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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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3. Heft
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Misch, Robert: Der Adelsmensch, [2]: Roman
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0039

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Der üdelsmenscl).

Roman von Robert Misch.

[Fortsetzung.] -—-- [Nachdruck verboten.]

fer Assessor stürzte auf einen hageren „jawohl — ich habe auch meine Clique, wie die da draussen!" Er

jungen Mann los, welcher soeben, eine deutete nach dem Ballsaal hinaus, aus dem verlorene Walzerklänge her-

Cigarre im Munde, die er hier verstohlen rau- über tönten. „Mein Einfluss kann Sie hineinbringen oder Ihnen die Pforten

chen wollte, ahnungslos die Glasthür öffnete. versperren. Also Dienst gegen Dienst! — Was ist das für 'ne alberne

„'n Abend, Herr Provisor . . . habe Sie Verschwörung gegen meine Schwester?"

ja noch gar nicht begrüsst!" Der Provisor rückte unruhig auf seinem Stuhle hin und her. Man

Der Angerufene zuckte erschrocken zu- konnte ihm vom Gesicht ablesen, wie unangenehm ihm diese offene1, so

sammen und wollte sich mit kurzem Gruss plötzlich gestellte Frage kam.

wieder entfernen. Aber der Assessor schleppte ,,Ich — ich weiss wirklich nicht, was Sie meinen."

ihn mitleidslos, mit sanfter Gewalt ins Zimmer und stellte ihm »Nee, lieber Freund," sagte der Assessor gemütlich und legte ihm die

Rohde vor, so dass der Apotheker sich nicht, ohne direkt un- Hand aufs Knie. — „Versteck spielen lasse ich nicht mit mir. An der

( höflich zu sein, sofort zurückziehen konnte. Nasenspitze sehe ich Ihnen an, dass Sie was wissen. Ich ahne auch

„Nä, setzen wir uns ein bischen . . . plaudern wir gemüt- schon, wer dahinter steckt. Also heraus mit Ihrer Wissenschaft!"

lieh!" meinte der Assessor nach den ersten konventionellen Be- „Mein Gott, ja — ich habe etwas gehört — wie man so reden hört,

grüssungsworten. . Ich weiss natürlich nicht, ob's wahr ist" . . .

Man sah dem jungen Manne an, wie unangenehm ihm die „Sagen Sie nur, was Sie wissen!"

Einladung war, der er nur zögernd Folge leistete. „Aber das ist alles so unbestimmt" . .

„Haben Sie denn schon ordentlich das Tanzbein geschwungen »Na, dann sagen Sie das Unbestimmte! Reden müssen Sic ... da

Provisor?" hilft Ihnen kein Gott," beharrtc der Assessor.

„Ach nein, ich tanze nicht . . . höchstens einen Pflichttanz mit „Das könnte mich aber in Teufels Küche bringen . . . ich will mir

meiner Chefin." meinen Mund nicht verbrennen."

So, so — na, dann versäumen Sie ja auch nichts da drinnen." >>Na, sehen Sie, Doktor — da haben Sie unsere kleinen Städte! Einer

„Hm . . . doch! — Entschuldigen Sie, wenn ich bald wieder gehe. fürchtet sich vor dem anderen, einer schiebt's auf den anderen — keiner

Ich habe mich als dritter Mann zu einer Partie versprochen ... sie warten will's gewesen sein."

wohl schon auf mich." >PeT Herr Provisor wird's Ihnen schon sagen," meinte der Fabrikant,

„Hören Sie mal, lieber Herr Wandelt," sagte der Assessor scharf — indem er dem Apotheker freundlich zunickte. — „Er weiss ja, dass Sie

„Sie wollen doch Kasinomitglied werden?" ein Recht zu der Frage haben. Und berufen werden Sie sich auch nicht

„Ja, allerdings — da ich längere Zeit in Klützow bleiben will. Sie auf ihn, nicht wahr?"

werden mir doch Ihre Stimme geben?" „Sicher nicht — Ehrenwort!"

„Das kommt darauf an." • Der andere zögerte noch immer.

„Wie meinen Sie das?" Aergerlich rief Walker: „Schön! Wenn Sie nicht reden, sollen Sie

„Sprechen wir mal offen mit einander! Ich weiss, dass Ihnen viel auch nicht ins Kasino."

daran liegt.. Und Sie wissen, dass ich Einfluss habe. Hier im Kasino hat, Der Apotheker zuckte zusammen.

was die Wahl betrifft, nicht die grüne Tänzerjugend, hier haben wir „Aber verraten Sie um Gotteswillen nicht, dass Sie's von mir wissen!"

anderen die Vorhand." stammelte er ängstlich. — „Es besteht in der That eine Verabredung, Ihr

„Mein Gott, ja — ich weiss. Sie und die anderen Flerren vom Ge- Fräulein Schwester nicht zu engagieren, sie überhaupt bei jeder Gelegen-

richt und der Doktor und der Bürgermeister und noch einige Herren heit zu schneiden."

vom Lande haben das Prae." „Diese Halunken!" murmelte Rohde vor sich hin. „Und weshalb?"
 
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