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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0526

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moderne kunst.

343

Frau Konsul Gutmann als „Germania".

lie beiden „Auswar- Im Frühling dieses Jahres fand im Neuen Königlichen Opern-Theater wieder

tigen" der oester- eines der beliebten Feste für die Seemannsheime statt. Dieselben zeichnen
reichisch-ungarischen Mo- sich stets durch besonders glanzvolle Veranstaltungen aus, die von vornehmen

narchie und des deutschen Persönlichkeiten der Hofgesellschaft geleitet werden. Dieses Mal stand Seine

Kaiserreiches, Graf von Excellenz Staatsminister Dr. Studt an der Spitze des Unternehmens. Zur Auf-

Goluchowski und Graf führung gelangte das Festspiel „Hohenzollern zur See" von Johanna Baltz. Die
von Bülow, fuhren beim Aufführung vollzog sich unter Max Grubes künstlerischer Leitung und Beteiligung
Einzüge Kaiser Franz Josefs der ersten Kräfte der Hofbühne. Die dazu gehörenden Bilder hatte Professor

in Berlin unter jubelnden Stoner gestellt. Der Schauplatz des Festspieles ist eine Klippe im Meer, an der

Zurufen des Publikums Neck und Nixen auftauchen, um in schwungvollen Versen das Aufblühen der
durch die Strassen. Die deutschen Seemacht zu.preisen. Von Berufskünstlern hatten Frau v. Hochenburger,

politische Uebereinstim- sowie Fräulein Lindner und die Herren Nesper und Arndt ihre Kräfte geliehen.

mung der bei- _ Fräulein v. Werner und Frau Konsul Gutmann stellten in

den Reiche 1 zwei verschiedenen Bildern herrliche Germaniagestalten

in auswärtigen t ■ dar. Der Verein Seemannsheim verfolgt wie bekannt

Angelegen- k^SPÜT^G c'en Zweck, zunächst an der Ostseeküste und später an

heilen wurde wrlijS&B^K' der Nordsee Heimstätten für die Fischer und Seeleute

so in der wir- H ST^tt -*Sg^| zu schaffen, die: Sturmes halber gezwungen sind an

kungsvollsten '^^^m^WM^'VjpWSBj i fremden Ufern aufs Land zu flüchten. Unter den Zu-

Weise veran- flj ' HEmPSHbiI schauern befanden sich besonders viele Marineoffiziere,

schaulicht, was | HwXflfl die sich um den Staatsminister Excellenz Tirpitz und Ge-

die auf allen Kf^aMSH mahlin sowie um den Kanzlei- des Deutschen Flotten-

Strassen wo- HnfHBH Vereins Herrn Baron Beaulieu-Marconay scharten. O H.

gende Menge H

sofort vor- WWit^ iSHHI Unsere untenstehende Abbildung veranschaulicht die

stand. Die Be- ^B^r^t^a-iljife^o^mL^^^B Ringkämpfer, die vor kurzer Zeit im Berliner Winter-

grüssung der HfiB«Sfl^BHpH^H garten ein grosses Internationales Ringkampf-Tournier
beiden Politiker war deswegen eine ganz besonders warme. Wir ver- BP ...^SHpjBU^B ausfochten. Eigentlich war man der Meinung, dass die
öffentlichen dieses Bildchen als ein charakteristisches Zeichen der Zeit, ■ Hit > mb Ringkämpfe in unserer Zeit ein grosses Publikum nicht
als ein erfreuliches Zeugnis für die in gleichen Geleisen dirigierte H St j mehr zu interessieren vermochten, und Viele sind deshalb
auswärtige Politik der beiden so eng verbündeten grossen Nationen. i H JH erstaunt über die geradezu abnorme Anziehungskraft, die
* ' * , * H St jene Kämpfe auf alle Gesellschaftsklassen ausübten. Die
Hamburger Silberschmfede-Arbeiten auf der Pariser H H ' Direktion des Berliner Wintergartens hatte nach Pariser
Weltausstellung. Mancher Freund des deutschen Kunstgewerbes \ H jÄtiC-juiilB Muster die Ringkampfkonkurrenz ausgeschrieben und da-
hat oft mit heimlichem Verdruss gesehen, was in früherer Zeit für K^lfisBBB^rafl B ,mt enle Zugnummer ersten Ranges gefunden. Reinhold
unkünstlerische Fabrikate als Regatten-und andere Gelegenheitspreise H Begas hatte das Protektorat über die Konkurrenz und man
passierten; da thut es denn wohl, die nebenstehend abgebildeten ge- ! . BpwhBBIbsah ihn nun fast jeden Abend in seiner Loge sitzen-
schmackvollen Arbeiten zu betrachten, die aus dem Hamburger Atelier i. Für ein Bildhauerauge mag der Anblick der kräftigen
von A. Schönauer nach der Pariser Weltausstellung gesendet worden H Körper mit den gespannten Muskeln natürlich noch einen
sind. Der abgebildete „Fischpokal" ist vom Hamburger Senat als V?. ^9NB|9H I ganz besonderen Reiz haben. Paul Tons Sieger über
Preis für die Segelregatta auf der Unterelbe gestiftet worden. Die H Heinrich Eberle und somit Weltmeister — das war der
übliche Form des Rennpreises, ein als Tafelaufsatz gebildetes Trink- H Ausgang des letzten Entscheidungsringens. Dem fran-
gerät, die auch iiier die Aufgabe bildete, hat unter den Händen Br3I^WMLBil J H^^B I zösischen Hünen wurde der Sieg von seinem deutschen
Meister Alexander Schönauers in diesem Kalle eine ganz besonders BM£ ^ j0Y~jpHKfl 1 Gegner nicht leicht gemacht; eine Stunde und drei Minuten
originelle und glückliche Lösung gefunden; das Element, auf dem j! B^^^ar^r "?wä»lä8wH währte der Kampf, und mehr als einmal schien es, als
dieser Preis errungen werden soll, wird durch einen gewaltigen . JM|Pfc£HUK|jlJfe wenn die ausserordentliche Gewandtheit Eberles über die
Fisch vertreten, dessen Körper ein Elfenbeinzahn bildet, an dem Bärenkraft von Pons triumphieren würde. Das Publikum
Kopf und Schwanz aus getriebenem und vergoldetem Silber angesetzt hJUbJ H klatschte Beifall, obwohl Mancher, wie es schien, über den
sind. Der Fisch ruht auf einem goldenen Korallenstamm, durch den Ausgang des Ringens nicht besonders erfreut war. Aber
sich Algen hindurchschlingen. Durch eine schraubenförmige Drehung die Art, in der Pons seinen Kampf führte, liess keinerlei

gewinnt er den Anschein der Bewegung. Wir haben den Eindruck Deutsche Silberarbeiten auf der Zeichen des Missfallens aufkommen; es war ein ehrliches

• . . Pariser Weltausstellung; • .
eines in seinem Elemente sich tummelnden Fisches, der mit weit „Krystallpokal". Ringen und ein wacker erkämpfter Sieg. Nach den Be-
aufgerissenem Rachen gierig durch das Gestrüpp am Meeresboden Ausgestellt von A. Schönauer, Hamburg. Stimmungen des Wettkampfes erhielt Paul Pons den ersten
dahinschiesst. Der Kopf ist am Hals lösbar und bildet den Deckel des Trink- Preis von 3000 Mk. und die von Reinhold Begas als Ehrenpreis gestiftete Bronze-
horns aus Elfenbein, das von seinem Untersatz abzunehmen ist. — Der andere statue. Der zweite Preis (1500 Mk.) wurde Heinrich Eberle zu teil; den dritten
dieser Preise ist ein auf einem Untergrund aus kostbarem Edelmetall auf- (1000 Mk.) erhielt Beaucairois und über den vierten (500 Mk.) durfte Hitzler quitieren.
gebauter und mit einem ebensolchen
Deckel von durchbrochener Arbeit ab-
geschlossener hoher Krystallpokal.
— Ein Gegenstand besonderer Auf-
merksamkeit dürfte ein aus 75 Ham-
burgischen Gold- und Silbermünzen
gearbeiteter ca. 60 cm hoher Münz-
humpen werden, der von den Ange-
hörigen des verewigten Bürgermeisters
Dr. Versmann für den Hamburgischen
Silberschatz gestiftet worden ist. Der im
Deckelknauf mit der Wappenfigur des
Stifters geschmückte Humpen kann
schon um deswillen als ein Meisterwerk
bezeichnet werden, weil die wertvollen
Münzen so gefasst sind, dass sie von bei-
den Seiten betrachtet werden können,
ohne dass die Bestimmung des Gefässes
als Humpeu dadurch Eintrag erlitte.

Washington (Amcrik.) v. d. Berg (Holland.) Eberle (Deutsch.) Pons (Franzose) Beaucairois (Franz.) Vulcan (Belg.) Gerardy (Franz.) Hcidke (Berlin.)

Chorcllo (Spanier) llitzler (Bayer) Robinct (Franz.)

Die Ringkämpier im Berliner Wintergarten.
 
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