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— Donuerstag
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12 Januar 1842.
Karlsruhe, 10. Jan. 33. öffentl. Sitzung der 2. Kammer.
Heute Vormittag nach 9 Uhr nahmen naͤch einer fünfmonat—
lichen Unterbrechung die Sitzungen der zweiten Kammer der
Stände wieder ihren Anfang.
Adg. Bekk, eröffnete dieſelben mit folgendem Vortrag: Meine
Herren! Nach einer fünfmonatlichen Unterbrechung unſerer Ar—
beiten ſind wir zur Beendigung des Landtages von neuem ver—
ſammelt. Indem ich die erſte Sitzung hiemit für eröffnet er—
kläre, ſühle ich mich zugleich hingezoͤgen, den Anlaß zu be—
Aagen, der mir, als dem erſten Vizepräſidenten, die Ehre ver—
hafft, Zieſen Akt verzunehmen.. Es iſt der Tod unſeres ge—
feierten Präſidenten Duttlinger, ein Ereigniß, welches in mir,
Empfindungen erregte. Sehen wir hinweg davon, was Dutt—
(inger außerhalb dieſer Kammer war, was er für die Biſſen—
ſchaft, der er ſein Leben weihte, und was für die Anſtalt war,
der er angehörte, wie er zum Nuhme dieſer Anſtalt und wohlthätig
Verfen wir einen Blick auf ſeine langjaͤhrige und hervorragende
Birkſamkeit in dieſem Saale! — Duttlinger war Einer der nur
noch wenigen Veteranen dieſes Hauſes, die ſchon im Jahre
1817, als unſere Verfaſſung ins Leben trat, durch das Ver—
trauen des Volkes unter deſfen Vertreter gerufen wurde, und
er hat dieſes Vertrauen ununterbrochen genoſſen — zu jedem
Landtag wurde er als Abgeordneter gewählt! Ausgkzeichnete
Eigenſchaften des Geiſtes uͤnd Herzens waren es, dle ihm ein
ſolches Vertrauen erwarben, und die ihm die große Anerken⸗
nung verſchafften, welche in dieſer Kammer ihm zu Theil
wurde. Ein ſcharfer Denker, durchdrang er Alles, was ihm
vorlag, bis auf den letzten Grund. Seine wiſſenſchaftliche
Vildung ließ ihn bei jedem unſerer Berathung vorgelegenen
Gegenſtande die allgemeinen Geſichtspunkte auffaͤſſen, und ſein
praktiſcher Sinn führte ihn überall zugleich zu den Rückſichten,
die man bei jeder Sache auch den Schwierigkeiten in der An—
Vendung tragen ſoll. Wie oft, meine Herren, haben wir ſeinen
Verſtand, ſein beredtes Wor?, ſeine Kraftſprache, und über—
haupt ſein parlamentariſches Talent bewundert; wie oft hat er
klar entwickelte Anficht die Zuſtimmung der Kammer erhalten!
(Schluß folgt) Der Ybg. Bader, ver zunächft das Wort er-
greift, erklart 3 er die von dem Präſidenten ausgeſprochene
theilten ſie aber auch alle, die Duttlinger
gekannt hätten, in und außerhalb Baden, denn ſein Ruhm
beſchränke ſich nicht auf unſer eigenes Vaterland; es theilten
Zieſe Gefühle tauſende ſeiner Schäler „die ſtets ein dankbares
Andenken ihm widmen würden. Von vielen Seiten ſchließt
mean ſich durch Akklamation dem Redner an. Der Abg Knapp
deklagt den Verluſt eines langjäbrigen Freundes; der Abg.
gelcker hebt insbeſondere den Verluſt, den die Univerſität Frei—
urg, der namentlich unter den jetzigen Umſtänden, ein wahr⸗
haft unerſetzlicher ſey, erlitten habe, hervor; Trefurt berührt
ſein näheres Verhältniß zu dem Verſtorbenen und ſpricht: „Mir,
dem die, wenn auch ſchmerzliche, Beruhigung wurde, unſereu
theueren Hingeſchiedenen in ſeinen letzten Tagen und Stunden
freundlich zur Seite zu ſtehen, kommt es wohl zu, in der
geſtehe, daß ich Lerlegen bin um das, was ich Ihnen ſagen
werde. Soll ich Ihnen die Gefühle ſchildern, die am Sterbes
bette meines Freundes mein Herz erſchütterten? Ich würde
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der Todesnachricht erfüllte. Soll ich Ihnen ſein politifches
Teſtament vexkündigen? Ihm ward leider, wie Sie wiſſen, vor
dem Leben die Sprache genommen, und wollte ich Ihnen die
Gedanken mittheilen, die ich ſeinem hinſterbenden Blicke ab-
zulauſchen meinte, ſo würden Sie wohl mit Necht nur meine
eigenen Gedanken und Grundſätze zu vernehmen glauben. Sder
ſoll ich mit kühler Beredtſamkeit Ihnen ſeine großen Eigenfchaͤf—
ten ſchildern, ſoll ich Ihnen ſagen, was er alg Stantemann,
als Gelehrter, als Gatte, Vater und Freund war? Sie Alle
thatkräftigen Leben des
Verblichenen, Sie Alle gedenken ſeiner in hoher Achtung und
Liebe; auch ſcheint es mir immer nicht am Platze, bet Elinne—
rung an den feierlich erſten Moment, wo alle Eitelkeiten die—
ſer Welt in ihrer ſtärkſten Blöße erſcheinen, in eitles Lob aus—
zubrechen; — nur einer Eigenſchaft des Geſchiedenen will ich
gedenken, des Glanzpunktes in ſeinem Karakter, jener ſelbſt—
loſen Seelengüte, jener ſchonungsvollen Milde und Mäßigung,
jenes wahrhaft chriſtlichen Wohlwollens, womit Allen, ſelbſt
ſeinen härteſten Widerſachern, ſein überlegener Geiſt fiets be-
gegnete. Dieſer Glanzpunkt, welcher ſein ganzes Leben fo
herrlich beleuchtete, möge Allen, die ihn heute betrauern, ſtets
ein freundlicher Leitſtern ſeyn!“ Nach dieſer Erfüllung der
Pflichten der Pietät gegen den edlen Verſtorbenen, zeigt der
vorſitzende erſte Vizepräſident Bekk der Kammer an, daß ein
Schreiben des Abg. Peter von Mannheim eingelaufen ſey, wo—
durch er ſein Verzicht auf die durch die Wahl der AemtérKen—
zingen und Endingen ihm zu Theil gewordene Deputirtenſtelle
anzeigt, mit Angabe der Gründe, die zu dieſem Schritt ihn
vewogen. In ſeinem Schreiben drückt derſelbe den Wunſch
aus, daß die auf dieſe Sache bezüglichen Aktenſtücke, beſtehend
in einem Schreiben des Bürgermeiſters von Kenzingen an den
Hrn. Abgeordneten und der Äntwort des letzteren hierauf, ver—
leſen werden möchten. Es geſchieht. Die Veranlaſſung zur
Keſignation gab der Wunſch des Bahlbezirks, nicht Känger auf
dem Landtage unvertreten zu ſeyn. Staatsrath Frhr. o. Nüber
erklärt, daß eine neue Wahl bereits angeordnet ſey. Die Abg.
v. Itzſtein und Welcker behalten ſich weitere Erklärungen über
dieſe Sache und was damit in Verbindung ſtehe, auf eina
ſpätere Veranlaſſung vor.
¶Schluß folgt.
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— Donuerstag
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12 Januar 1842.
Karlsruhe, 10. Jan. 33. öffentl. Sitzung der 2. Kammer.
Heute Vormittag nach 9 Uhr nahmen naͤch einer fünfmonat—
lichen Unterbrechung die Sitzungen der zweiten Kammer der
Stände wieder ihren Anfang.
Adg. Bekk, eröffnete dieſelben mit folgendem Vortrag: Meine
Herren! Nach einer fünfmonatlichen Unterbrechung unſerer Ar—
beiten ſind wir zur Beendigung des Landtages von neuem ver—
ſammelt. Indem ich die erſte Sitzung hiemit für eröffnet er—
kläre, ſühle ich mich zugleich hingezoͤgen, den Anlaß zu be—
Aagen, der mir, als dem erſten Vizepräſidenten, die Ehre ver—
hafft, Zieſen Akt verzunehmen.. Es iſt der Tod unſeres ge—
feierten Präſidenten Duttlinger, ein Ereigniß, welches in mir,
Empfindungen erregte. Sehen wir hinweg davon, was Dutt—
(inger außerhalb dieſer Kammer war, was er für die Biſſen—
ſchaft, der er ſein Leben weihte, und was für die Anſtalt war,
der er angehörte, wie er zum Nuhme dieſer Anſtalt und wohlthätig
Verfen wir einen Blick auf ſeine langjaͤhrige und hervorragende
Birkſamkeit in dieſem Saale! — Duttlinger war Einer der nur
noch wenigen Veteranen dieſes Hauſes, die ſchon im Jahre
1817, als unſere Verfaſſung ins Leben trat, durch das Ver—
trauen des Volkes unter deſfen Vertreter gerufen wurde, und
er hat dieſes Vertrauen ununterbrochen genoſſen — zu jedem
Landtag wurde er als Abgeordneter gewählt! Ausgkzeichnete
Eigenſchaften des Geiſtes uͤnd Herzens waren es, dle ihm ein
ſolches Vertrauen erwarben, und die ihm die große Anerken⸗
nung verſchafften, welche in dieſer Kammer ihm zu Theil
wurde. Ein ſcharfer Denker, durchdrang er Alles, was ihm
vorlag, bis auf den letzten Grund. Seine wiſſenſchaftliche
Vildung ließ ihn bei jedem unſerer Berathung vorgelegenen
Gegenſtande die allgemeinen Geſichtspunkte auffaͤſſen, und ſein
praktiſcher Sinn führte ihn überall zugleich zu den Rückſichten,
die man bei jeder Sache auch den Schwierigkeiten in der An—
Vendung tragen ſoll. Wie oft, meine Herren, haben wir ſeinen
Verſtand, ſein beredtes Wor?, ſeine Kraftſprache, und über—
haupt ſein parlamentariſches Talent bewundert; wie oft hat er
klar entwickelte Anficht die Zuſtimmung der Kammer erhalten!
(Schluß folgt) Der Ybg. Bader, ver zunächft das Wort er-
greift, erklart 3 er die von dem Präſidenten ausgeſprochene
theilten ſie aber auch alle, die Duttlinger
gekannt hätten, in und außerhalb Baden, denn ſein Ruhm
beſchränke ſich nicht auf unſer eigenes Vaterland; es theilten
Zieſe Gefühle tauſende ſeiner Schäler „die ſtets ein dankbares
Andenken ihm widmen würden. Von vielen Seiten ſchließt
mean ſich durch Akklamation dem Redner an. Der Abg Knapp
deklagt den Verluſt eines langjäbrigen Freundes; der Abg.
gelcker hebt insbeſondere den Verluſt, den die Univerſität Frei—
urg, der namentlich unter den jetzigen Umſtänden, ein wahr⸗
haft unerſetzlicher ſey, erlitten habe, hervor; Trefurt berührt
ſein näheres Verhältniß zu dem Verſtorbenen und ſpricht: „Mir,
dem die, wenn auch ſchmerzliche, Beruhigung wurde, unſereu
theueren Hingeſchiedenen in ſeinen letzten Tagen und Stunden
freundlich zur Seite zu ſtehen, kommt es wohl zu, in der
geſtehe, daß ich Lerlegen bin um das, was ich Ihnen ſagen
werde. Soll ich Ihnen die Gefühle ſchildern, die am Sterbes
bette meines Freundes mein Herz erſchütterten? Ich würde
* 8 S
der Todesnachricht erfüllte. Soll ich Ihnen ſein politifches
Teſtament vexkündigen? Ihm ward leider, wie Sie wiſſen, vor
dem Leben die Sprache genommen, und wollte ich Ihnen die
Gedanken mittheilen, die ich ſeinem hinſterbenden Blicke ab-
zulauſchen meinte, ſo würden Sie wohl mit Necht nur meine
eigenen Gedanken und Grundſätze zu vernehmen glauben. Sder
ſoll ich mit kühler Beredtſamkeit Ihnen ſeine großen Eigenfchaͤf—
ten ſchildern, ſoll ich Ihnen ſagen, was er alg Stantemann,
als Gelehrter, als Gatte, Vater und Freund war? Sie Alle
thatkräftigen Leben des
Verblichenen, Sie Alle gedenken ſeiner in hoher Achtung und
Liebe; auch ſcheint es mir immer nicht am Platze, bet Elinne—
rung an den feierlich erſten Moment, wo alle Eitelkeiten die—
ſer Welt in ihrer ſtärkſten Blöße erſcheinen, in eitles Lob aus—
zubrechen; — nur einer Eigenſchaft des Geſchiedenen will ich
gedenken, des Glanzpunktes in ſeinem Karakter, jener ſelbſt—
loſen Seelengüte, jener ſchonungsvollen Milde und Mäßigung,
jenes wahrhaft chriſtlichen Wohlwollens, womit Allen, ſelbſt
ſeinen härteſten Widerſachern, ſein überlegener Geiſt fiets be-
gegnete. Dieſer Glanzpunkt, welcher ſein ganzes Leben fo
herrlich beleuchtete, möge Allen, die ihn heute betrauern, ſtets
ein freundlicher Leitſtern ſeyn!“ Nach dieſer Erfüllung der
Pflichten der Pietät gegen den edlen Verſtorbenen, zeigt der
vorſitzende erſte Vizepräſident Bekk der Kammer an, daß ein
Schreiben des Abg. Peter von Mannheim eingelaufen ſey, wo—
durch er ſein Verzicht auf die durch die Wahl der AemtérKen—
zingen und Endingen ihm zu Theil gewordene Deputirtenſtelle
anzeigt, mit Angabe der Gründe, die zu dieſem Schritt ihn
vewogen. In ſeinem Schreiben drückt derſelbe den Wunſch
aus, daß die auf dieſe Sache bezüglichen Aktenſtücke, beſtehend
in einem Schreiben des Bürgermeiſters von Kenzingen an den
Hrn. Abgeordneten und der Äntwort des letzteren hierauf, ver—
leſen werden möchten. Es geſchieht. Die Veranlaſſung zur
Keſignation gab der Wunſch des Bahlbezirks, nicht Känger auf
dem Landtage unvertreten zu ſeyn. Staatsrath Frhr. o. Nüber
erklärt, daß eine neue Wahl bereits angeordnet ſey. Die Abg.
v. Itzſtein und Welcker behalten ſich weitere Erklärungen über
dieſe Sache und was damit in Verbindung ſtehe, auf eina
ſpätere Veranlaſſung vor.
¶Schluß folgt.