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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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12. Heft
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Stimmungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0306

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194

MODERNE KUNST

Und dann der erste Abend mit seinen Auf- flfBlk, schluss in mir, fortab in jedem Jahr einen Monat,

regungen, mit seinem Bangen und Zagen, mit seiner T |tt voraussichtlich den Mai über, mit einem eigenen,

unsagbaren Beklemmung, wie das erste deutsche % \zJf ebenso sorgfältig zusammengestellten Ensemble wie

Wort auf einer Pariser Bühne aufgenommen werden SffM& W / "^^^^ mein Noraensemble es war, in Paris zu spielen,

wird. Dann, nach Viertelstundenfrist, die feststehende ft, meinen ursprünglichen Plan jedoch, während der

Zuversicht: es geht gut. Du wirst siegen. Und dann V** _ ..... _^t>'~ 11i Ausstellung Vorstellungen in Paris zu veranstalten,

der Sieg selbst. Wie ich das Publikum nach und i^, t Et ■ aufzugeben. Die warmen Worte Clareties gaben
nach, unterstützt von nieinen trefflichen Partnern, zu ..s*^^ < 'am fffl dafür den letzten Ausschlag. „Madame" sagte er
mir zog, wie ich immer innigere Fühlung mit ihm T jAmm H Bj mir, und die ehrliche Ueberzeugung dessen was er
gewann, wie sich das Interesse von Scene zu Scene '^*%h^r ^ämm^^^ \l auf dem Herzen hatte, leuchtete aus seinem Gesicht,
steigerte, auch bei der Hauptmasse der Zuhörer, v ^fl ftimtlt „Sie bedürfen keiner Ausstellung, keines internatio-
die kein Wort Deutsch verstand, die allein aus l^r^ §& WBk nalen Publikums. Nach diesem Erfolg sind Sie eine
meiner Darstellung begreifen musste, dass die Nora, ■ der Unseligen, sie sind eine Pariserin geworden."
von einer Deutschen gespielt, dem norwegischen Wrr £ • Draussen über den hochstämmigen Kiefern
Urbild naturgemäss tiefer und inniger nahe kommt, ; f .\ leuchtete der letzte fahle Schein des in die Nacht
als die Nora der Pariserinnen. Es war ein grosser, JmvC'm^ ' ■ sinkenden nebligen Januartages. Eine gewisse Un-
cin herrlicher, ein nie zu vergessender Tag! B^B ruhe surrte und schwirrte durch das mit ausge-
Wie die gesamte Presse, die französische so- B I . sachtestem künstlerischem Luxus ausgestattete Ge-
wohl als die ausserfranzösische, von der deutschen affi Bt mach. Der kleine Sohn Agnes Sormas, ein präch-
ganz abgesehen, das Pariser Gastspiel besprach, HB ^B tiger schwarzbrauner Bursch mit den langbewim-.
das wissen Sie alle. Die grösste Freude vielleicht perten Augen seiner Mutter, der in diesem Jahr,
bereitete mir die Kritik des „Matin". „Zum ersten- BBjk nicht zu seinem Nachteil Pariser Weihnachten ge-
nial" hiess es „haben wir gestern Nora verstanden, feiert, hatte entschieden etwas auf dem Herzen,
und das in einer Sprache, die wir so gut wie gar- BJB? B Auch die Jungfer haue schon einmal fragend, halb
nicht verstehen" und jene Bemerkung des „Figaro", tBj'": B und halb begehrend den Kopf durch die Thür ge-
dass, übereinstimmend mit den ausgesprochenen ji i. ^Bäv ~'BB steckt. Endlich war es heraus. Die Kehrseite der
Wünschen Catulle Mende's, die Wahl der Ibsenschen \ 'mm^S^^BJBHHr weiblichen Bühnenkunst, die Toilettenfrage, for-
Nora die allerglücklichste schon aus dem Grunde ^BS»'^ derte ihr Recht. Mit einem kleinen Seufzer stand
genannt werden dürfe, weil dieses Werk in nichts, Agnes Sorma auf, um die notwendige Oberinspektion

aber auch in gar- ihrer Bühnen-
nichts dem natio- F- Müll er-Münster: Schlittschuhläufertanz. toiletten für
nalen Repertoir gleiche und schon aus diesem die nächste Gastspielreise, die sie in einigen
Grunde am besten sich dazu eigne, die Grösse Tagen an den Rhein führt, zu übernehmen,
und Kraft einer deutschen Schauspielerin zu be- „Wenn das nicht notwendig wäre,
künden. Der zweite Abend übertraf den ersten viel Zeit und Kräfte würden gespart! In
noch an Wärme und Enthusiasmus der Auf- dieser Prosa des Bühnenberufs liegt selten
nähme. Und dann kam das Unerwartete, nie etwas „Wunderbares'', aber der Schein
Vermutete: ich wurde zu einem dritten Abend gehört eben auch hier, und mehr noch als
gedrängt. Nach diesem Abend reifte der Ent- anderswo, zum Wesen." Dora Duncker.

Vom Berliner Gustav Adolf-

Schlittschuh 1 äufertanz (PasdesPatineurs). meister M. Willemot erfunden, wird nach
Auf dem Gebiete der Tanzkunst sind wäh- einer sehr ansprechenden, gefälligen, von

Festspiel ' rend der letzten Jahre gar viele Neuerscheinungen Edouard Jottve komponierten Musik (im Vom Berliner Gustav Adolf-Festspiel.

t i_ • i> /-\ , • i .. , , m , A , • i ,i » Herr Hofrat Edward als „Gustav Adolf".

Frau Hauser-Burska als „Königin von ms Leben getreten. Aul Grund einer von höchster *jt l akt) getanzt und entspricht allen An-

Schweden".

Stelle ausgegangenen Anregung haben es sich forderungen, die man an einen ohne allzugrosse Mühe zu erlernenden Tanz zu
die Lehrer der Tanzkunst angelegen sein lassen, durch Erfindung „Neuer Tänze" stellen berechtigt ist. Den in allen Musikalienhandlungen erhaltbaren Noten ist
der Alleinherrschaft des Walzers in den Ballsälen ein Ende zu bereiten, die jedesmal eine ausführliche Choreographie (Tanzbeschreibung) beigefügt, doch
Monotonie der Tanzkarte zu beseitigen, und die Tanzlttst neu zu beleben. Ganz trotz derselben wird dem Laien die tadellos richtige Ausführung der ver-
besonderes Verdienst haben sich schiedenen Schritte und Figuren
die Mitglieder der im Jahre 1892 i r^^S—Ir^J—\~^^^^^^^^Jr^ 11UI" ^ü^e e'nes Fachmannes
gegründeten „Genossenschaft / lÄ/^^^^^S^^^^^^i?lviÄ^^^SZ// möglich sein. Unser Bild zeigt in
Deutscher Tanzlehrer", die das , - , < •, 1 . i trefflicher Weise die Hauptfigur
Ziel verfolgt, den Sinn für wahr- / ' \ \ ' ' 1 ' " - / c'es Tanzes und macht eine Erklä-
haft vornehmes Tanzen durch , rung des eigentümlichen Namens
unausgesetzte Pflege graziöser / / \S- J- * , , ' F'j desselben unnötig. Rzid. Knoll.
Tänze wieder zu erwecken, in

dieser Hinsicht erworben. Manche II I V \ \ ^täPSBT'?'/ / ■' \ Nebenstehend bringen wil-
der Neuschöpfungen haben sich II \ \ HHn/'// / \ eine Abbildung des englischen

/ I l V W \ \ IWWI'1 /■/ IM / \

die Gunst des Publikums nicht I > ! Militär - Luftballons von

I k' W\ // \

erwerben können und sind in- II l ' A ' Ladysmith. Wir sehen auf dem

folgedessen nach sehr kurzem III I v-vm\Mlli / \-------- Bilde wie der Ballon von der

Dasein äusserst schnell wieder in III tiM' fifc jtig^agj,_———- Stätte seiner Füllung nach dem

Vergessenheit geraten. Andere Q I j £■><.'*> W /fSTfff»s'.' U "* Xi v Platze gebracht wird, an dem er

hingegen haben sich einen stän- "^Ip = /*"' /, i , \ , ( , (,' an langem Fesselseile aufsteigen

digen Platz bei allen Tanzfc.-t- ' / ' i ' ' * I Jt ^ ^ ^ ^ 7 ^7 ■^e'':anntuc'1 erregte das Luft-

lichkeiten erobert. Zu diesen Cj TNjImO l(^jj!aB5a^^BfefSS^^^T^W^^^^^^^^y^iKf^h^ scmff clas grösste Erstaunen, ja

letzteren gehört neben dem Me- Pft OlP* v^^jSj^^whyS-^^^ 9äE&l^'l3$ i' 4'^~l^" 'rnKV ^^R^^^T^ das Entsetzen der Eingeborenen,

nuet-Walzer, dem harn - dance, //& t ' PI 'Jk Af ''ByTw " ^ 1 '[ ~j\ 'pWA^* ,. M ^gL^ die natürlich einen solchen Segler

der Katischa-Polka, dem Salon- }J \\ - » < w' « X.» 4 f £ gjy LrOJ^ „-A-A1 ]' Ww&h^'M/T- der Lüfte noch nicht gesehen

Czardas, der Walzer-Quadrille v J /WJ^ T&Ss v^L^. \ M (f bPÄ hatten. Es ist leicht einzusehen,

und verschiedenen anderen mehr, J i|p g^iÄ^ W^^lX«*^r^^^[f \ Jj Jm dass eine belagerte Armee sich

auch der Schlittschuhläufertanz -r ^£%T^ if gl . ö&^B^%^M^^fc ■ mittels eines Ballons die wert-

(pas des patineurs). Derselbe ä/***ulß^^ Wp^F^' vollsten Aufschlüsse über die

ist von dem französichen Tanz- • *' S^, ^ Stellung des Feindes verschaffen

Der Militärballou von Ladysmith,
 
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