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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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6. Heft
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Kameke, Albert Wulff: Gerda: eine Yachtgeschichte
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Lobe, Max: Das Strassburger Stadttheater
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0128

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MODERNE KUNST.

9'

Top der weisse, dreieckige Ständer mit dem rotgesäumten schwarzen Kreuze Wahlen starrte ihneine Weilesprach-

darin. — Wahlen stand am Heck und gab dem Rudersmann seine Anweisungen. los an. Dann schloss er den Freund

„Jens, setz die Flagge!" befahl er dem anderen Matrosen. ohne weiteres in die Arme, während sein

Da gewahrte er den Assessor, der eben an Deck gekommen. gutmütiges Gesicht vor Freude strahlte.

„Na, alter Junge, das kalte Bad scheint Dir ja ausgezeichnet bekommen zu „Bravo, alter Junge, das hast Du

sein. Du hast ja noch niemals so vergnügt ausgesehen wie jetzt." gut gemacht!" Mehr sagte er nicht.

„Kann sein. Warum soll ich nicht?" Ueber ihnen aber stieg an der

„Hat sich denn Gerda schon sehen lassen?" fragte Wahlen weiter." Gaffel stolz die deutsche Flagge in die

„Gerda?" sagte der andere harmlos. „Sie sitzt im Salon. Ist noch ein Höh' und entfaltete ihre schwarz-weiss-

wenig schwach, aber sonst wohl auf. Habe mich eben verlobt mit ihr." roten Schwingen im Abendwinde.

as ©trassburqer ©tadtiheater.

TD KD
Von Max Lobe, Strassburg.

-— [Nachdruck verboten.]

s am 4. September 1873 die aus ihren Ruinen wiedererstandenen Räume Fräulein Piaichinger eine hervorragende
des Strassburger Stadttheaters mit einer Festvorstellung von „Figaros Wiedergabe verleiht, zum Beispiel sind

Hochzeit" eröffnet wurden, da mochte__ Otto Lohse

manchem Freunde deutscher Kunst, wohl nicht j Erster Kapellmeister vom Strassburger Stadttheater.

zum wenigsten dein damaligen Direktor Ale- ihre Rrünhilde, Scilla, Isolde, Elisabeth und

xander Dossier, vor der Zukunft des jungen i j Onrud Meisterleistimgen auf dem Gebiete des

deutschen Unternehmens in der ganz und gar j i modernen Sprechgesanges. Auch in anderen

protestlerisehcn Stadt bangen. Und in der ' Roilongebieten, z. ]!. als Santuzza (t'avalleria

That, manchen Wechsel hatte die Bühne zu HBk rustiranai, Leonore (Fidelio), Desdemona

bestehen, ehe sie zu dem wurde, was sie heute j (Othello) leistet die Sängerin bedeutendes. Ein

ist, eine Pflegestätte echter und wahrer Kunst. | vorzüglicher I Icldcntcnor, Dr. Gustav Seidel,

Dass die Strassburger Bühne dies geworden, i- Jm ' von seiner früheren Thätigkeit in Cöln, Ham-

verdankt sie hauptsächlich der geordneten bürg, l'ra.u etc. rühmlichst bekannt, steht Fräu-

städtischen Verwaltung und der sechsjährigen ■hE^hEI lein l'laielunger zur Seite. Seine gewaltigen

Direktionsführung des am 12. Januar 1899 leider und oft m-ossartig wirkenden Stimmmittel in

zu früh verstorbenen Direktors Dr. Franz Krükl. W-rbiiulunc; mit einer ungemein lebensvollen

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Dr. Krükl, welcher als Jurist in seiner Jugend | und Icideiischaftlichen I hirstellung bestimmen

im österreichischen Staatsdienst thätig gewesen j mich ihn vorzüglich zum Wagnersanger. Das

war, später aber die für ihn glanzvolle Lauf- ML jucendlich - dramatische fach ruht in den be-

baltn eines Rühncnsängcrs eingeschlagen hatte, | wflhrtrn Münden von Kraulein Josephine Kratz,

setzte nach seiner im Jahre 1892 erfolgten De- Die junge Künstlerin, die vor drei Jahren zum

rufung auf den Strassburger Idrektorpostcu j ersten Mal in Sirassburg vor das grosse Eubli

seinen Lebenszweck in die 1 lebung des ihm I . ';*. kiun m-treten ist, bezauberte nicht allein durch

unterstellten Theaters, und in welcher Weise | ihren süssen (lesang, sondern auch durch die

ihm das gelungen ist, beweisen die ungezählten HH^HHUb JEmHHI ! n'ihrendc Wiedergabe namentlich sentimentaler

Xachrufc und Dei Icidsl lezeugungen, die bei i KuMen, wie Wu..... Sn ■.: i n m ■ i W-: i ].,-,-■ Kk:

seinem ph'itzlichen 1 linscheidcn aus der ganzen | (Lohengrin), Elisabeth (Tannhäuser) u. a. Dabei
Künstlerwelt einliefen. Bar \ w ei-> Fräulein Kratz aber auch in anders gc-
Als Nachfolger von Dr. Krükl hat die I arteten Rollen, wie als Nedda (Bajazzo) oder
Stadtverwaltung den ehemaligen Direktor und : als Carmen das Publikum stets von neuem zu
Besitzer des alten Krollschen Theaters, jetzigen j fesseln. Aeusserst tüchtige Kräfte der Oper
Neuen Königlichen Operntheaters in Berlin, HH Jjfi ' ' sind auch Arthur Haunschild, der das wich-
Joseph Engel, berufen und man darf von dem H I« jH ; tige Fach des seriösen Basses bekleidet, die
Rufe des neuen Direktors erwarten, dass er beliebte Opernsoubrette Fräulein Julie Saar-
das Theater auf der Höhe halten wird, auf mann, die von der nächsten Spielzeit ab an das
ih r heule sowohl (»per wie Schauspiel Mehrn j Karlsruher Hoftheater engagierte Koloratur-
Namentlich die erstere ist es, welche sich Sängerin Margarete Veder, und nicht zu ver-
in den kunstliebenden Kreisen der Stadt des Frl- E- Heuberger vom Strassburger Stadttheater als „Hannele". gessen, der beliebte Tenorbuffo und Opern-
grössten Interesses erfreut. Das Hauptverdienst hieran hat das städtische regisseur Robert Kaps. Zwei seiner hervorragendsten Mitglieder verlor das
Orchester, welches, auf der Höhe seiner Aufgabe stehend, grösstenteils aus Strassburger Stadttheater mit dem Schlüsse der letzten Spielzeit an die Stadt-
Lehrern des Strassburger Konservato- theater von Hamburg und Frankfurt am Main, und zwar nach Hamburg den
riums besteht und dessen Leistungen ersten Baritonisten Moritz Tullinger, während der Bassbuffo Herr Ludwig Mantler
weit über die Grenzen des Reichslandes einem ehrenden Engagement an das Frankfurter Opernhaus folgt,
hinaus Beachtung finden. Ein Stamm An der Spitze der Oper steht seit zwei Jahren der erste Kapellmeister
vorzüglicher Solisten steht demselben Otto Lohse, füher am Hamburger Stadttheater. Der hervorragende Musiker und
zur Seite. Unter den Damen des Opern- umsichtige Dirigent, der Gatte der 1896 verstorbenen Hamburger Primadonna
ensembles nimmt die erste dramatische Katharina Klafsky, hat in der verhältnismässig kurzen Zeit seiner Strassburger
Sängerin, Fräulein Thila Piaichinger, bei Thätigkeit gezeigt, was man mit einem guten Ensemble als Kapellmeister leisten
weitem die erste Stelle ein. Ihre schöne, kann. Lohse, der von unermüdlichem Schaffenseifer beseelt ist, pflegt nicht
klangvolle Stimme, die infolge ihrer eher zu ruhen, als bis alles den Stempel künstlerischer Vollendung trägt, und
Kraft und Ausdauer auch den schwie- auch nur dann sind Kunstleistungen möglich, wie sie die von Lohse geleiteten
rigsten und anstrengendsten Partieen in Opernvorstellungen bilden. Die Wagnerschen Musikdramen, die man früher in
vollster Weise gerecht wird, hat der Strassburg nur in opernhafter Verstümmelung und Verkürzung kannte, werden
jungen Künstlerin in der Musikwelt unter Kapellmeister Lohse ohne Strich aufgeführt, und zwar in einer Weise,
bereits einen Namen eingetragen, und dass diese Vorstellungen für den Musikfreund stets einen künstlerischen Feiertag
viele der 1897 er Bayreuthbesucher bedeuten. Dabei ist es dem ersten Kapellmeister nicht zu unbedeutend, auch
werden sich ihrer Leistungen als Solo- kleine Spielopern, ja die „Fledermaus" zu dirigieren. Der Wunsch aller Strass-
Blumenmädchen in „Parsifal", sowie burger Theaterfreunde ist es daher, diesen hervorragenden Künstler dauernd dem
als Norne (Götterdämmerung) und im heimischen Kunstinstitut erhalten zu wissen. Der zweite Kapellmeister, Alfred
Walkürenensemble erinnern. Beson- Lorenz, ein junger talentierter Strassburger, ist mit Beginn dieser Spielzeit

ders die Wagnerrollen sind es, denen als Nachfolger von Albert Gorter an das Karlsruher Hoftheater übergegangen.
M. Wilhelmi vom Strassburger Stadttheater.
 
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