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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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15. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0394

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r--.-, Bauwerkes nach seiner Vollendung. Das Gebäude

1 OtlJ foßtJSß. ist von Mr- J- E. Knightlcy entworfen worden,

während die Bauleitung in den Händen von

Am 15. März feierte Paul Heyse seinen Mr. C. Well liegt. Es wird zweiundzwanzig Aus-
70. Geburtstag. Der Streit um die Bedeutung des gänge haben; der Zuschauerraum soll dreitausend
Dichters, ob er wohl in die vorderste Reihe zu ^^ätffaÄkk Menschen fassen. Das Acussere der Konzerthalle
stellen sei oder nicht, ist bei dieser Gelegenheit, ist ungemein geschmackvoll entworfen. Die Etagen
wie schon mehrfach bei früheren Anlässen, aufs sind durch die Säulenpaare sehr gut zusammen-
neue entbrannt. Der Streit ist überflüssig, man Wk gefasst, horizontale und vertikale Gliederung hält
soll stark ausgeprägte Individualitäten überhaupt | sich in ihrer Wirkung sehr richtig die Wage, wäh-
nicht an einander messen, sondern nur an sich ^■fl rend durcn die entstehenden Schatten Leben und
selbst. Und dass Paul Heyse eine vollständig in jäM H Abwechselung in den Gesamt-Anblick kommt.

sich ausgeprägte Natur ist, wird niemand mehr JM " «B^^^^ _^—

bezweifeln. Was ihn kennzeichnet, ist seine vor- H f|^HV

nehme Liebenswürdigkeit, sein sicheres Schön- K KuflSt Und Politik,

heitsgefühl, seine glänzende Darstellungskraft; er ^^tBH

ist immer geistvoll und interessierend in allen ^Hfir^ j|& Dass unter Umständen die Kunst politische

seinen Werken, er ist für alles Schöne warm ent- Maassnahmen von starker Tragweite hervorrufen,

flammt, wenn ihm auch dichterische Darstellung kann, beweist die wohl kaum freiwillige Abreise

tiefster Leidenschaft nur selten geglückt ist. ' 1 ,J^fe^Ä des englischen Botschafters Monson aus Paris. Es

[ohann Ludwig Paul Hey sc wurde 1830 in ä^M» ^HhH wird ihm bekanntlich zum Vorwurfe gemacht, er

Berlin geboren, wo sein Vater, der Sprachforscher habe keine Schritte gethan, um zu verhindern, das

Karl Wilhelm Ludwig Heyse, Universitätsprofessor Hfefab der Zeichner des „Rire", Leandre, den Orden der

war. Er besuchte vom 8. bis 17. Lebensjahre das . , . Hfek Ehrenlegion erhalte oder um nachträglich gegen
Berliner Friedrich-Wilhelms-Gymnasium und dann ,«^H^^k/J| HHk diese Auszeichnung Einspruch zu erheben. Monson
die Universität, wo er sich philologischen Studien flflKjflKiJ Hfc habe sich jedoch nicht enthalten können, in Privat-
widmete. Als Student verkehrte er viel im I lause M^Efl gesprächen die Thatsache festzustellen, dass die
Franz Kuglers, dessen Tochter später seine erste | >, % * "JBv^SF? öffentliche Meinung in England, welche
Gattin wurde. Hier wurde er auch mit Adolf ', bisher die gegen die greise Königin ge-
Menzel, Gottfried Keller und Jakob Burckhardt richteten Angriffe als sehr rohe, aber rein
bekannt, die ihn zur Produktion anregten. 1849 persönliche Kundgebungen angesehen habe, aufs
studierte er in Bonn romanische Sprachen. I852 schmerzlichste dadurch berührt worden sei, dass
unternahm er eine Reise nach Italien; er blieb der Zeichner des „Rire" in seinem Gebahren sich
längere Zeit in Rom, Florenz, Modena und Venedig, gleichsam der amtlichen Zustimmung erfreuen
wo er die Bibliotheken durchforschte und sich an konnte. Monson musste natürlich erfahren haben,
der ewigen Schönheit der blauen Adria berauschte. wie tief derartige Angriffe den englischen Hof
Später kehrte er nach Berlin zurück. 1854 zog und die nächste Umgebung der Königin verletzt

er nach München, wohin ihn König Max unter I _______. , _______:_______jy hatten. Merkwürdig, wie ungeheuer zart besaitet

Gewährung eines Jahrgehaltes berufen hatte. 1868 plötzlich die englischen Herrschaften geworden
verzichtete Heyse auf die ihm bewilligte Pension, Paul Heyse. siäd Diese plötzlich erwachte Empfindlichkeit
blieb aber in München wohnen. Von 1880—1890 war ... . des englischen Volkes muss bei allen Deutschen
er Präsident der deutschen Schillerstiftung. 1884 erhielt 11806 KÖfllOllChe OpeFflhaQS ill IiOfiQOß. ganz eigenartige Gedanken erwecken. Es ist nicht
er vom deutschen Kaiser den grossen Schillerpreis. ° lange her, so konnte man in englischen Buchhand-
Die Stadt Colberg in Preussen ernannte ihn 1890 zu Mit dem neuen königlichen Opernhaus, dessen Er- hingen, besonders am Ludgate C'rcus, die Zeichnung
ihrem Ehrenbürger, weil er in seinem Drama „Colberg" Öffnung für den Monat Oktober dieses Jahres vorgesehen des Kopfes Kaiser Wilhelms II. erblicken, in phrenolo-
die historischen Vorgänge bei der tapferen Verteidigung wird, dürfte die Metropole an der Themse um ein gross- gischer Darstellung, umstanden von zahllosen Menschen,
dieser Stadt durch ihre Bürger im Jahre 1807 mit artiges Gebäude bereichert werden. Es wird zur Zeit welche über die absichtlich falschen Bezeichnungen in
höchstem patriotischen Schwung geschildert hatte. am Langham Place in London errichtet. Unsere Ab- nicht endenwollendes Gelächter ausbrachen. Der Lon-
Wer den Dichter kennen lernen will, muss vor bildung giebt einen Eindruck von dem Aussehen des doner Polizei konnte diese Menschenansammlung in dem
allem seine No- lebhaften Lud-
vellen lesen und ____^ _ ^^^^^ _ n _|| iii^g... , i _■........... p iii m ... , gateCircus nicht

messen will, darf fjB^fi|S^^ä8EljlS^55i^^g • ■g~v-~s^^^jii^^^~'ii|n pS\fTftBSl^^^t^^>-'^i»^^^' Polizei nicht das

sie ungelesen ^^^^^^^^B^^^B^^S* - _ . " . geringste für die

derselben, wie ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^E-- - ' " ^ ^^dshslfilfe» Bilder gethan.

lyrischen |||^sfl==^^^^^^^^^^^S.^^^y^^i^^^^^^^^: - ■ -* ' . "-~--=_ .._ -Jr : man nichts von

Dichtungen, -: : r- - 0 'w- dc'' Entrüstung

hat er Gestalten '. r .'4|fcAS- ^^"^^ '^T^ssä^^ ' *S^r^g'#'r _ p-SssaL _ gm JL t: ~ der Engländer,

und Milieu sei- j^pSiS*"* ^ ,*^^5S^|Mffii%L,t^ -fr °« )fS j!3$*> *-v "' Wcr 1,11 (;las~

nem vergötterten " " i Jj - / — ^^S^ "l '' hause sitzt, sollte

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schienen. A.v.R. ^ ^ ^ ' ^ Hinsicht! — n.

Das neue Königliche Opernhaus in London: Aeusseres der Konzerthalle. Erbaut nach dem Entwürfe von T. E. Kmghtley.

XIV. 15. B.
 
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