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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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24. Heft
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Stimmungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0580

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3§9

Hmmungeiio

[Nachdruck verboten.]

KammermUSlk bei Carmen SylYa. Vollendung wieder, singt und klingt in den hohen Räumen des Schlosses

* ' der Melodieenreichtum der Musikheroen und auch der noch unbekannten

rau Musica, die holde, herzrührende, ist eigentlich in den Palästen Talente, die in der hohen Frau eine wohlwollende Förderin finden,
unserer Vornehmsten nicht recht heimisch. Die rauschende, Unser Bild zeigt solch einen Musikabend. Den Mittelpunkt der kleinen

flimmernde Pracht, mit der man sie umgiebt, um den Tafelfreuden Künstlerwelt bildet die Königin selbst; links von ihr die beiden Violin- und

glänzender Feste eine angenehme Fassung zu geben, steht der schönen Violoncellovirtuosen Dal Orso und der junge Dinieu, rechts vor ihr der

Frau nicht so wohl an, wie die einfache griechische Tunika, in der sie Professor des Konservatoriums Ties, ein Meister auf der Violine, neben

sich wohl fühlt. Darum findet man sie besser und schöner in der Hütte, ihm der Virtuose und Komponist Dinieu, daneben der junge Enesen, trotz

Dinieu (Virtuose). Mme. Baicoianu. Frl. Asson. Frl. Theodory. Enesen (Virtuos und Komponist).

Dal Orso. Mme. Sosima. IhreMaj.d.Königin. Ties (Prof. am Conserv.). Frl. Capelli (Harfe). II. Baicoianu.

Mme. Bengescu (Hofdame). Kl. Frl. Cionca (Klav.-Virtuosin). Mme. Marzogheni (Ceremonienmeisterin).

Kammermusik bei Carmen Sylva.
Nach einer photographischen Aufnahme von Franz Maudy, k. Rum. Hofphotograph, Bukarest.

im kleinen Kämmerchen, als im Fürstenschlosse. Darum jauchzt und seiner 16 Jahre ein bereits bekannter Künstler, ebenso wie die Harfenistin

jubiliert sie viel lieber mit den Kindern des Volkes, als in den Salons Frl. Capelli und der jugendliche Sohn der Generalin Baicoianu. Einige

der Reichen, wo sie doch nur bewundert, selten geliebt wird. Hofdamen bilden das Auditorium der auserlesenen Kapelle, das eine

Ausnahmen bestätigen die Regel, und darum sind sie umso wertvoller. Königin ihren Dirigenten nennt; abwechselnd mit dieser besorgt die

Carmen Sylva, deren gekröntes Haupt den Myrtenkranz des Ruhmes trägt, kleine Cionca das Ciavier, nicht weniger meisterhaft als ihre königliche

lädt Frau Musica nicht zu prunkvollen Festen. Sie bittet sie zu Gaste Kollegin.

in ihr Frauengemach, wo eine kleine, aber auserlesene Schar glühender Es lässt sich denken, dass diese Abende für die Beteiligten und für

Anbeter der keuschen Göttin ihre Anbetung weiht. Die hohe Frau, die die bevorzugten Zuhörer einen hohen Genuss bilden, dessen teilhaftig zu

in allem das Schöne sucht und vor allem das Schöne liebt, hat der Musik, werden so mancher sich wünschen würde. Aber die königliche Frau

wie ihren anderen schönen Künsten, eine ernste, weihevolle Pflegestätte ist sehr rigoros in der Auswahl ihrer Kapelle und noch strenger in

geweiht. Nicht Rang und Würde werden da zugelassen in dieses Bezug auf die Zuhörer. Darum eben gehören die intimen Musikabende

Heiligtum; einzig und allein Wollen und Können lässt sie als Legitimation der Königin zu den höchsten Auszeichnungen, um die man sich ebenso

für den Zutritt in den kleinen Tempel gelten. Von Zeit zu Zeit öffnet eifrig bemüht, wie um Titel und Orden. „Kammermusik bei Carmen

die Königin ihre intimen Gemächer und lädt eine kleine Gesellschaft zu Sylva" zu hören, ist nur wenigen Auserwählten beschieden; wer den

Gast; dann hallt im Königspalast die Tonwelt unserer Meister in hoher Genuss einmal hatte, vergisst ihn darum nicht so leicht. S.B.

XIV. 24. IV.
 
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