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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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18. Heft
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Kuhn, Hermann Nikolaus: Die Grosse Oper zu Paris
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Unsere Bilder, [14]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0444

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MODERNE KUNS'J

293

Marmorsäulen, die bis ins dritte Stockwerk des Treppenhauses hinaufreichen, Erste Künstler bilden die ständige Truppe; besondere Kräfte, namentlich

befinden sich in jedem Stockwerk Balkone — Ausladungen der hinter den ausländische, werden öfters zeitweilig angestellt; das Orchester besteht aus

Säulen befindlichen breiten Gänge — von denen aus man die auf- und ab- erlesenen Musikern und wird von ausgezeichneten Kapellmeistern geleitet. Deko-

wogende Menge glänzendster Toiletten beobachten kann. In dem Treppenhaus ratiorieh, Maschinerieen, Kostüme, alles und jedes Erfordernis ist in höchster

finden manchmal Konzerte statt, welche sehr gern besucht werden, da sie den Vollkommenheit vorhanden und wird vorzüglich gehandhabt. In einem Punkte

Zuhörern freie Bewegung gestatten. war die grosse Oper jedoch zurückgeblieben. Aus nationalen Gründen sträubte

Das Foyer ist ein Prachtraum, wie es kaum einen zweiten giebt: 54 m lang, sie sich so hartnäckig gegen Wagner, dass sie dessen Werke erst aufführte,

13 m breit, 18 m hoch, mit Säulen, Bildwerken und Oelgemälden geschmückt, nachdem sie schon die ganze Welt siegreich durchzogen, sogar in fran-

von Gold, Zierwerk, Farben und Spiegeln glänzend. An beiden Enden ist zösischen Provinzstädten aufgeführt waren. Die Pariser reisten jahrelang nach

dasselbe durch grcssartige Kamine abgeschlossen. Hier bewegt sich, während Brüssel, Ronen und selbst bis Wien und Berlin, um Lohengrin zu sehen. Der

der Zwischenpausen der Aufführungen, die eleganteste Gesellschaft von Paris. Bann ist nun längst gebrochen, Wagner nimmt seit mehreren Jahren den

Freilich, die vornehmsten Damen bleiben doch lieber in ihren bequemen Logen, breitesten Platz in der Oper ein. Auf seine Werke wird besondere Sorgfalt

wo sie während der Pausen von Freunden begrüsst werden. Die wundervolle verwandt. Direktor und Regisseure besuchten die grossen Bühnen Deutschlands

Aussicht durch die breiten, hohen Fenster ist schon erwähnt. um alle Einzelheiten der Ausstattung kennen zu lernen, gingen nach der Wart-

Die Oper hat jährlich drei Millionen Einnahme, ausserdem einen 800000 Franks bürg und nach Nürnberg (wegen der Meistersinger), um die Oertlichkeiten zu

betragenden Staatszuschuss. Bei den Aufführungen wird an nichts gespart. sehen und Lichtbilder derselben mitzubringen. Hermann Kuhn, Paris.

jSealvatorbrief des Anton Oberhutzer an seinen „Spezi" in Dachau. - aller Typen ist deshalb im höchsten Grade interessant. Ganz rechts geraten

Xd „Mei lieber Spezi, also am Nockerberg, zu Münka sa'n mer aa gewest und in' zwei Zecher ins Handgemenge wegen der neuen Sorte; der Edelmann rechts

Salvator san mer eini g'stieg'n! Ha! Dös is a Bier! Dös laaft Dir a so g'schmalzi im Vordergrunde beobachtet die ganze Scene, steht also gewissermaassen

durch die Kehl'n, dass D' moanst, es kriachet Dir's Goscherl (Maulchen, Guscherl) über dem Ganzen; der Bacchusdarsteller, dessen kräftiger Körper besonders

von Dein' Deandl in' Hals un' busserlt Di von innen ab, wann's den Schaum wirkungsvoll die Mitte des ganzen Bildes markiert, erfreut sich mit glänzenden

abiblas'n host. Und hast's erst im Leib, woasst, da is', als wärn Dir all die Augen und lachendem Munde des edelen Stoffes; von den drei Gestalten

Sünd'n vergeh'n bis an Dei selig's End', un da saufst und saufst drauf los für rechts neben ihm ist die eine durch den Wein redselig geworden, die andere

tausend Sünd'n, denn es ist ja der Sankt „Salvator". Und da merkst Du es hat das „graue Elend" erfasst und die dritte ergiebt sich dem „stillen

erst, wie die allgemeini Menschenliab a jedes Herz ergreifet, denn wann Oaner Suff". Der im Vordergrund Knieende scheint den Wein als Gottesgabe mit

an „Zülindär" aufm Schädel hat, der ihm in dem Gedräng' herunterfall'n künnet, einem Dankesspruch auf den Lippen zu betrachten; der Bauer links neben dem

glei sa'n da a Schock gefällige Händ', die setzen ihn so fest auf'n Kopf, dees ihm Fasse ist im Begriffe, den Verstand zu verlieren, während der Dudelsackpfeifer

die Krämp'n sei Ohrwascherln nach unten abidrucket. Un a jeder hat an zu neuer musikalischer Bethätigung durch den Wein angeregt worden ist. Von

sei'm Nachbar'n an Stab un a Stütz'n, un a jeder schaugt zua, dass er der den beiden Männern ganz links ist der jüngere offenbar verzückt, vielleicht ver-

Nächste von sei'm Nächsten is, besunders, wann's a so a bildsäuber's Deandl liebt, während der ältere den Bacchus mit souveränem Humor betrachtet. Mit

is, was a so a Goscherl hat, dass ihm die Busserln unter 'nen Tisch falln, wann's grossem künstlerischem Geschick sind die vielen Figuren durch einen bindenden

man's net rechtzeitig aus G'fälli'keit auflieset. Und die feini Damen aus der Stadt, Gedanken zusammengefasst und um eine Gestalt gruppiert worden,

die sa'n so seli', dass' gleich auf'n Tisch steig'n und juche'zn vor allgemeiner * *

Menschenliab, weil's moanen, es wachs'n ihn'n schneiweissi Engelsflügerl am L. Dettmanns reizvolles Bild „Liebe lauscht auf allen Wegen",

Rücken und es jucket _ giebt dem sinnigen Ge-

sie schon in die Schul- j danken, den die Unter-

tern! Und a so a Rausch schritt ausspricht, eine

is, dass die ganzi Welt echt künstlerische

und alle Mensch'n um- ?' Veranschaulichung. —

adumgehn, die Kellnerin, H »'T^fiB^HBBHDfT'f' R. Geliert hat all den

die Bretzenweiber, die ■ ' Duft und den frischen

war die Erd'n nur a ^^^^^^^^^j^^^^^p^^ lingsmorgen" Wald

oanzige Drehscheib'n und Wiese umschwebt,

und die liabe Sonne a -v im Bilde festgehalten,

grosser Quirl im Himmi, »jl — Der „Silen", den

der die ganze Seli'keit F. Müller-Münster

umanand rührt. I bin auf seinem Bilde wein-

aber immer noch Dein j| selig vom Bacchuszuge

Spezi getreuer Anton IHM heimkehren lässt, erfreut

Oberhutzer und Pfüet _i<ciflcfci„ nicht nur den Faun, der

Di Golt aa." ^QHHj^HHHR^ kichernd um die Ecke

Wolfg. Kirchbach. jßStUt -ijk. * lugt und die Dryaden,

die aus ihrem Wohn-

,Die Wirkung des sitz, dem Schatten der

Weines", das grosse, ufo fiXl H Blätter, lächelnd herab-

figurenreiche Bild von ■TjijjjfflffifcrNtr^lt'3?^^ blicken, sondern auch

A. Fabres, stellt eine * MBBsBKtBBKB&BMKKBKfBEl ^SBSflHHHBBSBj^HBBh^ ± die Beschauer des ori-

Anzahl weinbegeister- ^^HbMHBBhB sind Ich Hildes- werden

ter Soldaten aus dem an ihm ihre helle Freude

XVII. Jahrhundert dar, haben. — Einen ernsten
die Einen der ihrigen

auf den Bacchusthron, J. Perault in seinem
das Weinfass, erhoben H-. Bilde „Der erste Tot-
haben und ihm huldigend I schlag" zu künstle-
ihre Gläser leeren. Die ~^^^^^jJ« JM rischer Darstellung ge-
einzelnen Figuren ver- HHHHBHH MBBWHH1 bracht. Die Grösse der
anschaulichen in scharf ■Jaj'jraiWfciSW^H ^E£bS3S0 Auffassung und der
ausgeprägter Charak- jj BMBmmM H^^^^^HflBjHHI starke Stimmungsgehalt,
-., wn >.-:■;.1 i i i! . ,1 ' der a u.- dem ! Ii Ide >pric! it,

H erheben es zu einem tief-

müter wirkt. Die ein- wirkenden Kunstwerke,
gehendste Betrachtung

Inneres der neuen griechischen Kapelle in Darmstadt.

XIV. 18. IV.
 
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