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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0080

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62

MODERNE KUNST.

die wurden umritten, die Tiere sanken oft .....u»»-Hä?^-^ "^c^ ^m keine Heldin, weder auf der Bühne

bis an die Knie ein. Der Wind wurde immer ^*&l»*fj%m 1 "^SnRfefc^ noch im Leben. Von dem Absties;
heftiger, dass das dicke Plaid oft wie ein ; '^9HKJkI T ^S^«i|9H|^. heisst es: „Mir war, als fiele die Wand, auf
Schleier um mich herflog. Max — der Gatte / ^B|B|BCT[wfe>^J|■Jjm^MB^^BHEt.e der wir sassen, senkrecht ab. Wie sollten
unserer Künstlerin — schreit immer: „Halte / a . \ wir da hinunter kommen? Es ging viel
doch das Tuch fest." Dabei kann ich mich / HB^HBHr. besser als ich dachte. Der Führer rechts,
selbst kaum auf dem Sattel halten, friere so / Max links, ich in der Mitte, so schössen wir
entsetzlich, dass ich' kein Glied still halten / \ Arm in Arm hinunter und immer hinunter,
kann. Aller Heldenmut verlässt mich: „Ii-Ii ;,\ Iiis up- der Atem mi-üin« und wir Halt
will runter.1" Der Führer auf unlienAch, machen mußten, Das war schwer in der
Max auf deutsch reden zu, wie einem kranken \ lesen A-che. i >rci Siunden hatte die Rutsch-
Pferde. Max lebt sogar meine Courage, die enrtic tiedauert. Mine Stunde Ruhe, um 7 Uhr
ich garnicht halte. Ich bleibe also eben -eKcn wieder ab ; der I ec

und schwanke noch ein paar Stunden weiter UH ••in kleiner Spiegel, ich, weih, mich ■ m

in der Finsternis. Wir hatten 3" unter 0 bei \|| W^^SI zurecht machen, aber der Schreck, als ich
2000 Meter Höhe. Ich habe in meinem Leben

nicht so gefroren und solche Angst" aus- \M W/ half nichts, ich musste so weiter, es war mir

gestanden. Ich sah nur Abgründe, in die ich ^HBHp»S .■, | UhIH WKm auch ganz egal, wie ich aussah, ich hatte nur

stürzen musste und die in Wirklichkeit garnicht / einen Gedanken: „Wie vermeide ich's, wieder

dawaren. Der fremde Mensch führt jetzt mein WW au^ ^as Maultier zu müssen?!" Der Führer

Tier am Zügel, plötzlich brach es in die \ ..«TiMf-'--- suchte Steine und einzelne Gräser und Veil-

Kriie, wir waren in ein Loch geraten. Nun chen, die oben wachsen, vtnd brachte sie mir,

war keilt Halten mehr. Ich musste runter jedesmal fragend, ob die Signora noch nicht

und kein Gott hätte mich wieder rauf gc- "" aufsitzen wolle? „Nein, sie will noch nicht,"

bracht. Um drei Uhr wurde wieder auf- ^^^^^HHBS^ sagt Max. Wir laufen weiter, es wird 8 Uhr,

gebrochen, um den Gipfel, noch 500 Meter, Der Kaiser von Russland und seine Cemahlin auf dem Spazierwege. g ^ die Somle macht schon warm jetzt

zu FTtss zu ersteigen. Wir mussten H/o Stunden in der Asche emporklimmen, nötigt auch Max mich aufzusteigen. Ich setze allem stillschweigenden Widerstand

sehr steil, dazu der Aschenregen, er sticht wie Nadeln in die Augen. Der Führer entgegen. Nach einer halben Stunde, die wir, Max immer scheltend, ich immer

hatte mich an der Hand gefasst und zog, aber wie oft ich ihm um den Hals ge- schweigend, weiter gekraxelt waren, kommt

fallen bin, weiss ich nicht. Max mit langem Bergstock und wundervollen, schwarz der Führer wieder an und bittet mich fast

und weiss gestreiften Strümpfen fussfällig durch Miene und Gebärde auf-
immer vorne weg. Wenn ich mal die zusteigen, er bürgt mit seinem Leben für
Augen aufriss in einem windstilleren die Signora und ihren Sposo, aber es
Moment, sah ich ihn hoch über mir hilft alles nichts, ich kann nicht! End-
im Nebelhaften, je näher wir dem lieh nach fünfstündiger Wanderung kommen
Gipfel kamen, war der Sturm so wir in der Casa Boscho wieder an. Tot-
heftig, dass ich mich in die Knie müde! Der Mann mit den Maultieren
werfen musste und den Kopf in die war lange vor uns da, und hatte wahr-
Asche steckte. Es kamen viele Steine scheinlich meine Heldenthaten erzählt,
angerollt. Ich konnte nicht mehr Die alten Bauern sagten immerzu: „O
weiter, der Heldenmut war schon povera Signora! —" Gewiss das einzige
wieder alle geworden. Der Graf Mal, dass Clara Meyer, die Viclbeneidete,
(Graf Hochberg) hat ganz recht: bedauert worden ist! Bora Duncker.

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W. O. Schmidt, der letzte Kämpfer
aus den Befreiungskriegen.

[er Kaiser von Russland und jedes Kind kennt ihn, der ernsteste Mann muss lächeln, wird nur sein Name
seine Gemahlin "auf dem genannt, „Don Feiice" oder—„Sciosciamocca" (annähernd etwa „Blasmaul" oder
Spazierwege. Das kleine Bildchen, „Blas-ins-Maui"). Dieser „Sciosciamocca" ist von Scarpetta geschaffen worden
welches die vorliegende Nummer und zwar nach dem Hingänge des nationalen Pulcinellas, dessen Heimstätte das
schmückt, ermöglicht einen genauen kleine, nun längst der Modernisierungshacke Neapels verfallene Theater San
Einblick in das Privatleben des Kaisers Carlino war. Es war ein Kunststück, durch Zusammenfassung, gleichsam
der Russen. Dass Zar Nikolaus den Kondensation, aller lustigen Fehler und aller leichtsinnigen Tugenden des
friedlichen Freuden eines stillen neapolitanischen Volkes, ein Gemisch von Spassmacher, Galantuomo und Lazzaroni,

Eduardo Scarpetta.

Familienlebens zuneigt, ist seit
längerem bekannt, aber nur selten
erfährt die grosse Welt Genaueres
von den Lebensumständen des Zaren-
paares. Unser Bild zeigt das kaiser-
liche Paar, wie es von einem Spaziergange durch den Wald zurückkehrt,
auf dem die Zarin photographische Aufnahmen gemacht hat. Der aufmerksame
fürstliche Gatte lässt es sich nicht nehmen, seiner Gemahlin den Photographen-
kasten zu tragen. Im Hintergrunde folgt dem Paare die Leibwache.

Eduardo Scarpetta, alias Sciosciamocca. Die Pariser, mit Dukaten-
gold vergoldeten Lorbeeren von Erntete Novelli, Eleonora Duse, Guerrera und
anderer seiner mimenden Kompatrioten haben dem guten „Don Feiice", wie
das neapolitanische Volk seinen Komiker Eduardo Scarpetta nennt, schon
seit langem den Schlaf geraubt, und so will er das neue Jahrhundert auf
einer Pariser, oder Wiener oder Berliner Bühne, kurz auf einer europäischen
Tournee in die Schranken fordern und mit ihm die auswärtige Kritik, nach-
dem die Gunst der vaterländischen, anfangs in Neapel, dann in Rom, Florenz,
Bologna, Bari und anderen italienischen Städten ihm den, erstrebten Lorbeer
so niedrig gehängt und er unter ihrer Beihilfe auch den noch heisser ersehnten
pekuniären Erfolg gehabt hat. Er kommt, er sieht und siegt hier wie im Süden,
allüberall; aber Neapel ist seine feste Burg, hier steht er als Triumphaler,

Verunglückter Motorwagen.
 
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