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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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15. Heft
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Bethusy-Huc, Valeska: Wanderndes Volk, [2]: Roman
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Braun, Alex: Im Hofbräuhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0377

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MODERNE KUNST.

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Frank Kirchbach: Neuer Stoff.

„Ah, jetzt werden Sie poetisch," lachte der Oberst, während er Liska den des Abends möglichst fern zu halten, um nicht wieder „eine Dummheit" zu

Arm reichte. machen.

Da neigte Hardy, einem unwillkürlichen Impulse folgend, sich ein wenig vor Der Bildhauer Stolting kam, um Jutta zu holen,

und flüsterte Liska zu: „Sie gleicht Ihnen". Sie wandte sich zu Hardy zurück. „Tanzest Du denn nicht?" fragte sie

Als er aber bei seinen Worten Liskas Gesicht und Nacken erglühen sah, erstaunt,
bereute er diese fast unfreiwillige Huldigung und beschloss, sich für den Rest „Nein!" antwortete er. Sein Ton klang sehr kurz und abweisend.

[Fortsetzung- folgt.]

--o©o-

ofbtfäuhaus. jyk-

".'"!' [Nachdruck verboten.]

/0 lso München wollen's sehn", nickt der Herr Huber dem Ansturm Stand gehalten", in unerschütterlichem Gleichmut die ersehnten
eben aus Königsberg zugereisten Sohn eines Geschäfts- „Würstl" oder sonstigen ortsüblichen Leckerbissen verabreicht. „Macht
freundes zu. „Na, da fanga ma halt mit'm Hofbräu- nix" antwortet sie auf die anzügliche Bemerkung eines eben von ihr
haus an. Dös andre, dö Pinakotheken, dö Glyptothek bedienten „Hofbräuhäuslers" (Stammgastes), „was d' Würstl dünner
und die Museen und Ausstellungen überanand' san a werden, Herr Leitner, werden wir dicker". Alles lacht. Der Metzger
recht schön, aber Bilder und so Sach, dös giebt's auf der ganzen Welt. mit der hohen schwarzen Seidenmütze, die „Trambahnritzenreinigungs-
A Hofbräuhaus aber, Sie Freunderl, dös haben wir Münchner alloa." dame" mit dem grünen Männerfilzhut über dem Kopftuch, der Herr Aktuar
Bereitwillig folgt der junge Herr seinem Führer, und bald ist der statt- älterer Ordnung mit der silbernen Brille auf der bläulich angehauchten
liehe Neubau am „Platzl" erreicht. „Deutsche Renaissance, vornehm und Nase, der die Müsse seines Lebensabends mit Würde im Hofbräuhaus
behaglich zugleich," rühmt sachverständig der Fremde beim Anblick des geniesst, die hübsche kleine Ladnerin, der die Würstl das Mittagsessen
von kräftigen Rundbogen getragenen, in breiten hellfenstrigen Erkern aus- ersetzen müssen, das Fräulein aus guter Familie, das anscheinend neu-
ladenden, schön und reichgegiebelten Hauses. „Ja," stimmt der Münchner, gierds-, thatsächlich aber sparsamkeitshalbcr sich hierher gewagt — alle
der jedes seiner Stadt gezollte Lob als persönliche Schmeichelei empfindet, sind sie belustigt durch den harmlosen Scherz und warten geduldig, bis
eifrig bei. „Dös haben's brav gemacht, der Heilmann und Littmann. die Reihe an sie kömmt. „Die warme Küche hier und die kalte daneben
's Bauen verstehn's dö zwoa, an Styl, wie er sich gehört, und fix und versorgen das ganze Haus" erklärt Huber. „Nöt wenig, wenn Sie denken,
praktisch - - da giebt's nix zweites. Hat eahna aber a der Staat den dass die eine von den Bierhallen 366 und die andere 353, der Festsaal
ganzen Bau überwiesen, und fertig san's worden in 327 Arbeitstag, ohne droben aber 735 Quadratmeter misst, das Bräustübl im Parterre mit 56
dass nur eine Stund' der Betrieb in der Wirtschaft still gestanden is. Dös und die Trink- und Gesellschaftsstuben gar nöt gerechnet. Und im Garten
hoasst was. Denn's Hofbräuhaus ist das grösste Wirtshaus, das existiert. fehlt sich besonders zur Bockzeit auch nix. Sie haben's gut 'troffen, dass
Hundert Hektoliter am Tag, dös is grad' a Spass, und oft viel mehr. Und Sie grad in die „Maikur" 'neinkommen". — „Schauens," lacht Huber, mit
dö Würst', nöt zum zählen, grad' wie d' Stern am Himmel". dem Fremden durch die Arkaden in den mit Kastanienbäumen bepflanzten
Mittlerweile sind die Beiden in die unteren Bicrhallcn eingetreten. Garten einbiegend, „was ein rechter Münchner ist, kuriert sich im Mai
Zwischen den überfüllten Tischen drängen sich im Gewühle der ab- und mit a paar Halbe Bock alle Tag in der Fruah von jeder Krankheit und
zuströmenden Menge die Kellnerinnen, stramme Gestalten mit erhitzten voll- Gebrest. Die Doktor haben den besten Glauben an dö Kur und machen's
wangigen Gesichtern, energisch durch und halten mit Armen und Händen fleissig selber mit. Da schwenkt man sich am Brunnenlöwen sein Krug
11 bis 13 volle Maasskrüge umklammert, die sie im Lauf mit freundlichem sauber aus, holt sich seinen frischen Trunk und is froh, wenn man Platz
Wort da und dort verteilen. „Dö mit dem Merkerl (Zeichen zum Wieder- find't zu einem Stehmaassl neben an Bierpanzen. Alles vertragt sich
erkennen des Krugs) is dö Eahna (Ihrige) Herr Meyer, und dö mit dem hübsch freundli mit anander und man ruckt halt gmüatlich zamm (zu-
Zetterl dem gschnäckelten (gelockten) Herrn in der Eck' die Sei (seinige). sammen), damit der Nachbar a sein Krug niederstellen kann, ob dös a
Glei kriegen's a sauere Hax'n und Sie haben a gespickt's Herz, woass Packträger, a Salzstössler, a Kutscher, a Maurer oder a Rat vom Ministeri,
schon", tönt es laut aus dem allgemeinen Gesumm und Geklirr. a Oberstleutnant und sonst a „Gwappelter" (gesellschaftlich ausgezeichnete
Mit innerer Genugthuung lootst Herr Huber seinen „Besuch" nach Persönlichkeit) is - - danach fragt neamd (niemand), 's Hofbräuhaus is
der Küche und macht vor dem Speiseabgabefenster Halt. Da wogt in für alle da, 's schmeckt oan so gut wie dem andern, und warum sollt
heiterer Begehrlichkeit eine Schaar von Männern und Frauen hin und man's anand' nöt vergunna." Die Cenzi mit ihrer Kruglast eilt vorüber,
her, denen die „Büffetdame", die „mehr als ihres Lebens Hälft' dem Lachend packt Huber sie am Arm, nimmt ihr zwei schäumende „Maass"

XIV. 15. II.
 
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