ſich der Zuſtand

des hoͤhen Kranken gegen Abend und das geſtern Mittag aus—

4* Bülletin ſpricht von einer ſehr unruhig zugebrachten
acht.

Potsdam, 17. April. Das Provinzial⸗Konſiſtorinm hat
unter dem 11. Febr. d. J. folgendes Circulare erlaſſen: „Des
Koͤnigs Maj. haben mittelſt K.*O. vom 19. Ott. v. J. das
Verfaͤhren gegen die in Memel entſtandene Wiedertäuferſekte
näher beſtinimt. Es iſt der Wille Sr. Majeſtaͤt, dieſer Sekte
eben ſo wenig förmliche Duldung angedeihen zu laſſen, als
mit Strenge Jegen ſie zu verfahlen, indem mit Grund zu
erwarten ſieht! daß ſie bei angemeſſener Behandlung in ſich
ſelbſt abſterben werde. Die Behoͤrden ſollen ſich daher zunächſt
darauf deſchränken, auf die Sektirer durch geeignete Geiſtliche
fortwährend einwirken zu laſſen, anderſeits aber die nöthigen


von den Sektirern der kirchlichen Taufe entzogen werden, als
 
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