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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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16. Heft
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Alberti, Konrad: Berlin-Paris: 14 Tage am Seinestrand
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0405

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f" *" [Nachdruck verboten.]

ie Eröffnung der Weltausstellung rückt immer näher,"
sagte unlängst der Verleger dieser Zeitschrift zu mir,
„und Tausende unserer Landsleute und Leser werden
zu ihrer Belehrung und Unterhaltung an die Seine pilgern. Nun
ist ja, ganz abgesehen von der Ausstellung, deren Ueber-
raschungen wir erwarten müssen, Paris an sich die inter-
essanteste Stadt der Welt. Sie werden aber selbst beobachtet
haben, wie der Fremde dort bei seiner Ankunft manchmal ratlos
steht, verwirrt von all dem berauschenden Treiben rings um
ihn, weil er verabsäumt hat, sich daheim auf die Reise genügend
vorzubereiten. Wie wär's, wenn Sie als alter Kenner Seine-
babels, meinen Abonnenten ein paar Winke gäben, wie man
einen kurzen Aufenthalt in der sündigen und doch so anziehenden
Stadt am besten ausnutzt?"

„Das soll gern geschehen!" erwiderte ich, und setzte mich,
heimgekehrt, sogleich an den Schreibtisch.

Die Reise. Nehmen wir also an, unser alter Freund, der
Rentier Schulze aus Gera, will Paris in 14 Tagen so gründlich
als möglich kennen lernen. Er steckt sein Rundreisebillet und
die wohlgefüllte Brieftasche ein — „nie ohne dieses", denn Paris
ist ein teures Pflaster, wo man schon in gewöhnlichen Zeiten
als Fremder mit 30—40 Francs pro Tag nur so eben auskommt,
während einer Ausstellung erhöhen sich die Kosten leicht aufs
Doppelte. Schulze braucht aber weit mehr, denn er reist zu-
nächst nach Berlin, wo seine einzige Tochter Frieda an den Rechtsanwalt Schmidt verheiratet ist, und er hat schon zu Weihnachten sein Wort gegeben,
nicht ohne „die Kinder" nach Paris zu fahren. Von Berlin aus depeschieren sie rechtzeitig an das ihnen empfohlene Hotel in Paris, denn mit den Wohnungs-
verhältnissen sieht es dort während der Ausstellung ein wenig ängstlich aus. Sie benutzen den Abendzug', weil für diesen die günstigen und bequemen

E. Cucuel: „Wie fährt man nach dem Montmartre:

XIV. 16. I.
 
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