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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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10. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0257

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~ heiraten. Dieser Herr besass ausser einem beträcht- nur die Wahl: entweder Rad oder Auflösung der Ver-

Oflfcßl Rt?{i°"61?. liehen Reichtum eine besondere Vorliebe fürs Lesen; lobung, und so gab er nach. Eines Morgens steuerte

er war ein schrecklicher Bücherwurm, der alles, was er nervös sein Fahrzeug durch eine belebte Strasse,
Stephanus Johannes Paul Krüger dürfte in gegen- Sport hiess, verachtete. Aber er war in seine Braut um zu seiner Braut zu gelangen. Unterwegs wurde er
wärtiger Zeit zu den meistgenannten Persönlichkeiten bis über die Ohren verliebt und als diese ihm erklärte, von einer Droschke überfahren und so ernstlich Ver-
des Erdballs gehören. Unser nebenstehendes Bild zeigt sie würde sich den Wünschen ihrer Eltern betreffs letzt, dass man ihn in ein Krankenhaus bringen musste.
den merkwürdigen Mann inmitten seiner Truppen. Man dieser Heirat nicht fügen, wenn er seinen Geschmack Dort verliebte er sich in seine Pflegerin und heiratete
kann kaum sagen, dass Onkel Krüger ein „schöner" nicht dem ihrigen anpasse, warf er seine geliebten diese. — Vor wenigen Jahren war eine Dame aus der
Mann sei, aber was mehr wert ist, er hat Charakter Bücher über Bord, griff nach der Flinte und stieg aufs Gesellschaft mit dem Sohn eines reichen Liverpooler
und zwar selbstgezimmerten, bewährten, abgerundeten Pferd. Seine Bemühungen waren aber so wenig von Kaufmanns verlobt, der eine höchst annehmbare Partie
Charakter und die an Verehrung grenzende Hochach- Erfolg gekrönt, dass er schliesslich, nachdem er durch war, aber sich ziemlich altmodisch kleidete. Da die
tung, die ihm sein Volk zollt, hat eine wirkliche, wohl- sein Ungeschick dauernd verunstaltet worden war, die junge Dame viel auf das Aeussere gab, passte ihr das
begründete U^sache.^ Er^ ist _ ., ' _ ' - _^ ^u^nicht,^urid sie^machte es

wie "die demütige Ehrfurcht l^^^^^fev von seinem Vater den Wider-

vor Gott, die von jeher HB \*IS*r willen gegen das, was er die

das Burenvolk ausgezeichnet rs^j»k> \. .v Eitelkeit der aufwachsenden

haben „prcilbt" Präsident •"$%<■ iK'^gyW^»*■ * - ^ Lr- Generation nannte, geerbt

Krüger M-mein Volke nicht ^ ^^^^■Hj ) Aber vergebens; nach einiger

nur durch sein ganzes Leben, , 1 !'|i|\Jfx, • \ s\ %' Zeit legte er die gewohnte

sondern auch im wirklichen "v | %S«|k. \ K*qJ" heimatliche Tracht ab und

Sinuc de- Worte» Er i-t cm ,•' , a& SEN^ v ^SSf^' i wurde ein ausgesprochener

Mitglied derstreng-kirchlichen * f \ \ ^jR. ..... kj Gigerl. Der Vater sah dies

Sekte der Dopper, in deren • '' vV^W^ .• ungern und äusserte oft sein

Kirche zu Pretoria er zu- \ \ tw^^ifcfc^ '. ' ■ tf\ Missfallen, aber der Sohn

\'<>.i m> lirf.t j 'HSMIH blieb taub. Als er jedoch

Religiosität er nun auch ist, I iy» \ VJHHH seine Lebensweise auch seiner

und so fest er auch die Bibel 'S * _______.,i ' r'. / jBTll " J| ~JL'' Kleidung anpasste, sah er sich

für die alleinige Quelle jeder I '(,'**JR ^ t Lf\ ^HBBEL * *-><" nach einer stürmischen Unter-

Erkcn.itnis lüilt, sc |fl ">. er • , - f0, * $ JS^t^S&fok mmM redung mit dem „Alten" vor

doch anderen die Freiheit zti fejp» ^ i ■> / 'fBff 4£< V ^«sl*Ä KEL ? 1 ij^Äfki Z 6 die Thör gesetzt Da kam
■<> • . >vic sie es Ihr ricluie 1 ;< />:',,.,;; i;h:- :■■„'-.•„■ VI'.':. . >-,,.,, ■ i;Sf : Wm ^9Bi| ' r. - * - - sein Verstand wieder; er hielt

halten. Jedci \ oiksrn o wird es für R w\,, ig>-•. . gc' c

1 de, r ,. s i e ,-!,,. , die Launen seines Vaters

I' esen • W \}|B ' ' MMi i ^SilBBpiiilf als die seiner Herzensdame

verlangen es ehe Ce.-ei/e -i belVieiligcn, kehrte zu

ebenso wie ee um ■■^B^'3^>K' -TBlMBBipjr' <len häuslichen Penaten zu-

lu-i MHHJ^JHnU A rück und blieb unverheiratet,

und nach errungenem Siege '%^^^^ß^l^^^^\W^%^Sw^" <^'/^^^wtt^ tfcSTTÄl!!/ '* .....„._

:'-v, iL ''Uli; ] Iiiiiiiii | ; e,

i-inporscndeu Waln ich ein YoU (IGF

seltsamer Mann, ein seltsames j^^JW^, ''^3 ^ " ^M^mSBBBk '"o^^^^F^jii^ifeMiM^ Tn )t'
scheint, als wenn an ihre Fah- PwjB^tfeflBt tf& ^^^^BHB^'v flcvf ITOl^f^jSR "*'M-aMll-* J5*

nen der Erfolg sich knüpfte. p^H jB*' , kM&w nw1! Vvfln ffi*^** \ Die Anmeldungen der für

„Onkel Krüger" ist am iaa8 fiKI WSn/gHjk |^B"SR, WREffm^**&4mMfsi ~ (',c deutsche Kunstab-

10. Oktober 1825 in der Kap- IHLMmP^ , I « jLli „ ( Wt/tm teilung auf der Pariser

kolonie und zwar im Distrikte ^^Mk^^BHKhS^- Hm 3g BkWBJlÜ'jitt'li'M lB88i Weltausstellung und nach

' 'oh-sbei-u geboren \\- -wi.W ^BfcZ- >\ Im jV HHHUUhhhHB Maassgabe des vorhande-

jähriger Knabe zog er mit PS^B^jj^^fBB^j i l«J fBS 9mmMKBM'SM9SMMm nen Raumes angenommenen

seinen Eltern nach Natal, r, Bf HHHWjflKHHB.f Kunstwerke sind abgeschlos-

von da mit dem llurenfiihrer * T ^^'fSR tSk" ^'B^IIIBm fcfTr scn. Es werden ausstellen:

"torius nach dem Oranje- v t3 'wtmKjm ' " Sammelstelle Berlin 45 Maler

'staat und später nach ** ' L |^q^F ' l|'BHHHP * und Radierer 49 Werke;

nsvaal, luiuptsächlieh des- ~ * IJIfflfif k K'BHHHk' , -1- * Sammelstelle Düsseldorf 27

gen, weil er der von ihm £ - : ~, rWV t\ I! M 1 Maler und Radierer 27 Werke;

bitter «clia-stcii engtiM'lien j. ... __^HHE M JOB. JPLi Sammelstelle Dresden 32 Ma-

Herrschaft entgehen wollte. ^HHj^- •« -.....*.vr ler und Radierer 32 Werke;

Seine k-ind-eluu Stiniuiuinj , 2|gKCgS^ wPflHä. . Sammelstelle Karlsruhe 12Ma-

Eüi.;lanii,n-, <iercr ' jNHKgHU 'ufeg^ " ler und Radierer 12 Werke;

Wesen er übrigens auch aus _ . ' *SfCiH • I^^''^.*tHBB»^^^^:: . ■ Sammelstelle München 65Ma-

Rcisen in England kennen ge- .- itepf ' ' - V«fc|H»" - ler und Radierer 85 Werke,

lernt hat, ist also keine Stirn- ; M; .■ ■ . «* » . ' f " ■ ' Aus ganz Deutschland so-

mung von heute und gestern. -r - " " . . « " ~ V dann: 53 Bildhauer mit 70

, .e^. * . ; r, £^***»**>Werken und 47 Architekten

■ i\*s- -~ ' _ « ^ ~<<*-^' ■ ßa, •;*.-..'s. atvliitektonisclic Entwürfe von

(?) diGSC "frClUCll! *» * •<•'. " — *^-g,^ deutschen Bauwerken des

iß'-- .■ . ', *% ^„„La % : ., ^ ^s^isL-.ässS^^:^, letzten Jaluvehnts.

Ein paar Eaile, in leuen s?Jf'm' J', . ^.' ''-" ^ ^J053SS£0Smg^ '"' ^a'lmen '''''' grossen

ganz -onderb.irc Grund«- zu |-^- ^ ^ „-'---z-^—: . ______~------_.....-• • - " "r-'Weltausstellung wird auch

Auflösungen von Verlobungen T, .. ., „ . , . ■ ~ eine Ausstellung musika-

, , , . D Präsident Krüger bei seinen 1 nippen. , ,. . ,,T

geführt haben, werden aus . lisch - religiöser Werke

England berichtet. Unlängst war eine junge Dame mit anspruchsvolle Amazone aufgab und trotz der Ent- veranstaltet werden, bei der besonders die deutschen
einem wohlhabenden Anwalt verlobt, dessen ausser- rüstung der Eltern eine Pfarrerstochter heiratete, deren Klassiker berücksichtigt werden sollen, vor allem Mozart,
gewöhnlicher Leibesumfang seinen Freunden immer Geschmack mit dem seinigen mehr übereinstimmte. — Händel, Haydn und Wagner, und von französischen
wieder Anlass zu Neckereien und Scherzen gab. Dies Eine bekannte Schauspielerin verliebte sich in einen Meistern Gounod und Massenet. Neben dieser Aus-
wurde dem Gefühl der Braut zuletzt so zuwider, dass Angestellten eines Bankhauses. Sie überredete ihn, Stellung religiös-musikalischer Litteratur wird eine Reihe
sie erklärte, sie entbinde ihn seines Versprechens, wenn seine Stellung aufzugeben und, da er eine gute Stimme von grossen Kirchenkonzerten in der Kirche Saint-
er den Umfang seiner Taille nicht verkleinern könne. hatte, zur komischen Oper überzugehen. Gegen seinen Eustache stattfinden, bei der gleichfalls die deutsche
Der arme Mann that sein Möglichstes. Er machte kör- Willen that dies der junge Mann und lernte dann bei Musik in den Vordergrund treten soll. Die Idee ent-
perliche Bewegungen, lebte mit strenger Diät, und nahm der Gesellschaft, der er angehörte, eine Dame kennen, stammt einem Pariser Kanonikus und hat die Billigung
zuletzt seine Zuflucht zu den vielfach angepriesenen deren Reize das Andenken an seine erste Verlobte aus- des Erzbischofs gefunden. Die Leitung dieser musi-
Mitteln, um „dünner" zu werden. Er erreichte schliess- löschten, Er heiratete die neue Geliebte, trotzdem ihm kaiischen Veranstaltungen hat Eugen d'Harcourt über-
lich allerdings seinen Zweck, aber er verfiel dabei so, mit gerichtlicher Verfolgung wegen Bruches des Heirats- nommen, und es sind bereits dreihundert namhafte
dass er nach einigen Monaten starb. — Die Tochter Versprechens gedroht wurde. — Eine hübsche Rad- Sänger für diese Konzerte gewonnen worden,
eines Doktors in Lincolnshire, die alle Bewegungsspiele fahrerin bestand darauf, dass der Mann ihrer Wahl auch Uebrigens sind zur Weltausstellung wiederum einige
im Freien besonders liebte, willigte auf Zureden ihrer radeln lerne, ein vielleicht ganz begreiflicher Wunsch, neue Attraktionen hinzugekommen und die Projekte be-
eltern ein, einen Baronet aus der Nachbarschaft zu der aber seine Billigung nicht fand. Jedoch hatte er reits genehmigt worden. So wird ein „Theater fröhlicher

■pariser Weltausstellung.

XIV. 10. B.
 
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