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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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16. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0416

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257

timmungen.

flnfon von tüeFnei?.

-

[Nachdruck verboten.]

machte, überraschte er seine Meister und Kunstschulgenossen durch seine rasch
aufeinanderfolgenden Schöpfungen; lebensvolle Genrebilder, bald von Scenen

m 6. April dieses Jahres waren fünfundzwanzig Jahre seit dem Tage ver- aus der ihn umgebenden Wirklichkeit, bald aus der Vergangenheit, mehr noch

£rv flössen, an welchem der damals zweiunddreissigjährige Maler Anton durch grosse geschichtliche Gemälde — wie Luther vor Cajetan; Konradin sein

von Werner zu Berlin die königliche Bestallung als Direktor der Todesurteil empfangend; Heinrichs IV., des jungen Kaisersohnes, Entführung im

Berliner, gründlich reorganisierten Kunstakademie, oder wie fortan ihr officieller Rheinboote durch Bischof Hanno von Köln. Zugleich lenkten auch zahlreiche

Name lautete, der „Akademischen Hochschule der Bildenden Künste" empfing. Illustrationen zu deutschen Dichtungen romantischen Charakters die allgemeine

Das damals in ihn gesetzte Vertrauen hat er in dieser ganzen Zeit glänzend Aufmerksamkeit auf das neue grosse Talent. Seine künstlerische Bildung

gerechtfertigt. Dies Vertrauen war ihm in gleichem Maasse von der im „Verein vollendete er in den Jahren 1867 bis 1869 in Paris und Italien. Der Auftrag zu

Berliner Künstler" vertretenen Berliner Künstlerschaft, von den Staats- den beiden Wandgemälden aus deutscher Geschichte in der Aula des neuen

behörden, dem Kaiser und dem kronprinzlichen Paare entgegengebracht worden. Gymnasiums zu Kiel führte Anton von Werner dann dorthin. Eine ihm daselbst

Durch seine ausserordentlichen künstlerischen Thaten und Leistungen, wie durch gemachte Bestellung, „Moltke die heranziehenden Truppen vor Paris besichtigend"

seine ganze, frühe schon in sich gefestigte, ebenso mit überlegener natürlicher zu malen, veranlasste die Reise nach Versailles ins Hauptquartier behufs der

Anton von Werner malt an seinem Bilde „Kaiser Wilhelm I. Kriegsrat haltend".

Klugheit, Verstandesschärfe und Willensenergie, wie mit grossem, künstlerisch nur dort zu machenden Vorstudien. Die zwischen allen den hohen Herren,

schöpferischem Talent begabte Persönlichkeit, hatte er es sich erworben. Die Staatsmännern und Truppenführern verlebten Versailler Tage wurden für sein

Mitglieder des Vereins kannten ihn als den besten, überall für diesen kräftig ferneres Leben entscheidend. Und dort auch knüpften sich die intimen Be-

mit gutem Rat und That wirksam eintretenden und auch dessen Feste durch Ziehungen zum deutschen Kronprinzen an. —

seine mannigfachen geselligen Gaben schmückenden und würzenden Kameraden. Seine zunächst fast alles überragende Stellung in der Berliner, ja der
Im Königshause aber hatte man ihn nach Verdienst schätzen gelernt; zuerst deutschen Künstlerschaft aber eroberte sich der Heimgekehrte durch das ge-
im grossen Kriege in Feindesland, wo er ein wohlaufgenommener, gern gesehener waltige historisch-symbolische Gemälde „Die Erhebung und der Ansturm des
Gast des kronprinzlichen Hauptquartiers zu Versailles gewesen war; in den deutschen Volkes in Waffen gegen Frankreich" für eins der über die Sieger-
folgenden Friedensjahren bei Hofe und in der Intimität der kronprinzlichen einzugsstrasse in Berlin gespannten Velarien. Sein Ruhm wurde noch gesteigert
Familie. Durch die warme Empfehlung des Grossherzogs von Baden war er durch den in gleichem grossem realistisch-symbolistischem Mischstil entworfenen,
bei dem Sieger von Wörth eingeführt worden, gerade als dessen Armee im mit prachtvoller Farbenwirkung gemalten, riesigen Karton für das Mosaikbild,
Verein mit der seines königlichen Vaters Ende September 1870 die Einschliessung welches den untersten Teil der Berliner Siegessäule umgiebt und die deutsche
von Paris vollendet hatte. Der Grossherzog war Anton von Werner bereits Erhebung, Einigung und Errichtung des Kaiserreichs verherrlicht,
während der von diesem in Karlsruhe von 1862 bis 1867 verlebten Jahre geneigt Es war dem Meister leider nicht vergönnt, in dieser Richtung, für welche
geworden. An der dort neugegründeten trefflichen Kunstschule hatte der, 1843 ' er wie kaum ein Zweiter berufen war, weiter zu schaffen. Kaum mehr als
zu Frankfurt an der Oder als Sohn eines, einer altadligen Familie entstammenden, eins seiner späteren Werke — freilich eins seiner allersehönsten — gehört
Handwerksmeisters geboren, und eminent begabte angehende Künstler, der im drei- zur Gattung der reinen Phantasieschöpfungen, die farbigen Kartons für die
zehnten Jahre zu einem Stubenmaler in die Lehre gegeben wurde, seine an der herrlichen Mosaik-Friesbilder am Pringsheimschen Hause in der Wilhelmstrasse,
Berliner Akademie begonnenen Kunststudien unter A. Schrödter und C. F. Losting welche in grossen Zügen die Alterstufen des Menschenlebens schildern. — Aus
fortgesetzt. Schon in diesen Studienjahren, in denen er rapide Fortschritte dieser Welt der poetischen Phantasie, der idealen Schönheit und Anmut rief

XIV. 16. IV.

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