MODERNE KUNST.
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Ausschau. Aber kaum war der „Trieb" beendet, da waren seine Gedanken ' wollte, ob sie sich mit fremden Sprachen beschäftigt, im Rechnungswesen irgend-
nicht bei der Strecke, sondern er suchte Hasso, denn es war ihm eingefallen, wie geübt oder wenigstens tadellose Handschriften hätten, da sah man ihn
dass er ihn nicht um absolute Diskretion in Betreff seiner Mitteilungen über erstaunt an. Beide hatten das Offizierexamen gemacht, das genügte doch für
Stena gebeten hatte, und er holte das jetzt nach. einen gebildeten Menschen. Die Herren, die Hardy mit gönnerhaften Mienen
Hasso lachte. viel von „veränderten modernen Anschauungen und schwierigen Zeitverhältnissen"
„Lieber Kerl, ich stehe doch auch mit einem Fusse im kommerziellen Lager gesprochen hatten, schienen zu glauben, dass die „kaufmännische Karriere" eine
und weiss, dass dergleichen sich nicht herumsprechen darf, da kannst Du ruhig Art Versorgungsanstalt für zu Bruche gegangene Kavaliere werden könnte, und
sein. Aber von Deinen sonstigen Erfolgen etwas durchleuchten zu lassen, das dass die einzige Schwierigkeit, die es dabei zu überwinden gäbe, das eigene
kann ich mir nicht verkneifen, damit muss ich die Leute ärgern, die Lust haben, Vorurteil sei.
die Nase zu rümpfen." Oberst von Ketten, dessen schlesischem Urlaub zu Ehren die Jagd statt-
Hardy merkte es noch am Abend des Jagdtages, dass Hasso in dieser Beziehung gefunden hatte, vermied jedes nähere Gespräch mit dem jüngsten Bruder
den Mund voll genommen hatte, denn „vertraulich, ganz vertraulich" teilten zwei seiner Frau.
der anwesenden Grossgrundbesitzer ihm mit, der eine, dass er einen leichtsinnigen «Ich fürchte immer bei ihm auf Ansichten zu stossen, die unsereiner eben
Bruder, der andere dass er einen verkrachten Neffen habe, und beide wollten nicht tolerieren kann," sagte er zu Hugo und dieser enthielt sich sowohl einer
wissen, wie man es anzufangen habe in die kaufmännische Karriere einzuspringen. Anerkennung wie eines Tadels der schwägerlichen Auffassungen. Nach dem
Als Hardy aber nach den Kenntnissen der jungen Herren fragte, als er wissen Diner nahm Hasso Hardys Arm. [Fortsetzung folgt]
ose, das jKöhle^kind.
Eine lustige Geschichte von Alwin Römer.
[Nachdruck verboten.]
' aldemar Rodach wischte sich mechanisch wieder einmal den Schweiss Und mit einem kurzen energischen Ruck warf er sich die schwarze Locke, die
von der Stirn und blinzelte dann zur lächelnden Sonne hinauf, ohne ihm wie ein mitberatendes Fragezeichen über die Stirn gerutscht war, wieder
freilich den spottlustigen Ausdruck auf dem breiten Antlitz der Erd- nach oben, stülpte den breitrandigen Strohhut über das Haupt und verschwand
mutter erkennen zu können, den er mit Sicherheit darauf vermutete. Der Weg alsbald zwischen den hochstämmigen, reglos stehenden Bäumen. Moos und
war auch gar zu steil und schattenlos, den er zu pilgern hatte und der Julitag Fichtennadeln bedeckten den Boden des Weges und dämpften seinen Schritt
wurde immer heisser. Wie wär's, wenn er ein wenig vom breiten Pfade der So heimlich still war's um diese traumhafte Mittagsstunde, dass er sein eigenes
Fahrstrasse abwich und sich in das heimliche Tarniendunkcl flüchtete, zu dem . Herzklopfen wie einen fremden Schall vernahm und das Brausen des Blutes in
ein schwach betretener, schmaler Jägerpfad hinüberführte? seinen Ohren ihm wie Rauschen des Windes in den Kronen der Fichten däuchte.
Zwar hatte man ihn vor Richtewegen gewarnt: aber wenn er auch nur Die aber standen unbeweglich in der zitternden Mittagsglut und nur der tolle
noch eine Stunde länger auf der sengenden Waldchaussee weiter wanderte, Sprung eines flinken Eichkätzchens liess sie manchmal leise schaukeln. Doch
löste er sich so sicher in nichts auf, wie ein verdämmerndes Abendrot. Also der knarrende Laut, den sie dann hören Hessen, klang fast wie ein unwilliges
vorwärts, hinein in die Fichtenschatten! Irgend wohin musste der Weg ja führen! Murren über die respektlose Störung. Auch das gefiederte Volk in den Zweigen
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Ausschau. Aber kaum war der „Trieb" beendet, da waren seine Gedanken ' wollte, ob sie sich mit fremden Sprachen beschäftigt, im Rechnungswesen irgend-
nicht bei der Strecke, sondern er suchte Hasso, denn es war ihm eingefallen, wie geübt oder wenigstens tadellose Handschriften hätten, da sah man ihn
dass er ihn nicht um absolute Diskretion in Betreff seiner Mitteilungen über erstaunt an. Beide hatten das Offizierexamen gemacht, das genügte doch für
Stena gebeten hatte, und er holte das jetzt nach. einen gebildeten Menschen. Die Herren, die Hardy mit gönnerhaften Mienen
Hasso lachte. viel von „veränderten modernen Anschauungen und schwierigen Zeitverhältnissen"
„Lieber Kerl, ich stehe doch auch mit einem Fusse im kommerziellen Lager gesprochen hatten, schienen zu glauben, dass die „kaufmännische Karriere" eine
und weiss, dass dergleichen sich nicht herumsprechen darf, da kannst Du ruhig Art Versorgungsanstalt für zu Bruche gegangene Kavaliere werden könnte, und
sein. Aber von Deinen sonstigen Erfolgen etwas durchleuchten zu lassen, das dass die einzige Schwierigkeit, die es dabei zu überwinden gäbe, das eigene
kann ich mir nicht verkneifen, damit muss ich die Leute ärgern, die Lust haben, Vorurteil sei.
die Nase zu rümpfen." Oberst von Ketten, dessen schlesischem Urlaub zu Ehren die Jagd statt-
Hardy merkte es noch am Abend des Jagdtages, dass Hasso in dieser Beziehung gefunden hatte, vermied jedes nähere Gespräch mit dem jüngsten Bruder
den Mund voll genommen hatte, denn „vertraulich, ganz vertraulich" teilten zwei seiner Frau.
der anwesenden Grossgrundbesitzer ihm mit, der eine, dass er einen leichtsinnigen «Ich fürchte immer bei ihm auf Ansichten zu stossen, die unsereiner eben
Bruder, der andere dass er einen verkrachten Neffen habe, und beide wollten nicht tolerieren kann," sagte er zu Hugo und dieser enthielt sich sowohl einer
wissen, wie man es anzufangen habe in die kaufmännische Karriere einzuspringen. Anerkennung wie eines Tadels der schwägerlichen Auffassungen. Nach dem
Als Hardy aber nach den Kenntnissen der jungen Herren fragte, als er wissen Diner nahm Hasso Hardys Arm. [Fortsetzung folgt]
ose, das jKöhle^kind.
Eine lustige Geschichte von Alwin Römer.
[Nachdruck verboten.]
' aldemar Rodach wischte sich mechanisch wieder einmal den Schweiss Und mit einem kurzen energischen Ruck warf er sich die schwarze Locke, die
von der Stirn und blinzelte dann zur lächelnden Sonne hinauf, ohne ihm wie ein mitberatendes Fragezeichen über die Stirn gerutscht war, wieder
freilich den spottlustigen Ausdruck auf dem breiten Antlitz der Erd- nach oben, stülpte den breitrandigen Strohhut über das Haupt und verschwand
mutter erkennen zu können, den er mit Sicherheit darauf vermutete. Der Weg alsbald zwischen den hochstämmigen, reglos stehenden Bäumen. Moos und
war auch gar zu steil und schattenlos, den er zu pilgern hatte und der Julitag Fichtennadeln bedeckten den Boden des Weges und dämpften seinen Schritt
wurde immer heisser. Wie wär's, wenn er ein wenig vom breiten Pfade der So heimlich still war's um diese traumhafte Mittagsstunde, dass er sein eigenes
Fahrstrasse abwich und sich in das heimliche Tarniendunkcl flüchtete, zu dem . Herzklopfen wie einen fremden Schall vernahm und das Brausen des Blutes in
ein schwach betretener, schmaler Jägerpfad hinüberführte? seinen Ohren ihm wie Rauschen des Windes in den Kronen der Fichten däuchte.
Zwar hatte man ihn vor Richtewegen gewarnt: aber wenn er auch nur Die aber standen unbeweglich in der zitternden Mittagsglut und nur der tolle
noch eine Stunde länger auf der sengenden Waldchaussee weiter wanderte, Sprung eines flinken Eichkätzchens liess sie manchmal leise schaukeln. Doch
löste er sich so sicher in nichts auf, wie ein verdämmerndes Abendrot. Also der knarrende Laut, den sie dann hören Hessen, klang fast wie ein unwilliges
vorwärts, hinein in die Fichtenschatten! Irgend wohin musste der Weg ja führen! Murren über die respektlose Störung. Auch das gefiederte Volk in den Zweigen