Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift (14.1900)

G. F. Watts: Die Kindheit Jupiters.

Verlag von Fcrd. Ilollyer, Kensington.

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Von Jarno Jessen.

---- [Nachdruck verboten.]

nnerhalb des Kunstschaffens der Gegenwart ragt das Werk George die grüblerische Versonnenheit der Präraphaeliten überragt er durch die Un-

Frederick Watts' in einsamer Höhe. Es ist das Dokument einer Seele, gebundenheit und Kühnheit seiner Gestaltenwelt. Finden wir auch in ihm

die Beharrungskraft für ihre Eigenart bewies. Solche Individualitäten zuweilen die lethargische Schwere, die sich in dem Werk Rossettis, Burne

sind in der Kunstgeschichte vereinzelte Erscheinungen, ihr Wert erhöht sich mit Jones und Leightons so häufig charakterisiert, so lebt andererseits ein über-

ihrer Seltenheit. Es ist der Ruhm Englands, einen der grössten Gedankenmaler starkes Temperament in den Gebilden Watts, ein michelangeleskes Wollen,

des Jahrhunderts hervorgebracht zu haben. Abseits von der grossen Heerstrasse, das grade seinem Schaffen den Wesensstempel aufprägt. Neben eine Psyche,

doch den Puls der Zeit gespannt belauschend, folgt der Altmeister der englischen eine Euridice, die sich schwankend, wie mit gebundenen Füssen zu halten

Malerei einzig dem Diktat seines Inneren. Mit den gewaltigen Bekenntnissen scheinen, stellt sich ein Satan, ein Noah in der vollen Wucht der Gewaltigen

seines Pinsels schreibt er der Mitwelt ein ethisches Gesetzbuch, dessen Auf- dieser Erde. Wie der Meister unbeirrt eine eingeborene Mission durch den Inhalt

schrift Liebe und Frieden lautet, und dessen Inhalt seiner Kunst zum Ausdruck brachte, hat er sich
von allem menschlichen Irren und Streben kündet. jHHHHjHJHHHHHnHHHHHJHHHJHHf formal auch eine ganz persönliche Mitteilungsform

Unter dem Symbol der Vergänglichkeit alles Irdischen 1 . ':• .....s/., m mmmn h- .■]■' m- -.erneu Rüden: „;

hat der Preiund achtzigjährige seit fast drei Mensehen- 1 . ' ■ - 1 ' : •. uaum.chc (dumm ,'. ■ m i Em mmzuhi i-: : Sp-
altern das Wandelbild des Lebens an sich vorüber- BBBBWBHJHn^HT^ ^VHHhHUIHB pera ausgeführt. Er malt trockene Farben auf hellen
ziehen sehen. Er hat mit keinen Jenseitsglorien ge- *||HHHmWHbH1H^^ HJHHJHJHHHJ| Grund und setzt Strich für Strich wie beim Pastell

tröstet, er verweist auf (las irdische Paradies, wenn , , ■ 1 Sf.'h-'i m- "memummr. Er kann ,-hch d hm i mvi-mm.....

der Mensel: die Kraft besitzt, hilfreich um! ehe1 z:i *W i i lljMB^flMffl keit der Methode nicht genug thun. Daher kommt

sein. Watts, ein Geistesverwandter der I'riirapluiHitois, | jkJBhHiH^^HHE (''e Vorliebe Watts, seine Schöpfungen um sich ver-

ist als Mitglied keiner Schule zu nennen und hat -gVH^^^^^^H sammelt zu erhalten, da er beständig an ihnen zu

keine Nachfolger gefunden. Die isolierte Siedlung ■ . s - i l'e!>! Ei rmgl den Lienmm:- ,. -

sdner Kunst ist das Resultat seiner aussergewöhn I . mcrkm-lm-hi i idimiEmnossem des \.. «

liehen Individualität. Kr ist ein Gemisch mm Momhm, ' iHHIHHHHHHhI Satz zusammenfasste: „Je mehr vollendete Ausfüh-

Dichter und Prophet und vor allem von dem Sirclicn 1 fy • • v ■'mm. je mehr Wahrln-il."

beseelt, erzieherisch zu wirken. I In England wird der Name Watts von allen
Die Fonnensprarhc, eieren sich Warn zun: Au-- HH Klassen des Volkes mit ehrfurchtsvoller Liebe aus-
druck seiner Seclcngebilde bedient, ha! er sieh gleicher- HBB gesprochen. Jeder Zunftantagonismus verstummt bei
weise aus den Phidias-Skuipturen hes Imum-chmn HJH seiner Nennung. Zweimal hat die Königin ihm den
Museums, aus Leonard" da Vinci und Tizian Hü Adel angeboten; aber in der LJeberzeugung, dass
•der ihn umgebenden Welt der Heimatgenossen zu- H/fl • HB ein echtes Künstlertum das höchste Ehrendiplom be-
sammengetragen. Während um ihn her die Zunft- H deutet, hat der greise Meister zweimal diese Aus-
freunde den Kult der Florentiner Primitiven trieben, f^BESH :: - Zeichnung abgelehnt. Trotz der Gedankenprobleme,
teilte er mit ihnen wohl den Zug zu seelischer fiH ..... • HH die er in jedem seiner Werke zu stellen liebt, ge-
Vertiefung-, doch das Uebermenschentum der Hoch- HHHHHHHHHHHttHH niesst er in seiner Heimat eine enorme Popularität,
renaissance entsprach der Stärke seiner Empfin- HJ Er hat es verschmäht, für das Gold der Besitzenden
dungsweit besser. So häufig auch ein lyrischer HJ H zu malen, er hat sein Können vor allem hochherzig
Stimmungszauber über sein Werk gebreitet liegt, er HJ H in den Dienst der Philantropie gestellt. Auf den
ist vor allem der Dramatiker. Die Sinnenschwüle, HHHHHHHHHHHHHHH Armenfriedhof, in das Kirchlein des Proletarierviertels

G. F. Watts. Nach seinem Selbstporträt.