142 MODERNE KUNST.
Remsdorf, 29. November. und die grossen, weichen Teppiche und Felle. Bei der spärlichen Be-
Vorhin bin ich angekommen, und Papa hat mich ganz sonderbar an- leuchtung der zwei alten Petroleumlampen kommen einem die kahlen
gebückt. Dielen und kahlen Wände etwas — nun ja, etwas ärmlich vor.
„Du —?! Wo kommst Du denn her?" rief er mir erstaunt entgegen, Oder war es nur die Ungewissheit und heimliche Angst, die mir das
als ich — es fing eben an, schummrig zu werden — mit dem Klützower Abendessen so wenig gemütlich machte und diesen runden Tisch, den ich
Mietswagen in den Hof fuhr. „Du bist doch nicht etwa —? Wo ist wiederzusehen mich so gefreut hatte?
Dein Mann?" Papa blickte mich mit so merkwürdigen Augen an und fragte alle
„Auf ein paar Tage verreist, Papachen. . . . und da wollte ich mein Augenblicke nach meinem Mann, und wie wir zusammen lebten. Ich gab
Väterchen und das liebe Remsdorf wiedersehen," beruhigte ich ihn. ausweichende Antworten. Und dann sagte er immerzu:
Nur ungern griff ich zu einer Notlüge. Aber was blieb mir anderes „Ich freue mich ja, dass Du gekommen bist, Lütting — aber sonder-
übrig? Ich konnte doch nicht gleich mit der Wahrheit herausplatzen. bar ist's doch, so mitten im Winter, ohne Anzeige. Und um Weihnachten
„So?! — Na, eigentlich ganz überflüssig nach so ein paar Monaten." wollt' ich Euch besuchen."
Aber er wurde doch rot vor Freude — denn jetzt wagte er es erst, Ich weiss gar nicht, woher ich den Mut fand zu erwidern: „Das ist
sich zu freuen — und zog mich fest und innig in seine Arme. An seiner recht, Papachen — das thu nur!"
väterlichen Brust, hinter der ein so warmes Herz schlägt, kam ich mir Und doch scheine ich seinen Argwohn nicht eingeschläfert zuhaben,
geborgen vor. denn mehrere Male fragte er:
Das wird morgen noch einen schweren Kampf kosten, wenn ich ihm „Wie lange willst Du denn hier bleiben?"
die Wahrheit gestehe. Er wird mich nicht begreifen, fürchte ich. Aber Worauf ich regelmässig erwiderte: „O, ich weiss noch nicht."
ich gehe nicht mehr zu meinem Manne zurück, auf keinen Fall — mir Es ist ja eigentlich thöricht, dass ich nicht den Mut fand, alles gleich
graust ordentlich davor. offen zu bekennen. Aber ich fand ihn nicht.
Ich sitze hier in meinem alten Mädchenstübchen, das noch ganz so Ich fürchte, ich werde heut Nacht kein Auge schliessen. Draussen
geblieben ist, wie es war. Ein wenig kahl und unbewohnt kommt es mir heult der Wind. Huh, wie grau und trüb es draussen aussieht! Das Land-
freilich vor und so klein. In der Erinnerung hatte ich es mir wärmer leben hat doch auch seine Schattenseiten — wenigstens im Winter,
und grösser vorgestellt. Unsere Landstuben darf man freilich nicht mit Es ist kalt in meinem Zimmer, und im Esszimmer habe ich auch ge-
den Berliner Räumen vergleichen. So hübsche Sächelchen habe ich hier froren. Aus Verzweiflung und um warm zu werden, habe ich immerzu
natürlich auch nicht. Thee getrunken, trotzdem er miserabel war. Merkwürdig, das habe ich
Uebcrhaupt — in diesem Buch will ich ja ganz offen gegen mich früher nicht bemerkt, dass die Dörte nicht ordentlich Thee kochen kann
sein — Remsdorf macht mich frieren. Freilich, wenn man im November (auch die sonstigen Tischgenüsse waren nicht gerade lukullisch),
kommt, wenn die Nebel und grauen Wolken über die kahlen Felder Meine Lampe brennt trüb und gelb — ich will zu Bette gehn.
streichen, und der Wind einem rauh um die Ohren pfeift! . . . In Berlin Merkwürdig, das Bett in dem ich die letzten zwölf Jahre meines Lebens
mit seinen strahlenden Läden und seiner warmen Winterbehaglichkeit geschlafen, kommt mir jetzt hart und klein vor. Mein Gott, das ist ja
sieht es jetzt natürlich anders aus. alles lächerlich . . . ich bin doch keine Sybaritin geworden, wenn auch
Aber früher kam mir doch Remsdorf auch im Winter behaglich vor? vielleicht verwöhnter als früher.
Wenn der Schnee gleich einer weissen Decke im Garten und auf den Wenn das alles erst vorbei ist, was mir noch bevorsteht, wenn ich
Feldern lag, habe ich mich eingesponnen in meine Träume und Bücher. erst wieder hier eingewöhnt bin, wird mir wohl sein. Welch eine
Jetzt weiss ich, was mir hier fehlt. Mein Gott, wie lächerlich ist Wonne, wenn man frei ist von den Sklavenketten einer Ehe mit einem
doch der Mensch, wie leicht gewöhnt er sich an Aeusserlichkeiten! Mir rohen, ungeliebten Mann! Denn diese Liebe ist zerronnen, verweht,
fehlt ganz einfach das strahlende elektrische Licht in meiner Wohnung Ich gehe zu Bett. [Fortsetzung folgt]
Ladislaus von ^zögy£ny~^||iarich in seinem ungarischen
[Nachdruck verboten.]
-er Botschafter Oesterreich-Ungarns am Berliner Hofe hat nur selten Ge- Rudolf zu verkehren. Rudolfs impulsive Natur, die oft die Fesseln der starren
legenheit ganz der Ruhe zu pflegen. Ist dies aber der Fall, so liebt er es, im Hofetikette durchbrach, schmiegte sich freundschaftlich an die ruhige, offene und
Kreise seiner Familie auf seinem ungarischen Stammgute Csör im Weissen- treuergebene Persönlichkeit des ungarischen Kavaliers. Szögyeny wirkte mässigend
burger Komitate zu weilen. An der Grenze der gleichnamigen kleinen auf den heissblütigen Thronfolger, was ihm auch die Gunst der Kronprinzessin
Ortschaft liegt das einfache alte Kastell der Szögyenys — die seit dem XIV. Jahr- Stephanie zuwandte. Als sich die hohe Frau kürzlich entschloss, den lange
hundert eine der hervorragenden Familien Ungarns sind — umgeben von einem Jahre getragenen Witwenschleier abzulegen und dem Grafen Eleme-Lönyai zum
grossen, sorgfältig gepflegten Parke. Auf unserem Bilde sehen wir den Botschafter Altare zu folgen, da erinnerte man sich am Wiener Hofe, wie gewichtig die
in Gesellschaft seiner Gemahlin und seiner drei Töchter Ramilla, Mariska und Ilona, Worte des Berliner Botschafters sowohl bei der Kronprinzessin-Witwe, als auch
von denen die erstgenannte seit etwa Jahresfrist mit dem Grafen Josef Somssich bei dem Grafen Lönyai in die Wagschale fallen dürften. Seine Reisen nach
vermählt ist. Seine Gemahlin, geborene Baronin von Geramb, entstammt einem Wien und Budapest hatten denn auch den von seinem Monarchen gewünschten
vor zweihundert Jahren aus Holland nach Ungarn eingewanderten freiherrlichen Erfolg. Bevor Ladislaus von Szögyeny-Marich im November 1892 zum Bot-
Geschlechte. Welche Rolle ihr in der Berliner Gesellschaft zukommt, lässt sich schafter in Berlin ernannt wurde, bekleidete er fast zwei Jahre lang das Amt
leicht denken, wenn man weiss, wie oft und wie ohne Förmlichkeit Kaiser eines ungarischen Ministers um die Person Sr. Majestät. Bei grossen Festlich-
Wilhelm und seine erlauchte Gemahlin in ihrem Hause verkehren. Ladislaus keiten im Palais des Botschafters führt Kaiser Wilhelm Frau von Szögyeny, der
von Szögyeny-Marich wurde am 12. November 1840 geboren. Sein Vater ver- Botschafter die Kaiserin zur Tafel. Oft spielt da der Zigeuner ungarische Weisen,
brachte von den 85 Jahren seines Lebens 60 Jahre in hohen Staatsämtern in von denen manche den Kaiser an seinen verewigten Freund Rudolf erinnern
steter Fühlung mit dem Hofe. Dadurch hatte er Gelegenheit, dem Sohne in Wien mag, dessen Lieblingslied „Langsam fliesst der Maros Wasser . . ." zuweilen
eine ausgezeichnete Erziehung zu geben. Im Alter von 21 Jahren trat Ladislaus auf Allerhöchsten Wunsch von Vörös Miska, dem Zigeunerprimas, intoniert wurde,
von Szögyeny-Marich bereits in den ungarischen Verwaltungsdienst. Im Jahre 1864 Kaiser Wilhelm passiert nicht oft das Palais in der Moltkestrasse, ohne dort
machte er eine grosse Reise in die westeuropäischen Staaten, begleitet von seinem einzukehren. Gewiss giebt es dort beim Glase Ungarwein interessante Gespräche,
Freunde Källay, dem derzeitigen gemeinsamen Finanzminister. Im Jahre 1869 die jeder Zeitungskorrespöndent gerne belauschen möchte. Zieht man dazu
wählte ihn der Bezirk Bodajk zum Abgeordneten. Seine parlamentarische Thätig- das grosse Vertrauen in Betracht, welches er bei seinem Monarchen geniesst,
kek wurde bald gewürdigt, indem er, in die Kommission zur Beratung der ge- so lässt sich wohl annehmen, dass Szögyeny-Marich berufen ist, die dem
meinsamen Angelegenheiten gewählt, daselbst mit dem Referat der auswärtigen Weltfrieden so dienliche innige Freundschaft zwischen den Häusern Habsburg
Angelegenheiten betraut wurde. Flier gab er einen Beweis seiner Voraussicht und Hohenzollern dauernd zu gestalten. Darum gönnen wir es ihm gerne,
durch Stellungnahme neben Andrässy, der energisch jene Strömung bekämpfte, wenn er zeitweilig auf seinem ungarischen Landsitze der Ruhe pflegt, um
welche im Jahre 1870/71 zu Gunsten Frankreichs bestand. Als Abteilungschef von dort neugestärkt nach Berlin zurückzukehren, wo er eine so wichtige
im Auswärtigen Amte hatte von Szögyeny oft Gelegenheit, mit dem Kronprinzen Mission zu erfüllen hat. M. II.
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Remsdorf, 29. November. und die grossen, weichen Teppiche und Felle. Bei der spärlichen Be-
Vorhin bin ich angekommen, und Papa hat mich ganz sonderbar an- leuchtung der zwei alten Petroleumlampen kommen einem die kahlen
gebückt. Dielen und kahlen Wände etwas — nun ja, etwas ärmlich vor.
„Du —?! Wo kommst Du denn her?" rief er mir erstaunt entgegen, Oder war es nur die Ungewissheit und heimliche Angst, die mir das
als ich — es fing eben an, schummrig zu werden — mit dem Klützower Abendessen so wenig gemütlich machte und diesen runden Tisch, den ich
Mietswagen in den Hof fuhr. „Du bist doch nicht etwa —? Wo ist wiederzusehen mich so gefreut hatte?
Dein Mann?" Papa blickte mich mit so merkwürdigen Augen an und fragte alle
„Auf ein paar Tage verreist, Papachen. . . . und da wollte ich mein Augenblicke nach meinem Mann, und wie wir zusammen lebten. Ich gab
Väterchen und das liebe Remsdorf wiedersehen," beruhigte ich ihn. ausweichende Antworten. Und dann sagte er immerzu:
Nur ungern griff ich zu einer Notlüge. Aber was blieb mir anderes „Ich freue mich ja, dass Du gekommen bist, Lütting — aber sonder-
übrig? Ich konnte doch nicht gleich mit der Wahrheit herausplatzen. bar ist's doch, so mitten im Winter, ohne Anzeige. Und um Weihnachten
„So?! — Na, eigentlich ganz überflüssig nach so ein paar Monaten." wollt' ich Euch besuchen."
Aber er wurde doch rot vor Freude — denn jetzt wagte er es erst, Ich weiss gar nicht, woher ich den Mut fand zu erwidern: „Das ist
sich zu freuen — und zog mich fest und innig in seine Arme. An seiner recht, Papachen — das thu nur!"
väterlichen Brust, hinter der ein so warmes Herz schlägt, kam ich mir Und doch scheine ich seinen Argwohn nicht eingeschläfert zuhaben,
geborgen vor. denn mehrere Male fragte er:
Das wird morgen noch einen schweren Kampf kosten, wenn ich ihm „Wie lange willst Du denn hier bleiben?"
die Wahrheit gestehe. Er wird mich nicht begreifen, fürchte ich. Aber Worauf ich regelmässig erwiderte: „O, ich weiss noch nicht."
ich gehe nicht mehr zu meinem Manne zurück, auf keinen Fall — mir Es ist ja eigentlich thöricht, dass ich nicht den Mut fand, alles gleich
graust ordentlich davor. offen zu bekennen. Aber ich fand ihn nicht.
Ich sitze hier in meinem alten Mädchenstübchen, das noch ganz so Ich fürchte, ich werde heut Nacht kein Auge schliessen. Draussen
geblieben ist, wie es war. Ein wenig kahl und unbewohnt kommt es mir heult der Wind. Huh, wie grau und trüb es draussen aussieht! Das Land-
freilich vor und so klein. In der Erinnerung hatte ich es mir wärmer leben hat doch auch seine Schattenseiten — wenigstens im Winter,
und grösser vorgestellt. Unsere Landstuben darf man freilich nicht mit Es ist kalt in meinem Zimmer, und im Esszimmer habe ich auch ge-
den Berliner Räumen vergleichen. So hübsche Sächelchen habe ich hier froren. Aus Verzweiflung und um warm zu werden, habe ich immerzu
natürlich auch nicht. Thee getrunken, trotzdem er miserabel war. Merkwürdig, das habe ich
Uebcrhaupt — in diesem Buch will ich ja ganz offen gegen mich früher nicht bemerkt, dass die Dörte nicht ordentlich Thee kochen kann
sein — Remsdorf macht mich frieren. Freilich, wenn man im November (auch die sonstigen Tischgenüsse waren nicht gerade lukullisch),
kommt, wenn die Nebel und grauen Wolken über die kahlen Felder Meine Lampe brennt trüb und gelb — ich will zu Bette gehn.
streichen, und der Wind einem rauh um die Ohren pfeift! . . . In Berlin Merkwürdig, das Bett in dem ich die letzten zwölf Jahre meines Lebens
mit seinen strahlenden Läden und seiner warmen Winterbehaglichkeit geschlafen, kommt mir jetzt hart und klein vor. Mein Gott, das ist ja
sieht es jetzt natürlich anders aus. alles lächerlich . . . ich bin doch keine Sybaritin geworden, wenn auch
Aber früher kam mir doch Remsdorf auch im Winter behaglich vor? vielleicht verwöhnter als früher.
Wenn der Schnee gleich einer weissen Decke im Garten und auf den Wenn das alles erst vorbei ist, was mir noch bevorsteht, wenn ich
Feldern lag, habe ich mich eingesponnen in meine Träume und Bücher. erst wieder hier eingewöhnt bin, wird mir wohl sein. Welch eine
Jetzt weiss ich, was mir hier fehlt. Mein Gott, wie lächerlich ist Wonne, wenn man frei ist von den Sklavenketten einer Ehe mit einem
doch der Mensch, wie leicht gewöhnt er sich an Aeusserlichkeiten! Mir rohen, ungeliebten Mann! Denn diese Liebe ist zerronnen, verweht,
fehlt ganz einfach das strahlende elektrische Licht in meiner Wohnung Ich gehe zu Bett. [Fortsetzung folgt]
Ladislaus von ^zögy£ny~^||iarich in seinem ungarischen
[Nachdruck verboten.]
-er Botschafter Oesterreich-Ungarns am Berliner Hofe hat nur selten Ge- Rudolf zu verkehren. Rudolfs impulsive Natur, die oft die Fesseln der starren
legenheit ganz der Ruhe zu pflegen. Ist dies aber der Fall, so liebt er es, im Hofetikette durchbrach, schmiegte sich freundschaftlich an die ruhige, offene und
Kreise seiner Familie auf seinem ungarischen Stammgute Csör im Weissen- treuergebene Persönlichkeit des ungarischen Kavaliers. Szögyeny wirkte mässigend
burger Komitate zu weilen. An der Grenze der gleichnamigen kleinen auf den heissblütigen Thronfolger, was ihm auch die Gunst der Kronprinzessin
Ortschaft liegt das einfache alte Kastell der Szögyenys — die seit dem XIV. Jahr- Stephanie zuwandte. Als sich die hohe Frau kürzlich entschloss, den lange
hundert eine der hervorragenden Familien Ungarns sind — umgeben von einem Jahre getragenen Witwenschleier abzulegen und dem Grafen Eleme-Lönyai zum
grossen, sorgfältig gepflegten Parke. Auf unserem Bilde sehen wir den Botschafter Altare zu folgen, da erinnerte man sich am Wiener Hofe, wie gewichtig die
in Gesellschaft seiner Gemahlin und seiner drei Töchter Ramilla, Mariska und Ilona, Worte des Berliner Botschafters sowohl bei der Kronprinzessin-Witwe, als auch
von denen die erstgenannte seit etwa Jahresfrist mit dem Grafen Josef Somssich bei dem Grafen Lönyai in die Wagschale fallen dürften. Seine Reisen nach
vermählt ist. Seine Gemahlin, geborene Baronin von Geramb, entstammt einem Wien und Budapest hatten denn auch den von seinem Monarchen gewünschten
vor zweihundert Jahren aus Holland nach Ungarn eingewanderten freiherrlichen Erfolg. Bevor Ladislaus von Szögyeny-Marich im November 1892 zum Bot-
Geschlechte. Welche Rolle ihr in der Berliner Gesellschaft zukommt, lässt sich schafter in Berlin ernannt wurde, bekleidete er fast zwei Jahre lang das Amt
leicht denken, wenn man weiss, wie oft und wie ohne Förmlichkeit Kaiser eines ungarischen Ministers um die Person Sr. Majestät. Bei grossen Festlich-
Wilhelm und seine erlauchte Gemahlin in ihrem Hause verkehren. Ladislaus keiten im Palais des Botschafters führt Kaiser Wilhelm Frau von Szögyeny, der
von Szögyeny-Marich wurde am 12. November 1840 geboren. Sein Vater ver- Botschafter die Kaiserin zur Tafel. Oft spielt da der Zigeuner ungarische Weisen,
brachte von den 85 Jahren seines Lebens 60 Jahre in hohen Staatsämtern in von denen manche den Kaiser an seinen verewigten Freund Rudolf erinnern
steter Fühlung mit dem Hofe. Dadurch hatte er Gelegenheit, dem Sohne in Wien mag, dessen Lieblingslied „Langsam fliesst der Maros Wasser . . ." zuweilen
eine ausgezeichnete Erziehung zu geben. Im Alter von 21 Jahren trat Ladislaus auf Allerhöchsten Wunsch von Vörös Miska, dem Zigeunerprimas, intoniert wurde,
von Szögyeny-Marich bereits in den ungarischen Verwaltungsdienst. Im Jahre 1864 Kaiser Wilhelm passiert nicht oft das Palais in der Moltkestrasse, ohne dort
machte er eine grosse Reise in die westeuropäischen Staaten, begleitet von seinem einzukehren. Gewiss giebt es dort beim Glase Ungarwein interessante Gespräche,
Freunde Källay, dem derzeitigen gemeinsamen Finanzminister. Im Jahre 1869 die jeder Zeitungskorrespöndent gerne belauschen möchte. Zieht man dazu
wählte ihn der Bezirk Bodajk zum Abgeordneten. Seine parlamentarische Thätig- das grosse Vertrauen in Betracht, welches er bei seinem Monarchen geniesst,
kek wurde bald gewürdigt, indem er, in die Kommission zur Beratung der ge- so lässt sich wohl annehmen, dass Szögyeny-Marich berufen ist, die dem
meinsamen Angelegenheiten gewählt, daselbst mit dem Referat der auswärtigen Weltfrieden so dienliche innige Freundschaft zwischen den Häusern Habsburg
Angelegenheiten betraut wurde. Flier gab er einen Beweis seiner Voraussicht und Hohenzollern dauernd zu gestalten. Darum gönnen wir es ihm gerne,
durch Stellungnahme neben Andrässy, der energisch jene Strömung bekämpfte, wenn er zeitweilig auf seinem ungarischen Landsitze der Ruhe pflegt, um
welche im Jahre 1870/71 zu Gunsten Frankreichs bestand. Als Abteilungschef von dort neugestärkt nach Berlin zurückzukehren, wo er eine so wichtige
im Auswärtigen Amte hatte von Szögyeny oft Gelegenheit, mit dem Kronprinzen Mission zu erfüllen hat. M. II.
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