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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (36) — 1842

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No. 11 - No. 20 (12. Januar - 21. Januar)
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Noe. 1656.


1842.





Karlsruhe, 14. Jan. Das heutige Staats- und Regie—
rungsblatt (No. 2) enthält den am 18. Okt. v. J. zu Verlin
unterzeichneten Vertrag über den Anſchluß des Fürſtenthums
eippe an den deutſchen Zoll- und Handelsverein; ſodann die
Ausfchreibung einer neuen Deputirtenwahl für Kenzingen
und Endingen vom 31. Dezemberz hierauf eine Bekannt—
machung den Umlauf falſcher Sechskreuzerſtücke mit großh.
bad. Goͤpräge und der Jahreszahl 1837 betreffend, und end—
lich einige Ordensverleihungen.
ſter und Generallieutenant Frhr. v. Pretlack erhielt das
Rttterkreuz des Hausordens der Treue; der k. k. öſtr. Oberſt—
lieutenant v. Alemann, der k. k öſtr. Oberlieut. v. Collin
ſo wie der geiſtl. Miniſterialrath Dr. Holdermann erhielten
das Ritterkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen.

Kartsruhe, 15. Jan. J. k. H. die Großherzogin iſt
geſtern zum erſten Male ſeit dem Unfall, welcher ihre Unpäß—
üchkeit nach ſich zog, wieder beinder Tafel erſchienen. Auch
Z3. 95. der Erbgroßherzog und dex Prinz Friedrich ſind ſo
welt hergeſtellt, daß ſie geſtern ihre Zimmer verlaſſen konnten.

Freiburg, 13. Jan. Seit zwei Jahren hatten wir wie—
derhoͤlt die betrübende Veranlaſſung, höchſt ſchmerzliche Ver—
luſte der hieſigen Univerſität berichten zu müſſen; ein harter
Schlag nach dem andern traf dieſe altehrwürdige Anſtalt, die
in ihrem innerſten Leben empfindlich berührt ward. Deſto an—
genehmer iſt nun aber auch das Gefühl, nach ſo herben Ver—
luſten von glücklichen, für den Flor der Anſtalt nur günſtigen
Beſetzungen der erledigten Stellen Mittheilung machen zu koͤn—
nen. Wir wollen der ſchon früher erfolgten Berufung des Hrn.
Prof. Dr. Arnold, ſo wie der Anſtellung des Hrn. Proſektor
vr. Kobelt nicht mehr erwähnen; ſie ſind bekanntlich beide
ein höchſt ſchätzbarer Gewinn und es iſt durch ſie im Verein
mit den übrigen reichen Kräften die mediziniſche Fakultät auf
glänzende Weiſe beſetzt. Allein auch die jüngſte, ſo fühlbare
Lücke, welche der Tod in der Rechtsfakultät erzeugt, iſt auf
eine Weiſe ausgefüllt, daß die Studirenden wie die Univerſität
ſich gleich ſehr Glück wünſchen konnen. Am 3 d. M hat näm—
ich Or. Hofrath und Prof. Stabel ſeine Vorleſungen über
den Zwilprozeß eröffnet. Nach einer kurzen Anrede an die
Zuhörer und einer warmen, anerkennenden Erinnerung an
ſeinen würdigen Vorgänger entwickelte er als Einleitung in
den Zivilprozeß in logiſchen Schlußfolgerungen die Sätze, daß
kein Recht ohne Zwang, kein Zwang ohne Staatshülfe, keine
Staatshülfe ohne Ueberzeugung vom Dafehn eines Rechis, teine
ſalche Ueberzeugung ohne Kenntniß der jedem Entſtchen und
Untergehen von Privatrechten zum Grunde liegenden That—
ſachen, keine Kenntniß dieſer Thatſachen ohne ein Verfahren
und endlich kein gerechtes Verfahren ohne beſtimmte Geſetze
denkbar ſey, deren Darſtellung die Aufgabe der Zivitxrozeß.
theorie enthalte. — Der deutlich fließende Vertraſ, die 'ge—




wählte Sprache und richtige Ausdrucksweiſe, die geiſtreiche und
gründliche Entwicklung wie die wohlgeordnete Reihenfolge ſeiner
Saͤtze ließen die Zuhoͤrer alsbald den tüchtigen Nann des
Faches erkennen und mit lebhaftem Beifall werden fortan die
nach Inhalt und Form gleich ſehr anregenden Vorleſungen
dieſes neuen Lehrers beſucht. (F. 3.)
München, 11. Jan. Daß Prinz Luitpold ſeine Reiſe
von Sizilien aus bis nach Griechenland fortſetzen werde, wird
noch immer behauptet. — Die aus Athen hierher gelangten
Briefe, ſelbſt jene vom neueſten Datum, lauten noch immer
höchſt friedlich, oder ſie gedenken der in verſchiedenen Zeitungen
fo ſehr hervorgehobenen Streitpunkte zwiſchen der griech. Regierung

und dem Didan gar nicht. — Von unſern Kuͤnſtlern von Ruf
hat unter andern auch Kaulbach den St Michaelsverdienſtorden
erhalten. — Uebermergen, den 13., findet dahier eine Ver—
ſteigerung vaterländiſcher Perlen aus den Fiſchereien in Ober—
franfen, Niederbaiern u. ſ. we ſtatt. — In unſerer Bretterſtadt

auf dem Dultplatz herrſcht vor lauter Froſt und ſchlechtem
Geſchaͤftsgang nichts als Heulen und Zähneklappern. — Vor
einigen Tagen wurde in der Bäckerherberge dahier des Mor—
gens ein Bäckergeſelle im Hofcaum erfroren gefunden. — Un—
ter den Mitgliedern unſeres Kunſtivereins herrſcht theilweife
große Aufregung. Es hondelt ſich um die große Frage, eb
der Beſchluß, eine Vereinsbildergallerie zu gründen, dadurch
nämlich, daß man bei jeder Verlooſung ein Gemälde zurück
behält, wieder rückgängig gemacht werden könne, oder nicht.
Die Verneinenden ſtützen ſich auf die Unfehlbarkeit einer Ge—
neralverſammlung, die Bejahenden auf das Zweckwidrige, wel—
ches der Beſchluß an ſich, und auf das Beeinträchtigende, was
er gegen die auswärtigen Mitglieder hat. K. 3.)
Wien, 9 Jan. Die Zufriedenheit mit der allerhöchſten
Entſchließung in Betreff der Eiſenbahnen ſpricht ſich täglich
lebhafter im Publikum aus, und mir iſt kaum irgend eine
Regierungsmaßregel bekannt, die eine allgemeinere Zuſtimmung—
der öffentlichen Meinung gefunden hätie. Das Prinzip wie
die Art, in der es ausgeführt wird, erhalten gleichen Beifall,
und jeder neue Schritt zeigt, daß der Plan in eben ſo voll—
ſtändiger und klarer Ueberſicht vorliegt, als energiſch zu ſeiner—
Ausführung geſchritten wird. Die Zweifler, die dieß in weite
Ferne hinausgeſchoben meinten, ünd nicht glauben konnten,
daß einem ſo weit ausſehenden Vorhaben die Erfüllung auf
dem Fuße folgen werde, überzeugen ſich jeden Tag des Beſſeren.
Schon iſt die techniſche Kommiſſion zuſammengeſetzt, und Hr.
Francesconi, zugleich zum Hofrath ernannt, wurde zum tech—
niſchen Direktor ſämmtlicher öſtreichiſchen Staatsbahnen beför—
dert. Keine Wahl kennte beſſer ſeyn. —— 3 —
Wien, 10. Januar. Der „Oeſterr. Beobachter“ bringt—
über die Unruhen in Corfu folgende nähere Nachrichten: Be—
richte aus Corfu vom 28. Deeember melden: Die Ruhe diefes
Stadt iſt in den letztverfloſſenen Tagen durch einige Auftrittæ
 
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