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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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7. Heft
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An der Quelle der Bénédictine
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0143

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N

f% m m m Hu der Quelle der Benedictine- m m m m

ach Fecamp, der alten Normannenstadt, wollen wir unsere dreissig. Jahre später, im Jahre 1894, hatte sie die enorme
freundlichen Leser führen und, zu Thal wandernd, uns mit Höhe von über einer Million, nämlich 1.135.828, erreicht.

ihnen an dem stolzen Gebäudekomplex erfreuen, welchen ___.............. Noch einmal aber sollte über die Fabrikation der

die Societe Anonyme Distill'erie de la Liqueur Bene- /iPHK Benedictine ein verhängnissvolles Ereigniss herein-
dictine nach der verheerenden Feuersbrunst des Januar l.mmWKKk. brechen, diesmal in Gestalt einer furchtbaren Feuers-
1892 wieder neu hat erstehen lassen. i !>run:>i, die am 12. Januar 1892 drei Viertel des Etablisse-

Hier haben wir die Quelle jenes Liqueurs zu ments vollständig zerstörte. Aber 'Herr Le Grand

suchen, der sicli auf dem weiten Erdenrunde des \*1ABiFMW machte sich unverzüglich daran, die Fabrik in neuer
höchsten Ansehens, des ungetheilten Lobes aller Kenner WälSl^M Gestalt wieder erstehen zu lassen, und welch ein herr-
und Laien erfreut, jenes Liqueurs, der seinen Namen I/T%r* lieh es Bauwerk ist aus den Ruinen erstanden! In reinem
nach dem Mönchsorden trägt, dem sein Erfinder an- | S^tjM Renaissancestyl erhebt sich das schlossartige Haupt-
gehörte — die Benedictine. 1 '4Q^SÄJ gebäude. Mit seinen schlanken Thürmen, mit seinen
Im Jahre 1350 war's, da gelang es dem Benedictiner- V^^^B hohen Fenstern, seinen spitzen Dächern bietet es viel
mönch Bernardo Vincelli, aus allerlei Kräutern ein t&^&isM eher den Anblick eines fürstlichen Residenzschlosses,
Elixir zu brauen, das sich nicht nur eines ganz aparten p^ßSjffl'H als einer Destillation, in der täglich 250 Arbeiter
Geschmacks, sondern in dem engen Kreise der Brüder uI^WVSOr l,n<' Arbeiterinnen damit beschäftigt sind, den Trank
auch des Vorzuges rühmen durfte, als heilkräftig und herz- T jUHHv. des Benedictinermönches abzufüllen und zu verpacken,
stärkend zu gelten. Waren sie geistig abgespannt 4V/flHHVi Zweiunddreissigmal. muss die Flasche in die Hand
in Folge angestrengter Studien, so erquickten sie ^gV/AHHSHL genommen werden, ehe sie auch äusserlich soweit
sich an ihrem stärkenden Tränklein; wanderten sie -^Mr fflff^^^^^^N, gediehen ist, die Blicke ihrer Gönner zu entzücken,
aber als barmherzige Brüder von Ort zu Ort, den i^^HflffHHHflnBk Dass die Arbeitsräume in jeder Beziehung den
Kranken und Elenden Hilfe und Trost spen- ^mmk ■ ■ '' HSHbUH^W jS^. Anforderungen einer modernen Hygiene ge-
dend, so führten sie wiederum das Elixir jHHH^^H^SU^^m^S^. nügen, dass in ihnen die Errungenschaften
des Bernardo Vincelli mit sich und labten /SK^w^aK^^KMBSSBKt^k^wK der Technik voll und ganz zur Geltung
und stärkten damit die armen Kranken. So it^h»j3B^B BfHBBtl^fcd^; kommen, ist mit Rücksicht auf die Mittel, die
!• a.T das; •!!.• „ Ürnc'-.F i . (, k ' 1 di< Anlage verwendet wurden, wohl als
Kräutertrank bald allgemein genannt wurde, \W¥mMSBS&^' vi-r-.tündlidi anzunehmen,
sehr schnell zu hohem Ansehen gelangte; flSlIfi^H WMfK T> O "V1<2Ö Als am 30. Juni 1895 der Neubau vollendet
sein Ruf kam bald auch dem König Franz I. -S jflHB^^V»r 91 jSmf war und durch den Erzbischof von Rouen die
zu Ohren. Er kostete ihn und fand ihn vor- IflBHHH. ■ Bk ijilliS^aW Weihe empfingen hatte, Ward dieses Ereig-
züglich, so dass, als ein Edelmann aus der ■ iII^IRlV ^^AwStStm n'ss durch ein glänzendes Fest gefeiert. Her-
Bretagne dem Könige gegenüber die Weine > S ll|fl^B^L *^ JM\y vorragende kirchliche und weltliche Grössen
seiner Provinz rühmte, der König ausrief: ' \\ 1 KhBHBbm^ •■ ■ a^ipr* Frankreichs und des Auslandes waren mit Ein-
„Ihr mit euren Weinen der Bretagne! Das \ § »1flHHflHfeBMtfCK'; ladungen zu diesem Feste beehrt worden, und
sind ja die sauersten meines Reiches, gerade ■H||HHHHBBV^^F>/ im Saale der Aebte war's, wo ein exquisites
gut genug, einem zur Kolik zu verhelfen! I11m'!HBIife,j?ABl.El[^m^i^^M0t:81 Dejeuner zu 100 Gedecken und Nachmittags
Ja, wenn ihr den Liqueur der Mönche iSlflHl ^^'^^■A-^S^fit^X ein Diner fair 380 Personen, worunter Bericht-
von Fecamp gepriesen hättet! Meiner Treu «\\ ^^bhbbl. . "=^^MäMmy erstatter aller ersten Zeitungen Frankreichs
— es giebt nichts, was besser schmeckt." o~>' ~üff.i2SHB==PS5^ und des Auslandes, servirt wurde.

Zwei und ein halbes Jahrhundert hin- Heute kann mit vollem Rechte behauptet

durch waren die Benedictinermönche der Abtei Fecamp emsig werden, dass die Benedictine in aller Herren Länder dort zu finden
beschäftigt, nach dem von Bernardo Vincelli hinterlassenen ist, wo es gilt, eine vornehme Gesellschaft bei einem exquisiten
Recepte, das sie natürlich als ihr Geheimniss bewahrten, den Diner oder Souper zu vereinigen. Alle Schönheiten der neu-
trefflichen Kräutertrank zu brauen — da brach die Schreckens- erbauten Abtei von F'ecamp aufzuzählen, würde zu weit führen,
zeit der Revolution herein, und zu ihren vielen Opfern gehörten Wir können dem freundlichen Leser, den ein gütiges

auch die friedliebenden Benedictiner von Fecamp. In dieser Geschick in die Nähe von Fecamp führt, nur empfehlen, die
Schreckenszeit ging auch Bernardo Vincelli's Recept verloren; Gelegenheit nicht vorübergehen zu lassen, der Quelle der
wer es an sich genommen, weiss man nicht; jedenfalls verstrichen Benedictine einen Besuch abzustatten und von jenem Lebens-
drei Vierteljahrhunderte, ehe das Geheimniss Vincelli's dem elixir zu kosten, das schon seit Langem ein unentbehrliches
verrathen wurde, der dazu auserlesen war, die Erfindung des Requisit aller vornehmen Häuser ist.

Benedictiners wieder ins Leben zu rufen. Wer nächstes Jahr nach Paris zur Weltausstellung zu

Der glückliche Erbe des Receptes war Herr A. Le Grand, gehen beabsichtigt, nehme seinen Weg über Hamburg-Hävre.
von dessen Vorfahren einer der staatliche Procurator der Abtei Im Sommer reist es sich gar prächtig zur See. Wer hätte
Fecamp gewesen war. Er unternahm es im Jahre 1863, die noch nichts von den schwimmenden erstclassigen Hotels
Benedictine von Neuem herzustellen. Vieler kostspieliger und der Hamburg - Amerika - Linie gehört! Nichts von Amiens,
zeitraubender , . Chartres, Caen,

Versuche be- ^ Bayeux, Rouen

durfte es, ehe der i — dem gelobten

Trank in Aroma fr Lande der

und Geschmack, 41 Kathedralen —

in Farbe und ^ „ . _ ' .v. . JH. nichts vom un-

Consistenz, kurz -. " ' "' . 1 jffi • | vergleichlichen

in Allem «lem , ^SfSfe^ 'JM | Mont St. Michel,

von Vincelli * »J ^4».;.. WM* • \jjlnL ftt«Hlfl----- nichts von Trou-

hergestellten j ville, Etretat und

Elixir glich. — "138m^-i ' •' • Freamp. den

Im Jahre 1864, ' ^^SS^^S^^KtK^m^ bekannten See-

auf 28.445 und

dem ersten, in t1, j < '5'-' r) ■ ■ ' ,;i'> '■' bädern? Letztere

dem die Her- 1 VfflS beiden One sind

Benedictus

DE LA DlSTILLERIE DE LA BENEDICTINE, FeCAMP.

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