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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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18. Heft
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Grube, Max: Kuriose Käuze, [1]
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Der Dutzendmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0440

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uriosc fÄ\ätvAQ.

er so viel kreuz und quer durch das Land
gefahren ist, wie ich, der ich noch einer
der wenigen bin, die wirklich „von der

[Nachdruck verboten.]

Pike auf" im Kunstheer gedient haben, was heute
nur wenige Kunstjünger mehr nötig haben, der hat
auf seinen Wanderfahrten manche seltsame Bekannt-
schaft gemacht und wenn ich das Skizzenbuch meines
Gedächtnisses aufklappe, so schaut mir manches
merkwürdige Gesicht daraus entgegen.

Einige der sonderbarsten Erscheinungen will
ich festzuhalten versuchen, wenn's den Leser nicht
ermüdet, kann es eine ganze Reihe werden von
kuriosen Käuzen.

Wie sagte die Gallmeier so unnachahmlich schön,
indem sie die lispelnde Kunstnovize darstellte:
„Wenn's das Publikum nicht sseniert, mich sseniert's
nicht!" Max Grube.

Es ist schon eine ganze Reihe von Jahren her.
Ich hatte grade ein Engagement in einer hübschen
kleinen Residenzstadt angetreten.

Eine Wohnung zu finden, die mir behagen konnte,
war nicht ganz leicht. Der halbe Ort war vor nicht
allzulanger Zeit durch eine gewaltige Feuersbrunst
zerstört worden, inzwischen war wohl eine Anzahl
recht stattlicher neuer Häuser entstanden, aber die
Wohnungen waren meistens schon in festen Händen.
Endlich gelang es, ein passendes Quartier ausfindig
zu machen; die Möbelwagen waren ausgepackt und
meine fleissige Frau hatte alles so behaglich als nur
möglich eingerichtet.

Kaum war dies geschehen, so traf von der Orts-
agentur unserer Feuerversicherung ein Schreiben ein,
in welchem mir mitgeteilt wurde, dass durch meinen
Umzug eine Umschreibung meiner Versicherung nötig
geworden wäre. Beigefügt war das übliche Formular,
in welchem die einzelnen Posten an Mobilien, Silber,
Kunstschätzen u. s. w. vorgedruckt waren und nur
der Versicherungswert auszufüllen blieb.

Ich freute mich natürlich über die Aufmerksam-
keit der Agentur, legte das Papier bei Seite und nahm
mir vor, in den nächsten Tagen die Angelegenheit
in Ordnung zu bringen.

Selbstverständlich wurde dies von mir bestens
verbummelt, obwohl meine Hausehre fürsorglich öfter
daran erinnerte, bis eines Tages irgendwo in der
Nähe ein kleiner Brand stattfand, was mir eine sehr
energische Rüge meiner Saumseligkeit zuzog. Ich
wollte gleich gehen — aber wo war denn nur das
Formular hingeraten?

Jedenfalls war auf meinem Schreibtisch wieder
einmal „aufgeräumt" worden, ich war aber schon ein
viel zu wohlgezogener Ehemann, um diesen düstersten
Punkt jeder Ehe wieder zur Sprache zu bringen und
begnügte mich zu erklären, dass ich ja zu dem Agenten
hingehen und mir ein neues Formular holen könne.

„Geh' aber auch wirklich!" hatte „sie" mit dem
wohlwollend-energischen Tone gesagt, der ihr so gut

*

Dei? Duf^endmonn.

XIV. 18. III
 
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