4o6 MODERNE KUNST
guter, gewandter Manager, der sein Handwerk versteht, der seine Bedingungen beschäftigen konnten, ebenso nervös zuckten und zitterten, als sie ihm das
zu machen weiss. Endlich sind beide handelseinig, die Thür öffnet sich und Märchen von dem Briefe ihrer Mutter erzählte. Annita hat ihre Unbefangenheit
herein tritt sie, die Heissgeliebte. Anna-Annita begrüsst Hermann wie einen wiedergewonnen und reicht Hermann die Hand zum Kuss in der Erwartung
Fremden, den sie nie gesehen, doch mit ausgesuchter Liebenswürdigkeit. Ihre eines baldigen Wiedersehens.
Stimme ist unverändert. Hermann fühlt, dass das Blut heiss durch seine Adern Wenige Minuten nachher verlässt Hermann aufatmend das Haus. Er blickt
strömt und ist kaum imstande, ein paar Höflichkeitsphrasen zu stammeln. Als zu den Fenstern des Zimmers, das er soeben verlassen, hinauf. „Mit dieser —
er aufblickt, sehen ihn ihre Augensterne feuchtschimmernd an, wie an jenem Komödiantin wäre ich tief unglücklich geworden. Herr Graf, Sie sind ein bes-
unvergesslichen Abend, an dem er mit ihr in Käthchen von Heilbronn zusammen serer ,Komödiant' als ich. Ihr beide seid einander wert!" Hermann schlägt
spielte. Die Augen üben wieder ihren Zauber auf ihn aus; aber ihr Mund ist die Gartenthür heftig hinter sich zu. In dem gleichen Augenblick ruft ihn ihre
ein anderer geworden. Ein scharfer Zug umspielt ihre Lippen. Der Mund hat Stimme bei seinem Namen. Erschreckt sieht er sich um und erblickt seine
seinen Reiz für ihn verloren. Frau.
Während Annita mit Hermann spricht, betrachtet der Graf nachdenklich den „Ich gehe schon eine halbe Stunde hier auf und ab, um Dich zu erwarten.
Gast. „Das ist aber höchst merkwürdig", beginnt der Graf nach einer Weile, Du hast Deinen Ueberzieher im Hotel vergessen und wirst Dich bei dem un-
„Sie sehen einem Ahnherrn meines Hauses sehr ähnlich. Ich bin von altem, freundlichen Wetter erkälten." Lächelnd hält sie ihm das prosaische Kleidungs-
mährischen Adel, meine Vorfahren haben schon in den Kreuzzügen sich rühmlich stück entgegen.
hervorgethan. Urteilen Sie selbst, ob Sie meinem Ahnherrn nicht ähnlich sehen." „Nicht wahr, ich bleibe dein unverbesserliches Hausmütterchen?"
Der Graf löst ein Anhängsel von seiner Uhrkette und hält es dem Künstler hin. Mit innigem Gefühl sieht er ihr in die treuen, sanften Augen. Ihren Mund
Der Ahnherr des Grafen prangt — auf dem Miniaturbildchen, das Hermann einst umlagern keine bösen Falten, die von unheimlichen Leidenschaften erzählen,
seiner Jugendgeliebten geschenkt hat. Während er sie küsst, ist es ihm, als versänke sein Jugendideal auf
„Mein Geschlecht", brüstet sich der Graf, „blickt auf eine lange Reihe immer — der Schatten, der auf seiner Ehe lagerte, ist verschwunden.
von Ahnen zurück. _ • „Es war wohl
Dieser Ahnherr, j -..-In- sehen bei (lei-
der hier abgebil- gefeierten Ki'mst-
det ist, hat sich lerin, Hermann?
in der Schlacht Wie wunderbar ist
auf dem March- ' : ihr Besitztum."
felde besonders K „Vonaussen",
ausgezeichnet." : ;,, ,. - miaegnei-. ; ier~
Mit einem 9|Hk |fl|]p; jflEEBj^ mann. „Innen lässt
verachtungsvollen ,J9^H| kalt und frestig.
I blick strei ft ! ler- ; ■ ■■■ , :e eisern - >r t in-
JBff IzE!!—!-.!»«^ SHffr' fachen Wänden isl
ein zweiter Blieb ;' ; .? g " U ;,s > nb, vlrl
trifft seine lugend- I^BUUMBr tiT nW 1 mEm JWTnBBÜ flHHx " *.'t* Kl
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geliebte. - Anna „Können wir
senkt verwirr! die . ■" i '; ■ - " B riiin nach I iaie-<
Augen und die - , ■ reisen?" ruft Else
Ka!t<-n um ihren JHHnÜML* 1 erfreut. „Hast Du
Mund treten viel ■ I^KmMHB aHmBmAWl'' / f 'IwB^iBBil^^^BHBBH^^^^B mit inr abge-
schärfer hervor. ||k fHE^F lP'ialMP5P^' "Jr*** — JHBWäEjp 1 ' * schlössen?"
Sie macht sich ' BB| VHHL ■ m .Jfc l „Ja--ab-
n Brei: Brühtet- § ' i " ,. ■-.. -■"?'■ ,:' f' / ■ g e s c h i o -'. s e n! "
Armbändern zu ^B^B'Sa fHfe : -flK^jsSME* ' JP^HHp" .jfl^^H „Du scheinst
schaffen und spielt H aber nicht sehr
mit ihren kost- ' , gh'ir lieh darüber
baren Bingen. -g, . B rg * *' ■ b ' ' zu :- in, i iermzmW
Hermann erinnert iBJ, gl / ' B „Mehr als
sich, dass ihre ' f JHP - / '"b . ,v;'^"'g; aluekneh!"
Hände, die sich I -. Und erdrückt
freilich damals l Efr, den ersten seligen
noch nicht mit alfifa . - IfTflMl Kuss unwandel-
Brillant - Armbän- .... barer Gattenliebe
dem und sehr WBK auf Eisens frische
kostbaren Ringen —:---.-.-.-—.->—JaMI Lippen.
Graf t'osaduwsky im Kreise seiner Familie.
'raf Posadowsky. Seitdem Herr von Bötticher das aufregende Amt eines paar, Nikolaus und Elisabeth, und eine jüngere Tochter Helene sind dem Bunde
Ministers mit dem friedlichen Posten eines Oberpräsidenten vertauscht hat, entsprossen. Graf Posadowsky hat, so glauben viele, seine Carriere noch nicht
ist Graf Posadowsky der Sprechminister des Reichstags geworden. Früher, als abgeschlossen. Man hat sogar eine Zeit lang in ihm den Nachfolger des Reichs-
er noch das nüchterne Reichsschatzamt versah und an Stelle des Herrn von kanzlers erblickt, und sicherlich gehört er zu den Persönlichkeiten, die von dem
Thielmann mit trockenen Zahlenreihen operierte, hätte man es ihm kaum zu- Hass der Parteien am wenigsten verfolgt werden. Auch seine frühere Carriere
getraut, dass er sich noch zu einem so ausgezeichneten und temperamentvollen ist ausserordentlich glücklich gewesen. Noch im Jahre 1885 war er ein ein-
Debatter entwickeln würde, wie er thatsächlich geworden ist. Man hört den facher preussischer Landrat in der Provinz Posen und als er zum ersten Male
Mann mit dem vornehmen klugen Kopf, der auch in dem hitzigsten Kampfe den mit Kaiser Wilhelm II. in persönliche Beziehungen trat, war er lediglich Landes-
Gegner nie verletzt, gern an, und auch bei Flofe erfreut er sich grosser Beliebt- direkter. Die Geschicklichkeit und Sicherheit, mit der er die ständische Ver-
heit. Als Sprechminister ist er der am meisten zu Worte gelangende Vertreter waltung der Provinz organisierte, lenkte die Aufmerksamkeit des Monarchen
des Bundesrates, zumal da der Reichskanzler, Fürst Hohenlohe, stets nur wider- auf ihn, die er sich bis heute unverändert zu wahren verstand. Ln.
willig sich auf die Rednertribüne begiebt. Sein Meisterstück wird er zu liefern * .,. *
haben in der sachgemässen und gründlichen Durcharbeitung der Handels- Die Darmstädter Künstlerkolonie. Das wird wirklich eine merk-
verträge, und wenn die widerstrebenden Interessen der verschiedenen Wirtschaft- würdige Sache. Man denke sich die Mathildenhöhe, einen Hügelrücken im Nord-
lichen Berufe auf ihn eindringen, so wird er mehr die Rosen als die Dornen osten der Stadt, bei der russischen Kapelle. Es ist ein ehemaliger Park mit
seines hohen Amtes spüren. Dann wird er wohl auch selten die Behaglichkeit alten Bäumen. Da sind 10000 Quadratmeter für die Künstlerkolonie bestimmt,
des Heims geniessen, das ihm seine Gemahlin, die Tochter der verstorbenen Oben auf dem Hügelrande steht das Ernst Ludwig-Haus, dessen Grundstein der
Appellationsgerichtspräsidenten Gustav von Möller, bereitet hat. Ein Zwillings- Grossherzog am 24. März gelegt hat. Es ist das Haus einer Arbeit, die als
guter, gewandter Manager, der sein Handwerk versteht, der seine Bedingungen beschäftigen konnten, ebenso nervös zuckten und zitterten, als sie ihm das
zu machen weiss. Endlich sind beide handelseinig, die Thür öffnet sich und Märchen von dem Briefe ihrer Mutter erzählte. Annita hat ihre Unbefangenheit
herein tritt sie, die Heissgeliebte. Anna-Annita begrüsst Hermann wie einen wiedergewonnen und reicht Hermann die Hand zum Kuss in der Erwartung
Fremden, den sie nie gesehen, doch mit ausgesuchter Liebenswürdigkeit. Ihre eines baldigen Wiedersehens.
Stimme ist unverändert. Hermann fühlt, dass das Blut heiss durch seine Adern Wenige Minuten nachher verlässt Hermann aufatmend das Haus. Er blickt
strömt und ist kaum imstande, ein paar Höflichkeitsphrasen zu stammeln. Als zu den Fenstern des Zimmers, das er soeben verlassen, hinauf. „Mit dieser —
er aufblickt, sehen ihn ihre Augensterne feuchtschimmernd an, wie an jenem Komödiantin wäre ich tief unglücklich geworden. Herr Graf, Sie sind ein bes-
unvergesslichen Abend, an dem er mit ihr in Käthchen von Heilbronn zusammen serer ,Komödiant' als ich. Ihr beide seid einander wert!" Hermann schlägt
spielte. Die Augen üben wieder ihren Zauber auf ihn aus; aber ihr Mund ist die Gartenthür heftig hinter sich zu. In dem gleichen Augenblick ruft ihn ihre
ein anderer geworden. Ein scharfer Zug umspielt ihre Lippen. Der Mund hat Stimme bei seinem Namen. Erschreckt sieht er sich um und erblickt seine
seinen Reiz für ihn verloren. Frau.
Während Annita mit Hermann spricht, betrachtet der Graf nachdenklich den „Ich gehe schon eine halbe Stunde hier auf und ab, um Dich zu erwarten.
Gast. „Das ist aber höchst merkwürdig", beginnt der Graf nach einer Weile, Du hast Deinen Ueberzieher im Hotel vergessen und wirst Dich bei dem un-
„Sie sehen einem Ahnherrn meines Hauses sehr ähnlich. Ich bin von altem, freundlichen Wetter erkälten." Lächelnd hält sie ihm das prosaische Kleidungs-
mährischen Adel, meine Vorfahren haben schon in den Kreuzzügen sich rühmlich stück entgegen.
hervorgethan. Urteilen Sie selbst, ob Sie meinem Ahnherrn nicht ähnlich sehen." „Nicht wahr, ich bleibe dein unverbesserliches Hausmütterchen?"
Der Graf löst ein Anhängsel von seiner Uhrkette und hält es dem Künstler hin. Mit innigem Gefühl sieht er ihr in die treuen, sanften Augen. Ihren Mund
Der Ahnherr des Grafen prangt — auf dem Miniaturbildchen, das Hermann einst umlagern keine bösen Falten, die von unheimlichen Leidenschaften erzählen,
seiner Jugendgeliebten geschenkt hat. Während er sie küsst, ist es ihm, als versänke sein Jugendideal auf
„Mein Geschlecht", brüstet sich der Graf, „blickt auf eine lange Reihe immer — der Schatten, der auf seiner Ehe lagerte, ist verschwunden.
von Ahnen zurück. _ • „Es war wohl
Dieser Ahnherr, j -..-In- sehen bei (lei-
der hier abgebil- gefeierten Ki'mst-
det ist, hat sich lerin, Hermann?
in der Schlacht Wie wunderbar ist
auf dem March- ' : ihr Besitztum."
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Mit einem 9|Hk |fl|]p; jflEEBj^ mann. „Innen lässt
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senkt verwirr! die . ■" i '; ■ - " B riiin nach I iaie-<
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Ministers mit dem friedlichen Posten eines Oberpräsidenten vertauscht hat, entsprossen. Graf Posadowsky hat, so glauben viele, seine Carriere noch nicht
ist Graf Posadowsky der Sprechminister des Reichstags geworden. Früher, als abgeschlossen. Man hat sogar eine Zeit lang in ihm den Nachfolger des Reichs-
er noch das nüchterne Reichsschatzamt versah und an Stelle des Herrn von kanzlers erblickt, und sicherlich gehört er zu den Persönlichkeiten, die von dem
Thielmann mit trockenen Zahlenreihen operierte, hätte man es ihm kaum zu- Hass der Parteien am wenigsten verfolgt werden. Auch seine frühere Carriere
getraut, dass er sich noch zu einem so ausgezeichneten und temperamentvollen ist ausserordentlich glücklich gewesen. Noch im Jahre 1885 war er ein ein-
Debatter entwickeln würde, wie er thatsächlich geworden ist. Man hört den facher preussischer Landrat in der Provinz Posen und als er zum ersten Male
Mann mit dem vornehmen klugen Kopf, der auch in dem hitzigsten Kampfe den mit Kaiser Wilhelm II. in persönliche Beziehungen trat, war er lediglich Landes-
Gegner nie verletzt, gern an, und auch bei Flofe erfreut er sich grosser Beliebt- direkter. Die Geschicklichkeit und Sicherheit, mit der er die ständische Ver-
heit. Als Sprechminister ist er der am meisten zu Worte gelangende Vertreter waltung der Provinz organisierte, lenkte die Aufmerksamkeit des Monarchen
des Bundesrates, zumal da der Reichskanzler, Fürst Hohenlohe, stets nur wider- auf ihn, die er sich bis heute unverändert zu wahren verstand. Ln.
willig sich auf die Rednertribüne begiebt. Sein Meisterstück wird er zu liefern * .,. *
haben in der sachgemässen und gründlichen Durcharbeitung der Handels- Die Darmstädter Künstlerkolonie. Das wird wirklich eine merk-
verträge, und wenn die widerstrebenden Interessen der verschiedenen Wirtschaft- würdige Sache. Man denke sich die Mathildenhöhe, einen Hügelrücken im Nord-
lichen Berufe auf ihn eindringen, so wird er mehr die Rosen als die Dornen osten der Stadt, bei der russischen Kapelle. Es ist ein ehemaliger Park mit
seines hohen Amtes spüren. Dann wird er wohl auch selten die Behaglichkeit alten Bäumen. Da sind 10000 Quadratmeter für die Künstlerkolonie bestimmt,
des Heims geniessen, das ihm seine Gemahlin, die Tochter der verstorbenen Oben auf dem Hügelrande steht das Ernst Ludwig-Haus, dessen Grundstein der
Appellationsgerichtspräsidenten Gustav von Möller, bereitet hat. Ein Zwillings- Grossherzog am 24. März gelegt hat. Es ist das Haus einer Arbeit, die als