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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

DOI Kapitel:
No. 121 - No. 130 (4. Mai - 13. Mai)
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No. 125.



Heidelberg, 7. Mai.
3, Wal, den Landuͤngsplatz der Dampfſchiffe betreffend, muß
vor Allem den Vorwuͤrf von ſich adlehnen, daß eigenes In—
tereſſe ihn zu ungerechter Beurtheilung verleitet habe., Solche
Verdächtigungen ſind nicht edel, ſolche Waffen ſind nicht klug
gewaͤhlt, er derſchmäht esz ſie in folgender Exwiederung auch
ju brauchen, ſo naͤhe ſie auch liegen. Er ſelbſt iſt in
keiner Weiſe perſenlich daͤbei intereſſirt, wo das Dampſſchiff
an der Stadt landet, er wünſcht nur, wie jeder Buͤrger der
Stadt es wünſchen muß: daß der Landungsplatz an
der Stadt ſey.

Man fagt, die Fahrt mit dem Schiff nach der Stadt ſey
mühevoll: hat der Reiſende nicht auch doppelte Mühe, wenn er mit
Gepäck voui Hausacker nach der Stadt kommen will? Die Fahrt
nach der Stadt koſte Geld: koſtet denn die Omnibus⸗Fahrt den
Keiſenden nichts, zu der er am Hausacker faſt gezwungen iſt?

Uns ſcheint es eine ſehr übel angebrachte Oekonomie der
Dampfſchiffsverwaltung, den Landungsplatz eine Vierteſtunde
koͤn der Stadt — einé ſtarke halbe Stunde von der Eiſenbahn
zu waͤhlen, um eiwas Zeit und Steinkohlen zu ſparen.

Ob einem Stadttheil oder einem andern der Verkehr zu
goͤnnen wäre, der durch das Dampfſchiff entſtehen mag, iſt
kine Frage, die hierher gar nicht gehört. Bei oͤffentlichen An—
ſtalten zum Dienſte des Publikums gibt's nur eine Frage,
welche in Betrachtung kommen kann, dieſe Frage heißt: was
iſt das Zweckmäßrgſte?

Für uns Heidelberger gibt's dann noch die zweite Frage:
was [iegt im Intereſſe unſerer Stadt? (Nicht eines
Stadt⸗Theils — oder gar der Kutſcher; — denn je mehr
dieſe beim jetzigen Landungsplatz verdienen, deſto mehr iſt
damit bewieſen, daß dieſer Landungsplatz nicht im Intereſſe
des Publikums überhaupt, noch weniger im Intereſſe der Stadt
gewählt iſt).

Im wahren Intereſſe der Stadt erlauben wir uns noch
folgende Fragen:

1) Sind Unterſuchungen angeſtellt, wie man die Anfahrt

an der Stadt bequemer und leichter bewerkſtelligen könnte?

2) Sind die betreffenden Staatsdehörden von Seite der

Stadt darum erſucht worden, für die leichtere Fahrt
die nöthigen Correctionen des Neckars vornehmen zu laſſen?

3) Hat ſich unſere Stadt erboten oder wenigſtens bereit

gezeigt, zur Verbeſſerung des Fahrwaſſers einen beſon—

deren Beitrag zu leiſten?

Nur ungerne haben wir noch einmal die Feder ergriffen, um
dieſe Angelegenheit öffentlich zu beſprechen, weil uns die beliebte
Manier, jedem, der für oͤffentliche Angelegenheiten ſich öffentlich
ausſpricht, Privatintereſſen als Motiv unterzuſchieben, verhaßt iſt.

Die Sache iſt für Heidelberg aber wichtig und wird noch
wichtiger werden; was jetzt verſäumt wird, kann für
immer verſäumt ſeyn.




1842.

Karlsruhe, 5. Mai. Als Geſchenke, welche das neuver⸗
mählte fürſtliche Ehepaar erhalten, werden beſonders genannt:
1) ein mit großer Kunſtfertigkeit gearbeiteter prachtvoller Teppich,
welcher von mehreren Damen der Reſidenz als Erinnerungs—
zeichen an Karlsruhe der hohen Fürſtenbraut uͤberreicht worden
und auf dem die Trauung ſtatt fandz 2) ein ſinnreich und
geſchmackvoll eingerichteter Waſchtiſch, den die Stadt für ſie
beſtimmte, und, wie es heißt, zu 15,000 fl. accordirte; 3) ein
Album von den dadiſchen Künſtlern; 4) ein werthvoller Reiſe—
wagen, Diamantſchmuck und Shawls, welche von London ein—
getroffen, und zu einem Werthe von 120,000 fl. angeſchla—
gen werden.

Hornberg, 30. April. Es hat ſich das Gerücht verbreitet,
als ſei Pfarrer Zittel von Bahlingen (früherer Nedakteur des
Breisgauer Landbooten) hier zum Deputirten gewaͤhlt worden.
Dem iſt nicht ſo; allein das Gerücht war doch nicht ganz aus
der Luft gegriffen. Bei dem erſten Serutinium hatte er die
meiſten Stimmen, nämlich Zittel 40, Böhme 38, Litſchgh 18,
und der Bürgermeiſter von Kaltenbrunn 4, zuſammen — 100
Stimmen. Ein Wahlmann war durch Krankheit verhindert,
Lem Wahlacte beizuwohnen. Da aber keiner der Gewählten
die abſolute Stimmenmehrheit, welche 51 Stimmen betrug,
erhalten hatte, ſo war ein zweites Scrutinium nothwendig,
wobei Oberamtmann Böhme 56 und Pfarrer Zittel 40
Stimmen erhielt. Vier Wahlzeddel waren wegen undeutlicher
Schrift beanſtandet. (Seeblätter.)

Konſtanz, 3. Mai. Vor einiger Zeit wurde in öffent—
lichen Blättern erwähnt, daß der Redacteur des auf aargaui—
ſchem Gebiete erſcheinenden „Rheinboten“ im badiſchen
Bezirksamte Säckingen feſtgenommen worden ſei. Dies iſt richtig,
aber eben ſo wahr iſt auch, daß die ohne allen geſetzlichen
Grund erfolgte Verhaftung alsbald wieder aufgehoben werden
(Seeblätter.)

Stuttgart, 2. Mai. Seit geſtern iſt die, alle drei Jahre
wiederkehrende Induſtrie-Ausſtellung eröffnet. Ohne jetzt ſchon
ins Einzelne einzugehen, bemerken wir bloß, daß noch keine
unſerer bisherigen Ausſtellungen ſo reich ausgeſtattet wer, als
die diesjährige, und daß in vielen Gewerdefächern ſich ein
ſchöner Fortſchritt gegen früher zeigt. Bereits ſind es mehr
als 300 Gewerbsleute, deren Erzeugniſſe zu ſchauen ſind.

Gießen, 3. Mai. Das Lehrerperſonal in unſerer theo—
logiſchen Fakultät, ſowohl der katholiſchen wie auch der pro⸗
teſtantiſchen, iſt durch Berufung dreier neuen Profeſſoren ver—
mehrt worden. Für die katholiſche Fakultät ſind es die Pro-
feſſoren Fluck und Lutterbeck, der eine aus Naſſau, der an—
dere aus der Gegend von Münſter, für die evangeliſche Pro—
feſſor Heſſe aus Breslau. Die beiden erſten ſind bereits hier
eingetroffen. — —

Berlin, 2. Mai. Es unterliegt nun keinem Zweifel mehr,
daß Hr. v. Rochow das Miniſterium des Innern und der
 
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