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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 121 - No. 130 (4. Mai - 13. Mai)
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eidelberger





Lageblätter




No. I2d.





*Heidelberg, 5. Mai. Ein Artitel in der Beilage zur
Nugsb. Allg. Zeitung vom 3. D, M lenkt die Aufmerkſamkeit
auf die zu veräußetnde Thibaut'ſche Muſikalienſammlung,
worüber eben ein Verzeichniß ausgegeden wird, aus dem die
großen Namen der alten Meiſter, der Caldara und Carpentras,
der Durante und Lottt, Orlando di Laſſo und Leonardo Leo,
Palleſtrina und Pergolefe, der Bach und Händel hervorleuchten.
Biefer Artikel ſchließt wie folgt: Von dieſen theilweiſe durch
Seltenheit vergeſſenen Werken pflegte der Beſitzer in ſtolzem
Wohlgefallen zu fagen, daß er in einer Reihe von Foliobänden
eine Zahl wenig gekaunter Werke hexausgeben koͤnne, welche
die Welt in Erflaunen ſetzen ſollten. Wie wünſchenswerth waͤre
es, daß dieſe Arbeit nun als ein Vermächtniß einem Andern
hiuͤterlaͤffen bliebe; wie wünſchenswexth wenigſtens, daß die
ganze Sammlung ungetrennt in die Hände eines würdigenden
Beſitzers komme, der in dem Geiſte des Sammlers an einer
neuen Stätte jeue alten Genüſſe wieder bereitete, die jedem,
der ſie einmal theilte, unvergeßlich ſind!

Karlsruhe, 3 Mai. Auf Anlaß der Vermählung Ihrer
Hoͤheit der Prinzeſſin Alexandrine mit Seiner Durchlaucht dem
Erbprinzen Ernſt von Sachſen-Koburg-Gotha iſt der Königliche
Kauimerherr Lord Lennox mit befondern Aufträgen Ihrer
Majeſtät der Königin Viktoria von Großbritannien und Seiner
Königlichen Hoheil des Prinzen Albext von Sachſen-Koburg—
Gotha dahier eingetroffen. Eben ſo hatte der Großherzoglich
Oldenburgiſche geheime Staatsrath und Bundestagsgeſandte v.
Both Seiner Koͤniglichen Hoheit dem Großherzeg und Ihrer
Koͤniglichen Hoheit der Großherzogin Glückwunſchſchreiben Ihrer
Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin
von Sldenburg zu überreichen. Der am Großherzoglichen Hofe
akkreditirte Königlich Großbritanniſche Geſandte Sir Georg
Shee, der Königlich Hannover'ſche Geſandte v. Stralenheim
und der Königlich Belgiſche Geſchäftsträger Marquis de Rodes
ſind auf gleiche Veranlaſſung hier anweſend. (K. 3.)

Karlsruhe, 4. Mai. Die Vermählung Sr. D. des Erb—
prinzen Ernſt von Sachſen-Koburg-Gotha mit J. H.
der Prinzeſſin Alexandrine von Baden wurde geſtern
Nachinittag um 2 Uhr in der Schloßkirche gefeiert (fünfzig Ka—
nonenſchüſſe verkuͤndigten den kirchlichen Att). Die Trauung
wurde durch den Hofprediger Deimling vollzogen und hierauf
fand im großherzoglichen Schloſſe große Galacour ſtatt, wobei
die durchlauchtigſten Neuvermaͤhlten die Glückwünſche entgegen—
zunehmen geruhten. Nach der Galacour zogen ſich die höchſten
und hohen Herrſchaften in das Innere des. Schloſſes zurück,
und der Miniſter des Hauſes und der auswärtigen Angeleßen
heiten vereinigte das diplomatiſche Corps, mehrere anweſend—
Freinde, das Staatsminiſterium ꝛc. zu einem feierlichen Diner.
Mit Einbruch der Nacht folgte eine glanzvolle Beleuchtung
des Schloßplatzes. In der Mitte deſſelben ragte ein wahrer
Feenpallaſt hervor, welchen Tauſende von ſtrahlenden Lämp—




1842.

chen wie eben ſo viele Goldperlen und Edelſteine überſchimmer⸗
ten, und auf deſſen hoͤchſter Zinne verſchlungen A und E
(Alexandrine unb Ernſt) ſo wie auf den Seitenzinnen S und
L (Sophie und Leopold) hervorleuchteten. Die Alleen der
Seitentheile des Schloßplatzes, durch leuchtende Gewinde von
Baum zu Baum überaus ſchön geziert, gewährten nicht min⸗
der einen reizenden Anblick. — Gegen halb 9 Uhr begann der
Zug der hieſigen Bürger und der übrigen Einwohner, die ſich
an ſie angeſchloſſen hatten, alle mit Wachsfackeln, deren von
dem Lichte der Feſtlampen des Tempels und der Baumgaͤnge
ſo verſchiedener Schein einen eigenthümlichen Abſtich bildete,
durch das Portal des ſchoͤn erleuchteten Prachtbaues über den
Schloßplatz hin dem Schloſſe ſich zuzubewegen, wo ſie unter
Begleitung der Muſik die Volkshhmne ſangen und den Neu—
vermählten ſo wie der großherzoglichen Familie mehrere Lebe—
hoch ausbrachten, welche unter der entzückten Menge von Zu—
ſchauern auch außerhalb des Schloßhofs den freudigſten Wieder—
hall fanden. — Der Fackelzug bewegte ſich hierauf in derſel—
ben Ordnung zurück und kein Unfall trübte dieſen Abend, der


Se. H. der Erbgroßherzog von Heſſen und bei Rhein ſind
heute Vormittag um 10 Uhr wieder von hier abgereist.
Vom Rhein, 2. Mai. Der Kölner Dombaͤu iſt binnen

wenigen Monaten zu einer Nationalangelegenheit des geſammten
Deuiſchlands gewoͤrden, und für uns wenigſtens üegt etwas
zugleich Rührendes und Erhebendes darin, zu bemerken, wie
innig und ſinnig ſich bei Manchen die Theilnahme an dem
großen Werke äußert. Es hat uns ſo lange an allgemeinen
und großen Ideen, die das ganze Volk zu durchdringen geeignet
geweſen wären und in allen Gauen und unter allen Ständen
wie ein Lohfeuer gezündet hätten, gefehlt, daß wir herzlich
froh ſeyn durſten, etwas gemeinfant Ethebendes gefunden zuͤ
haben, und alle an der Verwirklichung eines großen deutſchen
Gedankens arbeiten zu können. Sehr ſchön iſt das Wechſel—
gedicht von Duller und Freiligrath: „1862“, das beide
Freunde zum Beſten des Kölner Dombaues herausgegeben
und allen Mitbauenden gewidmet haben. Im Geiſte ſehen ſie
ſich 1862, als in dem Jahre, welches ſie als das der Vollendung
annehmen, am Rhein wieder, nachdem ſie zwanzig Jahre lang
von einander getrennt, und mit den Werten von einander
geſchieden waren:

Vollendet wird der Dom., Ihr ſollt's noch ſehn!

Mit Gott wird deutſcher Geiſt das Werk volltringen!
Beide wohnen der Einweihung bei. Duller ſagt:

Wie Herz an Herz wir zwei, — Du Proteſtant,

Ich Katholik — ſo Tauſende! Es ſchwand

Ter Bann, der in zwei Schlachtreihn ſie geſchieden:

Dem Einen Gott, dem ewigen, den Dom!

Dem Einen Sinn', dem deutſchen, hier am Strom

Die feſte Burg! Ein Recht als Gottesfrieden!
Nach der Einweihung beſteigt Freiligrath den Dom bis zum
Kreuze, und ruft hier:
 
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