Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0524
DOI Heft:
21. Heft
DOI Artikel:Braun, Alex: Heinrich Vogl
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Kammersänger Heinrich Vogl mit seinen Preisochsen.
einrich
[Nachdruck verboten.]
|er Vogl" heisst in der Musikwelt der Wagnertenor par excellence, der „Deixl" (wie im Volksmund der Höllenfürst heisst) gewünscht haben mag. So inter-
nach Schnorr von Carolsfelds vorzeitigem Tode „Tristan" durch eine voll- essant der Boden der bayerischen Hochebene für den Geologen ist, so unerspriess-
kräftige Verkörperung dauerndes Heimatrecht auf der deutschen Bühne erwarb, lieh erweist sich das von einer handhohen Humusschicht bedeckte, altem Gletscher-
der als erster Loge, als mustergültiger Siegmund und Siegfried den Ruhm der gebiet entstammende Kiesgerölle dem Oekonomen. Da war es denn ein besonders
herrlichen Nibelungentetralogie durch ganz Europa von der Newa bis zur Themse von den bäuerlichen Nachbarn stets beneidetes Glück, dass, wenn der Landwirt
und nach Amerika getragen. „Unser Vogl" nennt ihn mit Heimatstolz und Vogl einmal „a bissl steckte", der Sänger durch eine Gastspielreise nach Peters-
mit Wehmut nun das Münchener Theaterpublikum, dessen gefeierter Liebling bürg oder New-York ihn im Nu wieder herausreissen konnte. Und wie? „Thust
er gewesen, seit er 1865 als Max im Freischütz „gute Zeichen" mitgebracht, bis halt a paar Juchezer mehra auf d' Nacht im Theater, dann hast dö zwoa Karlin
er wenige Tage vor seinem am 21. April 1900 erfolgten Tode in bangem wieder herin," meinte der Metzger, der mit dem noch in ländlicher Morgentoilette,
Ahnen als Canio trüb verzagend „Die Komödie ist aus" gesungen. „Der Vogl kurzem grauen Janker über dem Hemd und rosengestickten Straminschuhen den
Heinrich" aber, sagt man rechts der Isar, wo er in der Vorstadt Au geboren, Mastochsen tätschelnden Feuergott Loge feilschte. In derselben bequemen
um den zu einem grossen Sänger emporgestiegenen einstigen Hausmeisterssohn Kleidung ritt der Gutsherr und Heldentenor über Feld, band das Ross wohl
und Elementarlehrer von den übrigen Mitgliedern der Familie zu unterscheiden, auch rasch an einen Baum, um selbst beim „Einführen" des Heus oder Habers
die das bürgerliche Wirtsgewerbe oder Oekonomie betreiben. Die Lust zum Hand anzulegen oder dem „Buam" zu zeigen, wie er den Mist „hübsch gleich-
Singen wie die Freude an der Landwirtschaft ist den Voglschen allen angeboren. mässig strän (streuen)" sollte. Er betrachtete die Natur mit dem Auge des
Während der Bruder des Tenor, als ehr- jui'. — _____ Oekonomen. Als ein in den bildenden
& ^ ^ 1867 1 _■ ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^f^^ j ir * 1
Das Forsthaus im Kadettenhain bei Kiel.
Amateur - Aufnahme von L. Schulze,
XIV. 21. IV.
Kammersänger Heinrich Vogl mit seinen Preisochsen.
einrich
[Nachdruck verboten.]
|er Vogl" heisst in der Musikwelt der Wagnertenor par excellence, der „Deixl" (wie im Volksmund der Höllenfürst heisst) gewünscht haben mag. So inter-
nach Schnorr von Carolsfelds vorzeitigem Tode „Tristan" durch eine voll- essant der Boden der bayerischen Hochebene für den Geologen ist, so unerspriess-
kräftige Verkörperung dauerndes Heimatrecht auf der deutschen Bühne erwarb, lieh erweist sich das von einer handhohen Humusschicht bedeckte, altem Gletscher-
der als erster Loge, als mustergültiger Siegmund und Siegfried den Ruhm der gebiet entstammende Kiesgerölle dem Oekonomen. Da war es denn ein besonders
herrlichen Nibelungentetralogie durch ganz Europa von der Newa bis zur Themse von den bäuerlichen Nachbarn stets beneidetes Glück, dass, wenn der Landwirt
und nach Amerika getragen. „Unser Vogl" nennt ihn mit Heimatstolz und Vogl einmal „a bissl steckte", der Sänger durch eine Gastspielreise nach Peters-
mit Wehmut nun das Münchener Theaterpublikum, dessen gefeierter Liebling bürg oder New-York ihn im Nu wieder herausreissen konnte. Und wie? „Thust
er gewesen, seit er 1865 als Max im Freischütz „gute Zeichen" mitgebracht, bis halt a paar Juchezer mehra auf d' Nacht im Theater, dann hast dö zwoa Karlin
er wenige Tage vor seinem am 21. April 1900 erfolgten Tode in bangem wieder herin," meinte der Metzger, der mit dem noch in ländlicher Morgentoilette,
Ahnen als Canio trüb verzagend „Die Komödie ist aus" gesungen. „Der Vogl kurzem grauen Janker über dem Hemd und rosengestickten Straminschuhen den
Heinrich" aber, sagt man rechts der Isar, wo er in der Vorstadt Au geboren, Mastochsen tätschelnden Feuergott Loge feilschte. In derselben bequemen
um den zu einem grossen Sänger emporgestiegenen einstigen Hausmeisterssohn Kleidung ritt der Gutsherr und Heldentenor über Feld, band das Ross wohl
und Elementarlehrer von den übrigen Mitgliedern der Familie zu unterscheiden, auch rasch an einen Baum, um selbst beim „Einführen" des Heus oder Habers
die das bürgerliche Wirtsgewerbe oder Oekonomie betreiben. Die Lust zum Hand anzulegen oder dem „Buam" zu zeigen, wie er den Mist „hübsch gleich-
Singen wie die Freude an der Landwirtschaft ist den Voglschen allen angeboren. mässig strän (streuen)" sollte. Er betrachtete die Natur mit dem Auge des
Während der Bruder des Tenor, als ehr- jui'. — _____ Oekonomen. Als ein in den bildenden
& ^ ^ 1867 1 _■ ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^f^^ j ir * 1
Das Forsthaus im Kadettenhain bei Kiel.
Amateur - Aufnahme von L. Schulze,
XIV. 21. IV.