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Franz Jauner.
Q
jtranz Jauner, Direktor schläfst, aber lass dir nicht einfallen, zu schnarchen!" — mit welchen Worten
Cty des Wiener Carltheaters, der Herr Lehrer natürlich grösste Heiterkeit hervorrief,
der wie kaum ein anderer * ... *
Mann der Bühne, Glück und Das Ratssilber der Stadt Köln hat vor einiger Zeit wieder eine Be-
Leid des Schauspielerlebens reicherung durch ein prächtiges, monumental gehaltenes Tintenfass erhalten,
kennen gelernt hatte, ist vor ein originelles Kunstwerk des Kölner Goldschmiedes Aloys Kreiten. Zwei
einiger Zeit durch Selbstmord knieende Engelgestalten in reicher Gewandung, die auf einer von vier Krystall-
aus dem Leben geschieden. kugeln getragenen silbernen Platte in Vierpassform ruhen, tragen zwischen sich
Am 14. November 1834 in Wien ein Gefäss aus orientalischem Bergkrystall, das von reichem Rankenwerk um-
geboren, wendete er sich zeitig geben ist, aus dem sich eine Löwenfiguration herausbildet. In dem Krystall
dem schauspielerischen Beruf befindet sich ein silberner Eimer mit Bügelgriff. Der in Buckeln getriebene
zu und trat nach kurzen Lehr- Deckel wird von einem Turnierhelm mit Wappenhut und emailliertem Pfauen-
und Wanderjahren als kaum wedel überragt. Die Engelgestalten sind dem alten Kölner Wahrzeichen an der
Zwanzigjähriger in die vor- Rathauskapelle nachgebildet und in Haltung und Gewandung sehr schön gelungen,
nehme Künstlergarde ein, die Das Krystallgefäss ist ein Geschenk des Herrn Beigeordneten Thewalt in Köln.
Laube im Burgtheater um - ;!.
sich gesammelt. Als ihm hier Der Münchener Dienstbotenball. Im Deutschen Theater, dessen
kein geeignetesThätigkeitsfeld Rokokoarchitektur einem Ballfest den denkbar heitersten Rahmen gewährt, hat
wurde, verlegte er sein Wirken
nach Deutschland, wo ihm als
Gastspielpartner der alten Mama Haizinger und ihrer schönen Tochter Louise
Neumann freundlicher Empfang geworden war. Mainz, Hamburg und Dresden
■sind die Stationen seiner Laufbahn. Da kam der Lockruf aus der Heimat, Ascher
berief Jauner an das Carltheater, gab seine Rollen und bald auch das Direktions-
-seepter an ihn ab. Seine künstlerischen und materiellen Triumphe machten die
Hofkreise airf ihn aufmerksam; er wurde an die Spitze der Hofoper gestellt, die
er rasch zu einer allerersten Bühne emporhob. Sein höchstes Verdienst ist die
Eroberung Richard Wagners, der wegen einer Honorarangelegenheit geschmollt
hatte, und den Jauner zu überreden wusste, der Wiener Hofoper die Priorität
der „Walküre" und der ganzen Nibelungen-Tetralogie zu überlassen. Die Wieder-
einführung einer Oberbehörde, der Intendanz, veranlasste ihn, so energisch um
-seine Entlassung anzusuchen, dass sie ihm bewilligt werden musste. Mit einem
hohen Orden und dem Adelstande belohnt, zog er sich im Jahre 1880 ins Privat-
leben zurück. Rasthalten konnte er aber nicht lange. Er übernahm das Ring-
theater unseligen Andenkens und stellte Friedrich Mitterwurzer an seine Seite.
Die Herrlichkeit währte nur einige Wochen, die verheissungsvoll waren; das
plötzliche Ende war Schrecken und Grauen; der grosse Brand, der Hunderte
mordete, vernichtete fast das ganze Vermögen Jauners. Nach Jahren der Zurück-
gezogenheit näherte er sich als stiller Genosse der Direktrice der Wiedener
Operettenbühne dem Theater wieder, zeigte seine Regiekunst unverblasst und
seinen Finderblick ungeschwächt; hier führte er Auguste Wilbrandt-Baudius ins
Theaterleben zurück und entdeckte er Adele Sandrock. Nach kurzem Wirken
an der Seite Pollinis in Hamburg übernahm er wieder die Stätte seiner ersten
grossen Erfolge, das Carltheater, aber diesmal stand ihm das Glück nicht zur
Seite. Er brachte es nicht fertig, das aus der Mode gekommene Schauspiel-
haus wieder beliebt zu machen, und diese vergebliche Liebesmüh, der er
alle seine materiellen Mittel und seine Gesundheit geopfert hatte, vergällte
ihm das Leben. H. G.
Den vielgenannten englischen Kolonial-
minister Mr. Chamberlain als Sonn- ■ _. , , „ _. _ , , .
^VtJfci,. Vom JVluncnener Dienstbotenball: Die Doktorbäucnn und ihr Hausknecht Hansei
tagsschullehrer zu sehen, ist sicher ein JlBVji (Plof- Oberer) kurieren das Stubenmadel.
Seltsamer Anblick. Und doch entspricht ^jff» * ■F*» Original-Aufnahme des kgUbavr. Ilolphotoyrnphcn Ad. I taumann, Manchen
unsere vorstehende Abbildung durchaus ' UäJjäJF Jk^ der „Pensionsverein deutscher Journalisten und Schriftsteller" im
der Wahrheit. Mr. Chamberlain war von ^KiÄfflPP^^Äfe?^P™^ Verein mit der Deutschen Bühnengenossenschaft einen Dienstbotenball
1866 bis 1868 Lehrer an einer Sonntags- ■flHyfc^^HHkjtg«''' vc ranstaltet, der einen Höhepunkt des an grossartigen öffentlichen Bällen so
.•liiil<- in l'.iriiiiiiaii.im K«. wini .•iv.ih'.i. d;>- reichen Münchener Karnevals bildete. Prinz Ludwig, sowie sämtliche übrige
Chamberlain ein sehr origineller Lehrer ffHBi^iltnlKi^^ÜBWBM Prinzen des königlichen Hauses wohnten dein Feste bei, die Aristokratie
gewesen sei. Er erschien stets in seinem Hj der Geburt, des Geistes und des Geldes war aufs zahlreichste vertreten, denn
Schulzimmer angethan mit einem höchst ^ffl^HBHp' ' es galt nicht nur ein zwanglos fröhliches Faschingstreiben zu sehen, sondern
eleganten schwarzen Rock, mit dem Zylinder auch künstlerisch bedeutsame Darbietungen zu geniessen. Von ersten Kräften
auf dem Kopfe und dem Monocle im Ge- der Hofbühne, den Kammersängern Dr. Walter und Knote, der graziösen
sichte; und in der Hand trug er stets einen ■ Soubrette Frl. Schoff und der schönsten jüngsten Primadonna Frl. Koboth
Regenschirm. Englische Blätter erzählen m^HXBm$ wurde Offenbachs übermütige „Galathee" zur Aufführung gebracht. Hof-
manche kleine Anekdote aus dem Lehrer- B kapellmeister Stavenhagen im Gewände eines Kochs dirigierte das in der
leben des jetzigen Kolonialministers. Ein l9Hp»|f'<$f ,B Montur Münchener Packträger erschienene Orchester. Einer, den man wohl mit
derartiges York<>mmni> veran>chniihc!n die Fug und Recht den Grossmeister deutschen Humors nennen darf, Oberländer,
nebenstehende Abbildung. l'luinilMTlain . sOBKä)' Et übte in seiner schlichten, aber unvergleichlich originellen Art die zündendste
sah, wie einer seiner Schüler, dessen Inter- SllBBBHPfe^'Wirkung. Er war als Hausknecht gekommen und half einer niederbayerischen
esse für den Unterrichtsstoff zu erregen "WM 'WrWSSFffi ü 1 Doktorbäuerin, die mit Pillen und Elixieren kurierte, weil „'s Wasser schon vom
alle Beredtsamkeit des Lehrers vergeblich ^-™^r I * I Pfarrer Kneipp und dö andern Doktor alles weggeschnappt is", ihre Medizin-
verschwendet wurde, im Begriff war, sanft t;i: rlM-n inigen, und wenn, wie auf unserem Bilde, ein extrasaubers Dirndl
einzuschlafen Chamberlain hob drohend V "■' ' kuriert werden sollte, war er auch mit einem guten Rat bei der Hand. Wie-
seinen Regenschirm und rief: „Gute Nacht, ./^PSr' viel er zu dem klingenden Erfolge des gelungenen Abends, das den beiden
Hans, icli habe nichts dagegen, wenn du 1-lSS.—l W-£ü Alterskassen einen Gesamtreinertrag von 11 C00 Mark einbrachte, beigetragen, sei
Frau Gutheil-Schoder als
BClaudia" in Genesius.
Franz Jauner.
Q
jtranz Jauner, Direktor schläfst, aber lass dir nicht einfallen, zu schnarchen!" — mit welchen Worten
Cty des Wiener Carltheaters, der Herr Lehrer natürlich grösste Heiterkeit hervorrief,
der wie kaum ein anderer * ... *
Mann der Bühne, Glück und Das Ratssilber der Stadt Köln hat vor einiger Zeit wieder eine Be-
Leid des Schauspielerlebens reicherung durch ein prächtiges, monumental gehaltenes Tintenfass erhalten,
kennen gelernt hatte, ist vor ein originelles Kunstwerk des Kölner Goldschmiedes Aloys Kreiten. Zwei
einiger Zeit durch Selbstmord knieende Engelgestalten in reicher Gewandung, die auf einer von vier Krystall-
aus dem Leben geschieden. kugeln getragenen silbernen Platte in Vierpassform ruhen, tragen zwischen sich
Am 14. November 1834 in Wien ein Gefäss aus orientalischem Bergkrystall, das von reichem Rankenwerk um-
geboren, wendete er sich zeitig geben ist, aus dem sich eine Löwenfiguration herausbildet. In dem Krystall
dem schauspielerischen Beruf befindet sich ein silberner Eimer mit Bügelgriff. Der in Buckeln getriebene
zu und trat nach kurzen Lehr- Deckel wird von einem Turnierhelm mit Wappenhut und emailliertem Pfauen-
und Wanderjahren als kaum wedel überragt. Die Engelgestalten sind dem alten Kölner Wahrzeichen an der
Zwanzigjähriger in die vor- Rathauskapelle nachgebildet und in Haltung und Gewandung sehr schön gelungen,
nehme Künstlergarde ein, die Das Krystallgefäss ist ein Geschenk des Herrn Beigeordneten Thewalt in Köln.
Laube im Burgtheater um - ;!.
sich gesammelt. Als ihm hier Der Münchener Dienstbotenball. Im Deutschen Theater, dessen
kein geeignetesThätigkeitsfeld Rokokoarchitektur einem Ballfest den denkbar heitersten Rahmen gewährt, hat
wurde, verlegte er sein Wirken
nach Deutschland, wo ihm als
Gastspielpartner der alten Mama Haizinger und ihrer schönen Tochter Louise
Neumann freundlicher Empfang geworden war. Mainz, Hamburg und Dresden
■sind die Stationen seiner Laufbahn. Da kam der Lockruf aus der Heimat, Ascher
berief Jauner an das Carltheater, gab seine Rollen und bald auch das Direktions-
-seepter an ihn ab. Seine künstlerischen und materiellen Triumphe machten die
Hofkreise airf ihn aufmerksam; er wurde an die Spitze der Hofoper gestellt, die
er rasch zu einer allerersten Bühne emporhob. Sein höchstes Verdienst ist die
Eroberung Richard Wagners, der wegen einer Honorarangelegenheit geschmollt
hatte, und den Jauner zu überreden wusste, der Wiener Hofoper die Priorität
der „Walküre" und der ganzen Nibelungen-Tetralogie zu überlassen. Die Wieder-
einführung einer Oberbehörde, der Intendanz, veranlasste ihn, so energisch um
-seine Entlassung anzusuchen, dass sie ihm bewilligt werden musste. Mit einem
hohen Orden und dem Adelstande belohnt, zog er sich im Jahre 1880 ins Privat-
leben zurück. Rasthalten konnte er aber nicht lange. Er übernahm das Ring-
theater unseligen Andenkens und stellte Friedrich Mitterwurzer an seine Seite.
Die Herrlichkeit währte nur einige Wochen, die verheissungsvoll waren; das
plötzliche Ende war Schrecken und Grauen; der grosse Brand, der Hunderte
mordete, vernichtete fast das ganze Vermögen Jauners. Nach Jahren der Zurück-
gezogenheit näherte er sich als stiller Genosse der Direktrice der Wiedener
Operettenbühne dem Theater wieder, zeigte seine Regiekunst unverblasst und
seinen Finderblick ungeschwächt; hier führte er Auguste Wilbrandt-Baudius ins
Theaterleben zurück und entdeckte er Adele Sandrock. Nach kurzem Wirken
an der Seite Pollinis in Hamburg übernahm er wieder die Stätte seiner ersten
grossen Erfolge, das Carltheater, aber diesmal stand ihm das Glück nicht zur
Seite. Er brachte es nicht fertig, das aus der Mode gekommene Schauspiel-
haus wieder beliebt zu machen, und diese vergebliche Liebesmüh, der er
alle seine materiellen Mittel und seine Gesundheit geopfert hatte, vergällte
ihm das Leben. H. G.
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tagsschullehrer zu sehen, ist sicher ein JlBVji (Plof- Oberer) kurieren das Stubenmadel.
Seltsamer Anblick. Und doch entspricht ^jff» * ■F*» Original-Aufnahme des kgUbavr. Ilolphotoyrnphcn Ad. I taumann, Manchen
unsere vorstehende Abbildung durchaus ' UäJjäJF Jk^ der „Pensionsverein deutscher Journalisten und Schriftsteller" im
der Wahrheit. Mr. Chamberlain war von ^KiÄfflPP^^Äfe?^P™^ Verein mit der Deutschen Bühnengenossenschaft einen Dienstbotenball
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auf dem Kopfe und dem Monocle im Ge- der Hofbühne, den Kammersängern Dr. Walter und Knote, der graziösen
sichte; und in der Hand trug er stets einen ■ Soubrette Frl. Schoff und der schönsten jüngsten Primadonna Frl. Koboth
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manche kleine Anekdote aus dem Lehrer- B kapellmeister Stavenhagen im Gewände eines Kochs dirigierte das in der
leben des jetzigen Kolonialministers. Ein l9Hp»|f'<$f ,B Montur Münchener Packträger erschienene Orchester. Einer, den man wohl mit
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