Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0011
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1. Heft
DOI article:Werner, R.: Kommers Alter Corpsstudenten in Berlin
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MODERNE KUNST.
3
Endlich naht der Landesvater, jene alte studcnti- rend alle begeistert in das Lied ein-
sehe Ceremonie. bei der die Mütze durchbohrt und » stimmen, das durch den Saal schallt:
der Treuschwur von neuem geleistet wird. M So lange wir uns kennen,
„Wer's nicht fühlet" — der kann die Bedeutung A / »Woll'n wir uns Bruder nennen:
dieser feierlichen Handlung nicht ermessen!
Es leb' auch dieser Brüder hoch!
Ueber die Herkunft und Entstehung des Landes- '^^««^^i f Damit ist denn der offizielle Teil
vaters ist schon viel geschrieben und gesprochen \ ,' / \ , des Kommerses zu Ende, die feucht-
worden; ganz genau lässt sich die Geschichte dieses J j\ Ii,;';, |j j l fröhliche Fidclität tritt in ihre Rechte.
Gebrauches wohl kaum klarlegen. Die Einen behaupten, ! "v ■' \%^\. ff1'* f' v Bis die letzten „Ritter von der
der Landesvater sei freimaurerischen Ursprunges. Die ; „ ? Gemütlichkeit" heimwärts streben,
ersten Spuren des Brauches sind in dem x jj ! : , , , werden Sie doch nicht warten wollen,
bekannten aus dem Jahre 1744 stammen- ^SB^^^mK^TK^S'^^ fy'f&*St iSStiL . jSfoh gnädiges Fräulein, also gestatten Sie
den Heldengedicht „Der Renomist" von Iff^^^joilL ^$$mt - v'""" V yl £- t*?Jp mir, Sie jetzt zur Droschke zu ge-
Zachariä gefunden worden, in dem die ^•^^^n^^t^''^. ' ' . ^" l,'iu'n ' ich s°mer muss „natürlich"
Abenteuer eines Jenaer Studenten in V jP^l ^^^^S^Jfcv' "'^ *,\ 1 foi v A ty(jb*^f)> / noch bleiben •- mit dem Bäcker-
Leipzig parodisch geschildert werden. l^K^^^^^^^B'''" '', j^äPS'^BIl^v ä1& ^BHll^f \ jungen zugleich das Haus betreten,
jBME_'"' ">? ■■(■HflHEA.. -w ' WSilllA
Das bekannte Studentenlied, wel- ■ \^pwi^r> N, *JBWH|L 1ll|Mi«^BKf6'■ \ KV wSt nein, das geht nicht an, wenigstens
ches jetzt rall , 'I^HUIIHlI'IbW nicht für Sie! Wenn Ihr Bruder es
gesungen wird, soll mit Benutzung * I^^^DKi W V^ll\ aber später mal thun sollte, dann
älterer Studentenlieder und nach deren t.M ^il grollen Sie ihm nicht! „Rauchen,
Mi lodi, <[, i Ahi.iiürr I \ i i ■ • i i -~ i< a; i.! i i: a "^W^^Wf R ''' trinken" und „beständig um Gersten-
A. Niemann 1782 verfasst haben. Der ' M^MKSK^SK^^ ^ ^iMP»»^^!!- JMS saft winken", dürfen ja sogar die
Name „Landesvater", der etwas seltsam .( ' , **>K ^„munteren Finken" — und wenn Ihr
klingt, ist nach dem Anfange einer '4(j]!M^- '''''ifti Ä ^ a" Brüderlein erst, wie ich hoffe, aktiv
Strophe jener Lieder: „Landes-Vater! II I *''.' Jjj geworden ist, dann wird er auf dem
Schutz und Rater" gebildet. — Dort W|^f|w^PlfÄ '?< ^rfg****- ersten Kommerse, den er mitmacht,
drüben sehen Sie, gnädiges Fräulein, wie ljEr"' beim Semesterreiben sicherlich das
die Mützen durchbohrt sind; die beiden . ' / Wohl des deutschen Corpsstudenten-
Präsiden stehen auf Stühlen, eine Sitte tums trinken, wenn auch noch nicht
übrigens, die nicht auf allen deutschen so verständnisvoll und überzeugt, aber
tt i i i f i - Silentium für das 120. Semester! i i ■, i n t» • ^
Hochschulen herrscht, jüngere Corps- doch mit derselben Begeisterung wie
brüder haben die Schläger in der Hand und leisten soeben den Schwur: alte Semester, die allen Angriffen zum Trotz — die ja fast immer nur
Seht ihn blinken Ich durchbohr den Hut und schwöre, von Leuten kommen, welche in das Wesen des Corpsstudentcntums
In der Linken, Halten will ich stets auf Ehre, keinen genauen Einblick haben thun können — nur immer fester zu
Diesen Schläger, nie entweiht! Stets ein braver Bursche sein! ihren alten, geliebten Farben stehen. Sie werden es mir nicht verübeln,
Jeder erhält dann seine durchbohrte Mütze wieder; wie zu einer gnädiges Fräulein, dass auch ich in alter Treue, trotz oder vielleicht
unteilbaren Kette verschlungen, umarmen sich die Teilnehmer; die gerade wegen meiner mehr als 50 Semester, mit dem ersten Glase mich
Präsiden schlagen den Ihrem Bruder anschliesse. Das zweite aber gestatten Sie mir auf Ihr Wohl
Landesvater ab, wäh- zu leeren, auf das Wohl der liebenswürdigsten aller Corpsschwestern!
So lange wir uns kennen,
Woll'n wir uns Bruder nennen!
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Endlich naht der Landesvater, jene alte studcnti- rend alle begeistert in das Lied ein-
sehe Ceremonie. bei der die Mütze durchbohrt und » stimmen, das durch den Saal schallt:
der Treuschwur von neuem geleistet wird. M So lange wir uns kennen,
„Wer's nicht fühlet" — der kann die Bedeutung A / »Woll'n wir uns Bruder nennen:
dieser feierlichen Handlung nicht ermessen!
Es leb' auch dieser Brüder hoch!
Ueber die Herkunft und Entstehung des Landes- '^^««^^i f Damit ist denn der offizielle Teil
vaters ist schon viel geschrieben und gesprochen \ ,' / \ , des Kommerses zu Ende, die feucht-
worden; ganz genau lässt sich die Geschichte dieses J j\ Ii,;';, |j j l fröhliche Fidclität tritt in ihre Rechte.
Gebrauches wohl kaum klarlegen. Die Einen behaupten, ! "v ■' \%^\. ff1'* f' v Bis die letzten „Ritter von der
der Landesvater sei freimaurerischen Ursprunges. Die ; „ ? Gemütlichkeit" heimwärts streben,
ersten Spuren des Brauches sind in dem x jj ! : , , , werden Sie doch nicht warten wollen,
bekannten aus dem Jahre 1744 stammen- ^SB^^^mK^TK^S'^^ fy'f&*St iSStiL . jSfoh gnädiges Fräulein, also gestatten Sie
den Heldengedicht „Der Renomist" von Iff^^^joilL ^$$mt - v'""" V yl £- t*?Jp mir, Sie jetzt zur Droschke zu ge-
Zachariä gefunden worden, in dem die ^•^^^n^^t^''^. ' ' . ^" l,'iu'n ' ich s°mer muss „natürlich"
Abenteuer eines Jenaer Studenten in V jP^l ^^^^S^Jfcv' "'^ *,\ 1 foi v A ty(jb*^f)> / noch bleiben •- mit dem Bäcker-
Leipzig parodisch geschildert werden. l^K^^^^^^^B'''" '', j^äPS'^BIl^v ä1& ^BHll^f \ jungen zugleich das Haus betreten,
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Das bekannte Studentenlied, wel- ■ \^pwi^r> N, *JBWH|L 1ll|Mi«^BKf6'■ \ KV wSt nein, das geht nicht an, wenigstens
ches jetzt rall , 'I^HUIIHlI'IbW nicht für Sie! Wenn Ihr Bruder es
gesungen wird, soll mit Benutzung * I^^^DKi W V^ll\ aber später mal thun sollte, dann
älterer Studentenlieder und nach deren t.M ^il grollen Sie ihm nicht! „Rauchen,
Mi lodi, <[, i Ahi.iiürr I \ i i ■ • i i -~ i< a; i.! i i: a "^W^^Wf R ''' trinken" und „beständig um Gersten-
A. Niemann 1782 verfasst haben. Der ' M^MKSK^SK^^ ^ ^iMP»»^^!!- JMS saft winken", dürfen ja sogar die
Name „Landesvater", der etwas seltsam .( ' , **>K ^„munteren Finken" — und wenn Ihr
klingt, ist nach dem Anfange einer '4(j]!M^- '''''ifti Ä ^ a" Brüderlein erst, wie ich hoffe, aktiv
Strophe jener Lieder: „Landes-Vater! II I *''.' Jjj geworden ist, dann wird er auf dem
Schutz und Rater" gebildet. — Dort W|^f|w^PlfÄ '?< ^rfg****- ersten Kommerse, den er mitmacht,
drüben sehen Sie, gnädiges Fräulein, wie ljEr"' beim Semesterreiben sicherlich das
die Mützen durchbohrt sind; die beiden . ' / Wohl des deutschen Corpsstudenten-
Präsiden stehen auf Stühlen, eine Sitte tums trinken, wenn auch noch nicht
übrigens, die nicht auf allen deutschen so verständnisvoll und überzeugt, aber
tt i i i f i - Silentium für das 120. Semester! i i ■, i n t» • ^
Hochschulen herrscht, jüngere Corps- doch mit derselben Begeisterung wie
brüder haben die Schläger in der Hand und leisten soeben den Schwur: alte Semester, die allen Angriffen zum Trotz — die ja fast immer nur
Seht ihn blinken Ich durchbohr den Hut und schwöre, von Leuten kommen, welche in das Wesen des Corpsstudentcntums
In der Linken, Halten will ich stets auf Ehre, keinen genauen Einblick haben thun können — nur immer fester zu
Diesen Schläger, nie entweiht! Stets ein braver Bursche sein! ihren alten, geliebten Farben stehen. Sie werden es mir nicht verübeln,
Jeder erhält dann seine durchbohrte Mütze wieder; wie zu einer gnädiges Fräulein, dass auch ich in alter Treue, trotz oder vielleicht
unteilbaren Kette verschlungen, umarmen sich die Teilnehmer; die gerade wegen meiner mehr als 50 Semester, mit dem ersten Glase mich
Präsiden schlagen den Ihrem Bruder anschliesse. Das zweite aber gestatten Sie mir auf Ihr Wohl
Landesvater ab, wäh- zu leeren, auf das Wohl der liebenswürdigsten aller Corpsschwestern!
So lange wir uns kennen,
Woll'n wir uns Bruder nennen!