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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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10. Heft
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Ahlers, W.: Die Deutsche Versuchsanstalt für Handfeuerwaffen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0240

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Die Deutsche Versuchsanstalt für Handfeuerwaffen: Handhabung des Flugzeitmessers.

ie 2|)eufscf|e Versuchsanstalt für Jjandfeuenraffen.

Von Hauptmann a. D. W. Ahlers.

**■ [Nachdruck verboten.]

nmittelbar hinter der P2isenbahnbrücke am Eingange von Halensee bei kann und es ist eigentlich zu verwundern, dass diese billigen Gewehre noch

Berlin führt uns der Kronprinzendamm unter der Stadtbahnlinie Char- das leisten konnten, was sie geleistet haben.

lottenburg-Potsdam hinweg zum Schiessplatz der „Deutschen Versuchs- Kein Wunder, dass die bemittelten Elemente der Jägerwelt ihre Augen nach
anstalt für Handfeuerwaffen", welche am Fuss des Königsweges im Grunewald England wendeten und dort für enorme Preise englische Gewehre kauften,
ihr Domizil aufgeschlagen hat. Gerade jetzt vor zehn Jahren, gelegentlich der Andererseits wurde, dem Bedürfnisse des weniger einsichtigen Publikums
Jagdausstellung in Cassel, erfolgte die erste öffentliche Anregung zur Begründung Rechnung tragend, der deutsche Markt mit minderwertiger belgischer Ware über-
eines Vereins, dessen laufende Mittel dazu bestimmt sein sollten, die Arbeiten schwemmt. Der deutschen Jägerwelt über diesen unwürdigen Einfluss des Aus-
einer Versuchsanstalt für Handfeuerwaffen in der Nähe der Reichshauptstadt Iandes in kurzer Zeit die Augen geöffnet und sie zum grössten Teil von diesem
im allgemeinen Interesse der Jäger- und Fabrikantenwelt zu ermöglichen. befreit zu haben, ist heute schon ein unbestreitbares Verdienst der Deutschen

Aber es vergingen noch einige Jahre, bis ein geeignetes Terrain zur Anlage Versuchsanstalt für Handfeuerwaffen,

eines Schiessplatzes bei Berlin gefunden werden konnte. Allerdings giebt es auch heute noch Deutsche, bei welchen das nationale

Das grosse Interesse, welches Se. Majestät der Deutsche Kaiser von Anfang Empfinden noch nicht so stark geworden ist, um den von altersher ererbten

an dem Unternehmen entgegenbrachte, erlaubte es der königlichen Forstverwaltung Hang zu ausländischem Wesen ganz zu unterdrücken. Solche von unserer heutigen

am Rande des sonst für Privatunternehmungen unzugänglichen Grunewalds, der Entwickelung unberührt gebliebene Jäger glauben auch jetzt noch, nur von Eng-

Versuchsanstalt einen Platz pachtweise zu überlassen. land zu sehr hohen Preisen gute Gewehre und Munitionsartikel beziehen zu können.

Im Herbst 1892 begann die Anstalt ihre Thätigkeit. Dieselbe hat sich aus Dass der deutsche Büchsenmacher, wenn man ihm nur annähernd die gleich

kleinen Anfängen unter persönlichen Opfern zu einer Einrichtung herausgebildet, hohen Preise bietet, wie dem englischen Fabrikanten, sicherlich das Gleiche,

deren Arbeiten heute schon, nach Verlauf von sieben Jahren, für die gesamte wahrscheinlich aber Besseres leisten würde, leuchtet jenen Leuten nicht ein.

Jagdwaffen- und Munitionsfabrikation maassgebend geworden sind. Das ist ein Gedanke, welcher sich bei ihnen erst im Laufe der Jahre durch-

Wie der Name sagt, stellt die Anstalt Versuche mit Handfeuerwaffen aller ringen muss. Dass aber heute schon bei unseren angelsächsischen Vettern jenseits

Art an. Sie hat den Zweck, alle auf eine Kräftigung der einheimischen Jagd- des Kanals das made in Germany einen ganz anderen Klang hat, als vor 30 Jahren

waffenindustrie und auf Hebung des Verständnisses für das Schiesswesen ge- wird doch wohl auch denjenigen, welche sich sonst dagegen sperren mögen,

richteten Bestrebungen zu fördern. und mit besonderer Vorliebe englische Brocken im Munde führen, nicht un-

Ihre Entstehung verdankt sie dem in der deutschen Jägerwelt immer all- bekannt geblieben sein,

gemeiner hervorgetretenen Bedürfnis nach einer durchgreifenden Verbesserung Auf dem Gebiete dar Pulverbereitung, sowie der Munitionsanfertigung hat

der Handelsverhältnisse auf dem Gebiete der Jagdgewehre und Munitionsartikel. die deutsche Industrie die englische gottlob glänzend geschlagen; und dass es so

Noch bis vor wenigen Jahren herrschte im grossen Publikum eine un- gekommen ist und vernünftige Ansichten über deutsches Fabrikat auf diesem

glaubliche Unkenntnis der Bedingungen, welche an eine gute Schusswaffe und Gebiete in der deutschen Jägerwelt Fuss gefasst haben, ist auch ein Verdienst

deren Leistungen gestellt werden müssen. Es war daher nicht unnatürlich, dass der Deutschen Versuchsanstalt für Handfeuerwaffen.

sich eine verhängnisvolle Vorliebe für billigste Ware eingebürgert hatte, welche Die Erfindung der rauchschwachen Pulversorten und deren Einführung in

auch den tüchtigsten und einsichtsvollen Fabrikanten verhindern musste, zu zeigen, den Handel hat als ausschlaggebendes Moment mitgewirkt, dem Publikum die

was er bei entsprechenden Preisen zu leisten imstande ist. Augen zu öffnen, und nachdem erst einem Dutzend vorwitziger Schützen die

Das bekannte, zwar vielfach angefeindete, aber leider damals wahre Wort alte Knarre um die Ohren geflogen war, zu besserem Material zu greifen und

Reuleaux' über deutsche Erzeugnisse: „Billig und schlecht" war, wenn irgendwo sich durch Führung fester und exakter konstruierter Gewehre vor Unfällen zu

sicherlich auf die grosse Masse der in Deutschland verkauften Jagdgewehre am schützen, um sich die Vorteile rauchschwacher Pulver zu nutze machen zu können.

Platze. Zur Durchführung der Aufgaben der Anstalt war es vor allem notwendig, einen

Es liegt auf der Hand, dass eine minderwertige Ware nur geringes leisten Schiessstand zu schaffen, der mustergiltig mit allen, zu ballistischen Unter-
 
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