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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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26. Heft
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Geißler, Max: Nymphen: zu den beiden Bildern von E. Veith
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Alfred Nossigs Skulpturen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0632

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422

MODERNE KUNST.

ausdrückt, was sein Name bedeutet. Nicht weniger eindrucksvoll ge-
staltete er jene Skulpturen, welche in poetischer Weise einen idealen
jugendlichen Frauentypus, wie ihn unser anmutiges Profilbildnis zeigt,
und die nicht minder liebliche Blumenfee, verkörpern.

Dr. Nossigs besondere Begabung scheint auf das Gebiet des Porträts
hinzuweisen; unter seinen zahlreichen, meist bekannte, hervorragende
Persönlichkeiten darstellende Medaillons, von denen wir dasjenige bringen,
welches Max Nordaus energisches Profil zeigt, finden sich verschiedene
Bildnisse, die durch feine Charakteristik hervorragen. Der ihm eng
befreundete Tonkünstler Paderewski hat Nossig des öfteren gesessen,
seinen geistig belebten, von üppigem Haar umwallten Kopf hat
Dr. Nossig als Relief und als Büste mit stets gleicher liebevoller Ver-
tiefung in die Eigenart seines genialen Landsmannes wiedergegeben.
Während jener Sitzungen fassten beide den Plan, gemeinsam eine Oper
zu schaffen. Und das Projekt wurde zur Wirklichkeit.

Nossig lieferte das Libretto, Paderewski komponierte — die Oper

ist vollendet und was mehr bedeutet: zur Aufführung angenommen.
Idealmaske. Portratmaske. .

_ . „ . _ ,.' ,. , ^ . , „ r ^ In Dresden wird sie zum ersten Mal in nächster Zeit über die Bretter

Dr. A. Nossig: lotenmasken der Kaiserin Lhsabetn von Oesterreich. Genf Sept. 1898.

gehen und an ihrem Teil ein neues Zeugnis ablegen von der Viel-
„Ringers" keinen wegmüden Greis, keinen kraftstrotzenden Mann, sondern seitigkeit des schaffensfreudigen Dr. Alfred Nossig, dessen Begabung ein selten
jede dieser Skulpturen ist ein Typus, der mit fesselnder Innerlichkeit das vorkommender, universeller Zug eigen ist. H. V.

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ax Koner f. Jedes kunstberufene Volk giebt dem Stoff ein ihm eigentüm- Frauenmaler. Koner
liches Gepräge. In der sachlichen Strenge und Zuverlässigkeit Menzels offen- schien in Berliner Ge-
bart sich der Geist des Preussentums. Die deutsche Kunst hat durch Max Koners sellschaftskreisen be-
Tod den Typus eines Preussen in der Porträtmalerei verloren. Der kaum stimmt, die führende
46 jährige hinterlässt in seinem Werk eine Ueberschau der durch Geist, Schön- Rolle zu übernehmen,
heit oder Geburtshöhe hervorragenden Zeitgenossen. Seine Eigenart lag nicht wie solche einst der
in einer geistreichen Erhöhung des Individuellen, wie es Lenbach liebt, nicht in tapfere Schweizer Rea-
Herkomers schlichter, ruhevoller und doch gehobener Art. Max Koner suchte list Anton Graff, spä-
den Menschen naturgetreu festzuhalten. Er erstrebte, ihn in allen seinen Teilen ter E. Magnus und
gewissenhaft wiederzugeben. Kein originelles Betonen eines einzelnen Zuges G. Richter inne hatten,
trat hervor, keine persönlich romantische Neigung. Fern lag ihm der geniale Sein Pinsel schuf vor-
Leitsatz Tintorettos, sein künstlerischer Kanon lautete: „Jeder auf eigene Art, zügliche Bilder Her-
nach bester Kraft, nur anständige und ehrliche Arbeit". Ihm hatte auf seiner bert Bismarcks, des
kurzen Laufbahn das Glück das Geleite gegeben. In einem hochgebildeten Eltern- Fürsten und der Für-
hause wurden seine künstlerischen Fähigkeiten sorgsam entwickelt. Der Besuch stin Solms, der Fürstin
der Berliner Akademie und längere Studienreisen durch Frankreich, Holland, Pless, Adolf von M'en-
und Italien reiften sein Können. Er zeigte sich schon in seinen Erstlingsarbeiten zels, Andreas Achen-
als ein Fertiger. Diese Thatsache und die günstigen Familienbeziehungen seines bachs, Siemens', Cur-
Vaters, eines Geheimen Regierungsrats in der Universitäts-Bibliothek, halfen ihm tius'. Die jetzige Grosse
zu schneller Carriere in den Kreisen, denen es vergönnt ist, Kunstförderer zu Berliner Kunstausstel-
sein. Die erste Bedingung eines guten Porträtisten, sprechende Aehnlichkeit zu lung zeigt sein schönes
treffen, erfüllte er mit Leichtigkeit. Er äusserte sich in breitem Vortrag und Talent ganz besonders Kapelle am Starnbergersee. Zur Erinnerung an König Ludwig II.

verstand sich auch auf ,. ........... glanzvoll entfaltet in dem Porträt der Schwester Bismarcks, der Frau

ein geschmackvolles, nie- von Arnim-Kröcheindorf. Hier ist in der Durcharbeitung des feinen,
mals aufdringliches Dekor [ klugen Matronenkopfes, wie der nervösen Hände, des Stofflichen und
und vornehmes Kolorit. j . <&^aä£te- Koloristischen eine ebenso geistreiche als gewählte Leistung geglückt.
So leuchtete ihm auch .-.--aaiälH^^Ht \ Max Koner erfreute sich als Mann und als Künstler warmer Sympathieen.
die Sonne der Majestät, Er war ein gerader und guter Mensch. Ihn beengte kein Parteistand-
und zu seinen interessan- \ punkt, und so vermochte er als geschickter Leiter der Grossen Berliner
testen Leistungen zählen j Kunstausstellung auch für die Sezessionisten aufrichtige Anerkennung
die Porträts Kaiser Wil- j zu empfinden. In des Meisters Atelier bleibt unvollendet ein interessantes
heims II. Auf einem * J Bildnis Reinhold Begas, das im Auftrage des Kaisers gefertigt werden
dieser Bilder, das ihm füMlb H i \ sollte. Seit 1892 wirkte Koner als vortrefflicher Lehrer an der Berliner
kurz vor seinem Hin- ' ß^^^^m Akademie. Die grosse und kleine goldene Medaille hat er vor Paris auch
scheiden noch die grosse in Berlin, Wien und Chicago erworben. Aus vollendetem Eheglück mit
goldene Medaille der " Jp iUt der gleichstrebenden Gattin und Kollegin, aus frohem Schaffen ist er
Pariser Weltausstellung -4Pk' ' :-'Ji^Km v"" ''' 1 ""' v°l'Desetzten Tafel des Lebens abberufen worden. Die
eintrug, gelang ihm die |§ ^Btttei • '""f^: Berliner Kunst hat keinen Bahnbrecher, aber ein gutes Talent in ihm
Wiedergabe einer geisti- i B verloren. Wenn manche seiner letzten Schöpfungen gewisse technische
gen Potenz mit geradezu Ansprüche nicht ganz befriedigen, so beweist sich vielleicht auch an
bannender Charakteristik. Max Koners Lebenslauf das weise Wort Hesiods: Die Hälfte ist mehr
Seinen bahnbrechenden als das Ganze. ... • Jarno Jessen.
Erfolg erzielte er mit eini-
gen fesselnden Damen- Die in schönen und kraftvollen romantischen Formen erbaute Kapelle
bildnissen und dem Por- j zum Gedächtnis für König Ludwig II. von Bayern macht einen
trat des Ministers Miquel. wahrhaft erhebenden Eindruck, der durch die sie umgebende herrliche
Seiner lichtblonden, an- j Natur noch erhöht wird. Sie wurde am Todestage des Königs, am
mutigen Schülerin Sophie 13. Juni, im Beisein des Prinzregenten Luitpold feierlichst eingeweiht.
Schäffer, der späteren be- Der die Rede haltende Propst sagte zum Schluss: „Diese Gedächtnis-
glückenden und beglück- kirche wird, so lange sie steht, das Andenken an den verewigten König
ten Gattin dankt er einen j Ludwig den Zweiten in der segensvollsten Weise mit den Mitteln unserer

entscheidenden Sieg als -------— ------------ ~"J---"—-----1 heiligen Religion erhalten. Alle die heiligen Akte und frommen Gebete

Max Koner.
 
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