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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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10. Heft
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Stimmungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0254

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1Ö2

MODERNE KUNST.

Hmmungen.

)\dolJ j.'j\rronge.

[Nachdruck verboten ]

Script korrigiert. Ist das Werk vollendet, dann liest es der Autor einem kleinen
Freundeskreise vor. Er ist ein ausserordentlicher Vorleser, er hält die Gestalten
(5?JVer überlegende Prak- durch den Ton der Stimme sicher auseinander; seine Art vorzulesen, hat etwas
<*(<5 tiker, der grosse Büh- Eindringliches, was die Phantasie gefangen nimmt und die einzelnen Bühnen-
nenleiter, der ausgezeichnete Vorgänge förmlich lebendig werden lässt. Und bei alledem erforscht L'Arronge
Regisseur und der an Er- während der Vorlesung die Stimmung seiner kleinen Zuhörerschaft, aus deren
folge gewöhnte Theater- Mienen, Lächeln und fast unhörbaren Lauten er Schlüsse zieht auf das, was
dichter vereinen sich im unbedingt gefallen wird oder was einen Stillstand oder gar eine Gefährdung
dramatischenSchaffenAdolf der Bühnenwirkung herbeiführen könnte.

LArronges. Er arbeitet Sobald es sich um die Erstaufführung seiner Stücke handelt, ist LArronge

leicht und schnell. In sei- heute noch sein eigener Regisseur. Er setzt das Werk in Scene, er studiert
nem Studierzimmer, dessen die Rollen ein, er spielt sie vor, er streicht, wenn er es für notwendig erachtet,
künstlerische Hauptzierden unbarmherzig, er giebt nicht eher Ruhe, als bis der Regisseur alles für den
Der Erzherzog Franz Ferdinand beim Jagdfrühstück. das von den Mitgliedern des Bühnendichter geleistet hat. Mit einer gewissen äusserlichen Ruhe, anscheinend
Amateur-Aufnahme von Eugen von Rdnay. Deutschen Theaters ihrem sogar mit Phlegma, sieht LArronge der Premiere entgegen,

verehrten Direktor gewidmete grosse Album, sowie eine überaus lebensvolle Er, dessen Schöpfungen, wie Mein Leopold, Doktor Klaus, Hasemanns

Zeichnung von Allers (LArronge, Dr. Förster, der verstorbene Burgtheater- Töchter, Wohlthätige Frauen u. s. w., die Jahrzehnte überstanden haben und

direktor, Paul Lindau und Gustav____auch auf dem modernen Theater

Kadelburg als Skatspieler) bilden, sitzt heimisch sind, ist ja auf einen Erfolg

er am liebsten in den Nachtstunden mehr oder weniger nicht angewiesen,

und arbeitet das aus, was er beobachtet aber er hängt doch zu sehr an

hat und ihn innerlich beschäftigt. Er t ' •JflA^nBK. seinem Werke, er i>t doch zu sehr

ist ein stiller Betrachter, durch seine _^,>. der echte Theatermann, um seine

'^e '^rschi-h ___________ :_____. . ____________ , ....._....._ ....... ...^a dem "pubUkum""sein "'ernstes 'cesicht

so zarter, als LArronge während des ■ mit dem sonnigen Lächeln zeigen zu

° Lrzherzog h ranz Ferdinand auf der Hetzjagd im Torontaler Komitatc. °

Niederschreibens nur selten das Manu- Nach einer photographischen Aufnahme von üroszi. können Alfred Holsbock

frzherzog Franz Ferdinand im Torontaler Comitate. Im November zum 60jährigen Schriftstellerjubiläum Laukas dem alten Herrn eine Ehrengabe
dieses Jahres weilte der österreichische Thronfolger zum zweiten Male als überreicht werden soll und für dieselbe unter seinen Verehrern eine Sammlung ein-
Gast auf der Besitzung des Grafen Harnoncour zu Ecska im Torontaler Comitate geleitet wird. Der Erzherzog spendete für diesen Zweck 100 Gulden, wodurch
in Ungarn. „Wahres Rivierawetter" — wie der Erzherzog selbst es benannte — für das Ehrengeschenk die Spenden gewiss reichlicher fliessen werden. Eine
begünstigte die Fuchsjagden, die hier auf den Wiesen und im Röhricht überaus gute Idee war es, dem zukünftigen Herrscher die verschiedenen Nationalitäten

ergiebig sind. Nicht weniger als 103 Füchse in ihren malerischen Kostümen, mit ihren Tänzen und Gesängen vorzuführen,
erlegte der Erzherzog selbst, darunter viele mit Jede Nationalität brachte ihre eigene Musik mit. Der Erzherzog sah da Serben
wahren Meisterschüssen. Auch einen Iltis, ein und Rumänen aus Ecska, Magyaren aus Muzslya, Deutsche (Schwaben) aus
seltenes, schönes altes Exemplar brachte der Isigmondfalva (Sigmundsdorf) und Bulgaren aus O-Bessenyö Dem Volksfeste
kaiserliche Prinz zur Strecke. Ferner nahm er ging eine Lampionserenade mit Feuerwehr-Musik voran. Tausende Zuschauer,
zum ersten Male an einer Hasenhetze mit Wind- die aus Ecska und als Ausflügler aus Gross-Beeskerek gekommen waren, um-
hunden teil, die einen sehr interessanten Ver- drängten das gräfliche Schloss, in dessen Hofe ein prächtiges Feuerwerk ent-
lauf nahm. Anspielend an das bekannte „Jäger- zündet wurde. Von den Volksgruppen
latein" meinte der Erzherzog lächelnd, man tanzte zuerst die ungarische (Magyaren)
werde ihm ein so günstiges Jagdresultat (im ihren feurigen Czärdäs. Hierauf folgten
Laufe von fünf Tagen) kaum glauben. Diese ungarische Lieder. Vergeblich wollte der
und ähnliche Aeusserungen sind nicht nur ein Richter von Muszlya, Herr Bödö, auch das
Beweis für den gesunden Humor, sondern auch Husarenlied singen lassen, in welchem
für die ständige gute Laune des Erzherzogs. „das Mädchen dem Kaiser, aber nur ihm
An den Jagden nahmen ausser den Mitgliedern allein, es anvertrauen möchte, er solle nicht
der gräflichen Familien Harnoncour undHardegg nur die Burschen, sondern auch die Mädchen
teil der Obergespan Eugen von Rönay, Vize- zu den Husaren reih'n", aber die schmucken
gespan Dr. Dellimanics, Abgeordneter Geza Pap Ungarinnen wollten vor dem Thronfolger
und Oberstuhlrichter Daniel, ferner als Be- dieses Lied nicht anstimmen, welches sie
gleiter des Erzherzogs sein Adjutant Hauptmann sonst draussen singen bei der Feldarbeit,
Baron Rumerskirch. Die Mahlzeiten wurden im als Klage um die jungen Männer, die von
Bauernpaar vom zu Ehren des österr.. Schlosse, zuweilen auch im Freien genommen, der unerbittlichen Militärpflicht ihnen ent-
I hronfolgers veranstalteten Feste. gtetg gewurzt. von trefflicher Zigeunermusik, rissen werden. Die bulgarischen Tänze

Nach einer photographischen Aufnahme

von Stefan Oldal in Nagy-Beeskerek die der hervorragende „Primas" Julius Käcz zeigten sehr viel Abwechslung und On-

dirigierte. Der braune Künstler bekam als Andenken eine prächtige Brillantennadel. ginalität. Die Deutschen tanzten — bei

In zarter Weise gedachte der Thronfolger des in diesem Comitate lebenden ihrer gutgeschulten Musik — Ländler und jrrau Dr_ Krajewska,

greisen ungarischen Humoristen Gustav von Lauka. Er vernahm nämlich, dass Walzer. Am lautesten vergnügten sich die die erste Regimentsärztin.
 
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