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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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20. Heft
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Braun, Alex: Die Einweihung des Münchner Künstlerhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0491

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inweiftung 3es jßüncfiner (Münstrerfiauses.

[Nachdruck verboten.]

T\ln dreitägigen Festen hat die Münchner Künstlerschaft ihr neu erbautes ränderter Eichenvertäfelung, der überaus originell weiss und blassblau ein-

Heim geweiht. Ihr Gönner und Freund, der Prinzregent, mit dem ge- gerichteten Bibliothek und den licht und lustig dekorierten Restaurationsräumen,

samten Hofe war am Morgen des 29. März Zeuge der Uebergabe des Hauses Jede Einzelheit in all den Gemächern war von Seidl und Lenbach persönlich

geworden, wie er vor sieben Jahren feierlich den Grundstein desselben gelegt. ersonnen und mit eigener Handanlegung in der Ausführung aufs Sorgsamste

Gabriel Seidl, der Erbauer des Kunstlerhauses, händigte dem Präsidenten der überwacht worden, so dass ein Gesamteindruck von absoluter Schönheit erzielt

Künstlergenossenschaft Dr. v. Lenbach die Schlüssel des Hauses ein, das in werden konnte. Zu voller Geltung gelangte der pomphafte und doch „heimelige"

seiner einfach bürgerlichen äusseren Erscheinung das Gepräge des Architekten Festsaal bei dem Einweihungsspiel, zu dem abends, im Gegensatz zu der offiziellen

trägt, während die prächtig vornehme Innenausstattung im Zeichen von Lenbachs Versammlung des Morgens, die Künstler mit ihren Familien ganz „unter sich"

Geschmack und Geist entstanden ist. Wohl mochte Akademiedirektor Ferdinand zusammentrafen, denn die Gesandten und Minister, die nun erschienen, zählten

von Miller in der Einweihungsrede von einem „Schmuckkästlein, das hier den als vertraute Freunde zu ihnen.

Künstlern zu Nutz, der Stadt zur Ehr' errichtet", sprechen. Reich und vornehm, Maler Benno Becker, der im Kreise der Allotria schon oft zu allgemeiner

anregend auf die Gestaltungskraft der Künstler wirkt der Prachtsaal in der Freude den Pegasus getummelt, zeigte durch ein „famoses" Festspiel, dass er mit

Fülle reizender, in feingetöntem Rot und Gold zusammengestimmter Motive. gewandter Form eine starke gedankentiefe poetische Begabung verbindet. In Max

Dem Festsaal, der seine edle Schönheit wie seine vorzügliche Akustik schon bei Schillings hatte er einen kongenialen Musiker gefunden, der mit sinnig zarten

dem Prolog der Feste, dem eigentlichen Eröffnungsakt am Morgen erwiesen, ist Weisen seine Dichtung umrankte. Die schönsten Frauen der Gesellschaft, die

das obere Hauptgeschoss ausschliesslich zu eigen. Das Erdgeschoss gehört lieblichsten Kinder, Marion Lenbach, deren goldblondes Köpfchen wir aus zahl-

ausser dem mit blaurotseidenen Wandbehängen verkleideten kleinen Empfangs- reichen Bildern kennen, und Iphigenia Gysis, die mit dem Namen auch den

salon, den eine Reihe von Lenbachbildnissen und das entzückende Original der klassischen Schnitt des Gesichtes der griechischen Heimat verdankt, waren

von F. A. v. Kaulbach gestifteten phantasievoll und sinnig komponierten Ein- erwählt zum Chorus des Festspiels, dessen Protagonisten der deutsche Meister

weihungskarte schmücken, einem zweiten Repräsentationsraum mit goldum- (Maler Laeverenz) und der Jüngling (Maler Buschbeck) die Grundidee, dass
 
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